Das XXII. lied
In der melodei: Wer wird doch trösten mich.
1.
Es wird von gott als wol
bereit, was gschehen soll;
gott thuets in aller sachen
nach seinem willen machen;
wen er will kann er segnen
und ihm mit gnad begegnen.
2.
Volbracht wird es wol, da
gott einmaal sprichet ja.
sein wille mues war werden;
er sprach: meer, himmel, erden
gescheh, ist alls geschehen,
was unser augen sehen.
3.
Füeglich bringt er zusam
was ihm niemandt fürnam,
drumb ich auf gott will bauen;
ihm all mein sach vertrauen;
wer gott in allen dingen
vertraut, dem wirds gelingen.
4.
Ewiglich preis und lob
ich dir, o herr, gelob,
thue du mein hoffnung schlichten,
lass werden nit zu nichten,
sey du mein hilff und waffen,
gib, was du mir beschaffen.
5.
Mir gnädig, herr, beistehe,
das mein sach für sich gehe
zu ehren deinem namen;
uns baiden hülff zusammen,
gib, das wir beide fühlen
ain gmüeth, ain hertz, ain willen.
6.
Jungfreulein euer ehr
auch anderer tugent mehr,
verstand und grosse gaben,
die ihr von gott thuet haben,
bewegen mich dermassen
von euch nit mehr zu lassen
7.
All stund, ja nacht und tag
ich euch im hertzen trag;
mein größter wunsch auf erden
ist, das ihr mir könt werden;
der stund will ich erbeyden,
schickh sie, o gott, mit freuden.
Das XXIII. lied.
Im thon: In trauren mues ich singen.
1.
Mit viel lieblichen freuden
hie unser lebenfrist
bei arm und reichen leithen
von gott begabet ist.
2.
Ach, wen freut nit von hertzen
der music süesser klang,
all trauren und all schmertzen
vertreibt das lieblich gsang.
3.
Recht wol mit tranck und speise
sein leben bringen zue,
ist auch ein gwünschte weise
in frid und guetter rhue.
4.
Vast köstlich sich bekleiden,
in gold und edelgstain
die augen reichlich waiden,
ist auch ein freid nit klain.
5.
Sich waidmännisch mit hetzen
durch hund und schöne pferd
auf grüner haid ergetzen
groß lust und kurtzweil mehrt.
6.
Clar glantzen und herbrangen
in grosser herren gnad
der gsellschaft freud anhangen
bringt kurtzweil früe und spad.
7.
Höhere freud erhiebe
sich in dem hertzen mein,
wenn lieb in lieb mit liebe
beisammen kunte sein.
Das XXIV. lied.
Im thon: Wer wird doch trösten mich
1.
Feuer, lufft, wasser und erdt,
auch alls, was drein gehört,
mensch, vogel, visch und thier
ich, Amor, als regier;
stain, gras, laub, baumb und früchte
ich durch mein macht aufrichte.
2.
Der sternen, sun und mon
mit nichten ich verschon,
in wüesten berg und thallen
lass ich mein macht erschallen;
ich bring durch liebesflammen
meer, himmel, erdt zusammen.
3.
All weisheit, sterckh und kunst
ist gegen mir umbsunst,
wer mir will widerstreben
dem gilts zuletzt das leben;
mein pfeil thuet als durchdringen,
macht harte hertz zerspringen.
4.
Ihr junge hertzen all
nembt an mein feur und strall,
gebt auch raumb meinen pfeyllen,
ihr, adelige freulen;
ohn lieb lasst euch nit finden,
lieb thuet als überwinden.
Das XXV. lied.
Im thon: Ohn dich mues ich mich aller freuden
1.
Muth und leid, freud, angst, fröhlichkeit und trauren,
müeseligkeit, viel lust und auch viel schmertzen,
mildrung und last fül ich in meinem hertzen;
2.
Versuechen thue ich süesses und des sauren,
jetzt ich mich klag, jetzt bin ich gueter dingen,
offt waint das hertz, jedoch der mund thuet singen.
3.
Lieb und annemblich ist, ihr tugent zu bedenckhen,
ihr schön geberdt, witz und holdseligs wesen,
mich freuen auch ihr sitten auserlesen;
4.
Entgegen thuets mich schmertzen und hoch kränckhen,
das ich sie nit hör reden noch kan sehen,
so lang seufftz ich, bis es einmal wird gschehen.
5.
Widrumb vor freuden mir mein hertz thuet lachen,
wan ich erweg, mit was wonn und verlangen
in fröhlichkeit ich sie noch werd empfangen.
6.
Bald kumen mir für gar viel traurig sachen,
forcht und sorg viel, hör in mein ohren klingen,
das mich bei ihr ein ander woll verdringen.
7.
Doch wan ich widrumb thue ihr gmüeth betrachten,
ihr bstendigkeit, ihrn frumb und treuen wandel,
freuts mich und hoff, ich hab ein guetten handel;
8.
Alsbald möcht ich vor trauren schier verschmachten,
wen ich anschau, wie ander mit iern lieben
viel höflichkeit, freud, lust und kurtzweil geben.
9.
Der beste mueth, den einer kann begeren,
ist mir ein leid; wenn ander in freuden schweben,
denk ich, also sol ich mit meim lieb leben;
10.
Widrumb mit freud die hoffnung mich thuet nehren,
missgundt man mirs, gibts mir viel zu schaffen,
sein soll's, gschichts wol, beschaffen unverschlaffen.
Das XXVI. lied.
Im thon: Von nötten ist.
1.
Ain lieb nit mehr hat in meim hertzen statt,
bei dir noch niemandt mieh verdrungen hatt
und hoff, ich soil noeh kummen nit zu spatt.
2.
Den was mein hertz einmal bey sich beschließt,
dasselb aus meinem sinn mir nimmer fließt,
solls anders sein, mein hertz zerspringen muest.
3.
Mich glickh und unglickh bayde greiffen an;
wie das zuegeh, versteht nit jederman;
nach meinem wert wünsch ich mir meinen lohn.
4.
In unglickh trost, im glickh hab ich unfall,
es wird sich alles schickhen wol einmahl
mit einer, die ich lieb und der ich gfall.
Das XXVII. lied.
1.
Ach, ach, wie weh tuet scheiden;
ach wie mags ich erleiden,
wolt lieber meines leben
mich tausentmal verwegen,
als das ich dich solt meiden;
ach, ach, wie weh thuet scheiden.
2.
Ach, ach, wie weh thuet scheiden;
zeitlicher lust und freuden,
weltlicher bracht und ehren
wolt ich gar gern entperen
wan ich bei ihr möcht beiden;
ach, ach, wie weh thuet scheiden.
3.
Ach, ach, wie weh thuet scheiden;
das tröstet mich zu zeiten:
ob ich schon urlaub gnummen,
wan ich widrumb thue kummen,
bringts mir so vil der freuden,
das ich all stund wolt scheiden.
Das XXVIII. lied.
Im thon: Von nötten ist
1.
Mein grösste freud auf erdt, o liebste mein,
ist diese zeit, weil ich bei euch mag sein;
doch scheiden macht aus grosser freud gross pein.
2.
Wan ich anschau, was mir am liebsten wer,
wuntsch ich da von zu kommen nimmermehr;
ach scheiden, wie bistu so saur und schwer.
3.
Wan ihr euer euglein lieblich zu mir wendt,
wird ich in forcht und freuden so verblendt;
ach scheiden, du bringst mich in gross elendt.
4.
Glickhselig, ja glickhselig ist die stund,
da ich anschau eurn rosenfarben mund;
verflucht das scheiden sei und der mirs gund.
Das XXIX. lied.
Andando un giorno alla fontana verteutscht.
1.
Einmal ich mich zu einem brunn thet finden,
dabey ein freulein wolt ein krentzlein binden;
ihr schöne gstalt thet mich in lieb entzinden.
2.
Sie sang und sass mit blassem arm und händen,
ihr gsichtlein schon sie gegen mir thet wenden;
kein mensch mues der sein, den sie nit soll blenden.
3.
Als ich sie sah, gfiels mir ob andern allen,
vor hertzenweh bin ich dahin gefallen
gleich nebens brunn in ohnmacht und gross qualen.
4.
Sie lief bald und that mich mit wasser laben;
als ich zurecht kamb, danckht ich ihr der gaben,
sprach, mein hitz will ein anders wasser haben.
Das XXX. lied.
In der Sicilianisch waiss.
1.
Ihr zartte maidlein und ihr schöne freulen,
die ihr euch wasser holen lasst bisweilen,
thuet nicht nach brunnen fluss noch bädern streben,
mein weinent augen euch gnueg wasser geben.
2.
Ihr junge maidlein, die ihr feuer und kolen
frue und auch spatt von dort und da lasst holen,
ach, kommet doch zu meim entzundten hertzen
ihr findet gnug kol, feuer und brinnendt kertzen.
3.
Wer über meer will und noch wartt auf wind,
derselbe auch zu mir alsbald sich find,
vom seuftzen mein sol ihm so vil wind werden
das er bald kommen soll zu land und erden.
4.
So ich nun wind und wasser hab beisammen,
kann ich doch leschen nit meins hertzens flammen;
Cupido sitzt recht in meim hertzen drinnen,
was ich lang lesch, macht er bald wieder brinnen.
5.
Mem hertz wer lengst von solchem feur verzehret,
da ich mit weinen vil nit hett gewehret;
ja, auf das ich nur mehr pein soll empfinden,
was wasser lescht, der wind macht wieder zinden.
6.
So ich nun wist, schöns lieb, das solch mein schmertzen
euch nur lieb wär, auch freud bracht eurem hertzen,
mein augen, hertz und seufzer wären gschwinde
zu geben stättigs wasser, feuer und winde.
Das XXXI. lied.
Im thon: Es hatt ein baur sein freylein verlohrn.
1.
Ein guett gsell hat ein freulein erkorn,
liebt sie aus grund seins hertzen,
man gunt ihms nit, thuet ihm wol zorn,
gibt ihm doch nit viel schmertzen;
kund er bekummen ihrer huldt,
den neid vertrug er mit geduld;
solls sein,
so wird sie noch wol sein.
2.
Je grösser neid, je grösser glickh,
hab ich mein tag hörn sagen,
wo lieb ist kummen falsche dickh,
darnach mues man nit fragen;
eim jeden ist die sein beschert,
ob mans schon zu verwehrn begehrt,
gschicht doch,
was bschaffen letzlich noch.
3.
Die hoffnung macht mir fröhlichs gmüeth;
wer mich will traurig machen,
wird seines wesens werden mieth,
für trauren wird ich lachen;
den wie es geh, so gehts mir wol,
nach ihrem willn mir gschehen sol
wol an
wolt ihr, so gschiecht es schon.
4.
Wird sie mir aber werden zuthaill
ich treulich will erkennen
vor andern all mein glickh und haill
will mich glickhselig nennen.
ich bin getrost und unvertzagt,
mein haill ist mir auch unversagt,
wo nit,
so ziech ich hin in frid.
Das XXXII. lied.
Im thon: Gutt gsell, du musst wandern
1.
Mich nit von dir lass wandern,
erliss dir auch kein andern.
mein auserweltes hertz,
ich meins ohn allen schertz.
thue lieb mit lieb vergelten,
mein treues gmüeth erkenn;
wen es geht an,
weiss jederman,
ob ich sie schon nit nenn.
2.
Als, was ihr wurd gefallen wol,
thet ich, wan ichs nur wissen sol,
zu richten mich nach ier,
wer hertzlich mein begier,
in freundlichkeit zu leben,
wollt ich geflissen sein.
wolt sagen dir
und du zu mir:
ich bin dein, du bist mein.
3.
Reich sein und zeitlich han ein bracht
ist alls ein sach, die ich gring acht,
dein gmüeth mir mehr gefelt,
drumb hab ich dich erwelt
und thue du auch desgleichen,
so wird glickh sein dabei;
wer nimbt verguett,
hat guetten mueth
ist vieler sorgen frey.
4.
Vor aller ander lieblichkeit
halt ich gen die einträchtigkeit,
wo gmüeth, hertz, sinn und will
nichts weiss von widerspill
ja wo mit schönen wortten
ains zu dem andern spricht:
mein aufenthalt,
mein schöne gstalt,
mein trost und zuversicht.
5.
So mir solchs leben ist beschert
und mir wird, was mein hertz begert,
wirstu, mein höchster hort,
offt hören solche wort:
mein lieb, mein hertz, mein leben,
mein höchste zier und cron,
mein hertzenfreud
will alletzeit
dich halten werth und schon.
6.
Clar, pur und lautter ist mein sinn,
hertzlieb richt auch dein sach dahin,
damit ich guetter gsell
nicht durch den korb hinprell*
so viel sind zu schwer gewesen,
doch weil ich bin gering,
mach schickhen sich,
dass bhaffte ich
und mir die schantz geling.
7.
Hertzlieb, das lied soll überall
durchschallen berg und tieffe thall,
den der es hat gemacht,
der thats nit ohn bedacht,
er acht sich sunst kein traurens,
doch bringt ihn diss darzu,
das er sicht gern
sein morgenstern
ihm scheinen spat und frue.
*Zur Zeit der Minnesänger war es üblich,
dem lästigen Freier einen Korb ohne, oder
mit schlechtem Boden hinabzulassen.
Das XXXIII. lied.
Im thon: Ach gott, was sol ich singen.
Pur, clar und herrlich leuchten
die wunder gottes zwar.
wen soll nit göttlich deuchten
stund, monat, tag und jahr,
feuer, wasser, lufft und erdt
grass, baumb und früchte werd,
das gstirn, das mehr die sunne
gross änderung vermehrt.
2.
Ob diesen gschöpfen allen,
ob sie wol herrlich sein,
thuet mir am besten gfallen
das schönste freulein mein,
an welchem gott der herr
beweist sein macht und ehr,
damit sie durch ihr schöne
sein lob und preiss vermehr.
3.
Lieblicher scheint als goldt
ihr kraust und gwunden haar,
wer wolt ihr nit sein holdt,
ihr stirnlein ist so klar,
das ich gar scheinbarlich
kann drinnen sehen mich,
dem sunnenschein ihr euglein
ganz wol vergleichen sich.
4.
Ihr rosenfarben wangen
gleich ich der morgenröth,
wen will der tag anfangen
und die lieb sun hergeht;
von purpur ist ihr mund,
ihr zend von perlein rund,
von schnee ihr händ und leibe,
die ist der schön ausbundt.
5.
Xerxes, der könig, sahe
im feld viel tausent man;
als er kam zu ihn nahe,
fieng er zu weinen an,
sprach: ach, wo wird die schar
sein über hundert jahr!
also mues ich bewainen,
das ihr auch lebt der gfahr.
6.
Es eilet alls zum ende,
drumb, o mein hertzenfreud,
nichts euch von lieb abwende,
bedenckht die beste zeit!
euer zier und schöne gstalt
auch tugent manigfalt,
die thuen mich, glaubt mir, machen
in jungen tagen alt.
7.
Nit mehr sich kan abwenden
so mein hertz und gmüeth von euch
der tod mein lieb mues enden,
darnach im himelreich
wird ich mit freud und wunne
auch sehen euch, mein sunne;
o gott, ihr schön gestalte
mir hie und dortten gunne.
8.
Aus lieb hat euch diss gsungen,
o ausserwelte gstalt,
zwar einer aus den jungen,
hat doch ein namen alt,
wird dienen euch mit fleiss;
wohl auf dem erdenkreiss
gibt er euch, schönstes freulein,
vor andern all den preiss.
Das XXXIV. lied.
In der melodei: Vola, vola, pensier
1.
Ach weib, ach weib, wer kent dein art und wesen,
nit menschlich ist dein thun, gebärt und weise
du hast billich den preise,
das du durch dein so liebliches erzeigen
dir alles raachest eigen.
2.
Ach weib, wie bistu erstlich mir fürkumen,
als ich von aug zu aug dich angeschauet
hab ich zuvil getrauet
und nit besorgt, das soll dein süess anblickhen
mein junges hertz verstrickhen.
3.
Ach, jetzt empfindt ich mich dermassen gfangen,
das ich nit kan noch will hinfort los werden
im himmel und auf erden;
mit meinem thuen, mit hertz, mit gmüeth und leibe
dein alltzeit ich verbleibe.
4.
Ach weib, weil all mein haill steht in dein händen,
so lass dein inniglicher güett mich gniessen,
lass deine euglein schiessen,
den du kanst mit aim blickh und schönen lachen
somein krankes hertz gsund machen.
5.
Wer solt durch dich nit preisen gott den herren.
so dich so schön geschaffen und formieret,
so adliches getzieret,
das dein himlische weiss zeigt jedem bsunder
göttliche macht und wunder.
6.
O himlische figur, englische gestalt
o unmenschliches gsicht, o höchste tugent,
o schöne blüe der jugent,
o lass mich diss allein von dir erwerben:
in deiner huld zu sterben.
Das XXXV. lied.
In der melodei: Nun bin ich einmahl frei
1.
Nie, keinmahls bin ich frei von liebes plagen
und thue alltzeit in leid und trüebsal leben,
vor trauren mues ich jetzt ein lied anheben.
2.
Von keiner freud noch lust kan ich mehr sagen,
was ich anfang und denckh ist alls vergeben,
vor trauren mues ich jetzt ein lied anheben.
3.
In lieb hab ich mein zeit und weil verlohren,
doch nit erlangt diss, dem ich thet nachstreben,
vor trauren mues ich jetzt ein lied anheben.
4.
Die lieb macht jederman zuletzt zum thoren,
für kleine freud sie grosses leid thuet geben,
vor trauren mues ich jetzt ein lied anheben.
5.
Hab ich schon süessigkeit von ihrem mündlein,
sagt sie mir schon: mein lieb, mein hertz, mein kindlein,
so folgt doch bald darauf ein traurigs stündlein.
Das XXXVI. lied.
In der melodei: Gar lustig ich spatzieren ging
1.
Hört zu, was seltzam gspräch ich will
von frauenzimmer wert
erzehlen, so ich in der still
an einem ort hab ghört,
als ihrer viel warn beysamb
und eine frag fürkamb,
was jede
im gmüethe
ihr für ein man begehrt,
wie jede ihr selbst wüntschen wolt,
das ihr ein man war bscherdt.
2.
Ein jungfreulein schon wol bedagt
zu reden erst begann:
ich sag und hab es offt gesagt,
mir gfiell allein ein man,
der auf die lange banckh
die lieb nit schieb, noch wanckh:
das harren
zum narren
hat unser viel gemacht
drumb lob ich disen, der sein lieb
nembt ohn zu viel bedacht.
3.
Ein ander sprach: mir gilt es gleich,
ob ich schon warten soll,
kumbt einer mir so alt und reich,
bin ich zufrieden woll.
die dritte sprach: gmach an,
ich will kein alten man;
nur schlaffen,
nichts schaffen,
ist alter leith manier.
die vierte sprach: ein gschertziger
und frischer, der gfiel mier.
4.
Die fünffte sprach: wurd mir zuthaill
ein junger witttiber,
dieselben sein vor andern geill.
als ich von vielen hör,
sie sein in gueter yeb
und han ihr weiber lieb,
sie schertzen
und hertzen.
drauf die sechste sprach:
ichs mit eim jungen gsellen halt,
der erst mit mir anfach.
5.
Die siebende sich hören liess.
ein man ich mir vermain,
der nit stets auf der leber giess
und mich dan lass allain.
die achte sagt, sie wolt
keim kargen filtz sein hold,
vom kriegen
kein gnüegen,
sprach jene, hab ich nie;
ein hofman, sprach ein andre,
will ich, ist werth der müeh.
6.
Noch eine sprach: weil ich bleich bin,
wär mir die best artznei
ein rittersmann, der rennen kün;
drauf sprachen noch ihr drey:
das hertzklopfen wir han,
darfür wer guet ein man.
die letzte
aufs beste
ihr meinung bracht herfür:
der in der lieb und ieb besteht,
derselb gefielle mir.
Das XXXVII. lied.
Eine neue villanella etlicher hirten, so zwo nymphas
gefangen fiertten.
1.
Ihr, die ihr hier versammlet seydt,
hört von gross leid und von gross freud,
seidt von was standen oder wierdten
so mecht ihr lernen von uns hierdten.
2.
Zwo nymphae schön wie engelsgstalt
sich setzeten der lieb mit gwalt,
ja sich gar gäntzlich dunckhen liessen,
ihr schön soil keiner nit wissen.
3.
Wir suchten offt und manigfalt
mit seufftzen sie im grünnen waldt
und ob wir sie bisweil wol funden,
sie uns doch keinen anblickh gundten.
4.
Ach mit was schmertz und hertzenleid
mit was gross leid und traurigkeit
sie uns durch ihre schön betrübten
ach wehe, wehe alln verliebten.
5.
Doch weil sie stellten sich so wildt,
hat Amor auch mit ihnen gspielt
und ihr hertz durch uns überwunden,
drumb fieren wir sie mit gebunden.
6.
Ihr frauenbilder nembt die lehr:
der lieb entgeht ihr nimmermehr;
je lenger ihr der widerstrebet,
je tieffer ihr euch drein ergebet.
Das XXXVIII. lied.
1.
Die engelburg man enge burgkh soll nennen,
weil du dein hertz so eng mir thuest verschliessen
und mich darein nit wirdig wilst erkennen.
2.
O engelburg, dein burgkh kan nit mit spiessen,
mit waffen, gschütz noch stercke werden gwunnen;
Amor durch seine pfeil muess selbst beschiessen.
3.
O engelburg, dein glantz gleicht wol der sunnen,
ja, einem engel selbst: dein hertz ist feste
gleichwie ein burckh, will den sig keinem gunnen.
4.
Drumb ich für dich kein bessern namen weste
als engelburg, o engel klar und reine,
o burckh, du bist ob andern alln die beste.
5.
Wie man sunst pflegt, den feinden auch ableine
den pass, da sie in deine burg begehrten;
mir, deinem freind, den zugang nit verneine.
6.
Wan alle leith mich meiner bitt gewerten,
wolt ich mir wünschen diss allein auf erdten,
das ich solt, engelburg, dein burckgraff werden.
Das XXXIX. lied.
La piagha ch' ho nel cuore verteutscht
1.
Mein wunden und mein schmertzen
hat Amor nit gemacht in meinem hertzen,
den da mein lieb sich mir ergab zu gniessen,
mein hertz sich selbst aufthat sie dreinzuschliessen.
2.
Das feuer so ich empfinde
ist kein feuer, den so kein feuer brennen kindte,
fürwar ein inbrünstig an euch gedenckhen
hat mich entzindt und thuet mich ewig kränckhen.
3.
Der geist, durch den ich lebe,
ist auch kein geist, weil ohn ein geist ich schwebe,
der glantz von deiner schöne thuet mir geben
ohn allen andern geist krafft, mueth und leben.
4.
Von solchem feur und wunden
bricht und verschmacht mein hertz zu allen stunden,
da ich auch anders leben solt erwerben,
wolt ich für solches leben lieber sterben.