Weihe
Still träumend stand ich an dem Fensterbogen
Und schaute in die sternenklare Nacht,
Da ist so strahlend durch die Brust gezogen
Erinnerung mit ihrer lichten Pracht.
Ich hab' geliebt, — Vorbei lichtvolle Träume!
So rein sie waren wie des Himmels Schild. —
Noch klingen in mir jene alten Reime
Von einer Maid, so deutsch und schön und mild.
Du kannst, du darfst mir keine Liebe bringen,
An eines Andern Seite mußt du steh'n!
Und ich will meine letzten Lieder singen,
Wenn sie verklungen, will ich schlafen geh'n.
Da ward es licht von tausend Sternenfunken
Und eine Göttin sah mich milde an
Und hob mein Haupt, das in die Hand gesunken,
Und freundlich lächelnd sprach sie: "Sei ein Mann!"
Und schaut' empor in eine lichte Zone
Und legte auf das Haupt mir ihre Hand.
Dort oben glänzte eine lichte Krone — —
Sie schwebt empor und lächelt und verschwand.
Mein ist er nun der gotterhabne freie,
Der ganzen Menschheit heiligster Beruf
Und all' mein Leid war hohe Gottesweihe,
Die segnend mich zum deutschen Dichter schuf.
Mein Frühling
Ich sitze daheim und klage
Und schau zum Fenster hinaus,
In die frühlingsgoldenen Tage,
In Lenz und Jubelbraus.
Ich schau', wie es wirkt und webet
Ein herrliches Wundergedicht,
Wie alles sich neu belebet,
Nur meine Hoffnung nicht!
Erwachende Lieder haben
Umsponnen Feld und Hain . . .
Ich will meine Lieder begraben
Und all' mein Seligsein.
Auseinander
Ich habe dir gesungen
Manch' Lied mit hohem Schall;
Hab' mit dem Glas geklungen,
Nun ist er mir zersprungen,
Der leuchtende Kristall.
Im Wind hör' ich verwehen
Mein letztes, schönstes Gedicht:
Ich darf um Liebe flehen,
Um Liebe betteln nicht.
Von hohen Felsenzinnen
Schau ich dem Waldbach nach;
Ich schau mein Glück mein Minnen,
Ich schau die Flut verrinnen,
Die sich am Felsen brach.
So muß es denn vergehen!
Die Ehre leise spricht:
Ich darf um Liebe flehen,
Um Liebe betteln nicht.
Des Lebens ganze Spende,
Herzlieb, Du nahmst sie nicht:
Zum Abschied gib die Hände
Und alles sei zu Ende,
Ein Mann ist's, der es spricht:
Ich will im Dunkeln gehen,
Ich löschte selbst das Licht,
Ich darf um Liebe flehen,
Um Liebe betteln nicht.
Ein Lied
Ich hatt' ein trautes Mädchen —
Sie habens nicht gewollt —
Unter den Felsen und Tannen
Ein lauter Waldstrom rollt.
Ich möcht' ein Lied euch singen
Von sternenloser Nacht —
Ich glaub' ich bin im Waldstrom,
Wenn ich es ausgedacht.
Verklungen
Verklungen sind die Lieder,
Die Liebe allsobald —
Ein Freund ist mir geblieben,
Das ist der deutsche Wald.
Zu Walde will ich ziehen
Mit meinem Lied allein —
O könnte ich vergessen
Und selbst vergessen sein.
Aus dem Wald
Still liegt der Morgen! Sein heiliges Rot
Flittert um Türme und Zinnen.
Herzliebchen schauet die Wolken zieh'n
Und denkt an's herrliche Minnen.
Und einer steht drüben hoch über der Stadt,
Wo heiliger Waldbraus schallt;
Herzliebchen lauschet am Fenster still —
Ein Schuß klingt aus dem Wald.
Ich hab' zu früh an's Glück
geglaubt
Ich sah im Lenz erblüh'n die Blüte
Stillfreudig neben meinem Steg,
Ich betete, daß Gott sie hüte, —
Da riß ein Lenzsturm sie weg —
Ich hab' zu früh an's Glück geglaubt!
Ich glaubte, daß auch ich noch fühle,
Was Liebe ist nach tiefem Leid,
Daß meine heiße Stirne kühle
Mit linder Hand die deutsche Maid —
Ich hab' zu früh an's Glück geglaubt!
Zum Walde kam ein Mann gezogen . . . .
Die Wellen tragen leis ihn fort,
Was sagen sich des Waldstrom's Wogen? —
Es ist das eine dunkle Wort:
Er hat zu früh an's Glück geglaubt.
Märchen
"Sag mir dein Märchen noch einmal, —
Weißt du, — vom Königskinde,
Vom Knaben in dem grünen Tal,
Von den wehenden Blüten im Winde."
""Das war eine stolze Königsmaid
Mit sonnengoldenen Locken,
Mit Augen voll blauer Herrlichkeit
Und einer Stimme wie Glocken.
Sie wohnte im hohen Königsschloß,
Wand Kränze, sang tönende Lieder,
Der Wind riß Blüten und Lieder los
Und wehte zum Tal sie nieder.
Es hörte die Lieder der Fischerknab',
Die Blüten wehten im Winde:
All' seine Lieb' er freudig gab
Dem stolzen Königskinde.
Es ritt ein Ritter stolz und kühn,
Es rasselt die Brücke nieder,
Der Jungfrau Wangen hold erglühn,
Es klangen die Hochzeitslieder.
Wie klang es herab vom stolzen Ort
Vom glücklichen Königskinde!
Den Knaben trugen die Wellen fort —
Die Blüten wehten im Winde.""
"Hab' Dank mein liebes Mütterlein! —
Mir träumte vom Königskinde,
Mir fiel die Märe nimmer ein:
Die Blüten wehten im Winde".
Am Strande stand ein Mütterlein
Vor ihrem toten Kinde,
Es fiel ihm wohl die Märe ein —
Die Blüten wehten im Winde!
Abschied
Das Frühlicht glüht, ein Bursche zieht
Wohl aus der Heimat Gassen;
Den Stab in der Hand zieh' ich aus dem Land,
Ich bin verlassen, verlassen.
Die Vöglein zieh'n am Himmel hin
Und singen lust'ge Lieder,
In meiner Brust ist keine Lust,
Ich weine und träume wieder.
In Lust und Leid, du herrliche Maid,
Wollt' treu ich zu dir stehen,
Mein Glück verschwand, aus dem Vaterland
Will ich in's Elend gehen!
Zu dem Fenster dort noch ein liebes Wort,
Ein letztes heißes Küssen —
Du schaust herab auf dem Wandersknab'
Und tust ihn freundlich grüßen.
Ich ziehe in's Feld eine ganze Welt
Von Liebe und Leid im Herzen — — — —
Ein Kränzel, Lieb, mir an's Kreuzlein gib,
Wenn ich's konnt' nimmer verschmerzen.
Vorbei
Die Rosen, die ich dir brachte,
Verblühten lang
Und was ich so leuchtend dachte,
War trüb und bang.
Gib mir zurück die Lieder,
Die ich dir gab,
Gib mir meine Liebe wieder!
"Die ruht im Grab.
Es war ein Märchen der Dichter,
Ging traurig aus — —
Großmütterlein löscht die Lichter.
'S ist dunkel im Haus.
Alpenröslein
(Aus
der Fremde)
Nun blühen daheim am Bergesrain
Die Alpenrosen mit lichtem Schein.
Ein Röslein weiß ich im tiefen Tal,
Verklärt von goldenem Sonnenstrahl,
Ein trautes Alpenröslein.
Hier in der Fremde ist's öd und leer,
Es rauscht um mich ein tosendes Meer
Und des Genusses Ruf erschallt.
Ich denke zurück an den Bergeswald,
An's traute Alpenröslein.
Es liegt um die Stadt ein Schlummer schwer,
Vom Himmel blicken die Sterne her
Und ernste Lieder rauscht der Fluß
Und daß ich immer weinen muß,
Das ist um's Alpenröslein.
Heimweh
Herrgott, nimm meine Lieder,
Meiner Träume Blütengehäng!
Gib mir dafür der Heimat
Ehrwürdiges Mythengepräng.
Laß mich die Heimat schauen,
Die lang ich irrend mied,
Laß mir die Donauwellen
Klingen ein heimisch Lied!
Was steh' ich am Strom! Entgegen
Will zieh'n ich seinem Lauf —
Dort türmen sich die Berge,
Des Glückes Wächter auf!
Heimkehr
Mein Lieb gab mir nicht Minne,
Ich zog in die Welt hinaus
Und lauschte in der Ferne
Dem stolzen Stromgebraus.
Sah manche schmucke Maide
Und hörte manch' trautes Lied —
Ich mußte zurück zu den Tannen,
Zu Heckenrosen im Ried.
Ich glaubte mein Leid vergessen
Und zog in die Heimat mein —
Da fielen die alten Lieder
Mir alle wieder ein.
Vergebung
Sagt was ihr wollt und prahlt und lacht
Und singt von froher Minne,
Sie hat mich elend und krank gemacht,
Verwirrte meine Sinne.
Sie war eine schöne, stolze Maid,
Viel Lieder sind dann gekommen —
Sie gab mir stilles, stolzes Leid,
Sie hat meine Lieder genommen!
Umgrüne sie, du Lindenbaum,
Und streue Blüten nieder!
'S ist all' verzieh'n, es war ein Traum. —
Gib mir meine Lieder wieder.
Verzeihen
Ich gab dir wieder meine Hand,
Wie einst, als wir geschieden,
Mit deinem letzten Wort verschwand
Mir Glück und Lieb' und Frieden.
Wie leuchtet deines Auges Blau
Den Himmelsabglanz Treue
Und in der Haare Gold ich schau
Des deutschen Mädchens Weihe.
Wie ein betörter Knabe lauscht'
Ich diesen trauten Geschichten
Und wollt' vom Zaubertrug umrauscht
Mir selber Märchen dichten.
War Lüge der blauen Augen Schein
Und Lüge die gold'nen Haare — —
Ich sargte meine Liebe ein
Und schmückte mit Liedern die Bahre.
Die einen sind leuchtendes Tränengeschmeid
Und and're Friedhofsblüten,
Dort blutige Dornen und blutiges Leid —
Der Freude Rosen verglühten. —
Nun geb' ich dir wieder meine Hand
Und schau dir wieder in's Auge,
Ich weiß es, daß die Erde Tand
Für die nicht Wahrheit tauge.
Wenn auch du mir einst alles nahmst,
Was freudig ich besessen,
Einst als ein Sonnenstrahl doch du kamst,
Und alles ist vergessen!
Wenn auch das Leid in der Brust noch flammt
Und zagende Lieder fliehen,
Du bist ein Mensch! Wie ich verdammt!
Darum ist dir verziehen.
Die letzte Rose
"Was gibst du die letzte Rose hin
Der Dirn, die Wein dir kredenzet?
Gib's einem Weibe von hohem Sinn,
Gib's deiner Herzenskönigin,
Der's in Busen und Wangen lenzet!"
Mein Lieb hat einen falschen Sinn,
Der steht nach gelbem Golde,
Gab ihr zurück das Ringelin,
Zur Ferne tät' ich weiter zieh'n:
Ade du Falsche, Vielholde!
Da schlich ich hin, ein kranker Gesell,
In Auen und prangenden Feldern,
Es rauschte vorbei so mancher Quell,
Ich sah die Firne leuchten hell
Hoch über den Bergeswäldern.
Hoch oben ist noch die Menschenlust,
Der Himmel voll sonniger Klarheit
Und drinnen in der Menschenbrust
Keimet und blühet unbewußt
Die Lieb', die Treu' und die Wahrheit.
Komm her zu mir blutjunge Dirn,
Dich hat ja der Bergwald geboren,
Du bliebest rein hoch oben am Firn,
Es leuchtet die Treue auf deiner Stirn,
Dir blieb sie unverloren.
Da nahm ich am Strauche ein blühendes wahr!
Es war die letzte Rose. —
Du hast die Augen so treu und klar,
Das Herz so lieb und gut und wahr.
Nimm meine letzte Rose!
Sieh, durch den Baum der Herbstwind zieht!
Prahlt Freunde mit euren Schönen!
Du blanke Dirn — Mein Röslein blüht
Ich sag' dir ein Märchen, ich sing dir ein Lied
In heimatlichen Tönen. —
Noch Lieder
Ich habe alles verweht gemeint,
Was mir von Liedern geklungen,
Was ich geahnt, geliebt, beweint,
In den leuchtenden Frühling gesungen.
Was ich geträumt vom Sonnenschein,
Von lichter Minne ich dachte:
Du willst eines andern Buhle sein;
Ich ging und weinte und lachte.
Der Frühling kam, er hat es erschaut,
Daß ich noch Lieder habe:
Lieder für eines Andern Braut,
Blüten an einem Grabe.
Spielmannslied
Was glänzt dein Haar wie lichtes Gold,
Du trautes Mädchen bist mir hold,
Dem fahrenden Spielmannsjungen.
Hättst wohl ein tönend Lied gewollt —
Die Saiten sind zersprungen.
Ja einstens klangen sie in der Brust,
Sie klangen ein Lied mit eitel Lust;
Nur eine ist mir geblieben!
Der Glaube, die Hoffnung glänzender Duft,
Eine süße Lüge des Lieben.
Da war eine Maid mit Augen klar,
Wie ist geflossen das reiche Haar
Ihr nieder in goldenen Wogen.
Ich hatte sie lieb so treu und wahr,
Sie hat mich doch betrogen!
Ich kann vom Winter dir singen nicht,
Der glaubt an's auferstehende Licht,
Nicht von Frühlings klarer Gestaltung,
Da das Hoffen aus jeder Knospe bricht,
Noch von Sommers Liebentfaltung.
Von all' dem keine Saite klingt,
Nichts das Verlorne wiederbringt,
Das ich dereinst besessen!
Des Herbstes Lied, es rauscht und klingt
Vom Welken und Vergessen.
Denk' an den Krieger im Schlachtgefild,
Wenn aus der Brust ein Lied mir quillt,
Wie Blut aus den Wunden, den roten,
Und bist du in Liebe mir gewillt,
Lieb' mich wie einen Toten.
Vergangen
Und wieder sah ich ein Mädchen,
'S ist nimmer wie es war.
Ich glaube keinem Auge mehr,
Und wäre es noch so klar!
Wo ist die flammige Lohe,
Die glühend mich umfing,
Wo ist die heiße Träne, die
An meiner Wimper hing?
Wo ist das Sehnen und Wünschen
Die freie Tatenlust,
Die heil'ge Opferfreude und
Der Frühling meiner Brust?
Und hat mich alles verlassen,
Seit mich ein Weib verriet,
So geh' auch du von mir, auch du
Verwaistes, altes Lied!
Ich will zum Himmel aufblicken
Durch den vieläst'gen Baum,
Dann kommt ein Totgedanke, wie
Ein stiller, letzter Traum!
Eisgang
Der Eisgang schwillt, es stürmt die Flut
Und von den Bergen nieder
Strömt Frühlingsweh'n und Sonnenblut
Und neue freie Lieder.
Ich schaue von der Brücke Rand
Des Stromes wilde Wogen.
Wie sie dereinst mein Glück verschwand,
Ist tönend fortgezogen.
Dann kam das Eis in seinem Bann
Und fesselte die Klänge.
Es ward dem liebelosen Mann
Um seine Brust so enge.
Nun hat das große Schöpfungswort
Der Lenz, die Lieb' gesprochen:
Es braust der Strom, ein Lied will fort,
Es ist das Eis gebrochen!
Erfüllung
Still liegt die Welt ein weites Grab,
Des Todes Schmuck liegt auf den Bäumen.
Mein Lieben ich verloren hab — —
Von neuen Liedern will ich träumen.
Zum Himmel will das Leid empor
Und schaut die weiten Tore offen
Und ahnet neuen Frühlingschor! —
Auf neue Lieder will ich hoffen.
Es wurde Licht. An Strauch und Baum
Sind neue Knospen aufgesprungen. —
Und ich, Herzlieb, in lichtem Traum
Hab' neue Lieder dir gesungen!
Lenz
Es wehen Blütenfahnen, es klingt der Finken Chor,
Die ersten Gentianen blicken zum Himmel empor,
Es schmücken die Alpenrosen sich wieder mit roter Glut
Und aus dem Herzen quillet das erste Liederblut.
Könnt' ich das Herzleid bannen, das du mir angetan,
Könnt' zieh'n ich durch die Tannen auf lenzbestreuter Bahn;
Ich aber kann nur weinen, daß ich keine Liebe hab',
Und meine Lieder strömen über ihr stilles Grab.
Lenzklang
Merk' auf mein Kind, der Amselschlag
Zittert durch den Blütenhag.
Höre die alte Sage.
Auch ich hab' sie gehört,
Auch mich hat sie betört,
Nun steh' ich am Grab und klage.
Erinnerung
Alte Zeiten, alte Lieder,
Alte Liebe, alte Lust
Klinge wieder, klinge wieder,
Zaubersang in meiner Brust.
An des Berges fernen Gipfeln
Rot der Sonnenfunke glüht,
In den alten Lärchenwipfeln
Unverstand'nes Träumen zieht.
Und der See rauscht leise, leise,
Ferne Glocken klingen drein —
Und die alte fromme Weise
Fällt mir immer ein.
Von der Linde weißen Zweiglein
Sanken Blüten zart und rein
Und ich schaut in deine Äuglein
Voll von Sommersonnenschein.
Und ich hielt dich traut umfangen
Und gestand dir alles ein,
See und Wald und Glocken klangen
In das junge Glück darein.
Und dein Herz hab' ich gefunden
Und mit ihm das ganze Glück —
Jene unvergeßnen Stunden
Kehren nimmermehr zurück.
Als die Knospen wieder sprangen,
Als der Lenz von Ort zu Ort
Still beseligend gegangen,
Zogst du Liebchen von mir fort. — —
Jetzt auch schneien Blütenflocken
Und der See rauscht still darein —
Fernher klingen fromme Glocken —
Ich bin traurig und allein.
Alte Zeiten, alte Lieder,
Alte Liebe, alte Lust
Klinge wieder, klinge wieder,
Zaubersang in meiner Brust.
Träume
(Menostrophen)
Mir hat geträumt, du seist erkrankt,
Ich sei zu deinem Bett gegangen,
Du hast mit Tränen auf den Wangen
Mir leis für jedes Lied gedankt.
Mir hat geträumt, du hättest eingegraben
Mit einem Kuß in deine Brust die Lieder.
O gäben sie dir neues Leben wieder,
Die mir so oft ein neues Leben gaben!
Mir hat geträumt, du lägest krank im Pfühle;
Nah deiner Brust das Haupt ich barg im Linnen,
Daß du nicht sähest meine Tränen rinnen,
Dieweil dein Händchen in den Haaren wühlten.
Mir hat geträumt, daß meine Locken lagen
Auf deiner Brust, so nah dem kranken Herzen;
Ich lauschte auf den Herzschlag deiner Schmerzen —
Und dann — dann — hörte auf das Herz zu schlagen.
Mir hat geträumt, für dich ich Leben flehte,
Da sprach die Gottheit, gib zurück die Lieder,
Dann sei gegeben dir die Liebe wieder.
Ein Nachtsturm mir vom Haupt die Kränze wehte.
Mir hat geträumt, ich säß am Krankenbette
Und küßte dir die Tränen von den Wangen,
Da ist das Licht am Bette ausgegangen:
Ein totes Lied durchirrt die bange Stätte.
Mir hat geträumt, ich hätte an deinem Grab gewacht
Und unter eis'gen Thujen ein letztes Lied erdacht,
Dann sei die Nacht gekommen mit ihrem kalten Bann —
Weiß nicht, wo sie begraben den fremden toten Mann.
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