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Gedichte 3
 

Liebesfreudigkeit
Frühlingswehn
Zwei Wanderer
Unverletzliches
Zum Abschiede
Vor einem Bilde
Fruchtlos suchen
Du traurig!
An O.
Zaud're nicht!
Lavanttal
Frühlingslied
Abschiedmorgen
Bergsee
Am See
An P * * * *
Ich sah den Vollmond steigen!
Neuer Reiz
An P * * * *2
Letzter Abend
Den Spottenden
Umwandlung
Auf der Reise
Grubenfahrt

Liebesfreudigkeit


Will feig nicht länger ringen
Nach ruhigen Sinnes Glück —
Ein mutig Selbstbezwingen!
Und Ruhe kehrt zurück.

Will starken Arm's umfassen
Die bräutlich schöne Welt,
Sie nimmer fühlen lassen,
Was innen oft mich quält!

Wenn auf mir lastend lieget
Ein Kummer, noch so schwül —
Doch immer wieder sieget
Der Freude stark Gefühl.

Es mag der Schwächling sinken,
Schwach ist das Herz, das bricht
Wird mir Erfüllung winken?
Das fragt der Tücht'ge nicht.

Getrost geht er die Pfade,
Wohin ihn Sehnsucht zieht,
Wie an das Meergestade
Die Welle ewig flieht!

Vergänglich all die Schmerzen!
Sie nah'n und flieh'n zurück;
Gefühl der Lieb' im Herzen
Ist unvergänglich Glück!

Frühlingswehn

Warum so still, so trauemd,
So schmerzdurchglüht?
Wenn ringsum wonneschauernd
Der Frühling blüht, —
Wenn nunmehr, lang ersehnet,
Ein leuchtend Grün
Von Strauch und Baum sich dehnet
Zum Himmel kühn!

Es weht ein Hauch der Frühe
Durch alle Welt —
O blühe nur, o blühe
Du schöne Welt!
Wie weht der Zukunft Grauen
So träumerisch,
Aus allen Lebensauen
So morgenfrisch!

Es wallt im heißen Drange
Das Herz mir auf —
O laß dem mut'gen Klange
Nur freien Lauf —
Die Zukunft, weltverjüngend,
Manch' lichte Tat
Mit junger Hand bezwingend,
Sie naht — sie naht!

Mag auch ungläubig lachen
Alltäglichkeit —
Wer fühlt nicht das Erwachen
Der neuen Zeit!
Und ob in Zweifelschmerzen
Manch' Herz verzagt,
Noch gibt es frische Herzen,
In denen's tagt!

O Frühling! warm getroffen
Von deinem Hauch —
Wie kräftigt sich mein Hoffen,
Mein Lieben auch!
Lehrst finden mich den Glauben,
Machst mich gesund!
Nun soll kein Gott mir rauben
Den teuren Fund!

Zwei Wanderer

Ich geh' dir ernst zur Seite,
Du wilder Alpenbach —
Du suchst, wie ich, das Weite,
Und das nicht sehr gemach;
Das ist ein hastig Drängen
Und Treiben allzumal:
Mit brausenden Gesängen
Ziehst du, wie ich, zu Tal.

Mit unbezähmtem Wollen
Stürmst du durch Felsen fort,
Hörst nicht Lawinen-Grollen,
Der Berge mahnend Wort;
Bis — wo die Schlucht sich weitet,
Besonnen deine Flut,
Zum Spiegel ausgebreitet,
Als See ein Weilchen ruht.

Leb' wohl, mein Freund! es teilen
Nun uns're Wege sich —
Du strebst mit frohem Eilen
Zum Meere hin — und ich? —
Für welches der Geschicke
Ich auserseh'n zum Spiel —
Noch dunkel ist's dem Blicke,
Noch unbekannt das Ziel!

Ob meiner Wogen Schäumen
Sich je zum Spiegel klärt;
Wird je zum sanften Träumen
Mir kurze Rast gewährt —
Ob je die Brandung innen
Am Fels der Ruh' sich bricht,
Ob je ich soll gewinnen
Ein Ziel — ich weiß es nicht!

Unverletzliches

Stillvertrauend dem Geschicke
Sinn' im Zimmer ich allein,
Goldene Versöhnungsblicke
Werfen Sterne mir herein.

Was mir auch das Herz verwunde,
Das vielleicht zu viel begehrt,
Bleibt die Seele doch gesunde,
Bleibt der Kern doch unversehrt!

Wie die Nachtluft weich und kühlend
Über meine Stirne streicht! —
Dichterkraft im Busen fühlend,
Trag' ich alles gern und leicht!

Zum Abschiede

O folgt' aus der Begeisterung Stunde
Doch keine Stunde Nüchternheit!
Umsonst! der Becher flieht vom Munde,
Den kurz uns nur die Freude leiht.

Das Leben ist ein ewig Eilen,
Und liebt Veränderung wie ein Kind,
Wo's schön ist, dürfen wir nicht weilen,
Nicht weilen — wo wir glücklich sind.

Wir wünschen stets: glückliche Reise!
Und Lebewohl nach Wanderer Art;
Und immer tönt die alte Weise,
Wenn kaum im Innern wohl uns ward.

So lebe wohl! du bergumgeben's,
Du ruhig Tal, du ländlich Haus!
Wo köstlich von dem Lärm des Lebens
Ich ruht' bei lieben Menschen aus.

Schon wird die Erde stumm und stummer,
Der Mond beglänzet Wald und Fluß —
Und Alles liegt im süßen Schlummer
Des Friedens — den ich lassen muß.

Vor einem Bilde

Wie oft, wie gern ich dich betrachte,
Du meiner Mutter freundlich Bild!
Und Rührung regt sich mir im Herzen,
Du blickst so gütig, blickst so mild!

Ach! schmerzlich muß ich es bedenken:
Daß, seit du mich gewiegt am Schoß —
Auf dieser Wang' so manche Träne
Voll zärtlicher Besorgnis floß.

Wenn auf entfernte fremde Bahnen
Mich zwingt ein ungestümer Trieb,
Den ich vergebens such' zu dämpfen
In voller Brust — o so vergib!

Wohl wärst du's wert, dir auszuopfern
Mein Hoffen all und Glück und Ruhm,
Was mir auch wird, bleibt deine Liebe
Ja doch das schönste Heiligtum!

Vielleicht, wenn jeder Wunsch gescheitert,
Dereinst der Blick nach Rettung sucht;
Erschließt sich treue Mutterliebe
Dem Strandenden als sich're Bucht. —

Fruchtlos suchen

O wüßt' ich nur, worin das Glück
Des Lebens doch bestände! —
So aber forscht umsonst der Blick,
Des Suchens wird kein Ende.

Mit meiner Seele ganzer Kraft
Wollt' ich darnach wohl kämpfen,
Und Leiden, das den Geist erschlafft,
Im Busen niederkämpfen.

Doch ob der Wunsch auch mächtig spricht,
Das Herz darnach auch glühe —
Ach! im Genusse liegt es nicht,
Nicht in des Strebens Mühe!

Und wähnest du, daß es dir nun
Zu haschen leicht gelänge,
Kommst d'rauf mit deinem Denken, Tun
Bald wieder ins Gedränge.

Entsagend endlich siehst du's ein,
Ach! nimmer ist's zu finden!
Nur Liebe gibt davon allein
Ein dunkles Vorempfinden.

Du traurig!

Im Auge bitt're Tränenlast,
Wo Lust mir sollte thronen?
Wie darf der Schmerz, der trübe Gast,
Solch' schimmernd Haus bewohnen!
Zwar schön mit seiner Perlenzier
Schmückt er — das strahlenreiche,
Doch fern sei solche Schönheit dir,
Du holde Kummerbleiche.

Du weinst! — als silbernes Gewicht
Fall' in die Leidenswaage —
Für alle, die in deinem Licht
Hinwandeln ihre Tage,
Der milde Tau, — auf daß versöhnt
Vom Opfer deiner Schmerzen
Ein guter Geist Erleicht'rung gönnt
All' den bedrängten Herzen!

Doch wenn du trauerst — wer begehrt
Noch fürder Glück der Erde! —
War je ein Herz, ist deines wert,
Daß reinstes Glück ihm werde!
Ja gern ertrag' ich künft'ge Qual —
Sah, aller Wonnen Quelle,
Ich doch sogar getrübt einmal
Des schönsten Auges Helle! —

An O.

Dein Bild, ob lange auch entschwunden,
Kann nimmer doch vergessen sein;
Ich sah dich — und die reinsten Stunden
Des Lebens fielen all' mir ein.

Spricht Hoffnung mir auch zum Gemüte,
Mir soll noch manche Freude blüh'n —
So ganz wie ich für dich erglühte,
Werd' künftig ich für nichts mehr glüh'n!

Was auch mein Herz sich mag erstreben —
Das köstlichste errung'ne Gut
Reicht nicht hinan an jenes Beben,
An jene erste Liebesglut.

Zaud're nicht!

Alle Schätze, die zu geben
Dir des Lebens Schoß verspricht,
Kannst du mit den Worten heben:
Blick' um dich und zaud're nicht!

Brich die Früchte, die geboren,
Jede Stunde wohlgemut,
Denn am Zweige zu verdorren
Ist die schlechteste zu gut.

Nicht von Sehnsucht sei entrissen
Dir der Gegenwart Genuß,
Unerreichtes nah' zu wissen
Ward die Qual des Tantalus.

Pflück' des Kusses feuchte Blüte,
Wo's ein roter Mund gewährt,
Froh erschließe dein Gemüte,
Wo ein Herz der Lieb' begehrt.

Alles, was in sich zu tragen
Deinem Herzen unbequem,
Sing' es, ohne erst zu fragen,
Ob es auch der Welt genehm.

Glühend laß im Liede walten,
Was du fühlst im Augenblick —
Frag' nicht, was davon mag halten
Eine fröstelnde Kritik.

Mag es auch kein Auge finden,
Das daraus teilnehmend fällt,
Des Erschaffens froh Empfinden
Bleibt dir dennoch unvergällt.

Banne lähmendes Besinnen,
Sei's in Freude' sei's in Harm,
Kommt die Träne, laß sie rinnen,
Kommt das Lächeln, lächle warm.

Halte stets bereit dein Wesen,
Frisch zur Tat, wie zum Gedicht,
Und so magst du neu genesen
In dem Worte: Zaud're nicht!

Lavanttal
Einem Freunde auf die Reise

Bald blickst vom hohen Alpenrücken
Hinunter du in's schönste Tal,
Mag rosig es der Abend schmücken,
Wenn du es schaust zum ersten Mal!

Der fernsten Berge Spitzen winken
Durchs Blau herüber ihren Gruß,
Willkommen rauscht im gold'nen Blinken
Heraus der jungfräuliche Fluß.

Das ganze Tal, ein großer Garten,
Fruchtbare Fülle nah und weit —
Umzäunt von grünen Alpenwarten
Ein farbig Bild voll Lieblichkeit!

Und zwischen fruchtgebeugten Zweigen
Glänzt hie und da ein gastlich Dach —
Des Rauches graue Wölkchen steigen
Zum blauen Himmel allgemach.

Nur dann und wann, indes die Runde
Entzückt dein Auge überschaut,
Durchweht das Schweigen — Friedenskunde
Der Herdenglocke träger Laut.

Dann ruf'st du wohl, vertieft in Schauen:
Fürwahr! auf den beglückten Höh'n —
Hier möcht' ich meine Hütte bauen,
Wo ist die Welt so zauberschön?

Berühmt're Täler — vielbesungen
Und allgekannt — hab' ich erblickt,
Doch hat auf meinen Wanderungen
Mich keines noch, wie dies erquickt!

Frühlingslied

O wie schaurig
Ist's hier im Grund —
Herz, sei nicht traurig,
Werde gesund.

Blick' auf die grünen
Waldigen Höh'n —
Hör' auf des kühnen
Baches Getön.

Saftiger Matten
Sonniger Schein,
Tauige Schatten
Drüben am Rain!

Und durch die Räume
Harzigen Duft
Hauchen die Bäume
Still in die Luft.

Im Wasserfalle
Stürzt silberweiß
Nieder zum Tale
Jauchzend das Eis

Lenzigem Scheine
Bieten mit Lust
Berge und Steine
Dar, ihre Brust.

Schaffendes Weben —
Farbe und Schall —
Pochendes Leben
Allüberall!

O wie die Erde
Werdend erglüht,
Alle Beschwerde
Schwind' dem Gemüt.

Hier in der Sonne
Fühle nur Eins:
Alle die Wonne
Eigenen Seins!

Abschiedmorgen

Wie weht so frisch der Morgenwind
Und winkt mir in die Weite —
Nun gib mir noch, du holdes Kind,
Zum Strande das Geleite.

Reich' mir den Mund zum letzten Kuß
Mit williger Gebärde,
Nie mehr vielleicht setz' ich den Fuß
An dieses Ufers Erde.

Leb' wohl! ich faß' das Ruder an —
Die ungeduld'ge Welle
Umspült geschäftig schon den Kahn
Und möcht' ihn von der Stelle.

Wie hell das Haus, die sonn'ge Bucht,
Wie üppig Wald und Matten,
Und dort die schroffe Felsenschlucht
Gehüllt in feuchte Schatten!

Der See ist glatt, das Ruder zieht
Ein goldenes Geleise,
Und wie gemach das Ufer flieht,
Gedenk' ich, daß ich reise.

Dort blickt ja noch das gute Kind
Hernieder vom Balkone,
Und Abschied winkend weht im Wind
Ihr Tuch, im Strahl der Sonne.

Bergsee

Wie die Wellen sanft verbeben,
Stille halt' ich meinen Kahn,
Rings vom Felsgebirg umgeben,
In des Sees Mitte an.

Immer möcht' ich bei dir säumen,
Felsumkränzter, schöner See!
In der Brust zu holden Träumen
Löst sich auf das letzte Weh.

Selig in des Abends Gluten
Spiegelt sich voll Sinnigkeit
In den dunkelgrünen Fluten
Meine Freundin Einsamkeit.

Am See

Nun senkt sich auf des Sees Spiegel
Die Dämmerung im sanften Flug,
Am Himmel hält die Abendruhe
Der Wolken grauer Wanderzug.

Zu Ende glimmend ruht im Wasser
Des Westens ausgelöschter Brand,
Und schläfrig gleitet Well' auf Welle
Vom trägerklomm'nen Uferrand.

Ich aber sitze hier am Strande,
Beschwichtigend der Sehnsucht Pein —
Träum' ich in dieses Zauberdunkel
Ein strahlenhelles Bild hinein.

An P * * * *

Wie schwindet all der Seele Harm,
So lang' ich dir zur Seite,
Gerettet aus dem Menschenschwarm,
Durch Wald und Felder schreite;
Du fürchtest zart, ich möchte dich
Zu schwer am Arme finden —
Halt' fest dich nur und lasse mich
Recht deine Näh' empfinden.

Am Waldesrand geh'n wir hinan,
Die Aussicht zu begrüßen,
Die Steine, Zweige auf der Bahn
Räum' ich vor deinen Füßen;
O gingen wir auf Felsenhöh'n!
Weg über tiefste Schlünde,
Trüg' ich dich auf den Händen schön
Hinab auf Blumengründe!

Der schönste Anblick tut sich auf —
Sieh' dort das helle Städtchen,
Von wo ich heut' zu dir heraus
Gekommen bin, lieb' Mädchen;
Sieh' hier den Fluß und dort den See
Wie laut'res Silber funkeln,
Indessen dort aus jener Höh'
Schon blaue Schatten dunkeln.

Du weilst im leichten Sommerkleid
Allhier aus duft'gem Moose,
Wie blickt zu dir hinauf mit Neid
An deiner Brust die Rose!
Zu dir herüber wiegen sich
Die blauen Blumenglocken,
Der Abendwind schmiegt inniglich
Sich in die braunen Locken.

Und lieblich sind vom schnellen Lauf,
Gerötet dir die Wangen,
Als blieb das Abendrot daraus
Im langen Kusse hangen —
O wende doch den lieben Blick
Auf mich, den glühendfeuchten,
Und laß ihn Friede, Ruhe, Glück
In meine Seele leuchten!

Zurück nun kehren wir vereint
Durch dämmerige Gänge,
Des Abends Zauberhelle scheint
Herein durch's Laubgedränge;
Du singst im Geh'n ein ländlich Lied
Vor dich mit, leisem Summen,
Ach! daß so schnell der Abend schied,
Macht traurig mich verstummen.

Denn aus dem kindlichen Gemüt,
Aus dieser klaren Seele,
Du himmlische Natur! hier sprüht
Noch deine reinste Quelle!
Hier möcht' ich trinken ohne Rast
In durstig langen Zügen,
Bis dauernd endlich mich erfaßt
Ein seliges Genügen!

Ich sah den Vollmond steigen!

Ich sah den Vollmond steigen
Wohl über die Berge lind —
Zur Seite saß im Schweigen
Das wunderholde Kind;
Wie schlug es auf so sinnig
Des Auges dunkle Pracht,
Als freute es sich innig
Der goldnen Sommernacht!

Des Mondes Strahlen eilten
Entzückt herab zu ihr;
Die Sterne selbst verweilten
Ungern am Himmel schier;
Und Feuerstreifen flogen
Wie Blitze durch das All,
Von ihrem Aug' gezogen,
Von dem verwandten Strahl.

Ich aber mußt' verschließen,
Was durch die Brust mir ging,
Wo all' die Welt mit Grüßen
Der Liebe sie umfing!
Nicht durft' ich ahnen lassen
Gefühle, glühend heiß —
Zu viele Leute saßen
Um uns herum im Kreis.

Neuer Reiz

Bin oft doch schon gegangen
Durch die Gegend hier —
Doch nie in schön'rem Prangen
Erschien sie mir.

Die Ferne neu, die Nähe —
So Berg als Tal —
Als ob ich all dies sähe
Zum ersten Mal!

Es mutet mich so eigen,
So lieblich an,
Daß ich es nur im Schweigen
Genießen kann.

Die Blumen scheinen schneller
Mir aufzublüh'n;
Und glänzender und heller
Der Wiese Grün!

Wie alle Sinne plötzlich
So frisch, so reg! —
Es spricht zu mir ergötzlich
Der Stein am Weg.

In Lüften, welch' ein Schweben,
Welch' froh Gesumm! —
Allüberall tönend Leben
Um mich herum!

Mit lächelnder Gebärde,
Der Himmel blau
Hält über seine Erde
Vergnügte Schau.

Auch mir regt sich's im Herzen
So warm und lind —
Als wüßt' ich nicht, was Schmerzen
Des Lebens sind.

Das macht — weil unverkümmert
Vom inn'ren Streit,
Mir voll entgegenschimmert
Die Herrlichkeit!

Das schöne Bild, empfangen
In deinem Blick,
Fällt dann in holder'm Prangen
Auf mich zurück.

An P * * * *2

Rosig leuchtet es vom Himmel,
Ros'ger dir vom Angesicht,
Jugend, Schönheit, Zwillingssterne
Glänzen d'raus im Doppellicht.

Wie ein freier Blick in's Grüne
Unser dürstend Aug' erquickt,
So erfrischt es meine Seele,
Wenn sie in die deine blickt.

Ach! das ganze reiche Leben
Liegt vor dir kristallenklar! —
Offen wogt es dir entgegen —
Und du selbst, wie rein und wahr!

Ob dir auch die Wange schüchtern
In Bescheidenheit erglüht —
Jedes Wort aus deinem Munde
Zeigt das herrlichste Gemüt!

Eines aber ist's vor Allem,
Das entzücket mich zumeist:
Wie so reich an Leib und Seele,
Daß du selber es nicht weißt!

Letzter Abend

Leb' wohl! wie schwer wird mir dies Wort!
Leb wohl! du ruhbeglückter Ort;
Der grüne Sommer geht zur Neige,
Und traurig stiegen von dem Zweige
Die buntgefärbten Blätter fort.

Der Abend ist so warm und schön,
Als stünd' der Sommer auf den Höh'n,
Und winkte mit dem letzten Kranze
Noch Einmal uns im vollsten Glanze,
Der Trennung Schmerzen zu erhöh'n.

Es will sein lichtes Angesicht
Der Tag sogar verbergen nicht,
Indes mit ungeduld'gem Eilen
Der Mond — um länger hier zu weilen —
Hervor dort aus dem Walde bricht.

Du voller Mond! wie manches Mal
Sah ich dich über Berg und Tal
Ersteh'n in lieber Menschen Mitte!
Zum letzten Mal glänzt meinem Schritte
Auf diesem Pfad' dein Führerstrahl!

Erscholl sonst heller Stimmen Klang
Hinaus zu dir im Jugenddrang,
Nimm heut vorlieb mit stummen Grüßen,
Du weißt, wenn Menschen scheiden müssen,
Sind sie gestimmt nicht zu Gesang!

Und muß es also denn gescheh'n
Daß Herzen, die sich wohl versteh'n,
Die Freude nur zusammenführte,
Wie Blätter, die der Herbst berührte,
So bald schon auseinanderweh'n!

Lebt wohl! ich nehme zum Geleit'
Ein schönes Stück Vergangenheit;
Nach Herbsteshauch und Winterflocken
Mag mit des Wiederseh'ns Frohlocken
Erneuern sich entschwund'ne Zeit!

Bei euch nur ward ich mir bewußt:
Ob auch der ungetrübten Lust
Gar selten meine Seele offen,
Daß doch nicht völlig Mut und Hoffen
Mir schon erloschen in der Brust!

Und immer heller wird die Nacht;
In mir ist Hoffnungsglut entfacht,
Ich sehe, wie mit ros'gen Wangen,
Mit Nebelschleiern leicht verhangen,
Die Zukunft mir entgegenlacht!

Den Spottenden

Laßt mich nur ziehen meine Wege —
Ob Einsamkeit mich auch umweht,
Wird doch Verlangen nimmer rege,
Zu wandeln, wo ihr selber geht!
Mich lüstet nicht nach jenem Glücke,
Wie ihr mir deutet dieses Wort;
Ich reiße ab die letzte Brücke,
Laßt wandern uns — getrennt hinfort!

Zwar ist's ein zweifelhaftes Wagen,
In einer Zeit voll Zweifelweh
Nach einem schönen Traum zu jagen,
Der nebelhafter ist, als je;
Gleich viel! ich werfe sonder Schmerzen
Zum Opfer hin das sich're Gut —
Noch Glaube ist in diesem Herzen,
In diesem Herzen ist noch Glut!

Mögt ihr mein Streben auch verhöhnen,
Mögt ihr es schelten Jugendwahn,
Es weht ein Hauch von allem Schönen
Als milder Trost an mich heran;
Zu allen den erschaff'nen Dingen
Zieht mich die wärmste Sympathie —
In mir ist stetes Wiederklingen
Von einer ew'gen Melodie!

Nicht Reue soll mich überkommen,
Wird auch die Blüte nie zur Frucht;
Nie kann ein and'res Glück mir frommen,
Erreich' ich nicht, was ich gesucht;
Entsagend wirklichem Besitze,
Genieß' ich reicher, als ihr wähnt
In eurem engen Alltags-Witze,
Die ihr nichts wünscht und nichts ersehnt!

Zwar kennt ihr nicht die tiefe Trauer,
Die oft die Seele mir verzehrt;
Doch ahnt auch nicht die Wonneschauer,
Die Eine Stunde oft gewährt;
Lebt in zufriedenem Behagen
Nur hin — der höchsten Seligkeit:
Im Lied' zu jubeln und zu klagen
Hat die Natur euch nicht geweiht!

Bemüht euch nicht — ich werd' es tragen,
Was mir auch werde — ganz allein,
Sei's auch, daß schmerzlichem Entsagen
Gewidmet fortan all' mein Sein!
Mag Liederdrang mich auch erheben:
Zur größten Lust, den größten Schmerz
Hat die Natur mir mitgegeben:
In kalter Zeit ein heißes Herz!

Umwandlung

Du blickst so sanft, so seelenvoll,
So voller Herzensgüte,
Es scheucht dein Auge Schmerz und Groll
Mir fort aus dem Gemüte.

Und siegreich dringt der gold'ne Strahl
Zu meinen tiefsten Schmerzen,
Es wird so licht mit Einem Mal',
So leicht in meinem Herzen.

Und jedes liebe Wort von dir
Bringt holde Friedenskunde
Hinab in's dunkle Kampfgewirr
Aus meiner Seele Grunde.

Du machst, daß in der Einsamkeit
Mein Sinn, der Welt entfremdet,
Sich wieder frischer Wirklichkeit
Aus's Neu' entgegenwendet.

Du nimmst, was nimmer mir gelang,
Hinweg den grauen Schleier,
Und stimmst sie um zu heller'n Klang
Die Saiten meiner Leier!

Auf der Reise

Im Mondenscheine zieh' ich fort,
Doch mag ich auch wo immer sein,
Fällt stets das schöne Kind mir ein,
Und fällt mir ein auch jedes Wort,
Das sie zu mir gesprochen.

Noch seh' ich sie errötend steh'n,
Und wie sie mir die Hand gedrückt,
Mich feuchten Auges angeblickt
Und leise sprach: Aus Wiederseh'n!
Das kann ich nicht vergessen.

O daß ich sie vor Augen säh'
Mit ihrem Lächeln, minniglich!
Wie einsam wird es nun um mich
Entfernt von ihr — wie wird mir weh
Schon in der ersten Stunde!

So war es stets, so muß es sein:
In Trauer kehrt sich alle Lust
Und wenn du scheiden kaum gemußt,
So dringt Erinn'rung auf dich ein
Mit ihren süßen Schmerzen.

Grubenfahrt

Im Nebelfrost, im Regen,
Im hellen Sonnenschein,
Im Tal, aus Felsenwegen,
Allüberall denk' ich dein!
Selbst, als ich stieg hernieder
In feuchte Bergesnacht,
Da war dein Bild es wieder,
Das freundlich mir gelacht.

In öder Felsenzelle,
Auf triefendes Gestein
Goß zweifelhafte Helle
Des Grubenlichtes Schein;
O brach in dieses Dunkel,
Urplötzlich, wunderbar
Das liebliche Gefunkel
Von deinem Augenpaar!

Es war im tiefen Stollen
Ein Schweigen wie im Grab';
Die Bergeswässer quollen
Stillmurmelnd nur herab;
Im finstern, träumerischen,
Im ew'gen Schweigen hier —
Wie konnte mich erfrischen
Ein trautes Wort von dir!

Und weiter ging's, zu schauen
Der Erde starres Herz,
Umgab mich auch mit Grauen
Nur kaltes, nacktes Erz —
Ich fühlte nicht Beschwerde,
Und dachte, warm bewegt,
Daß über mir die Erde
Die schönste Blume trägt!