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VI.
Epigramme und Sprüche

 

An Eos
Das Bad
Liebesglut
Goethe
Schiller
Bei Scheffels Tod
Antwort
Bei der Eröffnung der St. Gotth. Bahn
Die deusche Kaiserfamile
Zum Ringtheaterbrande
An Herder
Weltlauf
Den Kritikern
An . . .
An die Sterne
Dem Volksredner
An R. v. Sch.
Zum Sprachenkampf
Den Antisemiten

 
Der Tod
Gott in der Natur
Dem Deutschen in Ungarn
Den Aufklärern
Im Waggon
An Deutschland
Dem oberösterr. Bauernvereine
Ritornelle auf oberösterr. Dichter
Guter Rat

 

An Eos


Rosenstreuende Eos, dich lieben Dichter und Denker,
    Streue o Göttin, auch mir liebliche Rosen — im Traum!

Das Bad

Sommer ist es, o komm! Es winkt das kühlende Wasser,
    Und du steigst wie verjüngt aus dem erfrischenden Bad.
So erhebt sich dein Geist wie neugeboren dem Bade,
    Das der ewige Born griechischer Klassik gewährt.

Liebesglut

Lege immer die Hand, die kühlende, mir auf die Stirne,
    Nur um so heißer entfacht sich in den Herzen die Glut.

Goethe

Goethe! — Dies einzige Wort, es birgt eine Welt von Gedanken;
    Und die Lippe verstummt vor dem unendlichen Geist.

Schiller

Hebe immer empor die aufwärts strebenden Schwingen!
    Um so inniger hält mich an dem Busen die Welt.

Bei Scheffels Tod

Einer geht um den andern; mir ist, die Sterne verschwinden,
    Und im Dunkel der Nacht bleiben die Lämpchen zurück.
Solches bin zwar auch ich; doch will ich leuchten und leben,
    Gleich dem Würmchen im Gras, das sich im stillen erfreut.

Antwort

Warum senkst du das Haupt und blickst bekümmert vor dich hin,
    Ach, und fragest erstaunt, daß sich mein Auge umflort?
Trauern nicht Wiese und Wald, sobald die Vöglein verstummen
    Und vor nahendem Sturm plötzlich der Himmel sich wölkt?

Bei der Eröffnung der St. Gotthard Bahn

Altehrwürdiger Greis, auf dessen Schultern die Fülle
    Von Jahrtausenden ruht, Jüngling erscheinst du mir,
Da dem Geiste der Zeit, dem vorwärtsdrängenden, freundlich
    Du zum freundlichem Bund Norden und Süden verknüpfst.

Die deusche Kaiserfamile

Den Urenkel im Arm und Sohn und Enkel zur Seite,
    Sieht der würdige Greis sich in den Seinen verjüngt.
Doch Germania fühlt im Herzen regeren Pulsschlag:
    Aus dem lieblichen Bild spricht die Geschichte der Welt.

Zum Ringtheaterbrande

Allen starrte das Herz. Man fluchte Ämtern und Würden,
    Und die fühlende Welt weihte Geschenk um Geschenk.
Aber es wuchs das Grün kaum auf dem Hügel der Toten,
    Sang und klang es wie sonst in dem gemütlichen Volk.

An Herder

Liebt die Menschheit! So sprachst du einst, ein Vater, zum Volke;
    Herrlich däuchte die Saat, aber wir ernteten Hohn.
Werde, Deutscher, auch du, was längst schon andre geworden,
    Und dein schwebender Aar knüpfet die Enden der Welt.

Weltlauf

Sei bescheiden, o Freund, und wirke Schönes im stillen,
    Und dein Name verweht, wie vor dem Winde das Blatt.
Aber der Stümper bläst mit lautem Schall die Trompete,
    Und das kaufende Volk stößt ihm die Bude schier um.

Den Kritikern

Dies und jenes, ich weiß, habt ihr am Dichter zu tadeln,
    Und mit prüfender Hand löset ihr Blüte und Blatt.
Bis ins Kleinste zerlegt ihr so die duftende Blume,
    Die dem Kinde nur blüht, das sie als Ganzes genießt.

An . . .

Kleine Talente sind's, wie Pilze wuchernd im Walde —
    Doch dem gedunsenen Glanz folget Verwesung alsbald.

An die Sterne

Seid mir, Sterne gegrüßt, ihr holden Augen des Himmels,
    Draus die Seele zu mir jenes Unendlichen spricht!

Dem Volksredner

Alle horchen entzückt. Er schüttelt Phrase um Phrase
    Aus dem Ärmel und spricht wie um das heiligste Gut.
Aber glaube, o Freund, du stopfst mit Orden und Titeln
    Dem Beglücker des Volks, da er noch redet, den Mund.

An R. v. Sch.

Eines mangelt uns, ach! der männlich offne Charakter,
    Und die Fragen der Zeit lösten wie spielend sich all.
Aber es tönet umsonst, wie eines Sehers der Wüste,
    Das phrophetische Wort an das verblendete Volk.

Zum Sprachenkampf

Wie die Wogen des Meers im widerstreitenden Sturmspiel,
    Brandet jetzo der Kampf um das erhabenste Gut:
Um die Sprache, die einst die liebende Mutter uns lehrte —
    Aber Germania birgt, scheint es, errötend das Haupt.

Den Antisemiten

Schwöret die Zeit nicht herauf, die dunkle, die wir begraben!
    Wollt ihr kämpfen, so kämpft, aber mit Würde und Ernst.
"Sie beherrschen den Markt, und sie die Presse des Tages,
    Selbst die Halle der Kunst tat den Profanen sich auf!"
Also ruft ihr mit Recht, denn Wahrheit liegt in den Worten;
    Aber das Mittel ist falsch, wie solche Wunde ihr heilt.
Lernt von ihnen den Fleiß, denn nimmer müden, und trachtet
    Nach dem sprühenden Geist und der geschmeidigen Form.
Lernet von ihnen die Glut der teuren Liebe zum Volke
    Und den sorglichen Sinn, der den Penaten sich weiht;
Und verbindet damit die deutsche männliche Jugend:
    Und der herrlichste Sieg krönet den friedlichen Kampf.

Der Tod

Du sagst: wir sterben. — Nein, wir leben.
Was ist der Blumen Frühlingsweben
Auf unserm Hügel anders wohl
Als Leben, das dem Tod entquoll?

Gott in der Natur

Der Halm, der sich im Winde wiegt,
Die Lerche, die im Äther fliegt,
Die Welle, die im Wasser blinkt,
Die Blüte, die vom Baume sinkt,
Der Felsen, der zum Himmel strebt,
Der Nebel, der im Tale webt —
Sie alle predigen nur Eins:
Das uralt Göttliche des Seins.

Dem Deutschen in Ungarn

Was ist an jenem zu verlieren,
Der stolz ist als ein deutscher Mann,
Wenn er sich magyarisch schnüren
Und halbwegs radebrechen kann.

Den Aufklärern

O armes Volk! Man mag dir alles rauben:
Des Hauses Glück, des Ackers Erntesegen;
Du hebst das Haupt nach noch so harten Schlägen
Und bittest um das Eine nur: den Glauben.

Im Waggon

Ja Krain, du bist ein dunkles Land,
Ich muß es endlich glauben;
So lang ich an der Berge Wand
Hinfuhr, nur Wolkenhauben.
Doch als ich jenseits Tarvis war,
Da wurde der Himmel heiter,
Die Berge glänzten wunderbar
Und Sonne war mein Begleiter.

An Deutschland

Du hast erreicht, was du gewollt:
Den Siegeskranz hast du errungen
Und jenes Schlangenhaupt bezwungen,
Das seit Jahrhunderten gegrollt.

O, daß die Einheit, die der Tod
Der Besten deines Volkes brachte,
Nur nicht die Freiheit auch verachte —
Germania, das walte Gott!

Dem oberösterr. Bauernvereine

Ich möcht's in alle Lande rufen:
O seht mein Oberösterreich,
Das den erzürnten Wogen gleich
Emporklimmt an der Freiheit Stufen!

Und dennoch sinkt mein Blick zur Erde.
Denn glaubt ihr, daß, wo jahrelang
Der Nebel um den Pflug sich schlang,
Ein lichter Morgen plötzlich werde?

Ritornelle auf oberösterr. Dichter

Alois Blumauer!

Wenn jeder sänge, so wie du gesungen,
Die Muse ginge stets in tiefer Trauer.

Matthias Schleifer!

Man wandelt durch ein Feld voll goldner Ähren;
So spricht ein Geist nur, ein vollendet reifer.

Amand Baumgarten!

Du bietest einen Garten voller Bäume,
In dem man Früchte bricht der besten Arten.

Beda Piringer!

Ein Funke glomm in dir von jenen beiden,
Die schlummern in dem Land der Thüringer.

Marcus Holter!

Gleichwie die Abendsonne auf den Bergen,
War unser Freund; nur heitre Ruhe wollt' er.

Franz Stelzhammer!

Sangst wie ein Vogel, bald vertraulich zwitschernd,
Bald klang dein Wort gleich wie ein Schlag vom Hammer.

Anton Schosser!

Der Atem deines Liedes stärkt die Seele
Wie Hauch der Berge, majestätisch großer.

Dem Stern des Vaters, der dir hell geleuchtet,
Bist du gefolgt mit ruhmeswertem Eifer.

Franz Keim!

Nach langer Irre blühn dir endlich wieder
Des Liedes Segen und ein trautes Heim.

Ludwig Stifter!

So jung du starbst, in deinen wen'gen Zeilen
Erscheinst du schon als ein im Sturm Geprüfter.

Anton Mayer!

Mein Heimatland ist wie ein Vogelbauer,
Verstummt die eine, tönt die zweite Leier.

Den vielen anderen!

Ich grüße euch; doch jeden zu besuchen,
Ich würde viel zu müde von dem Wandern.

Guter Rat

Willst du vor der Welt dich zeigen,
    Mußt du auch Kritik ertragen.
Dem Talente ist es eigen,
    Vor derselben nicht zu zagen.
Ist das Urteil scharf, doch richtig,
    Wirkt es wie ein Ungewitter;
Ist es ungerecht und nichtig,
    So verachtet man das Zwitter.