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Quelle:

Was Heurig's
Schadek Moriz

in waldviertler Mundart
Wien 1892
Verlag von Carl Konegen

An's Büachl'!

Du wirst den Leuten, was i denk',
All's sagen müaßen,
Z'erst aber sag' ean, sei so guat:
I laß s' schön grüaßen.

 

III.
Was Heurig's 1

 

D' Waldviertlerin
Der Alte
Kellergang
Der Streit
In der Nacht
's Büabl
Der Auswanderer
Der ganz Brave
Der Jaga
D' Wahrheit
D' Schlafhaub'n
Fremde Leut'
Brautwerbung

 
Der erste Kranke
Der Schloßgeist
Der Herr Suhn
Dö Teilung
D' Aushilf
Der Kalender

 
Dö zwoa Täuberln
Der Lohn
G'radaus
Kundschaft
D' Schneid'
Der stolze Tag

 

D' Waldviertlerin

Wann's wöllt's, so künnt's a wengerl mitgeh'n,
A Dirndl zoag' eng, schaut's eng's an,
Und wann's es nacher kloanweis g'seg'n habt's,
So sagt's, ob wer was ausstell'n kann! —

G'rad bei der Arbat is s'; muaß d' Händ rühr'n,
Dös san nöt nur so Handerln glei,
San feste Händ'; sö müaßen stark sein; —
Wann s' z'kloan wa'n, brauchat s' eaner drei. —

A guate Brust hat s', daß was aushalt't,
Denn oft is's kalt, und 's kann's der Wind;
Ihr Herz is brav; es hilft an iaden,
Wo's Helfa nottuat, gern und g'schwind.

's kloan Göscherl laßt s' halt geh'n, wia's geh'n will,
Sagt's außa, wia sie's moant und denkt,
Red't guat mit all'n; — nur so an'n Gagl,
Der's roazen will, den wird nix g'schenkt.

Zwoa treue Augerln, dö nöt lüag'n mög'n,
Dö leuchten ihr durch's Leb'n hin,
Wöllt's schöne Haar seg'n, schaut's ihr'n Zopf an,
Es is nöt oan' falsch's Haarl drin!

A liab's Kind! — hat koan Stolz, koa' Kecken,
Vo kloa' auf hat' s' an'n z'fried'na Sinn,
Sie will nöt viel; nur — wann s' an'n Mann kriagt,
Da is s' nöt ha'b, — d' Waldviertlerin.

Der Alte

Er siacht auf's Feld dö andern ausziag'n,
Und derf nöt mit, er is all's z'schwach,
In 'n Haus gab's a dö Menge z'richten,
Er kann's nöt toan, er kimmt nöt nach.

Und was er für a Kerl g'west is! —
Wia eam all's g'schlaunt hat, was 's hat geb'n!
D'rum, daß er iatzt so müaßi dasitzt,
"Dös," sagt er, "macht mir's z'wider 's Leb'n.

Wann oan'n dö dumme Zeit so herricht't,
Wann s' oan'n in'n Alter so schlimm stellt,
Für was, für wem is nacher weiter
A alter Mann nu auf der Welt?"

Da hupft d' kloan Burgerl auf eam auffi,
Tuat eam recht schön, und streichelt recht,
Oan Bussel' gibt s' eam nach'n andern,
Als ob s'n frei aufbusseln möcht!

Mit den hat s' d' größte Freud, 's kloan Dirndl,
Er wehrt's nöt a, laßt's g'scheg'n, der Alt',
Zu was er auf da Welt nu sein muaß,
's Kind hat eam's zoagt: Zun Gernhab'n halt!

Kellergang

I'n Keller sollt' er wieder mit,
Der Vetter drob'n vo Messern; —
"Was, na sagst? — Is mei Wein nöt guat,
Wo findast denn an'n bessern?!" —

"Wann 'ß d' durchaus willst, in Gottes Nam'!
So kost'n wir halt dein'n Alten,
Nur woaßt, zwoa Nachbarn nehm'n wir mit" —
"Zum Trinka?" — "Na — zun Halten."

Der Streit

"Der Bischof kamat durch, durch's Ort,
Da müaß'n wir schau'n, gelt Alter?"
"G'wiß a nu, geh'n wir auffi halt
Geg'n's G'schloß hin zun Verwalter." —

"Na! und da auffi geh' i nöt, —
Beim Brückerl drunt is 's g'scheidter."
Sie setzt ihr'n Kopf auf, er den sein'n,
So keman s' nia nöt weiter.

Z'erst warteln s', nacher schimpfen s' recht,
Sie hoaßt'n Wampentegel,
Er tauft s' a Bisgurn, nennt s' a Trud,
Sie gibt eam's z'ruck, sagt: Flegel.

Wia's oft g'schiacht, wann zwoa streitat san,
Wer'n iatzt dö Händ' lebendi,
Sie z'krailt eam 's G'sicht, recht, daß er blüat't —
Er haut s' dafür unbändi.

So z'krailt und z'schlag'n, — so rennen s' aus,
Er auffi, sie nach unten,
Ean Recht behaupten s' all zwoa, nur —
Der Bischof war verschwunden.

In der Nacht

Alle Liachter san scho ausg'löscht,
D' Wirtsstub'n all'sand san scho zua,
Alles, Groß und Kloan in'n Dörfel
Suacht in'n Bett drin iatzt sei Rua.

Oaner nur derf in koa Bett geh'n,
Derf's nach seiner Pflicht nöt toan,
Na! — der Nachtwachter, der brave,
Der — schlaft draust am Meilenstoan.

's Büabl

Schau eini da in's Wiagerl,
Da liegt mei Büabl, siah!
Hast scho was schöner's g'seg'n wo,
Gel na, Frau Nachb'rin, nia?! —

Dö blonden kraus'ten Lockerln,
Dö Wangerl wuzerlfett,
Und erst sei liab's kloan's Göscherl,
Wia schön eam dös all's steht.

Du tuast eam d' Nasen ausstell'n,
Daß s' eintepscht wa' und z'broat;
Und 's Goder standat weg z'viel; —
Da is mir gar nöt load. —

Dös bisserl macht eam gar nix,
Da is nu nix verlor'n;
Dös hat a so sein müaßen, —
Sunst wa' er gar z'schön wor'n.

Der Auswanderer

So oft eam 's g'ringste nur nöt recht war,
Glei schreit er, der Xaverl: "Ah,
I halt's nöt aus mehr in den Nest da,
I wander' in's Amerika.

Und, wohl eam's niamals nia neamt glaubt hat,
Daß er si nu auf so was b'sinnt,
Oamal wird's wahr. Er nimmt sei Binkerl,
Sperrt d' Hütten zua fest, und verschwind't.

Jatzt freili, wo sö's seg'n, iatzt glaub'n sö's,
Dö Frotzlerei hat iatzt ihr End',
A jeder moant: Ja, der Xaverl
Is über'n großen Wasser drent.

Auf oamal — er is halb's vergessen,
Kann g'west sein so drei viertel Jahr,
Wer tritt beim Gmoanwirt ein in d' Gaststub'n?!
Ja der Xaverl — was nöt gar!

"No, wia is's g'west dort bei dö Wilden?
Was? g'ess'n hab'n s' di do nöt, gel?
Hast leicht an Kschlaven a'bgeb'n müaßen,
Was hast den drent erlebt? Erzähl'!"

"No, daß' eng sag': I bin nach Pölla,
Und weiter abi bis auf Streg'n,
A nu nach Horn." "No," frag'n s', "und weiter?"
"Ja, weiter — hab i nimmer mög'n."

Der ganz Brave

"No, was macht denn dei Studentel,
Hat er's Kastel drob'n scho voll,
Woaß er scho dö ganzen Büacher,
Wia s' halt oaner wissen soll?

"No, i glaub's, all's woaß er richti,
Fehl'n tuat's grad nur in den Stuck,
Daß er z'kluag is mit sein' Wissen,
Er g'halt all's bei eam z'viel z'ruck.

Außakitzeln hab'n s' eam's wöllen,
Wia er hat sei Prüfung g'macht,
Aber er is widerstanden, —
Koaner hat was außabracht."

Der Jaga

Alles woaß er aus'n Büachl,
Was si g'hört, geht oan's auf's Wild;
Wia ma's find't, und wia ma's angeht,
Wia ma lad'nt', und wia ma zielt.

G'lesen hat er über's Monat,
So, iatzt moant er, kann er's schon,
Stellt si hin, druckt los nach'n Büachl
Und — der Rehbock rennt davon.

D' Wahrheit

Trauri sitzt im Herzen d' Wahrheit,
Hat scho d' Liab und d' Freundschaft bitt':
Laßt's mi red'n!" — Dö sag'n ihr aber:
"Nix! — wir zwoa hab'n gern an'n Fried'!

Wir mög'n neamt koa Bisserl kränka,
Und wann 'ß d' du red'st, wird's glei z'viel,
Sagast all's, wia's is, glei außa,
Na, dös geht nöd; du sei still."

D' Wahrheit gibt sie in ihr Schicksal,
Rührt si nöt, schlaft mäuserstad,
Bis a Sturm gach aus'n Herzen
D' Liab und d' Freundschaft außiwaht.

Jatzt hat d' Wahrheit guate Zeiten,
Wach und redat wird s' bald d'rauf. —
Liab und Freundschaft lassen s' schlafen,
Haß und Feindschaft wecken s' auf.


D' Schlafhaub'n

Es wöll'n d' Leut' alle mitanander
Durch's nämliche nöt glückli wer'n,
Der Franzl spielt, 'n Hans g'freut 's Singa,
No und der Wastl schlaft holt gern.

Er braucht koa Bett dazua voll Flama,
Am Heubod'n schlaft er g'rad so schön,
Bein Sitzen kann er's und bein Loana,
Wann's sein muaß, schlaft er a im Geh'n.

Der Schlaf wird a sei Lust und Freud bleib'n,
Bis's hoaßt: 'n Wastl grab'n s' heunt ein,
Und kann in 'n Grab er ewig schlafen,
Dös wird eam erst das liab're sein.

Bein jüngsten G'richt, wann's "Aufersteh'n" hoaßt,
Wird all's si ringeln, all's si reg'n,
Der Wastl a. — Nur möcht' i wetten, —
Er wird si wieder niederleg'n.

Fremde Leut'

Aus'n Böhmen gar san s' kema,
D' Schnitterleut, so z'wider nöt;
Aber dös is's ganze Unglück,
Daß von ean koan's deutsch versteht.

Hoaßt's halt Deuten; — wia s' san d' Hausleut,
Hab'n s' mit'n Deuten a nöt g'spart,
Aber bis's den Fremden einigeht,
Braucht's was; hart verstengan s' hart! —

Alle klag'n s', bis auf d' kloan Reserl,
Dö hat a wen'g Grund, daß s' klagt,
's gibt koan', der s' nöt glei verstandat,
Wann s' ean — d' Jausen außitragt.

Brautwerbung

"Ah was, kuppeln," hat er g'sagt,
"Um'n Brein geh'n, b'sinna! —
Nix da! — selb'n glei frag'i an,
Wir' i 's do bald inna."

Hat a richti nöt lang g'wart't,
Glei am Sunnta geht er,
Spitzen d' alten Häuslerleut: —
"Willst was anfeil'n, Peter?"

"No, mi selber halt a wen'g."
"Was nöt gar," sag'n d' Alten.
"Ja! — bi weg'n der Regerl da,
Möcht' mein'n Anwurf halten."

Hm! sö schau'n si all' zwoa an,
D' Regerl schaut auf d' Erden. —
"Guat, so red't's eng aus a wen'g,
Kann ja g'rad was werden." —

D' Alten gengan; bleib'n s' alloan,
D' Regerl und der Peter; —
"Soll i glei red'n? — Denn wann 'ß d' willst,
Kimm i scho a später. —

Also glei?! — Guat über das,
Siah, du wirst es wissen,
Was i hab'; — i hab' scho was.
Bi koa mag'rer Bissen.

G'hör'n zwoa Höf' mei, schuldenfrei,
Wiesen gnua und Felder,
Hab' hübsch Geld bei mir dahoam,
Hab' hübsch draust steh'n Gelder.

Meine Walder kennst a so,
Viel geb'n s' Holz und Birtel,
Daß mei Viech das schönste is,
Woaß das ganze Viertel.

Fufz'g Jahr bin i, dös is wahr,
Aber frisch und heiter,
Bin nia krank g'west, mag's nöt wer'n; —
No! was fehlt mir weiter?!"

D' Regerl schaut den Alten an,
Tuat an'n kurzen Lacher:
"Was dir fehlt?! — Oans do, — a Suhn,
Siah, den nahm' i nacher."

Der erste Kranke

Is a neucher Doctor aufzog'n,
Glei bein Müllner haus't er drunt;
Der darf allweil nur spazier'n geh'n,
D' Leut san alli so viel g'sund.

Heunt amal, er loant beim Fenster,
Moant er do, es kemat wer,
Schleicht der kloane Kleberschneider
Mager, blaß wia Gespenst daher.

Fragt er'n glei draust auf der Gassen;
"Kleberschneider, no was is's,
Hast an Huasten, druckt's und zwickt's di,
Gibt's dir no wo an'n Stich, an'n Riß."

Deut't auf alles "na" der Schneider.
"Bist leicht d'rob'n verwirrten Sinns?! —
A nöt? — No, was fehlt dir nacher?!" —
"Bitt' recht schön, mir fehlt — der Zins."

Der Schloßgeist

Auf's Schloß schau'n s' auffi dö zwoa Nachbarn,
Sö hab'n a G'schicht vo drobnat g'hört,
Der tote Graf, hoaßt's, tat iazt umgeh'n,
Er blieb nöt lieg'n drin in der Erd. —

Da red'n s' davon. Der oan' sagt: "Seppl,
Was glaubst? — I muaß di fragen d'rum:
D' Schloßbahnl'n, hört ma oft, daß s' umgeh'n,
Was geht denn nia a Bauer um?"

"Hm!" moant der and're, "dös willst wissen?
Dös is nöt gar so schwa' dakennt. —
In'n Schloß drob'n hab'n sö's guat, dö Herrnleut,
Hat neamt a Arbat, dö 'n brennt.

Dö toan bein Leb'n gnua allweil rasten,
Da is 's nach'n Sterb'n leicht umag'stieg'n,
Der Bauer aber, wann er tot is,
Is z'müad dazua — der bleibt gern lieg'n."

Der Herr Suhn

Mit lauter Spar'n und lauter Arbat
Vo fruah an bis in d' spate Nacht,
Hab'n s' do aus eanern Buab'n, 'n Jagl,
Wia s' vürg'habt hab'n, an'n Herrn draus g'macht.

Sei Kopf war guat, und g'lenksam war er,
Hat allweil g'lernt fest, nöt viel g'rast't,
So is der Dorfbua in der Stadt drin
Nöt ganz der Höchste, aber fast.

Jatzt soll er kema in sei Hoamat,
Er hat an'n Briaf g'schrieb'n, hat's vermeld't,
Ganz aus'n Häusel san dö Alten,
Und üb'rall hin wird's halt erzählt.

Das ganze Dörfel g'freut si extra,
"A so a Herr nimmt si dö Zeit! —
Ja, der Herr Suhn, der Herr Director
Tuat uns dö Ehr!" — sag'n d' alten Leut.

Wia wird er sein? — wia wird er's nehma
Mit'n Trunk, mit'n Essen, mit'n Lieg'n?! —
Is eh scho a Director da g'west,
Denn kennen s'; der is ord'ntli g'stieg'n.

"Suhn hin, Suhn her, er is a Herr iatzt,
Wia soll ma' red'n mit eam valei?!"
Sö g'freu'n si wohl, dö alten Eltern,
Hab'n aber do a Angst dabei. —

Jatzt kimmt er; — recht schön ang'legt is er,
Von Kopf bis zu dö Füaß all's fein,
Ma siacht eam's an, in'n ganzen Anseg'n,
A rechter Herr! — so ziagt er ein. —

Der Vater macht fest Cuplamenter,
D' alt' Muater wird ganz feuerrot,
Sie zepperlt hin zun Wag'n und treantschet:
"Herr Suhn," sagt s' — "no! grüaß Ihna Gott."

Den gibt's an'n Riß. — "Was? — Du tat'st Sö sag'n,
Der Vater buckt si bis auf d' Erd! —
Ja, Leut, um Gottes-Himmelswillen,
Is all's bei eng in'n Kopf verkehrt?

Wer bin eng denn? — bin eng a Fremder,
Dem's Buckerln macha künnt's nöt gnua?!
So muaß' eng's do sag'n, wer i z'erst bi,
Der Jagl bin i, enger Bua.

I dank' eng 's Leb'n, i dank eng 's Lerna,
Und was i bi, eng dank' i's gern,
I denk scho d'rauf, vergeßt's nur ös net,
Daß i der Bua bi, ös dö Herrn." —

Jatzt hätt't s' ös seg'n soll'n dö zwoa Alten!
Mit 'n ganzen G'sicht hab'n s' all zwoa g'lacht,
G'hals't, busselt hab'n s' den Herrn Director,
"Mei Bua!" — sunst hab'n s' nix außabracht.

Der Pfarrer siacht's. — An'n guat'n Suhn zoag'n,
Dös gab' a Predi, 's wa' koa Kunst. —
Hat's aber do nöt tan am Sunnta; —
Er fürcht't si, — d' Muata z'gangat sunst.

Dö Teilung

Daß Mann und Wei nöt zwoa soll'n sein,
Nur oans, da stimm' i ein,
Da solltat aber, moanat i,
An iad's g'rad d' Hälfte sein.

A so geht's aber nöt z'oft aus,
Denn d' Weiber stell'n 's scho an,
Daß d' bess're Hälften kimmt auf sö,
Und d' schlecht're auf'n Mann. —

Jatzt kenn i aber d' Birnerleut,
San a oans; sakradi! —
Dö teil'n a so: Er is der Neamt,
Und 's and're, dös is sie.

D' Aushilf

Faihlt's ihr wo was draust bein' Kocha,
G'lengt's ihr nöt, wann s' naht und strickt,
D' Muater woaß si scho a Aushilf,
's Kind wird zu der Nachb'rin g'schickt.

Kriagt a all's; san guate Leut drent,
Denkan si: So soll's drum sein,
Was wir iatzt herunt do hergeb'n,
Bringt der liabe Gott drob'n ein.

Da wird d' Muater krank, muaß lieg'n geh'n,
Lamatiert in'n Kammerl hint'.
"Mei, was hast denn?" fragt dö Kloane.
"Ja, koan At'n hab' i, Kind!" —

"Dös is?!" — 's Dirndl lacht, und ausrennt 's,
Husch, is s' bei der Nachb'rin neb'n.
"Bitt, bitt, kunnten S' mir für d' Muater —
Nöt a wen'g an'n At'n geb'n?"

Der Kalender

In'n Kalender wird all's eing'schrieb'n:
Wann a Deanstbot kimmt und geht,
Wann a Fadl wirft, wann d' Hean'n leg'n,
Wann a Kuah kalb'nt, wia's halt steht.

Und was sunst g'schiacht, 's Guate, 's Schlechte,
All's schreibt d' Ahnl ein, dö Alt';
Mag ihr Bleistift nimmer angeh'n,
Ruaft s' der Lenerl: Spitz'n halt.

D' Lenerl, wißt's, is 's oanzi Hauskind,
's gab Buab'n gnua, dö s' nahmen gern.
Und d'alt' Ahnl hat s' oft gnua g'stupft:
"Willst denn nia koa Bäu'rin wer'n?"

D' Lenerl schupft nur allweil d' Achseln,
Hat koa Mensch bei ihr was kennt,
Bis s' amal um Sunnawenden
All's versalzt draust und vabrennt.

D' Ahnl sagt a paar Tag nix,
Denkt si nur ihr'n Teil a so,
Bis daß s' g'spürt, d' Fisol'n san zuckert,
Nacher reißt sie's aber do.

"Du," sagt 's Lenerl, "woaßt es eh, gel',
Wann si was bei uns tragt zua,
Daß i mein'n Kalender hernimm'
Und all's ord'ntli' einschreib'n tua.

No! und nach dem Bratl gestern,
Nach dö heuntigen Fisol'n
Hätt' i halt a Frag', a kloane:
Derf i mein'n Kalender hol'n?!"

Dö zwoa Täuberln

Jatzt schau nur dö zwoa Täuberln an,
San bald nöt oan' so sauber;
Hab'n si a nöt bald zwoa so gern,
Wia 's Weiberl und der Tauber.

G'schwind, g'schwind, da schau, wia s' schnäbeln toan,
Wia s' oans den andern schmeicheln.
Ganz hab'n s' dö Köpferln beianand!
Guck' hin — er tuat s' iatzt streicheln.

Dö derf't ma nöt vonanda toan,
Kunnt' koans dös and're g'raten,
D'rum Wei, mach' ean a morg'n den G'fall'n —
Tua s' — mitananda braten.

Der Lohn

A Unglück is 's g'west, daß der Nachbar daneb'n
's Verdienstkreuz hat kriagt weg'n der Straßen,
Seit dem gibt dem Huaber sei Wei mehr koa Ruah,
Er sollt' si was anhänga lassen.

Und wia ihr zuared't: "Geh' bitt' di, laß's geh'n,
I mag koane Amteln nöt nehma,"
Sie laßt halt nöt nach: "Na! — Du muaßt," hoaßt's, "Du muaßt;
Probier's nur, d' Lust wird Dir scho kema."

No guat! — Anseg'n hat er; sö nehmen'n schon,
Der Nachbar muaß z'ruck hinter seina.
'n Huabern g'hört 's Schottern und 's Wegmacha zua,
Er derf mit dö Einramer greina.

Er schaut ean a nach fest, ob's schön is, ob's regn't,
Und tuat si in all'n recht befleißen,
Is allaweil d'raust; ja d'rum braucht's a nöt lang,
So kriagt er zun Lohn dafür — 's Reißen.

G'radaus

Schleich' nöt durch's Leb'n versteckt und scheuch,
Als wia a arme Maus,
Hab' allweil nur a ehrlich's Ziel,
Auf dös geh' los — g'radaus.

Red' nöt a so, daß oans si erst,
Was d'moanst, lang klaub'n muaß d'raus;
Halt's Mail, wann 'ß d' denkst, du sollst nix sag'n,
Red'st aber, — red' g'radaus.

Es muaß der Mensch zun ewig'n Leb'n
D' Weg' selber bau'n; so bau s',
Nur merk': der krumpe führt in d' Höll',
Zun Himmel geht's — g'radaus.

Kundschaft

"No, grüaß Gott," sagt d' Lendenmos'rin,
Wia s' zun Kramer kimmt: "I hoff,
I wir' dös bei Ihna finden,
Was i brauch: an'n Kittelstoff."

"Aber bitt', natürli, freili" —
D' ganze Bud'l ram't er an,
Daß s' ihr Stoff für hundert Kittel,
Und für mehr nu suacha kann.

Drei Stund' muaß er si iatzt hinstell'n,
Rinnt der Schwitz schon von der Stirn,
Koa laut's Wort mehr bringt er außa,
Nacher nimmt s' — a Stren'l Zwirn.

D' Schneid'

"Du kennst'n eh, Wei, den Hochebner,
Den Wildling den, mit seiner Hast,
Der 's Mail nia halt, glei recht in'n Tisch haut
Und neamt in'n Ort was gelten laßt.

Den hab'n wir's zoagt, i und der Schneider,
In Wirtshaus gestern nach'n Seg'n;
I gar, i hab' dö mehra Schneid g'habt,
Mir is an gar nix mehr was g'leg'n.

Er schimpft dir über unser Wirtschaft,
Der Schneider stößt mi stad in d' Seit',
I spring glei auf. "Na," sog' i grimmi,
"Dös Schimpfa taugt mir nimmer, Leut! —

Will der Hochebner grad wem schimpfa,
Da find't er bessern neamt als si,
Sei Wirtschaft is dö allerschlechtest" —
"Ja!" schreit der Schneider, "Sakradi!" —

"Hab'n uns a weiter 's Mail recht ausg'lart,
Z'sammbiss'n wir'n all zwoa fest."
"Und er?" fragt's Wei, "was hat denn er g'sagt?" —
"Er — is daweil g'rad drausten g'west."

Der stolze Tag

Auf Allerseel'n schaun'n s' drob'n in'n Himmel,
Wia's drunten mit ean'n Gräbern steht,
Und alle gengan s' hin zum Guckerl,
Nur d' Altenthalerin geht nöt.

"Was tat denn i viel schau'n," sagt s', bitt' end,
Bei mir hat 's Kranksein kst't, 's Begrab'n,
Mir stell'n s' nix hin; es g'lengt ean 's Geld nöt,
Soll'n froh sein, wann s' was z' Essen hab'n."

Da kimmt ihr Nachb'rin z'ruck von'n Guckerl.
"Du moanst, sö stell'n bei dir nix auf? —
Nöt wahr is, 's steht am Grab a Kreuz durt,
Und hängt a Kranzl a nu d'rauf."

"Ja, wa' nöt aus! A so a Hoffart!
Was hab'n denn da dö Mein'n d'runt' trieb'n,
Bei all' den Elend Grabkreuz, Kranzl! —
G'wiß san sö's alles schuldig blieb'n." —

Ganz g'schreckt geht s' hin, und auf ihr Grab schaut s',
Is grad ihr Mann mit'n Kindern dort,
Dö Kloan'n toan beten und der Vater
Blickt auf und richt't zun Himmel 's Wort:

"Ja, Muater, gel, du wirst di wundern,
Wirst moan'n, wir hätten Schulden g'macht,
Na, fürcht di nöt, is alles auszahlt,
Mit hab'n 's scho fürananda bracht.

I hab' oft über d' Zeit fest g'arbat't,
Dö Kinder hab'n wöll'n Fleisch entbehr'n,
Und siah, so hast dei Kreuz am Grab heunt,
Dein'n Kranz, daß siagst, wir hab'n di gern."

Daweil der Wittiba so red't drunt,
Hat si bein Guckerl drob'n all's g'rührt, —
A Menge Heilige san zuwi
Und hab'n der Frau schön gratuliert.

"Muaßt aber brav g'west sein," sag'n s' alle,
"Daß s' so viel toan für di, dö Dein'n."
Ja, recht wird's g'lobt; — sie woaß scho völli
Vor Glück und Freud nöt aus, nöt ein!

So geht's. — In'n Leb'n hat s' nix bedeut't nia,
War nur a Wei von niedern Schlag,
Brav aber war s' — zahlt s' halt der Himmel,
Der gibt ihr heunt — ihr'n stolzen Tag.