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Quelle:
Frische Lieder
Rollett Hermann
Ulm 1848
Stettin'sche Verlags-Buchhandlung
Neue Lieder, frisch gesungen
Aus der sangerfüllten Brust,
Froh und frei herausgeklungen —
Kaum daß ich es selbst gewußt.
I.
Frühling
Lerchenlieder
Auferstehungsklänge
Offenbarungen
Lerchenlieder
1.
Was Wunder, daß sich erkoren
Mein Herz des Gesanges Reich! —
Ich bin ja, ich bin ja geboren
Im klingenden Land der Lerchen,
Im grünen Österreich.
Fünf Lerchen im blanken Schilde
Das Wappen der Heimat trägt,
Und freudig nach diesem Bilde,
Mit Jubelgesang der Lerchen
Mein Herz zum Himmel schlägt.
2.
Was singen und sagen die Lerchen,
In jubelvoller Lust,
Wenn sie an hellem Frühlingstag
Fliegen mit lautem Flügelschlag
An des Himmels glühende Brust?
Sie singen und sagen: O Freudigkeit!
In dieser hellen Frühlingszeit, —
Die Erde ist unserer Lust zu klein,
Da stiegen wir in den Himmel hinein!
Was singen und sagen die Lerchen,
In jubelvoller Lust,
Wenn sie an hellem Frühlingstag
Fliegen mit lautem Flügelschlag
An des Himmels freudige Brust?
Sie singen und sagen: O Seligkeit!
In dieser hellen Frühlingszeit, —
Die Menschen jubeln zum Himmel auf,
Und wir, wir streu'n vom Himmel
Den Liedersegen drauf!
3.
Schaut ein altes Mütterlein
Still durchs Fenster im Frühlingsschein;
Lerchen schwingen in vollem Chor
Freudig zum Himmel sich empor.
Lauscht mit lächelndem Angesicht, —
Aber die Lerchen die sieht sie nicht;
Säh wohl gern in den Himmel hinein,
Doch — zu hell ist der Sonnenschein!
Hüpft ein flinkes Mägdelein vorbei:
Höre, o höre die Melodei! —
Ruft am Fenster das Mütterlein,
Lustig umglänzt vom Sonnenschein.
Mägdlein bleibt am Fenster stehn,
Will hinauf zu den Lerchen sehn,
Legt ihre Hand auf die Äugelein,
Lächelt empor zum Sonnenschein.
Lauscht mit freudigem Angesicht, —
Aber die Lerchen, die sieht sie nicht;
Sah wohl gern in den Himmel hinein,
Doch — zu hell ist der Sonnenschein!
Kommt der grüne Jäger vorbei,
Wie sie lauschen der Melodei: —
Grüß dich Gott, Allerliebste mein! —
Hüt' deine Äuglein vor Sonnenschein!
Blick nicht hinauf, du liebes Kind,
Nimm dich in Acht, sonst wirst du blind;
Wär's nicht schad um die Augen dein,
Wenn sie vergingen im Sonnenschein!
Eh du magst eine Lerche sehn,
Müssen die Äuglein dir übergehn, —
Lerchen wollen gehört nur sein,
Fliegen darum zum Sonnenschein!
4.
O du glückseliges Vögelein!
Flatterst hinauf zum Sonnenschein,
Wiegst deine Schwingen in blauer Luft,
Schmetterst zu tot dich im Ätherduft.
O du mein sehnsuchtvolles Herz!
Schwängst dich so gern auch himmelwärts,
Wiegtest so gern dich in Seligkeit —
Flögst gern hinaus über Raum und Zeit!
5.
Es war eine junge Lerche
Gefangen in schmuckem Haus,
Die sah aus den lichten Stäben
So trüb in die Lüfte hinaus.
Die saß im bunten Käfig
So traurig, so schmerzenvoll,
Es war ihr das Haus zu enge
Für die Lust, die ihr Herz durchquoll.
Es war ihr, als müßte sie sprengen
Das prangende Gitterhaus,
Und, schmetternd, aus diesem Schweigen
In die freien Lüfte hinaus. —
Da hört sie den Ruf erschallen:
Das war ein schlechter Kauf! —
Hinaus du stummer Vogel!
Und es schloß sich der Kerker auf. —
Da schwang sich die selige Lerche
In die hellen Lüfte hinaus,
Und wie ein Freiheitsgedanke
Entflog sie dem Kerkerhaus.
Und jubelte laut hernieder,
Und wie ein freudiger Dank
Ihr frisches und freies Singen
Auf den stillen Befreier sank.
Der sah mit ernster Miene
In die freien Lüfte hinaus,
Und lauschte, und schloß dann auf immer
Das leere Gitterhaus.
Und die Lerche wiegte die Schwingen
In den Lüften froh und frei,
Und schmetterte oft am Morgen
Am dunklen Fenster vorbei.
6.
Im grünen Gras eine Lerche sitzt,
Des Morgens Gold auf den Halmen blitzt,
Es trinkt das Vöglein den frischen Tau,
Und schwingt sich jubelnd ins Himmelblau
Im grünen Feld ein Jäger geht,
Vom klaren Morgen frisch umweht,
Umklungen von hellem Lerchengesang —
O Vöglein, Vöglein! mir wird so bang!
Der Jäger zielt, drückt los, — ein Knall,
Vom Berg ein geller Widerhall,
Vom Himmel ein Tropfen rotes Blut,
Und die Lerche im grünen Grase ruht. —
Da sucht der Jäger das Vöglein tot;
Doch sieh! eine Lilie, blutigrot,
Die glüht ihm entgegen wie rotes Licht,
Die tote Lerche — die findet er nicht.
Denn als sie sterbend vom Himmel sank,
Und als ihr Blut die Lilie trank,
Da beugten die Blätter sich wie in Schmerz
Übers gebrochene Lerchenherz. —
Der Jäger schaut die Lilie an,
Die heller noch zu glühen begann,
Und ihre Blätter im Morgenwind
Zittern, als spräch sie die Worte lind:
O töte keine Lerche mehr,
Du weißt nicht, wie ihr das Sterben schwer,
Du weißt nicht, wie sie in Seligkeit
Jubelte durch den Himmel weit!
Du weißt nicht, wie schmerzlich das letzte Lied
Aus brechendem Sängerherzen zieht,
Du weißt nicht, wie das Sterben schwer, —
O töte keine Lerche mehr!
7.
Wie ist es laut geworden
In meiner stillen Brust,
Ich möchte mit der Ranke
Empor in grüner Lust!
Ich möchte mit der Lerche
Mich schwingen in die Luft,
Die wie ein Geist der Freude
Entsteigt der Erdengruft.
Auferstehungsklänge
1.
Die Zweige flüstern im ersten Strahl:
Kehre, Frühling, kehr ein ins Tal,
Küsse uns wieder mit Sonnenschein, —
Grüner Frühling, kehr ein, kehr ein!
Schmücke uns wieder mit Blätterglanz —
Sieh nur! die Kinder, in frohem Tanz,
Warten auf grüne Zweige schon,
Winden sich freudig Kränze davon!
Flehen schon lang, daß der Lenz erwacht —
Schmücken sich gern mit Blütenpracht;
Sieh nur, die Kinder — sie warten dein,
Grüner Frühling, kehr ein, kehr ein!
Also flüstern im ersten Strahl
Still die Zweige im tiefen Tal,
Und wie sie flüstern im Sonnenschein
Kehrt der Frühling, der Frühling ein.
2.
An einem lichten Morgen
Da klingt es hell im Tal:
Wach auf, du liebe Blume,
Ich bin der Sonnenstrahl!
Erschließe mit Vertrauen
Dein Blütenkämmerlein
Und laß die heiße Liebe
Ins Heiligtum hinein.
Ich will ja nichts verlangen,
Als liegen dir im Schoß,
Und deine Blüte küssen —
Eh sie verwelkt im Moos.
Ich will ja nichts begehren,
Als ruhn an deiner Brust,
Und dich dafür verklären
Mit sonnenheller Lust!
3.
Es zittert in den Bäumen
Der laue Frühlingswind,
Sie aber, wie von Träumen
Noch still umfangen sind.
Doch regt sie das Getriebe,
Das ihre Zweige wiegt,
Und das sich warm in Liebe
Um ihre Sprossen schmiegt.
Und in des Windes Fächeln,
Und in der Strahlen Glühn
Sie wie im Traume lächeln —
Das ist der Bäume Blühn!
4.
Liebe mich — ich küß dich wach!
Zu der Knospe das Lüftchen sprach.
Knospe sagte nicht nein, nicht ja, —
Doch sie wußt' nicht, wie ihr geschah.
Wie ein seliges Wonnemeer
Wogte das Lüftchen um sie her;
Küßte ihr kosend jedes Blatt,
Wurde nimmer des Küssens satt;
Koste so lange, ward nimmer müd,
Bis die Knospe in Lieb erblüht!
5.
Der Rosenstrauch im Garten lauscht,
Ob noch nicht durch die Luft
Der Frühlingswind herniederrauscht
Und ihn zur Blüte ruft.
Er möchte wohl schon gar so gern
Den grünen Tannenbaum
Umglühn mit hellem Blütenstern,
Mit duftgem Liebestraum.
Der Frühling aber, ach, der säumt
Wohl noch in fernem Land,
Indes der Strauch schon selig träumt
Von heißer Liebe Brand. —
Doch sieh! was wehte über Nacht
Dem Strauch durch jeden Ast,
Was hat ihm solchen Schmuck gebracht,
Und ihn so froh erfaßt? —
Das war die milde Frühlingsluft,
Das war des Himmels Kuß,
In dem die Rose aus der Gruft
Nun auferstehen muß.
Das war der ew'gen Liebe Geist,
Der warm, in Seligkeit,
Den sehnsuchtvollen Strauch umkreist,
Und freudig ihn befreit! —
Und sieh, der grüne Strauch, er weiß
Sein Glück zu fassen kaum, —
Er schaut aus tausend Blüten heiß
Empor zum Tannenbaum.
Er schlingt sich um die Tanne fest
Mit grüner Zweige Trieb,
Und die beglückte Tanne läßt
Hernieder sich in Lieb.
6.
In des Frühlings erstem Strahl
Regt sich die Lieb in Berg und Tal,
Wird es so wohl der Blume im Feld,
Daß sie blühend dem Strahl sich vermählt.
Und der Himmel die Sonnenbraut
Freudig mit Perlenschmuck betaut,
Flattert über die Blume hin
Wie ein seidener Baldachin.
Sendet der glühenden Blütenbrust
Seiner Lüftchen kosende Lust,
Und im stillen Dunkel der Nacht
Er sie mit Sternenaugen bewacht.
Und der liebende Sonnenstrahl
Kehrt am Morgen noch wärmer ins Tal,
Glüht noch heißer ins Feld hinein,
Strahlt in die Blume mit Flammenschein.
Und die Blume in Flammenglut
Heiß in den glühenden Armen ruht,
Bis sie zerfließen im Tau der Nacht
Und die Lieb aus dem Monde lacht.
7.
Blume, wirst du noch nicht wach? —
"Nein, ich will noch träumen!" —
Aber hörst du nicht den Bach
Laut vorüberschäumen!
Hörst du nicht der Vögel Lied,
Das dich hell umschallet,
Fühlst du nicht, wie's dich umzieht
Und mit Glut umwallet?
Blume! wach doch einmal auf! —
"Laß, o laß mich träumen!
Laß den Bach in vollem Lauf
Hell vorüberschäumen!
Laß den heißen Sonnenstrahl
Flammend mich umsprühen,
Früh genug werd ich in Qual
Blühen und verglühen!"
8.
Die Winternebel umwallen
Noch trüb den Sonnenschein,
O laß den Schleier fallen
Und strahle wieder rein!
Zerreiß das tränenfeuchte,
Das dunkle Schmerzgewand,
Sei wiederum die Leuchte,
Entbrannt in Gottes Hand!
Sei wieder der Befreier
Aus kalter Winternacht, —
Zerreiß den Wolkenschleier,
Auf daß der Lenz erwacht! —
Da dringt ein helles Strahlen
Herab auf Berg und Flur,
Und tausend Farben malen
Den Zauber der Natur.
Und tausend Küsse brennen
Vom Himmel in das Tal,
Und Freudenbäche trennen
Die Höhn mit lichtem Strahl
Die Bäume wollen langen
Zu Gott mit grünem Trieb,
Der läßt zur Erde hangen
Den Himmel voller Lieb.
Die Blumen lassen steigen
Des Duftes lichten Hauch,
Und goldne Wölkchen neigen
Sich hell auf Blum' und Strauch! —
So kam es, weil den Schleier
Der Sonnenstrahl zerriß, —
O Gott! sei ein Befreier
Aus aller Finsternis?!
Offenbarungen
1.
Ein jeder Baum, der braust in Wettern,
Und jede Blume auf der Flur
Und jeder Zweig ist voll von Blättern
Der Offenbarung der Natur.
Auf jedem Blatt steht licht und offen,
O glaub' an helle Frühlingslust!
Auf jedem Blatt steht grünes Hoffen
Stillflüsternd um die Blumenbrust.
Auf jedem Blatte steht geschrieben:
Der Geist der Lieb' durchweht die Flur,
Auf jedem Blatt steht: Lieben! lieben!
Als Offenbarung der Natur!
2.
Das ist die einzig wahre Schrift,
Der Offenbarung reinstes Wort,
Das frühlingsgrün auf jeder Trift
Urewig steht, allewig fort.
Das könnt ihr nicht mit eurem Witz
Verhüllen in die Dunkelheit,
Von der ein ew'ger Sonnenblitz
In Ewigkeit die Flur befreit.
Geht hin und lernt aus jenem Buch,
Das euch mit hellen Blättern winkt,
Des Lebens und der Liebe Spruch, —
Geht hin zum Quell und schöpft und trinkt!
Und wenn ihrs nicht verstehen sollt
Das Wort, das durch die Schöpfung weht,
So legt die Hand aufs Herz und wollt
Dem Dichter lauschen, der's versteht.
Dem Dichter lauscht, der eingeweiht
In der Natur Geheimniswelt,
Voll gotterfüllter Trunkenheit,
Dort sieht, wo euch das Auge fehlt!
Der wird euch deuten, welche Spur
Der Gottheit jedes Wesen wahrt,
Und offenbaren die Natur,
Die sich dem Dichter offenbart!
3.
Die sonnengeküßten Zweige ranken
In Liebe zum Himmel empor,
Und Knospen springen wie lichte Gedanken
Des freudigen Baums hervor.
Es zittert ein ahnungsvolles Leben
Im frühlingstrunkenen Baum,
Die aufgesprungenen Blüten beben,
Als sprächen sie leis' im Traum.
Es flattern am Baum, an jedem Aste,
Die Blätter wie Flügelein,
Und wenn er nicht liebend die Erde umfaßte,
Er flög in den Himmel hinein!
4.
Kommt der stille Abendwind:
Sei gegrüßt, schön Rosenkind!
O du treues Liebchen mein,
Sei gegrüßt im Mondenschein!
Röslein will vor Angst vergehn,
Denn der Liebste könnte sehn,
Daß Johanneswürmchen klein
Schlief in ihrem Schoße ein.
Weckt den goldnen Buhlen auf, —
Müder Glühwurm hört nicht drauf;
Deckt nun seine süße Ruh
Schnell mit roten Blättern zu.
Doch das liebe Käferlein
Glüht mit seinem goldnen Schein
Aus der Rose dunklem Schoß,
Daß es wiederscheint im Moos. —
Abendwind der spricht kein Wort,
Aber zitternd weht er fort,
Kommt zurück als lauter Sturm
Und verjagt den armen Wurm.
Röslein heiß in Tränen schwamm,
Wie als Sturm der Liebste kam —
Will ihm alles frei gestehn,
Nimmer, schwört es, solls geschehn!
Und als nun der Sturmwind sah,
Daß dem Röslein leid geschah,
Legt er sich in ihren Arm, —
Noch vom Glühwurm sündig warm.
Noch mal fahrt er zornig auf —
Legt sich aber bald darauf,
Flüsternd durch den frohen Strauch:
Ließ zu lang sie warten auch! —
Trocknet still ihr Angesicht,
Drückt sie dann ans Herz und spricht:
So — jetzt weh' ich wieder lind —
Sei gegrüßt, schon Rosenkind!
5.
In holden Frühlingstagen
Da schlägt das Aug die Blume auf,
Und alle Herzen schlagen
Zum Himmel froh hinauf.
Der Himmel fällt zum Danke
Mit hellem Strahl ins Menschenherz,
Und schimmert an der Ranke
In goldnem Strahlenherz. —
Der Geist der Blume flieget
Als stiller Duft dem Himmel zu,
Die Menschenseele wieget
Sich ein in Himmelsruh.
Der Himmel deckt das weiche
Geweb' des Schnees auf Flur und Wald,
Und auf die Menschenleiche
Da streut er Blumen bald.
6.
Im Berge tief verschlossen
Der nachtumfangne Demant ruht,
Bis er, von Glanz umflossen,
Erstrahlt in Gottesglut.
Im Herzen tief verborgen
Die Knospe ew'ger Liebe glüht,
Bis sie an lichtem Morgen
Als Gottesblume blüht.
Die duft'ge Liebesblume,
Die ist der Wonneträne Schrein,
Aus dessen Heiligtume
Sie glänzt mit Demantschein.
7.
Der Winter hat gefangen
Mit Eisesbanden Strom und Bach,
Weil mancher sich vergangen
Und frei durch Wiesen brach.
Weil mancher sich vergangen
In hohem Schwall der Seligkeit,
Hat er sie all gefangen
Auf lange, lange Zeit.
Die armen Wellen weinen
Voll Trauer in der dunklen Haft,
Sie müssen noch versteinen,
Wenn Gott nicht Hülfe schafft.
Die armen Wellen klagen:
O Gott! brich unsern Kerker auf! —
Und sieh, — die Lüfte tragen
Die Klage himmelauf!
Der Himmel setzt in Liebe
Aufs Haupt der Sonne goldne Kron,
Und schaut ins Nachtgetriebe
Voll Glanz vom Wolkenthron.
Er schlägt den lichten Schleier
Um seine Glieder, himmelblau,
Und wallet als Befreier
Herab auf Flur und Au.
Da schmelzen alle Bande
In seiner Liebe heißer Glut,
Und hell durch alle Lande
Strömt wieder frei die Flut.
Und frei durch alle Lande
Strömt wieder hoch der Liebe
Und durch des Eises Bande
Ward höher noch ihr Mut.
8.
Der altersgraue riesige Dom,
Der trägt manch steinerne Rose,
Es quillt vorüber der Lüfte Strom
Mit lautem Frühlingsgekose.
Die Rose aber aus dunklem Gestein
Wie tot zum Himmel schauet,
Sie weckt kein Frühlingssonnenschein,
Sie schläft, wenn der Himmel blauet.
Die fromme Hand, der einst sie entblüht,
Die ist schon längst vermodert;
Die Glaubensfackel, in der sie erglüht,
Die ist im Tag verlodert.
Des Weihrauchs süßer Himmelsduft
Will nimmer sie umwallen,
Und also welkt sie in Lenzesluft, —
Ließ gern die Blatter fallen.
Die Blätter aber die haften still,
Sind wie vom Schmerz versteinert —
Nur manchmal, wenn es der Himmel will,
In Wettern die Rose weinet.
9.
Wenn sich tief im Heiligtume
Der Natur mein Blick verliert, —
Jede Wolke, Welle, Blume
Eines Liedes Seele wird.
Und die stillen Liederseelen
Flattern leis' um meine Brust,
Und sie drangen und sie stehlen
Sich ins Herz mir, unbewußt.
Und in einsam lichten Stunden
Manche Liederseele zieht
Mit dem Leib, im Wort gefunden,
Aus der Brust — als helles Lied.