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Quelle:
Christoph von Schallenberg
Ein Dichter des XVI. Jahrhunderts
Tübingen 1910
herausgegeben von H. Hurch
Das erste Lied.
Wittfreulein, euer widfreuligkeit
legt ab, es ist nun zeit,
ich rath's euch in vertreuliehkeit,
der winter ist nit weit.
2.
Wer rosen nit im sommer bricht,
die veyl und lilgen spart,
im winter er mit khumer spricht:
es ist zu lang gehart.
3.
Zudem so ists geschehen wol,
der rosen hat gehasst,
zuletzt nit hat gesehen wol
und ein schabab gefasst.
Wittfrau, 's ist euer frommen nit,
forthin allein zu sein,
von hertzen ich euch drumben bitt,
bedenkhts und gebt euch drein.
5.
Ihr seid selbst die holdseligkeit,
steht's euch sonst als wol an,
allein, frau, euer widfreuligkeit
legt ab und nembt ein man.
Das ander lied.
1.
"Sag mir, schöns lieb, ob du nit seyst das weibe,
von dem ich tag und nacht sag, sing und schreibe?"
'ach ja, mein lieb, die eur ich allzeit bleibe.'
2.
"Sag mir, schöns lieb, wiltu zu mir dich neigen
und mir dein lieb und freundlichkeit erzeigen?"
'ach ja, mein lieb, ich geb mich euch zu eigen.'
3.
"Sag mir, schöns lieb, wirstu auch mein gedenckhen
und dich allzeit in treuen zu mir lenckhen?"
'ach ja, mein lieb, ich thue mich euch selbst schenekhen.'
4.
"Sag mir, schöns lieb, wilt mich ewig nit lassen
und mich auch gantz und gar in dein hertz fassen?"
'ach ja, mein lieb, ihr dörfft euch drauf verlassen.'
5.
"Sag mir, schöns lieb, wilstu auf meer und landte
nachfolgen mir, was gibstu mir zum pfandte?"
'ach ja, mein lieb, habt euch darauf mein handte.'
6.
"Sag mir, schöns lieb, wilstu mich nit aufgeben,
in lieb und leide mit mir legen und heben?"
'ja, mein lieb, ich bin eur in todt und leben.'
Das dritte lied.
1.
Schertz und ernst, wen die lieb erwischt,
bekombt ein feur, das nimmer erlischt;
die lieb bezwingt die ganze erdt,
schertz und ernst, ich habs offt gehört.
2.
Schertz und ernst, mein hertz in mir brindt,
sollch liebesflamm ich wol empfindt,
o weib, du hast mir glegt den brandt,
schertz und ernst, selbst mit aigner handt.
3.
Schertz und ernst, wen dein roter mundt
zu reden gegen mir begundt,
der wind und athem, so du lest,
schertz und ernst, das feuer mehr aufbläst.
4.
Schertz und ernst, zu leschen meine brunst,
kanstu allein die rechte kunst,
du quickhst gmüeth, leben, leib und seel,
schertz und ernst, mit deim brunnenquell.
Das vierte lied.
1.
Kan zin in feuer gethan, schmelzen und rinnen,
wird wol noch geschwinder
mein hertz, welchs linder,
in liebesheisser flamm und feuer verbrinnen.
2.
Kan zin in einem menschen werden gfunden,
so trag mit schmertzen
ich's in meim hertzen;
das zin mein hertz verschmelzt, hab's längst empfunden.
3.
Kan zin in guete form ohn feuer nit kumen
noch zu nutz raichen,
so lass' erwaichen
im hertzen mein, zu deim und meinem frumen.
4.
Kan zin in feuer entzindt, schmelzen und brennen,
mag beides samen
von art und namen
man wol ein hertzenschmelzerin dich nennen.
Das fünffte lied.
1.
Ach wer solt mit mir armen
doch nit mitleiden han;
es ist ja zum erbarmen,
das ich, der ellend man,
von der nichts hab als schmertzen,
die ich doch lieb im hertzen.
2.
O weib, euer schöne augen,
wen sie anschauen mich,
thuen sie mein hertz aussaugen,
gross ohnmacht fühle ich.
mein hertz kan nit erleiden
zumahl pein, angst und freuden.
3.
Wer sollt doch immer meinen,
das mir also kund sein,
man ihr lacht thue ich weinen,
hab paides, freud und pein:
macht euer holdseligs wesen,
o freulein auserlesen.
4.
Je rnehr ich wil ergrindten
euer tugendt, gemüeth und hertz
ie mehr thue ich empfindten
pein, trübsal, angst und schmertz;
seid mir zu leid geboren,
o freulein auserkoren.
5.
Wie die weinfalder fliegen
ins feuer und schöne licht:
thuen sich doch selbst betriegen;
also auch mir geschicht:
weil ich nach euch thue streben,
so bring ich mich selbst ums leben.
Das sechste lied.
in seiner aigen weis.
1.
Glauben mues ich jetzt, das die weisen sagen.
das sey der todt,
wo leib aus noth
und gemüeth sich müessen trennen;
ist wahr, mues selbst bekennen.
2.
Dan sinder ich in lieb mich dorffen wagen,
meid ich die leith,
acht keine freid,
mein gemüeth thuet sich abmatten,
der leib ist wie ein schatten.
3.
Gedenckhen ist mein speiss, mein ruh ist wachen,
ein seltzam sach,
ob ich schon wach,
traumbt mir doch von dingen,
darvon ich nit darf singen.
4.
Wainen ist mein manier, kann nimmer lachen,
ist aus mit schertz;
weil dich, mein hertz,
ich ie nit kan erwerben,
mues ich vor trauren sterben.
5.
Nein, lebendiger sie thuet von mir schweben,
welchen aufhellt,
die mir gefelt;
der todt leib thuet mir bleiben,
ich kans nit länger treiben.
6.
Weil dan, schöns lieb, du tragst mein gemüeth und leben
mirs nit versag,
mein lieb auch trag,
so kumb ich auf die weise
so vom todt ins paradeise.
Das sibend lied.
in der melodei: Ach, das ich mich nit scheme.
1.
Wünschen wolt ich gern
das ichs erwünschen kund:
sovil augen als stern
stehen an dem himmel rund.
ach, wie wol wurd mir geschehen,
wan ich gnug sie dörffte sehen.
2.
Tausent wolt ich begehrn,
das ich der ohren hett
nur auf ihr red zu hörn,
die ihr so wohl ansteht.
fleissig wolt ich aufmerkhen
und mein hertz dadurch sterkhen.
3.
Tausent meuler und zungen
ich auch wol haben mecht;
aus lieb und schön gedrungen
wolt ich sie loben recht.
dass ich ihr sei geflissen
müesse die ganz welt wissen.
4.
Dazu auch tausent hände
wolt ich selbst wünschen mir,
das ich all ortt und ende
zugleich begrief an ihr.
ich weiss, ich wurd empfinden
freud, die nit zu ergrinden.
5.
Tausent wolt ich mir kaufen,
das es sein könt der füess,
schnell wolt ich zu ihr laufen
mit viel geschäften und grüess.
schreiben brächt ich mit nichten,
so wollt alls mündlich verrichten.
Das achte lied.
1.
Saphir, diamant, rubin und hiacinthen
kan man in Indien so schön nit finden
als in deim gsicht, dan du thuest überwinden
saphir, diamant, rubin und hiacinthen.
2.
Saphir, diamant, rubin und hiacinthen
müssen mit ihrm glanz vor dir verblinden;
dan mit den augen dein thuest überwinden
saphir, diamant, rubin und hiacinthen.
3.
Saphir, diamant, rubin und hiacinthen
sein an kraft und wirkung noch zu ergrinden
du aber thuest mit tugent überwinden
saphir, diamant, rubin und hiacinthen.
4.
Saphir, diamant, rubin und hiacinthen
thuet zu kaufen jedermann ankünden
und dich kan die gantz welt nit überwinden,
saphir, diamant, rubin und hiacinthen.
5.
Saphir, diamant, rubin und hiacinthen
die völker frembd so hoch nit schetzen kinden
als dich, mein schatz, dan du thuest überwinden
saphir, diamant, rubin und hiacinthen.
6.
Saphir, diamant, rubin und hiacinthen
kan kein solch freud in mir entzindten
als du mein lieb, dan du thuest überwinden
saphir, diamant, rubin und hiacinthen.
Das neundte lied.
1.
Wenn alle welt und höchste potentaten
wisten die lieb, darin ich bin gerathen,
lieblich wirdts ihnen fürkommen
und wurden drob erstummen.
2.
Halt nit, das man in alt und neun geschiehten
was artlichers konnt lesen oder dichten
und das zu beiden seiten
man so billich könn deiten.
3.
Jeder man, der umb unser lieb thet wissen,
wird sagen, ja, ich sags bei meinem gwissen,
das alles unter der sunnen
beiden ihr lieb sol gunnen.
4.
Entgegen auch da kundbar wer und offen,
was gross unfähl uns beide het getroffen,
all menschen, thier und stainen
den wurd zugehn ein wainen.
5.
Doch wöllen wir, schöns lieb, nit sorgen,
wer weiss umb unser glickh, vielleicht kumbts morgen,
ich hab wol mer gesehen,
was wunderlichs geschehen.
Das zehend lied.
1.
Seufzen mues ich von hertzen;
so füertrefflich, schöns lieb,
ist mir mein sehnlich schmertzen,
darin ich mich stets üeb;
dan ohn dich
nichts freut mich,
sun und mon scheint mir trüeb.
2.
Trauren thuet mein gemüethe,
so fürkombt was von dir,
mein farb, gstalt und geblüethe
verkehrt sich von begir,
zu wissen recht
wies dir gehn möcht,
dein denk ich für und für.
3.
Ach wie weh thut mir geschehen,
so ich für mir dein gstalt
mit schmertzen mues ansehen
und das ich dich alsbald,
o englisch gsicht,
sol haben nicht
in meiner macht und gwalt.
4.
Ich wölt dich nennen gerne,
so füeglich wer die zeit,
doch ist das glickh nit ferne,
drum, schöns lieb, wart und beit,
all augenblickh
kan kummen glickh
und uns setzen in freud.
5.
Beschaffen unverschlaffen
so vielmals ich hab ghört,
drum gibts mir nichts zu schaffen,
wer weiss, was uns ist bschert:
den was sein sol,
das schickht sich wohl,
leid wird in freud verkert.
6.
Gott und alle creaturen,
sovil erschaffen sein,
all himmlische figuren,
all thiere gross und klein
wurden daran
wolgfallen han,
so du werst mein und ich dein.
Das eilft lied.
1.
Ach, liebstes lieb,
betrüeb
mich wie du wilt,
es mir gleich gilt;
gib mir pein, weh und schmertzen,
hab ich dein huld,
ich alles duld
ganz mit willigem hertzen.
2.
Nur nacht und tag
mich schlag
mit angst und noth,
gib mich in tod;
so du mich nit magst sehen,
durch deine händ
mach mir ein end,
ich lass alls willig gschehen.
3.
Den weil ich leb
und streb
nach deiner gnad
ist ja kein noth;
herzenleid zu vermeiden,
ich gib mich drein,
weil es muss sein
rechte lieb lernt leid leiden.
4.
So lang ia hier
du mir
kanst werden nit
hab ich kein freid;
thuest du dich lieblich stellen,
solch lieblichkeit
bringt mir nur leid,
darf mich zu dir nit gsellen.
5.
Je grösser klag
und plag,
ie grösser freud
folgt mit der zeit;
was schwerlich zu erlangen
thuet man, glaub mir,
mit mehr begir,
wen mans bekumbt, empfangen.
6.
Freu dich, mein hertz,
dein schmertz
wird noch zuletzt
werden ergetzt
mit hertzenfreud und wunne,
wenn dir zuthail
wird glückh und hail
und der, den ich dir gunne.
Das zwölffte lied.
1.
Englische zier
himmlische art
leuchtet in dir,
jungfreulein zart;
dein augen mir gunne,
mein freud und wunne,
mein helle, schöne, ausserwelte sunne.
2.
Dein mund sich gleicht
der abendröth,
wann die sunn weicht
und untergeht;
dein mund mir gunne.
mein freud und wunne,
mein helle, schöne, ausserwelte sunne.
3.
Weiss, warm und lind
sind deine händ,
der wird erbrint,
so sie erkennt;
dein händ mir gunne, u. s. w.
4.
Schön und zart ist
dein ganzer leib,
fürwar du bist
das schönste weib.
dein leib mir gunne, u. s. w.
Das XIII. lied.
1.
Diss ist der beste mueth, das beste leben,
ehlich nach lieb zu streben;
glickhselig ist auf erden,
wem sein lieb zuthail mag werden.
2.
Dan diss ist ja mein hertzenfreud ob allen,
diss gnüessen, was tuet gfallen,
da eins des andern willen
mit lust und lieb pflegt zu erfüllen.
3.
Lieb ist ein lieblichkeit in allen leiden,
ein freud in traurenszeiten,
lieb ist ein krafft der hertzen,
ein hilff in noth, ein trost in angst und schmertzen
4.
Ach glickh, was kannstu einem mehr bescheren
den seiner lieb gewehren;
mich niemand soll abwenden,
leib, leben, lieb mit lieb in lieb zu enden.
Das XIV. lied.
1.
Gleichwie die finster nacht
und trüebe zeit nur macht
viel trauren und widerumben,
wan die schöne sun thuet kumen,
nach freuden alles tracht,
2.
Also schöns lieb, wen ihr
euer augen thuet von mir,
wiewol geschickht, abwenden,
thuet ihr mir trüebsal senden
mit trauriger manir.
3.
Wiederumb alsbald euer mund
zu lachen süess begund
und ihr mich thuet anblickhen
darzu ein seufzer schickhen,
wird mein hertz frisch und gsund.
4.
Weil dan auch sonst im jahr
die meisten tag sind clar
den himmel nach euch lenkhet,
mit gnaden mich bedenkhet,
schenkht mir schöns wetter dar,
5.
Damit zur rechten zeit
mit frucht ihr werdt erfreut,
das, was euer wüerm empfindet,
sich fruchtbarlich befindet,
gar gut und wol gedeit.
Das XV. lied
In der weiss: Quando mirai sa bella faccia d'oro
1.
Ach mündlein schön, wem soll ich doch dich gleichen,
dir purpur, scharlach und rosen weit weichen;
o mündlein rot, küss mich, ich thues vergleichen.
2.
O süesser mund, o süessigkeit ohn masse,
fur dich ich zugger, meth und hönig lasse;
o mündlein rot, küss mich, in dich mich fasse.
3.
O edler mund, was krafft ist dir gegeben,
wem du freud gunst, nimbstu sein hertz daneben;
o mündlein rot, küss mich, lass mich doch leben.
4.
Lustiger mund, drein sich das bluet verstellet,
in welchem seel und leben schwebt und quellet;
o mündlein rot, küss mich als offt dirs gfellet.
5.
Liebsüesser mund, lass mich dein süessheit wissen,
ich will dich widrumb meiner lieb vergwissen;
o süesser mund, küss mich und lass dich küssen.
Das XVI. lied
1.
Schöns lieb betracht,
das über nacht
kan gschehen wol,
was gschehen soll
mit freuden voll.
So sichs schon noch
alsbald nit schickht,
so hoff ich doch,
bis das es glickht
2.
Schöns liebelein,
ach, kunt ich es sein
bey euch mit freud
wie ander leith
ohn hass und neid
So sichs . . .
3.
Schöns lieb, wer dir
gleich als wie mir,
du würdest gwar,
das ich dein zwar
bin gantz und gar,
So sichs . . .
4.
Schöns lieb ich halt,
das gleicher gstalt
als wie ich dich
du liebest mich
still und haimblich;
So sichs . . .
5.
Ain ayd ich schwur
das die natur,
der himl und erd
solchs hab beschert,
das ich dir werdt;
So sichs . . .
Das XVII. lied.
Aus dem Italienischen. (Chi mira gl'occhi tuoi verteutscht).
Das Original
enthalten in Oratio Vecchi, I. c. Nr. 6
1.
Wer sicht dein euglein scheinen,
an seuffzen und an weinen
glaub ich kün nit recht leben
und nit nach freuden streben.
2.
Solch strall aus ihnen brinnen,
die keiner kann aussinnen,
dan sie viel junger hertzen
umbbringen, doch ohn schmertzen.
3.
Ja, solt gleich einer sterben,
er kund widrumb erwerben
durch ihr süesslieblichs mündlein
viel tausent gueter stündlein.
4.
Amor, was thuest für wunder,
das du aim jeden bsunder
in einer stund kanst geben
jetzt den tod, jetzt das leben.
1.
Chi mira gl'occhi tuoi
Et non sospira poi,
Crede, che non sia vivo
O di giudicio privo.
2.
Perche n'escouo i rai
Non visti altroue mai,
Che fanno l'huom morire
Senza dolor sentire.
3.
Et s'auien, ch'egli mora
Ne la medesma hora
Con la beltá infinita.
Voi lo tornate in vita.
4.
Miracoli d' Amore,
Che fa, che a tutte l'hore
Con disusata sorte
Gustiamo vita et morte.
Das XVIII. lied.
1.
Warumb sol ich nit frisch und frölich singen,
weil mein lieb ist mit mir so gueter dingen,
mit höfflichkeit thuet sie mein hertz betzwingen.
2.
Sie spricht, mich niemandt soll bei ihr verdringen,
was ich verhoff, soll mir noch wol gelingen,
in ehr und lieb sie mich noch wil umbringen.
3.
Darauf thue ich mit seuffzen zu ihr sagen,
mein lieb, mein hertz, mein trost in leid und klagen,
gschichts nit, so mues mein hertz im leib vertzagen.
4.
Auf solche wort thuet sie sich mein erbarmen,
lesst gegen mich ihr hertz in lieb erwarmen,
lacht weinent und schleusst mich in ihre armen.
Das XIX. lied.
Ein Intradalied der mörischen hirtten in der Maschara.
1.
Ihr frauen und jungfrauen,
uns hirtten thuet anschauen!
euer schön hat uns bewogen,
das wir aus mohren zogen.
2.
Wie mues uns armen gschehen,
ob wier euch schon ansehen,
thuets uns destmehr betrieben,
weil ihr uns nit wolt lieben.
3.
Ihr seid schön über d'massen,
thuet darumb uns schwartze hassen,
kein gunst mögen wir erwerben,
vor leid wir müssen sterben.
4.
Weiss englein ausserkoren
seid ihr, wir schwarze mohren,
helfft uns vom tod mit eilen,
ihr ausserwelte freilen.
Das XX. lied.
Im thon: Ach gott, was sol ich singen
1.
Offt hab ich hören singen,
doch war ich zweiffelsamb,
wie das in allen dingen
auch sei der liebe flamb:
nun mues ichs glauben zwar
und halt es auch für war,
den aus gar kalten sachen
ich grosse hitz erfar.
2.
Da neulich es that schneiben,
wolt ich durch küelen schnee
solch liebeshitz vertreiben;
erst gschach mir noch mehr weh:
mein lieb im fenster war
warf mit schnee auf mich dar,
bald sie mich nur berüert,
brant mein hertz ganz und gar.
3.
In ihren warmen händen
thet sich der küele schnee
in lauter hitz verwenden,
wer nimmer als wie eh;
sie truckhet ihn mit fleiss
mit ihren händlein weiss,
des schnees glickh vor dem meinen
gib ich billich den preis.
4.
Je länger solches werffen
wir treiben beide samb,
je mehr thet sich auch scherffen
mein inbrünstige flamb;
eins schmides ofen wol
mein hertz ich gleichen soll,
je mehr man drein thuet spritzen
je heisser sein die kol.
5.
Cupido mit sein pfeillen
mich nit so hart vergifft
als mein hertzliebstes freulein,
wan sie mit schnee mich trifft;
secht zu, ob diss nit ist
ein wundergrosse list,
das sie in schnee solch hitz
so fein zu bergen wist.
6.
Ach schnee, ich kan vergleichen
gar wol mich selber dir,
die sun thuet dich erweichen,
also geschicht auch mir;
die sun verschmelzet dich,
ihr scheinent euglein mich;
in solcher flamm mein leben
allgmach verzehret sich.
Das XXI. lied.
In der melodei: Ach hertzigs hertz
1.
Dich nit betrüeb,
schöns lieb,
das kan nit sein,
obwol kein pein
ist grösser under villen
den wan ihr zwey
von wegen gschrei
nit leben nach ihrem willen.
2.
Wo du nur bist,
da ist
auch alletzeit
zu sein mein freudt,
doch bringts mir grossen schmertzen,
das ich mit dier,
mein höchste zier,
nicht leb nach wunsch meins hertzen.
3.
Offt wer mein will,
gar vill
zu sagen dier;
das wehret mir
der leith so scharffs aufmerckhen,
sunst ich dir wolt,
wie es sein solt,
dienen mit wort und werckhen.
4.
Also mues ich
jetzt mich
beniegen lahn,
das ich nur kan
gar heimlich dich anblickhen;
ich armer gsell
mich offftmals stell,
als kund ich mich nit schickhen.
5.
Nichts ich mehr
mir beger,
o süesser mund,
den das sein kund,
wen wir zusammen kumen.
das alle leith
dieselbig zeit
wärn ghörlos, blind und stummen.