Elegie
Und bin ichs noch? Welch längst verklungnes Sehnen
Treibt mich umher und heißt mich stillestehn?
Das Auge feucht von jugendsüßen Tränen,
Das Herz so voll, als wollt' es übergehn,
Find ich ein Träumer mich am Gitter lehnen,
Nach eines Fußes holder Spur zu späh'n?
Doch sie ist fort, da mag kein Sehnen frommen,
Erst mit den Sternen wird sie wieder kommen.
Wo sonnt sich jetzt die Flur an ihrem Blicke?
Wo schwillt das Moos entgegen ihrem Tritt?
Ach, nach dem Eiland spannt sich keine Brücke,
Nur leise Wünsche flattern zärtlich mit,
Daß sich ihr Arm nach einer Blume bücke,
Indem sie sinnend hemmet ihren Schritt,
Des Freundes gedenkend, dem in öden Räumen
Nichts übrig bleibet, als ihr nachzuträumen.
Wo schwärmst du hin, vergessend ganz der Schranke,
Die deines Herzens kühnem Wunsch gesetzt?
Wie um die Eiche dort die luft'ge Ranke
Ihr zart Gewebe neckisch schlingt und netzt,
So wird in dir der mahnende Gedanke
Vom süßen Liebessingsang überschwätzt,
Und deine Arme streckst du in die Ferne,
Ein töricht Kind, nach einem Himmelssterne!
Liebst du sie denn? Bist du der Tor zu hoffen?
Was blickt der Herbst dem schönen Lenze nach?
Wähnst du dir noch die holden Kelche offen,
Die nur dem Frühling sich erschließen? Ach!
Nur ihre Huld hat dich so süß betroffen,
Die dir aus tausend lieben Blicken sprach:
So träum' denn weiter einmal noch auf Erden
Den Traum zu lieben und geliebt zu werden!
Wohl unter den grünen
Linden
Wohl unter den grünen Linden
Verlassen steht der Platz;
Wo kann ich heut dich finden,
Herztausig süßer Schatz?
Ein Blümlein tät' ich brechen,
Diesweil ich so allein,
Viel Süßes mußt' ich sprechen
In seinen Kelch hinein.
Du Vöglein in den Zweigen,
Du hast's gehört wohl gut,
Doch du und die Blümlein schweigen,
Was heimliche Liebe tut.
Du laß das Blümlein fallen
Vor ihrem kleinen Fuß,
Wo du sie siehest wallen,
Und bring ihr meinen Gruß.
Vielleicht, daß sie sich bücket
Und denkt, wer es gesandt
Und an den Busen drücket
Das kleine Liebespfand.
Im Park
Nur allmählich deines süßen
Anblicks sollst du mich entwöhnen
Und der Huld, mit sanften Grüßen,
Meine Morgen zu verschönen.
Nimmer ach auch deinen Händen
Darf ich andre Gunst empfangen
Und das süße Spiel muß enden,
Eh' der Sommer hingegangen.
Wie die Wipfel sich entfärben,
Die uns holde Schatten spinnen,
Langsam wie die Blumen sterben,
Soll der schöne Traum zerrinnen.
Fern und ferner zieh' die Kreise,
Kürze die geweihten Stunden,
Bis du endlich leise, leise
Mir für immer bist entschwunden.
Wenn die Blätter niederwallen
Dann im Herbste, will ich glauben,
Mit dem andern Schönen allen
Kam er, mir auch dich zu rauben.
Zurück nun ohne dich!
Zurück nun ohne dich!
Der schöne Traum ist aus,
Zum Wagenfenster starrt
Der stumpfe Blick hinaus.
Endlos ein Schneemeer birgt,
Was einst gegrünt so schön,
Nur ferne ragen schwarz
Die waldbestand’nen Höh'n.
Ein einsam Hüttchen jetzt,
Verschlafen wie im Traum,
Ein Tümpel jetzt, ein Pfahl,
Ein blätterloser Baum.
Vom Wagen aufgescheucht
Hebt sich die Krähe schwer,
Und schlägt sich schläfrig fort
Durch's dicke Nebelmeer.
Doch von dem Nebel hebt
Sich ab ein farbig Bild
Und mit dem Wagen schwebt
Es vor mir durch's Gefild.
Bald winkt es hold mir zu
Und lächelt stummen Gruß,
Bald regt die Lippe sich
Zu Liebeswort und Kuß.
Nun füllt mit Einem sich
Ihr Aug' mit Tränen dicht,
Im weißen Tuch begräbt
Sich schmerzlich ihr Gesicht.
Und vor dem Tränenflor,
Der mir das Aug' umhüllt,
Zerrinnt in Nebel leis
Ihr vielgeliebtes Bild.
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