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Liebe ist der Sturm der Brust —
Bald in Schmerz und bald in Lust
Bebend durch der Seele Saiten,
Daß sie hellen Klang verbreiten.

 

II.
Liebesklänge 1

 

Zitterndes Blatt
Sei nur getrost!
Vergebens
Brief
Rosengleich
Liebesrose
Liebesklang
Es fliegt ein Vogel
Huldigung
Genesis
O blick' mich an!
Du leuchtest licht
Juwelenschrein
Schrankenlos
Vollendung

 
Heimlich
Erwartung
Was kommt
Im Walde
Das Vöglein sang
Im Abendschein
Mondnacht

 

Zitterndes Blatt

Das war ein Balsam für mein wundes Herz,
Das war ein kühler Tau für meine Seele,
Die, schon verschmachtend, trank den heißen Schmerz,
Daß nicht der kalte Gram zu Tod sie quäle.

Das war ein Wehen milder Abendluft
Nach heißem Tag, an dem ich sterben wollen,
Es war ein Klang, es war ein Strahl, ein Duft,
Der aus dem Himmel deiner Lieb' gequollen.

Wie einer Blume zaubervoller Schein
Ist meinem Aug' ein jedes Wort gewesen, —
So mag den hellen Sternen oben sein,
Wenn sie die Blumenschrift der Erde lesen.

Und so auch mag dem Frühlingshimmel sein,
Wenn er es sieht, wie durch sein heißes Küssen
Die Blumenengel aus dem Knospenschrein
Mit Blütenflügeln auferstehen müssen.


Sei nur getrost!

Sei nur getrost, du stilles Herz, —
Es kommt der Tag der Liebe,
Der weckt zur Blüte allerwärts
Der Sehnsucht grüne Triebe.

Es bringt des Lenzes Sonnenschein
Den tiefsten Keim zum Treiben, —
Und du, o Herz, wirst nicht allein
Allein vergessen bleiben!

Der Strahl der Lieb' weckt allerwärts?
Der Sehnsucht grüne Triebe, —
Sei nur getrost, du stilles Herz, —
Es kommt der Tag der Liebe!


Vergebens

Und wie du auch dein schönes Angesicht
In stillem Ernste leise von mir wendest,
Dem tiefen Blick gebieten kannst du nicht,
Den du mir unbewußt entgegensendest.

Und wie du mich dein süß erschrock'nes Herz
Darniederhältst, daß es nicht pochend schlage,
Das meine schlägt zu hörbar himmelwärts,
Als daß es nicht den Schall in deines trage.

Die Knospe trotzt im Lenz dem Sonnenstrahl
Mit grünem Schilde — sie will Knospe bleiben,
Bald aber sieht man sie in süßer Qual
Dem Sonnenstrahle heiß entgegentreiben.

Der stille Bach will nur durch Wiesen geh'n,
Und ringend sieht man ihn im Flusse streiten,
Bald aber muß er jubelnd sich gesteh'n,
Wie schön es ist, durch Perlen hinzugleiten.

Entfalte deiner Liebe Blumenschein,
Gieß' in die Meerflut deines Herzens Wogen,
Und lasse mich der Strahl der Rose sein, —
Das tiefe Meer, durch das du kommst gezogen.

Brief

Stille Knospe — halb schon Rose, —
O warum so tief verschlossen? —
Fühlst du nicht das Liebgekose,
Das sich hell um dich ergossen?

Spürst du nicht das Lenzgetriebe,
Das dich liebevoll umlächelt?
Weckt dich nicht der Hauch der Liebe,
Der in Sehnsucht dich umfächelt?

Ahnst du nicht das süße Leben,
Das dich hold wird überkommen,
Das dich innerst wird durchbeben,
Von der Blüte Duft umschwommen?

Willst du denn noch nicht erfahren
Des Erblühens hold' Entzücken?
Soll sich dir nicht offenbaren:
Liebesglück und Lieb-Beglücken?

Stille Knospe — halb schon Rose, —
Ach, warum so tief verschlossen?
O erblüh' im Liebgekose,
Das sich hell um dich ergossen!

Glaub' mir: — jegliche Sekunde
Ist von jetzt an nur Versäumnis,
Denn dir zittert schon im Munde
Deiner Liebe süß' Geheimnis!

Rosengleich

Du warst so still, du warst so bleich,
Geheimnisvoll verschlossen; —
Ich sah dich an so liebereich,
Daß dir ein Schimmer, rosengleich,
Die Wangen übergossen.

In des Erblühens holdem Drang
Erbebte deine Seele;
Die Knospe deines Herzens sprang,
Daß freudig sie und sehnsuchtbang
Dem Leben sich vermähle.

Und was dein Antlitz, still und bleich,
So rosig überglühte,
Als ich dich ansah, liebereich, —
Es schmückt seitdem dich rosengleich,
Du schöne Menschenblüte!

Liebesrose

Dein dunkles Auge hat mich angelacht,
So wie die zaubervollste Frühlingsnacht.

In deinem Antlitz eine Helle lag,
So wie im allerschönsten Frühlingstag.

Dein langes Haar umschlang das stille Haupt,
Als wär' von Blumenkränzen es umlaubt;

Und deines Wortes seelenvoller Laut,
Der machte bald mich ganz mit dir vertraut.

Doch was mein Herz so ernst, so tief erfaßt,
Das ist, daß du mich gleich verstanden hast.

Daß du es gleich an meiner Glut erkannt,
Daß ich für dich in wahrer Lieb' entbrannt;

Daß du aus längstgehörtem Wortgewühl
Erkannt das edle, reinere Gefühl,

Das nun als Rose mir das Leben schmückt,
Von deiner Glut zu Glanz und Duft entzückt.

Liebesklang

Wie lacht die Flur im Frühlingsschein —
Die Rosenflammen glühen! —
Doch möcht' ich keine Rose sein,
Könnt' ich nicht still am Busen dein
Mit süßem Duft erblühen.

Wie flammt der Tau im Morgenlicht,
Mit freudevollem Blinken! —
Ich möcht' es nicht — wie laut er spricht, —
Könnt' ich als stille Träne nicht
Aus deinem Auge sinken.

Wie tönt im Walde der Gesang
Auf hellen Liederschwingen! —
Doch gerne wär' ich nur ein Klang,
Könnt' ich in süßem Liebesdrang
Aus deiner Seele klingen.

Dann möcht' ich glüh'n als Rosenschein
An deinem Herzen, trunken,
Dann glänzt' ich hell im Auge dein, —
Und unsre Seelen klängen drein,
In Liebesglück versunken!

Es fliegt ein Vogel

Es fliegt ein Vogel durch blaue Luft
Mit klingendem Goldgefieder
Und wo man den rechten Namen ruft,
Da läßt er singend sich nieder.

Da singt er so lieblich ein wonniges Lied
Von Liebe und ewiger Treue,
Und wenn er gesungen — im Fluge zieht
Er fort in die leuchtende Bläue.

Und wer ihn gehört den schallenden Sang,
Und singt seinem Liebchen ihn wieder,
Dem bleibt es getreu sein Leben lang —
Horch, Liebchen, auf meine Lieder!

Huldigung

Ich bin das Meer der Liebe,
Du bist die Perle darin,
Und die Perle ist des Meeres
Verklärte Königin.

Ich bin der tiefe Himmel,
Du bist der Sternenschein,
Der in das Meer der Liebe
Hellschimmernd fällt hinein.

Ich bin die Abendglocke,
Du bist der holde Klang,
Der durch die Lüfte zittert
Mit friedlichem Gesang.

Ich bin dein stiller Sänger,
Des' Herz in Liebe schlägt, —
Und du, du bist der Gedanke,
Der mich zum Himmel trägt!

Genesis

Neigst du still dein Angesicht
Auf die Hand, die schlanke,
Dämmert mir für ein Gedicht
Lieblich ein Gedanke.

Läßt du dann das Auge dein
Sinnend auf mich sinken,
Seh' ich schon im Liedesschein
Den Gedanken blinken.

Und wenn dein geliebtes Haupt
Dann zu mir sich wendet,
Ist, eh' ich es selbst geglaubt
Das Gedicht vollendet.

O blick' mich an!

O blick' mich an
Mit dem Aug' deiner Milde!
O ruh' auf mir
Mit dem Blick deiner Treue!

O glüh' in mich
Mit der Glut deiner Liebe,
Und heb' mich empor
Mit der Flamm' deiner Lust!

Es tönt ja dafür
Dir ein Klang meiner Milde!
Es weht ja dafür
Dir ein Hauch meiner Liebe!

Es flammt ja dafür
Dir ein Lied meiner Treue!
Es hebt dich empor
Ein Gesang meiner Lust!

Du leuchtest licht

Du leuchtest licht
Vom Feuer meiner Liebe;
Ich glühe heiß
Von deiner Liebe Glut, —
Du bist die Well'
Mit blitzendem Getriebe;
Ich bin das Meer
Mit hoher Wogenflut. —
Dein lichter Schein
Erleuchtet hell mein Leben;
Mein heißes Glüh'n
Erwärmt dein treues Blut;
Dein Liebgewog'
Erquickt mein Herz mit Beben,
Und dich umjauchzt
Mein Herz mit Liedesflut!

Juwelenschrein

In deinem Herzen da muß es sein
So wie in einem Juwelenschrein.

Die Sehnsucht schimmert aus Perlen reich,
Die oftmal werden zu Tränen gleich;

Der Glaube leuchtet mit blauem Schein,
Die Hoffnung schimmert smaragden drein;

Und aus der Tiefe, wo's glühend loht,
Da flammt die Liebe rubinenrot.

Da zuckt der goldene Strahl der Lust,
Daß laut es jubelt durch meine Brust:

In deinem Herzen da muß es sein
So wie in einem Juwelenschrein!

Schrankenlos

Der Liebe holder Segen
Bringt eignes Glück entgegen: —
Die Wonne, frei zu ranken
Wie's Herz will, ohne Schranken.

Das Leben lehrt uns, denken
An ewig Selbstbeschränken,
Weil die nur frei im Leben
Die selbst sich Schranken geben.

Alleinzig in der Liebe
Sind frei der Seele Triebe;
Da kann sich gar das Leben
Der Leidenschaft erheben.

Da kann die Seele ranken
Wie's Herz will, ohne Schranken; —
Der Liebe holder Segen,
Bringt eignes Glück entgegen!

Vollendung

Der Geist der Liebe hat die hohe Sendung
Daß er das Leben bringt erst zur Vollendung.
Noch niemand hat erfaßt des Lebens Tiefe,
Der nicht gelesen in der Liebe Briefe;
Der sehnend nicht den Brief der Lieb' entsiegelt
In dem sich licht der Gottheit Antlitz spiegelt,
In dem sich liebereich der Geist entfaltet,
Der alles Leben weihevoll gestaltet. —

Und mir auch ward erst klar der Gottheit Wesen
Als ich in deinem Auge Lieb' gelesen.
Auch mir erschloß sich erst des Lebens Tiefe,
Als ich gelesen in der Liebe Briefe,
Als ich mein Herz gebadet in dem Bronnen,
Dem alles Leben einstens reich entronnen,
Auch mir ward es erst licht in meiner Seele,
Seit ich dir, Kind, von meiner Lieb' erzähle!

Heimlich

Heimlich naht und leise,
Was das Herz entzückt:
Leis' mit stillen Sternen
Sich der Himmel schmückt.

Leise naht der Frühling,
Still ergrünt der Strauch
Leise naht der Blume
Sich des Lüftchens Hauch.

Leise naht die Schwalbe
In des Wanderns Trieb, —
Leise naht die Liebe,
Heimlich naht das Lieb.

Erwartung

Steh' ich unterm grünen Baum,
Harrend auf dein Kommen,
Fühl' ich mich von süßem Traum
Duftigmild umschwommen.

Und mir ist, als spräche laut
Jedes Blatt mit Beben:
Wartest wohl auf deine Braut? —
Ei, das ist ein Leben!

Wo sie denn nur bleiben mag?
Flüstern drein die Blüten; —
Und ich kann des Herzens Schlag
Nimmermehr behüten!

Was kommt

Was kommt denn da gegangen
Im lauen Frühlingswind? —
O was das blühende Wangen
Und glühende Augen sind!

Was kommt denn da gezogen?
O sag' mir, wer du bist? —
O was das für ein Wogen
Reizender Glieder ist! —

Was kommt denn da geklungen
In's tiefste Herz hinein?
Das ist ja wie gesungen? —
Das muß mein Liebster sein! —

Ha, ja — ich bin dein Sänger!
Und du, du bist mein Lieb! —
Mein Sang — wie still verkläng' er,
Wenn er an deiner Seele
Nicht freudig hangen blieb'!

Im Walde

Mit ruhevollem Frieden
Umdämmert uns der grüne Wald —
Von allem abgeschieden,
Was laut die Welt durchschallt.

Es schweigt der Zweige Rauschen —
Kein Blatt sich flüsternd regen mag,
Als wollt' es mit mir lauschen
Auf deines Herzens Schlag.

Die Sonnenstrahlen drängen
Sich durch der Blätter goldnes Grün,
Sie wollen dich umhängen
Mit hellen Schmuckes Glüh'n.

Die stillen Vögel kommen
Und schau'n dich an vom nahen Baum,
Der Waldbach, wie beklommen,
Schleicht hin als Silberschaum.

Ein Lüftchen mit Gekose
Entblättert einen Rosenstrauch,
Und streuet eine Rose
Auf dich mit süßem Hauch.

Das Vöglein sang

Das Vöglein sang vom grünen Baum
Sein Lied der ew'gen Liebe, —
Da träumten einen süßen Traum
Die hellen Blütentriebe.

Da wiegte sich, vom Grün umlaubt,
Der Blüten hell Getriebe
So lieblich wie dein schönes Haupt
Im Liede meiner Liebe.

Im Abendschein

Wenn dein Blick im Abendschein
Durch den Himmel geht,
Ist es mir, als wär' es ein
Inniges Gebet.

Und wenn so die Seele dein
Durch den Himmel weht,
Schließe mich, o Liebchen, ein
In dein still Gebet!

Mondnacht

Nächtlich in verschwiegner Stunde
Kommt der Mond heraufgezogen,
Der so liebevoll dem Bunde
Unsrer Herzen ist gewogen.

Und die tiefverschwiegnen Sterne
Sprühen auf wie helle Funken
Von der Sonne, die dort ferne
Auf die Felsen hingesunken.

Und die lichten Wogen rauschen
So wie träumend uns zu Füßen,
Und wir schauen und wir lauschen,
Wie sie leis die Sterne grüßen.

Und wir halten uns umschlungen, —
Dein Gedanke wird mein Wille,
Und wir schweigen — süß durchdrungen
Von der Mondnacht heil'ger Stille.