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II.
Liebesklänge 3

 

Gewitter
Reichtum
Liebeslenz
Wunsch
Lenzjubel
Sängerbraut
Liederfrühling
Am Festtage
Leid und Lust
Dank
Du einzige Freude
In der Wehmut Nacht
Um die Morgenzeit
Krönung
Dein Geist
Einsam
Deingedenken
Mondenschein
Im Schmerze
Nach Heinrich von Morungen
Centifolie

Gewitter

Wie selig auch in voller Lieb'
Man sich umfangen mag,
Noch keine Lieb' allewig blieb
Befreit von bösem Tag.

An solchem Tage zieht es schwül
Gewitterhaft herum, —
Die Frag' ist heiß, die Antwort kühl —
Zuletzt ist alles stumm.

So dauert's eine Weile fort
Und diese Schwüle währt,
Bis erst ein Blick und dann ein Wort
Als Blitz herniederfährt.

In Tränenregen löst sich's dann —
Gereinigt ist die Luft,
Und nur noch holder haucht uns an
Der Liebesrose Duft.

Reichtum

Schweige, schweige, liebes Herz,
Wenn ich flüsternd singe, —
Daß dir meines Liedes Erz
Doch vernehmbar klinge!

Daß aus meinem Liedessang
Still du magst erkennen: —
Bei so hellem Goldesklang
Sind wir reich zu nennen!

Darum schweig' und lausche mir,
Du geliebte Seele,
Wenn ich meinen Reichtum dir
Singend überzähle!

Liebeslenz

Was soll ich denn verschweigen
Die Liebe vor der Welt,
Die wie die Blüt' von Zweigen
In Liedern niederfällt.

Was soll ich denn verbergen
Der Lieder grünen Trieb, —
Ich wahr' sie nicht in Särgen
Die liedgewordne Lieb'.

Es muß der Baum die Blüten
In alle Lüfte streu'n,
Und mit den lieberglühten
Die ganze Welt erfreu'n.

Ich will ja nicht vergebens
Erblüh'n in Gottes Haus, —
Ich streu' den Lenz des Lebens
In hellen Liedern aus.

Wunsch

Möchte mit der Schwalbe Flug
In die Lüfte steigen,
Was mich froh zum Himmel trug,
Aller Welt zu zeigen!

Möchte mit dem Tropfen Tau
In die Rose sinken,
Daß sie glühend zeig' der Au
Meiner Liebe Blinken!

Möchte mit der Welle Tanz
Fern im Meer zerfließen —
Möchte meiner Liebe Glanz
Um den Erdball gießen!

Möcht' als lauter Jubelsang
Durch die Lüfte schallen,
Und als ew'ger Liebesklang
Nimmermehr verhallen!

Lenzjubel

Die Lerchen steigen, die Wiesen blüh'n,
Die Frühlingsdüfte wehen,
Des Liebchens Wangen wie Rosen glüh'n,
Und ich möchte vor Lieb' vergehen.

Es möchte das Herz, in Himmelslust,
Als Lerche die Lüfte durchschmettern,
Oder als Röslein an Liebchens Brust
Im Frühlingssturm sich entblättern.

Sängerbraut

In freudigen Gesängen
Erschließt sich dir mein liebend Herz;
Das Schwert mit scharfen Klängen
Ward glockentönig Erz.

Das Lied, das kühn geklungen —
Das Liederschwert, zum Kampf gezückt,
Das blinkt nun, sanft geschwungen,
Als Glöcklein, lenzgeschmückt.

Es ist, als stünd' am Hügel
Ein Kirchlein, das zu frohem Fest
Der Glocken helle Flügel
Herniederklingen läßt.

Da tritt mit Blumenkränzen
Manch Mägdlein aus dem Kämmerlein,
Und stille Augen glänzen
In hellem Freudenschein.

Und alles zieht zur Feier,
Und alle Herzen Pochen laut, —
Und du nahst still im Schleier
Als süße Sängerbraut!

Liederfrühling

Ich durfte dich umranken
Mit meines Lebens grünstem Trieb,
Und blühende Gedanken
Erweckte deine Lieb'.

Das ist nun ein Getriebe
In meines Herzens tiefsten Grund
Die lenzgeküßte Liebe
Entklingt als Lied dem Mund.

Das ist ein Blüh'n und Drängen,
Das ist ein Frühling wundersam,
Der schallend in Gesängen
Uns lieblich überkam.

Ich will mich selig wiegen
Als Zweig um dein geliebtes Haupt,
Den Lieder hell durchfliegen,
Wenn er sich grün belaubt.

Am Festtage

Des Herzens tiefster Wunsch
Der läßt sich niemals sagen,
Den muß im Herzensgrund
Man tief verschlossen tragen.
In Worte läßt sich nicht
Der Seele Sehnen fassen,
Man kann es höchstens nur
Im Kusse ahnen lassen.

Leid in Lust

Wie freudig auch die Woge flutet
Im sonnenlichtverklärten Strom,
O sieh' nur, wie sie dunkel blutet,
Wenn glühendrot der Tag verglomm.

Und wie auch meiner Liebe Gluten,
Mit hellen Flammen dich umsprüh'n,
Es will mir oft das Herz verbluten,
Seh' ich der Freiheit Lenz verblüh'n.

Dank

Es ist so dunkel, es ist so kalt,
Kein einziger Stern am Himmel strahlt,
Ein einziges Blümlein im Felde blieb —
Das rote Röslein meiner Lieb'!

Das rote Röslein meiner Lieb',
Mit heißer Flamme, mit grünem Trieb,
An dem ich glühend als Perle hing,
An dem der Sturm vorüberging.

An dem der Sturm vorüberging,
Weil es so treu mir am Herzen hing,
Weil es so fest mich in Lieb' umrankt,
O treues Röslein, dir sei's gedankt!

O treues Röslein, dir sei's gedankt,
Daß du mich in ewiger Lieb' umrankt;
Es ist ja so dunkel, es ist so kalt.
Kein einziger Stern am Himmel strahlt!

Du einzige Freude

Du einzige Freude in meinem Schmerz!
Du Licht, das mir leuchtet allerwärts!
Du seliger Traum, der oft mich umlacht
Im Dunkel der Trauer, im Dunkel der Nacht!

Im Dunkel der Trauer, die bang mich umfängt,
Wenn Frühlings, wo alles die Knospen sprengt
Das Herz der Menschheit nicht blühen mag,
Verträumend der Freiheit Frühlingstag!

Im Dunkel der Nacht, die, unbesiegt,
Noch lang auf dem Auge der Menschheit liegt; —
Im Dunkel der Trauer, im Dunkel der Nacht
Deiner Liebe seliger Traum mich umlacht!

In der Wehmut Nacht

Glühtest in der Wehmut Nacht
Mir als helle Leuchte,
Trocknetest mit Liebesmacht
Mir das Aug', das feuchte.

Und als in des Kampfes Schmerz
All mein Lenz verglühte,
Fielst du mir ans bange Herz
Licht als Frühlingsblüte.

Um die Morgenzeit

Hast du wohl an mich gedacht
Heute um die Morgenzeit?
Denn als ich vom Traum erwacht,
Dacht' ich dein in Seligkeit.

Und da fiel ein lichter Strahl
Flammendhell auf mich herein,
Und mir war mit einemmal
So, als dächtest du jetzt mein.

Und ich sah, voll heller Pracht,
Dich vor mir in Seligkeit! —
Hast du wohl an mich gedacht
Heute um die Morgenzeit?

Krönung

Angeweht vom Hauch der Liebe,
Regten sich in meiner Brust
All' die freudighellen Triebe,
Die nun blüh'n in Frühlingslust.

Und sie sproßten nicht vergebens
Aus des Herzens tiefsten Grund,
Denn die Blüte meines Lebens
Geben sie dir zitternd kund.

Und ich winde dir zum Danke
Aus den Blumen einen Kranz, —
Und manch' klingender Gedanke
Weht daraus in Liebesglanz.

Und die helle Blütenkrone,
Liedumweht und lustbelaubt,
Setz' ich, treuer Lieb' zum Lohne,
Meiner Königin auf's Haupt.

Dein Geist

Das war ein stiller Frieden,
Der liebend mich umflog,
Als ich, von dir geschieden,
Durch grüne Wälder zog.

Ich hab' durch laute Gassen
Getrieben mich im Schmerz,
Doch fühlt' ich mich verlassen
Bei Menschen allerwärts.

Hier aber in dem Frieden,
Der mich im Wald umkreist,
Umflog, von dir geschieden,
Mich wundersam dein Geist.

Einsam

In stillem Deingedenken
Verträum' ich manche Stund', —
Nur manchmal haucht ein süßes Wort
Der langverschloßne Mund.

Der Mund, der einst so heiß geglüht,
Entflammt von deinem Kuß,
Der nun wie eine Blume welkt,
Die einsam sterben muß.

Nur manchmal durch die Lippen zuckt
Ein glühendes Gefühl,
Als wenn's ein Kuß der Liebe wär', —
Doch, bald ist's wieder kühl.

Da wird es meiner Seele klar,
Da kommt mir in den Sinn,
Wie ich mit dir einst selig war,
Wie ich nun einsam bin.

Deingedenken

Und wenn es dunkel werden will
In meinem Kämmerlein,
Da neig' ich tief und schlummerstill
Das Haupt und denke dein.

Da wird es rings so flammenlicht
So glühend um mich her,
Als wenn's ein dunkler Abend nicht, —
Ein heller Morgen wär'.

Mondenschein

Ich schrieb ein Lied im Mondenschein
An das entfernte Liebchen mein;

Und wie ich schrieb und schrieb — da stahl
In's Lied sich manch ein Mondesstrahl.

Und als mein fernes, fernes Lieb
Die Worte las, die ich ihr schrieb,

Da hat in ihres Schmerzes Nacht
Ein milder Glanz sie angelacht.

Da war ihr, als ob Mondenlicht
Ihr strömte über's Angesicht,

Und in des Liedes mildem Schein
Schlief sie verklärt und selig ein.

Im Schmerze

Das Gras auf der Heide, so grün und voll,
Spricht ewig, daß ich hoffen soll.

Die Rosenflur ruft glühend rot:
Liebe, liebe bis in den Tod!

Und der blaue Himmel oben spricht:
Vergißmeinnicht! Vergißmeinnicht! —

Du grünes Gras, du weißt es nicht
Wie bald, wie bald die Treue bricht!

Du liebes Röslein, so glühend rot, —
Du weißt nichts von der Liebe Tod!

Du aber, Himmel, so tief und blau —
Kühle mein Herz mit deinem Tau,

Oder erlöse von seinem Schmerz
Ein wehmutvolles, banges Herz!

Nach Heinrich von Morungen

Ich hörte auf der Heide
Hell klingen süßen Sang,
Da wurde mir vor Freude,
So wie vor Trauer bang.

Die Liebe und die Gute,
Nach der mein Sehnen rang,
Fand ich mit frohem Mute,
Wo hell ihr Lied erklang.

Da fand ich sie verborgen —
Das Auge tränennaß —
Bis sie auf alle Sorgen,
Auf allen Schmerz vergaß.

Ich fand sie da versunken
Mit ihrer Lieb' allein,
Da mocht ich liebetrunken
Und überselig sein!

Da wähnt ich wohl, — zerflossen
Sei ringsum alles Land, —
Wir hielten uns umschlossen,
Und — Zeit und Raum entschwand.

Centifolie

Das Herz ist ein Röslein
Mit hundert Blättern;
Drauf flimmert die Liebe
Mit glühenden Lettern.

Doch siehe, die Worte,
Die kann nur lesen
Das Auge der Liebe,
Geliebter Wesen!