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Grabranken
 

Tod
Das Märlein
Allerseelen
Erinnerung
Ein lieber Name

 

Tod


Ein Stern ist gefallen,
Eine Blume verblüht,
In weinenden Tönen
Verklungen ein Lied.
Es leuchten die Kerzen
Im schwarzen Gemach . . .
Wie's blutet im Herzen,
Wer fragt danach?

Das Märlein

Es hat uns die rauschende Linde
Ein sonniges Märlein erzählt,
Wir lauschten beide glückselig
Vergaßen die ganze Welt.

Und unter der Linde träumt' ich
Von einem leuchtenden Hort —
Du suchtest dir Blumen im Hage
Und gingest von mir fort.

Und als ich erwachte, da schallten
Die Totenglocken schwer —
Ich aber besann mich aufs Märchen.
Ich wußte es nimmermehr.

Allerseelen

Ich habe ein Lied verloren. —
Noch klingt es in mir nach,
Doch find' ich die Worte nimmer,
Die einst im Glück ich sprach.

Es lachte der blaue Himmel.
Es blitzte der klare See,
Es blitzte das Auge Schönliebchens —
Ein Lied stieg auf zur Höh'. —

Es flammten die trüben Kerzen,
Es duftet der Blumen Flor,
Weinend stand ich am Sarge,
Mein Lied ich dort verlor.

Sie habens mit ihr begraben,
Das Lied, das im Sinn mir lag — —
Nur traumhaft klingt es wieder
Am Allerseelentag.

Erinnerung

Blitzende Brücken bau'n über den Strom.
Schneebereift
Stehen die Bäume,
Der Lichtstrahl streift
Durch die versilberten Träume
Und es leuchtet der Himmelsdom.

Durchs Herz zieht ein Gedanken
Von dem Sommertag,
Von dem Blütenhag,
Von dem Amselschlag,
Von duftigen Blumengehängen,
Von sonnigen Märlein,
Von goldenen Härlein,
Von frohen Herzen . . . . . . .

Von trüben Kerzen,
Von nassen Wangen,
Wie die Glocken klangen
Und wie ich hinter dem Sarge gegangen —
Begraben hat Schnee die Blüten all
Im toten Ried.
Gebannt ist mein Lied,
Begraben mein Glück,
Kehrt nie zurück —
Verklungen der letzte Hall!

Ein lieber Name

Mir war's, als ob Großmütterlein
Mir ein sonniges Märchen erzählte,
Nie dunkelte eine Wolke drein
Und nie ein Lied mich quälte:
Mir war's, als ob ich gestern erst
Mit dir an dem See gesessen,
Totlieb, als ob du bei mir wärst,
Als könnt' ich es nie vergessen! — —

Es stand eine Dirn im Halmengold,
Gold waren ihre Härlein,
Die Augen blau, die Lippen hold,
Wie ein duftiges Rosenmärlein.
Da rief man sie! Hermine! — So war's!
Und aus den vergangenen Gluten
Lohet der Funke des Altars,
Als wollt' er im Licht verbluten.

"Du flinke Dirn sei mir gegrüßt,
Du franke, Hermine, heißt Du?
Ich hab' schon eine wie dich geküßt,
Eine blonde, vielminne, weißt du!
Sie gab mir ein Herz voll Lieb' und Treu,
Das Schicksal hat es genommen,
Jetzt ist mir das alte Lied auf's Neu
Wieder zu Sinn gekommen . . . . .

Sieh' Mädel — draußen den Mondenschein
Um die dunkeln Tannen spinnen,
Ihn flirren in die Wogen hinein
Und mit den Wogen verrinnen!"
All' Licht und Freude vergänglich ist —
Und still des Vergang'nen ich dachte;
Da hab' ich die Dirn auf den Mund geküßt
Und wieder sich's neu entfachte.

Das ganze Märchen klang's auf's Neu
Hermine! den trauten Namen,
Hermine klang es und Lieb' und Treu!
Wehmütige Lieder kamen — —
Es färbte die Zeit die Wälder rot,
Der Berge herbstliche Wangen . . .
Mir war wie einst, als du bleich und tot
Und ich zu dir beten gegangen.