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II.
Liebesklänge 2

 

Sturmfahrt
Durch Schmerzen
Sei froh
Rat
Einlaß
Im Himmel
Vergib
Verstummen
Duft und Lied
Leise!
Erblühen
In glühendem Verlangen
Was oft ich denke
Eine Frühlingsnacht
In strahlender Früh'
Für's Leben
Jahreszeiten
Eine Rose
Gelobt sei alles Lieben
Himmelsleiter
Perlen

Sturmfahrt

Ich fahr' auf weitem Meere
Der unbegrenzten Lieb',
In sturmgetragner Fähre,
Auf hohem Flutgetrieb.

Kein Leuchtturm ferne schimmert,
Kein Glanz von hoher Firn',
Dein Aug' der Lieb' nur flimmert
Als leitendes Gestirn.

Durch Schmerzen

Durch Schmerzen hab' ich mich gerungen
Zu meiner Liebe reichem Glück,
Mit Mut hab' ich sie all' bezwungen,
In heitrer Ruh' blick' ich zurück.

Ich leg' mein Haupt in deine Hände
In seliger Versunkenheit,
Der lange Kummer hat ein Ende
Und leuchtend blüht des Glückes Zeit!

Sei froh

Sei froh, daß du nicht weißt,
Was meine laute Brust,
Und was mein Herz und Geist
Schon alles leiden mußt'.

Des Lebens Geier frißt
Oft allzugierig, Kind, —
Ein Wunder oft es ist,
Daß wir noch lebend sind.

Du siehst nun heitern Geist
Und liebefrohe Brust, —
Sei froh, daß du nicht weißt,
Was ich schon leiden mußt'!

Rat

Lieberfüllter Herzensgrund —
Tiefer als die See, —
Gabst mir jüngst in Tränen kund
Ein geheimes Weh.

Dich erfüllt mit Traurigkeit,
Daß des Lebens Frist,
Daß der Liebe sel'ge Zeit
Also kurz nur ist.

Liebchen, doch ich sage dir —
Willst du glücklich sein,
O so mache dir und mir
Niemals solche Pein!

Wohl ist kurz des Lebens Lust,
Selig aber ist,
Wer genießt mit froher Brust
Diese kurze Frist.

Denke nicht an Lebensend'
Und an Scheidestund', —
Gib zum Druck mir deine Händ'
Und zum Kuß den Mund.

Ob das Leben bald vorbei? —
Laß' das Sinnen sein!
Heitre treue Liebe sei
Dein Gedank' allein!

Einlaß

Es schlägt mein Herz an deiner Brust
In still versunkner Liebeslust.

Es klopft an seinen Himmel an
Und fragt, ob er wird aufgetan.

Da lächelst du voll Seligkeit,
Mir aber geht der Himmel weit

In deinem Antlitz auf in Lust —
An deiner liebevollen Brust!

Im Himmel

Mein Herz hat sich erhoben
Mit treuer Liebe Flügelschlag,
Nun ist's im Himmel droben —
Im ew'gen Freudentag.

Nun ist's in ew'gen Lebens,
In ew'ger Liebe tiefem Schoß, —
Es rang sich nicht vergebens
Aus dunklen Banden los.

Da wogt ein Schwall von Klängen
Mit wunderbarem Jubelton —
Als ob die Engel sängen
Um Gottes lichten Thron.

Da ist ein Glanz ergossen
Als leuchte Gottes Angesicht —
Von ew'ger Lieb' umflossen —
Mich an mit ew'gem Licht.

Da zieht ein duftig Wehen,
Mit Rosenglanz durch heil'gen Raum,
Es möcht' das Herz vergehen
In diesem sel'gen Traum.

Vergib

Vergib der armen Seele,
Die sich, wie todesbang,
Aus schwülem Erdendunkel
In deinen Himmel schwang.

Vergib dem armen Herzen,
Das, wie voll Himmelslust,
An deine Brust gesunken,
Wo's seinen Gott gewußt!

Verstummen

Wenn oft in trautem Kreise
Kein Mund ein Wort mehr sprach,
Da soll ein Engel leise
Hinfliegen durch's Gemach. —

O diesen schönen Glauben,
So blumenhaft erblüht,
Den möge niemand rauben
Dem gläubigen Gemüt!

Ich selbst will mich versenken
In dieses Glaubens Traum,
Und will ihn nicht bedenken, —
Will ihn erfassen kaum.

Und wenn ich schweigend liege,
O Lieb, an deiner Brust, —
Ein lichter Engel fliege
Durch unsre stille Lust!

Duft und Lied

Aus lichten Blumenkelchen
Entsteigt des Duftes süßer Hauch,
Und dein geliebtes Wesen
Ist eine Blume auch.

Ist eine lichte Blume,
Um die, von deinem Glanz belebt,
Mein Lied auf stillen Schwingen
Wie süßes Duften schwebt.

Leise!

Leise, liebe Frühlingsluft!
Bächlein, laufe still!
Denn mein Lieb im Rosenduft
Selig schlummern will.

Ruhet aus auf grünem Blatt,
Lüftchen, von dem Flug! —
Wenn mein Lieb geschlummert hat,
Könnt ihr weh'n genug!

Haltet mir im Singen ein,
Vöglein auf dem Baum,
Stört die Allerliebste mein
Nicht in ihrem Traum!

Nur ein Hauch des Duftes zieh'
Um ihr Angesicht, —
Nur ein Zweig umflüstre sie,
Der mit Blüten spricht.

Nur ein Blick umschweb' ihr Haupt,
Schützend wie ein Geist,
Der ihr nicht den Schlummer raubt,
Der sie leis umkreist.

Dem sie, wenn ihr Aug' erwacht,
Still in Seligkeit,
Liebevoll entgegenlacht
Wohl in aller Zeit!

Erblühen

Du lagst in stillem Raume,
Von Traumesflug umrauscht,
Da hab' ich dich im Traume,
Geliebtes Kind, belauscht. —

O was dich da bewegte,
Als in des Traumes Ruh'
Sich hold dein Antlitz regte,
Als lachtest du mir zu?

Und was dich mocht' durchbeben,
Als deiner Lippen Glut
Durchzuckte flammend Leben
Indes dein Leib geruht?

Und was dich mocht' erfassen,
Als du die zarte Hand
Nicht wolltest ruhen lassen,
Bis sie die meine fand? —

Ich schaute mit Verlangen
Auf deinen süßen Traum;
Ich küßt' dir Mund und Wangen,
Und könnt' es lassen kaum.

Ich sah, wie leis' du lachtest —
Ach sank an deine Brust, —
Und als du drauf erwachtest,
Da hast du's kaum gewußt.

Doch deines Blickes Glühen
Drang in das Herz mir heiß,
Das von der Ros' Erblühen
Ein schönes Märchen weiß.

In glühendem Verlangen

O war das eine Seligkeit! —
Wir hielten uns umfangen,
Das Auge schwamm in Trunkenheit,
Das Herz in Glutverlangen.

Die Lippen glühten, lustdurchzuckt,
In einen Brand zusammen,
Es funkte durch die Adern uns,
Als stünden wir in Flammen.

Es war, als ob uns leis umzog'
Ein stillverzücktes Klingen,
Als hörten wir voll Seligkeit
Die Engel selig singen.

Es war, als strömte Zauberduft
Aus einer Wunder-Rose,
Der uns zur Glut der Lieb' entzückt
In brünstigem Gekose.

Die reinste Jungfrau konnt' es seh'n,
Wie wir uns heiß umfangen, —
Sie wäre hold errötet nur —
In glühendem Verlangen.

Was oft ich denke

Wenn still den Blick ich senke
Tief in dein Angesicht,
Weißt du, was oft ich denke?
Kind, das errätst du nicht! —

Da denk' ich oft im Stillen —
Aus tiefgeheimem Trieb —
Des Wesens, das entquillen
Dereinst wird unsrer Lieb'.

Da träum' ich mir das Wesen,
Nach dem mein Sehnen strebt, —
Ich kann in dir es lesen,
Wie's einstens leibt und lebt.

Ich seh' den Leib, den schlanken,
Sich schwellen lieblich rund,
Ich bilde im Gedanken
Mir Stirn' und Aug' und Mund.

Ich seh' mein stilles Sinnen
Und deine laute Lust
In einen Strom verrinnen,
Umwallend unsre Brust.

Ich seh' mein Dichten, Denken,
Von deiner Glut genährt;
Ich seh' mein Traumversenken,
Von deinem Glanz verklärt.

Ich seh' mein froh' Gemüte
Durch dich verschönt zur Frist, —
Ich seh' die Frucht der Blüte,
Die unser Lieben ist.

Eine Frühlingsnacht

Der Tag ist versunken so schnell, so schnell,
Die Abendglocken verklangen,
Und die Sterne flimmern so hell, so hell,
Und der Mond ist aufgegangen.

Und es weht so mild durch die klingende Au,
Durchflogen vom Glühwurmsglanze,
Und die Blumenkelche sind voll von Tau
Zum Labtrunk beim Elfentanze.

Und ich steh' vor meiner Liebsten Haus —
Die schlummert bei offenem Fenster, —
Der Bäume Schatten weh'n ein und aus
Wie holde Traumgespenster.

Und es sprühen hellfunkelnd aus und ein,
Wie glühende Liebesgedanken
Johanniswürmchen, mit hellem Schein,
Durch die Rosen, die's Fenster umranken.

Die Elfen tanzen im Wiesengrund,
Vom duftigen Tauwein trunken,
Und ich pflücke Blumen zur Geisterstund',
Bestreut mit lebendigen Funken.

Die sollen mir liebliche Boten sein,
Die sollen mein Lieb mir grüßen,
Und ich werfe sie leise zum Fenster hinein —
Da liegen sie ihr zu Füßen,

Und hauchen sie an mit süßer Lust,
Und die glühenden Würmchen fachen,
Daß, tiefaufatmend aus wogender Brust,
Mein Lieb vom Traum muß erwachen. —

Und als ich am Tag vorüber ging,
Da stand sie am Fenster sinnend,
Am Strauß vor ihr eine Träne hing,
Auf mich hernieder rinnend.

Und sie war so still und sie war so bleich,
Doch glühte ihr Auge trunken,
Und sie lachte mich an so liebereich,
In seligen Traum versunken.

In strahlender Früh'

Gott grüß' dich, mein Lieb', in strahlender Früh!
Wie hast du geruht die vergangene Nacht?
O höre, mir war's, als ob hell mich umglüh'
Ein Traum mit unendlicher Zaubermacht!

Mir war es, als ruhte ein Auge auf mir —
Ein Aug' mit unsäglich liebendem Blick,
Und der Blick, o der war, als wär' er von dir,
Verkündend mein überselig Geschick.

Mir war es, als läg' meine zitternde Hand
An einem erbebenden Herzen fest,
Und es war mir im Traum, als ob deine Hand
Die meine dir zitternd an's Herz gepreßt.

Mir war es, als ging' ein seliger Hauch
Aus in rosiger Reinheit erglühendem Mund,
Und es war mir, als wär's dein Atem auch
Der ein Wort mir geflüstert aus Herzensgrund,

Mir war's, als durchzuckte die Lippen mir
Ein Strahl, von ewiger Lieb' entzückt,
Und mir war es im Traum, als ob ich dir
Den Kuß der Lieb' auf die Lippen gedrückt.

Es war mir, als ob eine Rose erblüh'! —
Ich weiß nicht, ob ich geträumt, ob gewacht , —
Gott grüß' dich, mein Lieb', in strahlender Früh' —
Wie hast du geruht die vergangene Nacht?!

Für's Leben

Erglüht in Liebesseligkeit
Hielt ich dich heiß umfangen,
In wonniger Versunkenheit,
In zitterndem Verlangen.

Mein Hauch zerfloß in deinem Hauch,
Mein Aug' schwamm in Entzücken,
Und selig sah ich deines auch
Mit Perlen hell sich schmücken.

Mein Herz schlug auf, von Jubel voll,
Und deines schlug an's meine,
Wie Myrtenduft dein Haupt umquoll
Ein Glanz mit lichtem Scheine.

Ein solch' entzückter Augenblick
Der gilt für's ganze Leben,
Der muß in allem Mißgeschick
Noch hold das Herz durchbeben!

Jahreszeiten

Liebchen! welch' ein selig Leben,
Wenn der Liebe Frühling blüht,
Wenn die Augen Funken geben,
Weil's im Herzen flammt und glüht.

Liebchen! welch' ein Nimmerenden
Tiefsten Glücks und höchster Lust,
Wenn das Herz mit Sonnenbränden
Flammen möcht' aus voller Brust.

Glückverloren, weltvergessen,
Schwimmt das Herz in Seligkeit,
Doch der Herbstwind unterdessen
Webt am Leichentuch der Zeit.

Komm' nur, Winter! kaltes Wetter
Scheut die heiße Liebe nicht,
Und sie wirft dir Rosenblätter,
Ewigjung, in's Angesicht!

Eine Rose

Ist der Frühling über Nacht
Aus dem Land gegangen, —
Einer Rose lichte Pracht
Seh' ich ewig prangen.

Tausendschön und Veilchenkraut,
Dürft euch nicht bemühen, —
Wenn mein Liebchen auf mich schaut,
Seh' ich alles blühen!

Gelobt sei alles Lieben

Der Frühling ist verklungen,
Verduftet und verblüht,
Versunken und versungen,
Verschwommen und verglüht.

Die Liebe ist geblieben,
Sie dehnt die Flügel weit, —
Gelobt sei alles Lieben
In aller Ewigkeit!

Himmelsleiter

Du warst so still, ich war so munter;
Du warst voll Ernst, ich war voll Lust;
Da fiel mir manch' ein Stern herunter
Vom lichten Himmel meiner Brust.

Ich bin so trüb, du bist so heiter!
Ich bin voll Ernst, du bist so froh,
Und willst mir bauen eine Leiter
Zur Himmelslust, die mir entfloh.

Perlen

Es liebt die Lieb' wohl oft zu sein
So wie des Meeres Flut, —
Sie bricht oft über's Ufer ein
Die sonst so sanft geruht.

Doch wenn der Sturm sich wieder legt,
Und ruht die wilde Well',
Da findest du, von Lust bewegt,
Am Ufer Perlen hell.