weiter
 

Und lieb' ich's tändelnd oft zu scherzen,
So wein' ich oft auch wieder gern;
O Jugendland, o Jugendliebe, —
Welch' schöne Namen — und wie fern!

 
Es klingt so laut, es weht so lau, —
Wo's erst noch kalt uns stumm;
Es hält der Lenz auf grüner Au
Sein Exerzitium!

 
II.
Lenzkommando
Heimweh, Erinnerungen
 
Lenzkommando
Heimweh
Am Morgen
Die Schule der Liebe
Die liebe Hand
Forderung
Liebesneid
Unersättlichkeit
Schlußgefühl
Nord, oder Süd
Sehnsucht

 
Bundesbruch
Ganze Hilfe
Abschied
Veränderung
Das welke Blümchen

 

Lenzkommando

                              1.
Wer da? — "Der Lenz!" — Der Lenz? Gut' Freund!
Das ist der rechte Mann,
Wenn der in vollem Schmuck erscheint,
Dann fängt die Lust sich an.

Ein blanker Helm bedeckt sein Haupt
Mit hellem Purpurband;
Den hat er reich mit Grün belaubt,
Des Lebens sichrem Pfand.

Auch seine Uniform ist grün,
Gestickt mit Sonnenflaum,
Und himmelblaue Veilchen blüh'n,
Als Aufschlag, um den Saum.

Ein blanker Säbel nebenbei
Mit goldnem Portepee,
Der haut des Eises Deck' entzwei,
Der streift hinweg den Schnee.

Fürwahr ein wackrer Offizier,
Der keinen Gegner scheut,
Und, unter siegendem Panier,
Sich manchen Sieg's erfreut.

Ja selbst mein Liebchen gönn' ich ihm,
Er mög' ihm höfelnd nah'n;
Sein liebevoller Ungestüm
Bereitet mir die Bahn.

                   2.
Halt, sag' ich, halt, nicht weiter!
Nun steht die Fronte da.
So mutig und so heiter,
Wie man sie lang nicht sah.

Der Lenz will Mustrung halten,
Schon sprengt er glänzend vor,
Und läßt die Fahn' entfalten,
Und überblickt sein Korps.

Sie sind es alle wieder,
Die Helden seiner Zeit,
Voll Jugendkraft die Glieder,
Der Blick voll Fröhlichkeit.

Die Roten und die Blauen,
Die Kämpfer groß und klein,
Die Reiter für die Auen,
Die Jäger für den Hain.

Die flüchtigen Kuriere,
Die er in Lüften braucht;
Die Schar der Pontoniere,
Die in die Fluten taucht.

Die muntren Musikchöre
Mit lautem Sang und Klang,
Damit die Welt es höre,
Wenn er den Sieg errang.

"Brav," ruft er, "brav, Soldaten!
Nun wacker dran und drauf!"
Schon floh, eh' wir noch nahten,
Der Feind im vollsten Lauf!

                        3.
Marsch! du Schnee aus Ritz' und Ecke,
Wo du dich verbirgst vor'm Lenze,
Der dir auf die weiße Decke
Stickt die bunten Blumenkränze.

Marsch! du Nord aus deinen Klüften,
Wo du liegst mit matten Schwingen,
Unvermögend, all' das Düften,
Weh'n und Kosen zu bezwingen.

Marsch! ihr Wolken, rost'ge Flecken
Auf des Himmels blauem Schilde,
Sollt uns länger nicht verstecken
Seines Wappens Glanzgebilde!

Marsch! Ihr kurzgemessnen Tage,
Und ihr langgedehnten Nächte,
Tag und Nacht auf gleicher Waage
Wägt der Frühling, der gerechte!

Marsch! ihr kargen Stubensonnen,
Ihr Kamin' und Girandolen!
Seht den Lenz, aus andren Bronnen
Weiß er Wärm' und Licht zu holen!

Marsch! ihr kühlen Frostgedanken,
Eisesblüten, dürre Reben!
Frische Lenzgefühle ranken
Sich um's Herz mit üpp'gem Leben.

Marsch! — die Tore stehen offen,
Der Entsatz ist angekommen,
Und er wird mit frohem Hoffen,
In die Festung aufgenommen!

                            4.
Schlagt an! Es gibt ein Freudenschießen,
Es gilt das Wiegenfest des Mai's,
Die Luft ist blau, die Blumen sprießen,
Die Welt ist voll von seinem Preis.

Schlagt an! — Die laute Salve klinge
Durch Tal und Berge, donnernd, fort,
In jedes Herz der Erde dringe
Das freundliche Verkündungswort.

Schlagt an! die lieben Lerchen schlagen,
So gut sie können, auch schon an,
Und schießen froh empor, und tragen
Die Freudenbotschaft himmelan.

Schlagt an! Ja schlagt an eure Herzen,
Denn Gram ist Sünde, sagt der Mai;
Macht von der Sündenlast der Schmerzen
Das Herz durch Frühlingsjubel frei!

                            5.
Kniet nieder zum Gebet!
Aus tausend Blumen blüht und schimmert,
Aus tausend Tropfen glüht und flimmert,
Aus Lüften klingt, aus Düften weht
Der Erde Dankgebet.

Kniet nieder zum Gebet!
Laßt uns das Herz zu Gott erheben,
Der uns den Lenz zum Pfand gegeben,
Das Totes wieder aufersteht,
Sobald sein Odem weht.

Kniet nieder zum Gebet!
Was heute welkt, wird morgen sprießen,
Was heut gestockt, wird morgen fließen,
Und wo der Schnitter heut gemäht,
Wird morgen neu gesä't.

Kniet nieder zum Gebet!
Verwandlung ist das Los der Erde,
Und jeder Todeswink ein Werde,
Und über jedem Grabe steht:
"Verwandelt, — nicht verweht!"

                      6.
Bei Fuß! Nun raste Jeder aus,
Und trockne sich den Schweiß,
Und sammle Mut zu neuem Strauß,
Und Kraft zu neuem Fleiß.

Bei Fuß! Die große Pause kam,
Die Feierstund' im Jahr,
Die Freude naht, und reicht dem Gram
Die volle Schale dar.

Bei Fuß! Nun labt euch Mund und Herz
Durch einen durst'gen Zug,
Sie hat an Liebe, Lied und Scherz
Für eine Welt genug!

Bei Fuß! Nun schnürt die Bündel aus,
Und werft, was drückt, bei Seit';
Nun laßt den Kehlen freien Lauf:
Der Kluge nützt die Zeit.

Bei Fuß! — Nun hört, bei Klang und Schall,
Des Lenzes Märchen zu:
Befürchtet keinen Überfall,
Er hält auf Waffenruh'.

Bei Fuß! Genießt den schönen Traum,
Den Alles träumt umher;
Denn plötzlich, man versieht sich's kaum,
Heißt's wieder: "In's Gewehr!"

Heimweh

                   1.
Wenn ich ein Sturmwind wär',
Flög' ich voll Hast einher,
Stürmte mit heitrem Sinn
Gegen die Heimat hin.
Hielte mich nirgend auf,
Braust' in beschwingtem Lauf
Über die Alpen dort,
Über die Täler fort,
In tobender Eile,
Schneller, als Pfeile;
Über alle Schranken,
Rascher, als die Gedanken,
Was in den Weg mir tritt,
Niederstürmend mit sausendem Schritt.

Aber an der Heimat Grenze
Hielt' ich plötzlich wieder an:
Wie der zahmste Hauch der Lenze
Weht' und flüstert' ich sodann.
Und des Heimweh's mildes Bangen,
Und den süßen Drang nach Haus
Haucht' ich dann in einen langen,
Tiefen Liebesseufzer aus!

                             2.
Am Platz in Wien da steht ein ernster Mann,
Die neue Mode focht ihn wenig an;
In buntem Flitter treibt sich's um ihn her,
In grauem Faltenmantel stehet — er.

Sein Haupt, von spitzem Helme kühn bewehrt,
Hält er den Sternen kräftig zugekehrt,
Ein alter Krieger, darauf eingeübt,
Dem Feind zu trotzen, der an ihm zerstiebt.

Dem Ahasver in Vielem gleich, ein Fels,
Woran zerschäumt die Flut des Zeitenquell's,
Sah er, fortlebend, Tausende vergeh'n
In Ebb' und Flut von Tod und Aufersteh'n.

Und wie vom Ahasver des Schützen Blei
Ohnmächtig abgeprallt gleich dürrer Spreu,
So prallten auch von seines Nackens Saum
Die Kugeln ab, — der Alte nickte kaum.

Doch war ein Mann der Unruh' Ahasver,
Der Frevel büßt', — ein Mann der Ruh' ist — er;
Er steht Jahrhundert lang in ernster Ruh',
Und schaut der Welt und ihrem Treiben zu.

Auch keines Frevels ist er sich bewußt,
Ein Haus des Herrn ist seine weite Brust,
In der, was Wien oft jubelt oder weint,
Er fromm zum Nationen-Psalm vereint.

Und was er fühlt, nicht höfelnd gibt er's kund
In Schnörkelsang, mit süßlichzartem Mund;
Ganz eine eigne Sprache spricht der Mann,
Die meilenweit ein Volk verstehen kann.

O Stephansdom, du Jubelgreis, du bist
Auch Kindern gut, wies Brauch der Alten ist;
Sie spielen dir zu Füßen kindlichfroh.
Zufrieden, stolz, — als blieb' es immer so.

Sie prägen deine Züge sich in's Herz,
Und mit den Zügen auch den Heimwehschmerz,
Der sie dann faßt, wenn's nimmer so mehr ist,
Und in der Ferne dich ihr Aug' vermißt.

                3.
O Donau, liebe Donau,
Bist gar ein schneller Fluß,
Du bringst von deiner Quelle
Gar bald dem Meer einen Gruß.

O Donau, liebe Donau,
Wirfst Wellen mächtig und schwer,
Sie schaukeln Schiffe trotz Wiegen
Hinab in's ferne Meer.

O Donau, liebe Donau,
Den Schwimmer möcht' ich seh'n,
Der dir entgegenschwemme,
Bald, dächt' ich, ließ er's steh'n!

O Donau, liebe Donau,
Mir war's im Traume jüngst,
Als ständ' ich am eisernen Tore,
Wo du zum Scheiden dich zwingst;

Zum Scheiden von deinem Österreich,
Weshalb du dort so grollst;
Es geht auch dir zu Herzen,
Daß du's verlassen sollst!

Da warf ich mein Herz voll Heimweh
In deine Wirbel hinein,
Mein Herz das war ein Schwimmer,
So mag kein zweiter sein!

Da schwamm mein Herz voll Heimweh
Stromaufwärts fort und fort
Schwamm gegen Wien am Morgen,
Und Abends war es dort.

                     4.
Leute wandeln auf und nieder
Unter dichtbelaubten Rüstern,
Blicken munter hin und wieder,
Plaudern, tändeln, gaffen, flüstern.

Mancher ist wohl unter ihnen,
Der einst hing an meinem Arme,
Der wohl jetzt noch meine Mienen
Würd' erkennen unter'm Schwarme.

Doch sein Herz hat keine Ahnung,
Denn sonst müßt' er stille stehen,
Und wie leise, leise Mahnung
Müßt' es an die Seel! ihm wehen:

"Sieh dort hin, — dort — an der Mauer,
Jenem Hause gegenüber, —
Siehst du nichts? — In süßer Trauer
Lehnt ein Freund dir dort, ein lieber.

Nicht sein Leib, — doch sein Gedanke,
Sein Gefühl, sein geistig Wesen;
Sprengend seines Bannes Schranke
Kam er her, um zu genesen.

Sieh dort lehnt er, wo er lehnte,
In der Jugend schönen Tagen,
Wo er froh war und sich sehnte,
Wo er weint' in süßen Klagen.

Sieh, wie er das Auge kehret
Zu dem Fensterchen da drüben,
Wo zwei Augen ihn gelehret
Liebend dichten, dichtend lieben.

Sieh wie er voll sel'ger Thronen
Vom Besitze weg sich wendet,
Und die Stelle grüßt mit Sehnen,
Die ihm, was er hat, gespendet.

Denkst du's nimmer, wie du liebend
Oft an seinem Arm gehangen,
Ihn durch heitren Scherz betrübend,
Statt zu sänftigen sein Bangen?

Denkst du's nimmer, wie durch Klagen
Seine Klage du gemildert?
Wie du ihn gewarnt mit Zagen?
Was du ihm besorgt geschildert?

Denkst du nimmer seiner Freuden,
Die du hier so oft geteilet,
Seiner selbstgeschaffnen Leiden,
Die hier oft ein Blick geheilet?

Hier, hier, fing er an zu leben,
Hier sahst du sein Leben keimen,
Hier sein jugendliches Streben,
Hier sein Dichten und sein Träumen!

Und du schworst, daß diese Stelle
Für dich heilig sollte bleiben,
Wenn auch einst der Trennung Welle
Ihn zur Ferne würde treiben!

Freund, du hast nicht Wort gehalten,
Sieh, ob fern, bin ich zugegen.
Und dein Herz pocht nicht dem alten
Freunde zu mit schnellern Schlägen?

Gehst vorbei an dieser Stelle,
Kalt, wie Einer, der nichts fühlet,
Und es hat der Trennung Welle
Deinen Schwur hinweggespület!?" —

Trennung, Fernsein, — bittre Worte!
Fern — und Keiner denkt der Zeiten,
Fern — und Keiner denkt der Orte,
Wo wir weinten und uns freuten!

                       5.
Am Kahlenberg da stand ich gern,
Und sah hinab aufs Land,
Sah wie sich zwischen Bergen fern
Verliert der Donau Band.

Sah, wie das Marchfeld drüber hin
Liegt einem Schachbrett gleich,
Wo oft um blutigen Gewinn
Gespielt mein Österreich.

Und sah die Berg' im Süden steh'n,
Wie Wellen, die gestockt,
Und sah die Hügel stolz sich bläh'n,
Von Nebengrün umlockt.

Und labte mich an all' der Pracht,
Hinweggekehrt von Wien;
Das, wo solch' ländlich Bild mir lacht,
Mir drauf als Fleck erschien.

Nun steig' ich manchen Berg hinan,
Wohl manchen kahlen auch,
Und schau hinaus, so weit ich kann;
Rings Gottes Segenshauch!

Wie Fächer Tal an Tal gereiht,
Und Alpen ungezählt,
Ein lachend Bild der Ländlichkeit, —
Der liebe Fleck nur fehlt.

Der liebe Fleck, was gäb' ich drum,
Hätt' ich ihn hier erspät!
Drum seht euch in der Fremd' erst um,
Eh' ihr daheim was schmäht!

                 6.
O Save, liebe Save
(Die du, in stolzer Ruh',
Hinab nach Süden fließest,
Der lieben Donau zu),
O frage sie, die Gute,
Die auch mein Wien durchschnitt:
"Sag' an, bekamst du, Schwester,
Nichts Liebes droben mit?

Nichts Liebes für den Dichter,
Der mich so dringend bat,
Zu fragen deine Welle,
Ob sie für ihn nichts hat?" —
Und hat sie was, die Gute,
Sei's Träne, Seufzer, Wort,
So fang' es auf, o Save,
Und trag' es mit dir fort.

Und forme draus im Wandern
Ein Wölkchen rot und hell
Und diesen Brief am Himmel
Schick' alsbald mir zur Stell'!
Wie will ich harrend stehen
Beim nächsten Abendschein:
Das röteste der Wölkchen
Soll dann der Brief mir sein!

Am Morgen

Flohst du wieder, stille Feier,
Die so mild mein Aug' umschwebt,
Und mit Träumen ihren Schleier,
Wie mit Sternen, sich durchweht?
Hast du wieder, goldner Morgen,
Deine Fackel ausgesteckt?
Hast du sie zu Lust und Sorgen
Alle wieder aufgeweckt?

Liebend grüß' ich dich im Kommen,
Fasse gläubig deine Hand,
Hoffe daß du mich zum Frommen
Führen wirst am Gängelband.
Deine Rosen zeigen Sehnen,
Deine Lüftchen — Seufzer an,
Und dein Tau — geliebte Tränen,
Und dein Nebel — süßen Wahn.

Doch der Flor sei nicht zerrissen,
Der dich noch verbirgt vor mir!
Eins laß erst voraus mich wissen,
Alles Andre schenk' ich dir.
Werd' ich heut auch ihr begegnen,
Werd ich sie auch heute sehn?
Wird ihr Blick mich wieder segnen,
Ohne selbst es zu versteh'n?

Wird er's? — O so spann' die Flügel
Schneller als der Blitz mir aus,
Laß geschwind durch Tal und Hügel
Aufblüh'n deinen Flammenstrauß!
Unerträglich Träger, eile,
Tag, vertreib' das Morgenrot!
Jede Stunde wird zum Pfeile,
Jeder Augenblick ein Tod.

Soll ich aber sie nicht sehen, —
O so zögre, böser Tag!
Nacht, kehr' um mit deinem Wehen,
Wo ich von ihr träumen mag.
Denn entrisse mir die Sonne,
Was im Schlummer dauernd mein,
Dann ist Träumen — Himmelswonne,
Dann ist Wachen — Höllenpein!

Die Schule der Liebe

Fort aus meinem Kopf und Herzen,
Was ich je gelernt, gewußt,
Jede Richtung dieses Geistes,
Jede Neigung dieser Brust!

Rein soll meine Seele strahlen,
Wie ein unbeschriebnes Blatt,
Das die erste Schrift des Lebens
Hoffend zu empfangen hat!

Und die erste Schrift des Lebens
Soll dann Liebe, Liebe sein,
Liebe präg' in alle Tiefen
Meines Inneren sich ein!

Wie ein Kind mich dann erziehen
Laß' ich, Kind, von deiner Hand,
Läutern mir von dir und leiten
Phantasie, Gemüt, Verstand!

Sprechen lehre mich, doch sprechen,
Was wie du, wie von dir klingt,
Was aus deinem Herzen kommend
Wieder dir zum Herzen dringt!

Lesen lehre mich, doch lesen,
Was dein Aug' mit Blicken schreibt,
Was auf deinen Lippen Allen,
Außer mir, unlesbar bleibt!

Zählen lehre mich, doch zählen,
Wie viel Küsse man bedarf,
Um in Liebe zu vereinen,
Was ein kleiner Streit zerwarf!

Lehre mich die Erdbeschreibung
Jener Welt, die Liebe heißt:
Lehre mich durch deinen Glauben
Deiner Andacht frommen Geist!

Lehr' mich, was du weißt und fühlest,
Halt' mich streng und fordre viel,
Dein geringstes Beifallslächeln
Macht das Schwerste mir zum Spiel.

Andre, leite, rat' und adle,
Bis ich neu und besser bin; —
Und ist dir dein Werk gelungen,
O so nimm es schonend hin!

Die liebe Hand

Du legst dein Händchen oft so hin,
Reichst mir es nicht, — ich muß es fassen,
Weißt aber, daß ich dankbar bin,
Und hast mir's immer noch gelassen.

Und wenn ich nun die liebe Hand
So zwischen meinen Fingern halte,
Bald hingleit' über ihren Rand,
Und bald sie streichle, bald sie falte;

Bald sie erwärme, wenn sie kalt,
Bald, wenn sie glühend ist, sie kühle,
Woher die magische Gewalt,
Die ich in allen Adern fühle?

Ist sie denn gar so weiß, so klein,
So zart, so schön geformt, so blühend?
Schmückt etwa mancher Edelstein
Den schmalen Finger funkensprühend?

Das Alles — Alles ist es nicht!
Es ist der Pulse Doppelleben,
Der Wärme wechselnd Gleichgewicht,
Der Fiebern Ineinanderbeben.

Es ist am Ende nur die Lust,
Zu wissen, daß ich jetzt, der Eine
Von Millionen, stolz bewußt,
So fest sie schließen darf in meine.

Die Länderkart' in mächt'ger Hand,
Rühmt sich ein Fürst mit Wohlgefallen:
"Das Alles hier ist nun mein Land,
Besieger bin ich von dem Allen!"

Du Sieger, bist du wohl mir gleich?
Die Karte hältst du, Weltbezwinger;
Ich aber halte hier mein Reich,
Mein Himmelreich, mit einem Finger!

Forderung

Du fragst mich um den Lohn der Liebe,
Mit welcher Münze sie bezahlt? —
Mit einem Aug', aus dessen Himmel
Der Stern der Gegenliebe strahlt.

Mit einer Hand, bei deren Drucke
Der Seele feinster Nerv erbebt;
Mit einem Seufzer, der den Busen,
Wie West den Schwanenflügel, hebt.

Mit einem Worte, das wie Tropfen
Auf eine durst'ge Zunge fällt;
Mit einem Kusse, der die Adern,
Wie Sonnenglut die Traube, schwellt:

Doch, liebes Kind, mein treues Schildern
War', hoff' ich, doch wohl Lohnes wert: —
Da ich, wie Liebe zahlt, dich lehrte,
So zahle mich, wie ich's gelehrt!

Liebesneid

Die Luft beneid' ich, die mit lauen Wellen
Um deiner Locken braune Blüte spielt;
Dem Boden neid' ich die betretnen Stellen,
Der Lippe selbst den Seufzer, der sie kühlt.

Gedenk' ich erst des Bades, erst des Kleides,
Und dessen, was sie wagen ungestraft,
Dann faß ich kaum die herbe Qual des Neides,
Die heiße Selbstsucht meiner Leidenschaft.

Und doch, kein Eifern ist es, was ich leide: —
Nur huld'gen möcht' ich dir, und weiß nicht wie;
Ich eifre nicht mit Luft und Bad und Kleide,
Ich fühle mich nur weniger, als sie.

Was Aug', Hand, Fuß und Lippe dir verlangen,
Was du bedarfst für Herz, Verstand und Sinn,
Von mir nur, wünsch' ich, sollst du es empfangen,
In Allem will ich dich zur Schuldnerin!

Unersättlichkeit

Wie unersättlich ist, wenn's gleich genossen
Sein Glück im vollsten Maß, mein treues Herz!
Anstatt befriedigt, fühlt es sich verdrossen,
Und will noch mehr, voll süßem Sehnsuchtschmerz.

Ich sah dich heute, wider mein Verhoffen,
So lang, so lieb mir gegenübersteh'n,
Mein süßer Himmel lag mir länger offen,
Als ich vielleicht durch Wochen ihn geseh'n.

Und als ich heimkam in mein Stübchen wieder,
Als ich vor meinem Pulte wieder saß,
Da sank mir doch das Haupt so traurig nieder,
Da ward mir doch das Auge wieder naß.

Ach könnt' ich sie nur einmal heut noch sehen,
Nur einmal heut ihr noch ins Auge schau'n,
Nur einmal noch ihr gegenüber stehen, —
Ich hätt' ihr noch so Vieles zu vertrau'n!

Wo ich sie sah, das sind verlorne Stunden,
Im Traume meines Glückes nicht gezählt;
Jetzt weiß ich es, was ich für sie empfunden,
Jetzt hätt' ich es, das Wort, das mir gefehlt!

So sehn' ich oft nach stundenlangem Glücke,
Wo ich dich sah, mich noch voll süßem Schmerz
Nach einem einz'gen kurzen Augenblicke: —
Wie unersättlich ist ein treues Herz!

Schlußgefühl

In Gottes freiem Dome
Stand ich, — sie stand bei mir,
Wie floß in süßem Strome
Die Lust zu mir, zu ihr!

Wir beide nur, — kein Dritter,
Kein Lauscher rings herum;
Das dichte Laubgegitter
Ein sich'res Heiligtum!

Wir schlingen Hand' in Hände,
Es stockt der Rede Fluß;
Wir küssen ohne Ende
Nur einen einz'gen Kuß.

Wir stürmen bald im Spiele,
Bald ernst, wie es sich gab,
Die Leiter der Gefühle
Beseligt auf und ab.

Wir fragen nichts nach andern,
Wir kennen keine Welt:
Es ist uns, wie zu wandern
Auf einem stillen Feld.

Da hören wir plötzlich es rauschen,
Wir müssen Gesellschaft seh'n;
Wir müssen die Rollen vertauschen
Und höflich entgegen geh'n!

Da spricht man vom Wind und Wetter,
Und was man dergleichen sagt;
Und wie sich die zarten Blätter
So früh schon hervorgewagt.

Wir müssen Bücklinge machen,
Und tun, als täten wir's gern;
Wir müssen vom Herzen belachen
Die Späße der Damen und Herrn.

Wir müssen uns noch bedanken,
Daß man uns in Wägen verteilt,
Und scherzend, in üppigem Schwanken,
Dem Zimmer entgegen eilt. — —

---------------------------

Und zu Haus nun angekommen
Wieder endlich teilt es sich;
Auf sie blick' ich stillbeklommen, —
Kluges Kind, verstehst du mich?

Sie versteht mich, ja — ich fühl' es,
Doch sie säumt noch, weil sie klug,
Bis die Modesucht des Spieles
Draußen All' in Fesseln schlug.

Dann zu mir, zu mir in's Zimmer
Schlüpft sie wieder, sel'ge Lust!
Ihre Blicke — welcher Schimmer,
Welcher Aufruhr — meine Brust!

Träume Süßer Zukunft wehen
Durch das Dunkelklar uns an,
Bis die Augen übergehen,
Sich der Mund nicht halten kann!

Hohn, Gutmütigkeit, Verachten
Aller Lauscher bricht da los;
Säh' uns jetzt die Welt, — wir lachten:
Sie ist klein und wir sind groß.

Wir sind groß — in uns'rer Liebe;
Sie in ihrem Spott ist klein;
Nur gemacht sind ihre Triebe,
Uns're goß ein Gott uns ein! —

---------------------------

Und wieder wird das süße Band zerrissen,
Das uns so schön, doch ach so kurz vereint;
Zum Mahle schellt's; wir gehen, weil wir müssen,
Und ein Verseh'n mehr, als ein Frevel scheint.

Wir aber reden heimlich mit den Füßen,
Indes uns Jeder fremd einander meint;
Und formen kindisch, unter herben Schmerzen,
Aus Tropfen — Tränen, und aus Krumen — Herzen.

---------------------------

Und gute Nacht nun heißt es
Der Abschied ist ein Blick;
Die Seelen aber reißt es
Mit Allgewalt zurück.

In Gottes freiem Dome
Steh' ich — und steh' allein,
Umrauscht vom Windesstrome,
Beglänzt vom Mondenschein.

Ich sehe zu den Sternen,
Die Sterne seh'n zu mir,
Als sollt' ich durch sie lernen,
Mich freuen, fern von ihr!

Ihr lieben holden Sterne
O gebt euch keine Müh':
Ich weiß, daß ich's nicht lerne,
Mich freuen ohne sie!

---------------------------

Und in mein Zimmer tret' ich nun
Gedämpften Schrittes ein;
Die Meinen, die daneben ruh'n,
Sie horchen auf und lispeln nun
Sich leis in's Ohr: "Was mag er tun?
Ihm scheint nicht wohl zu sein."

Mir ist nicht wohl — ihr Guten, ja —
Ihr seht mir in das Herz:
Ich war so froh, als ich ihr nah',
Als ich sie küßte, sprach und sah;
Und ach! von Allem blieb mir ja,
Nichts übrig, — als der Schmerz!

Nord, oder Süd

Wo ist's besser wohnen.
Wo der Nordwind geht,
Oder in den Zonen,
Die der Süd durchweht?

Hier im moosumgrauten,
Kalten Felsgestein?
Oder dort im trauten
Nachtigallenhain?

Hier, wo unser Grüßen
Rauh wie Schelten dröhnt,
Oder wo's im süßen,
Weichen Lispeln tönt?

Wo ist mehr Behagen,
Mehr Genuß, mehr Licht? —
Mädchen, kannst du's sagen?
Sieh, — ich kann es nicht!

Wüßt' ich nur ein Fleckchen
Noch so schmal und klein,
Wo im tiefsten Eckchen
Läg' ein Kämmerlein;

Und darinnen eben
Wäre Platz für dich,
Und recht knapp daneben
Auch ein Platz für mich;

Wo wir könnten plaudern,
Was uns eben frommt,
Bis nach süßem Zaudern
Still der Abend kommt;

Wo wir könnten malen
Bilder, die nicht sind,
Wie sie nur aus Strahlen
Sich die Hoffnung spinnt;

Wo wir könnten lächeln
Ruhig, unbelauscht,
Von des Westes Fächeln
Lüstern nur umrauscht;

Wo wir könnten weinen
So für uns allein,
Und im heilig reinen
Schmerze selig sein;

Wo wir Alles dürften,
Was die Liebe liebt,
Wo wir harmlos schlürften,
Was ihr Becher gibt;

Ach dann fragt' ich nimmer,
Wie ich jetzt gefragt,
Ausgefragt für immer
Hä'tt' ich, ausgeklagt.

Mich mit dir erheben
Würd' ich alsobald;
Dich am Arme, schweben
Durch Geklüft und Wald;

Suchen jenes Fleckchen
Noch so schmal und klein,
Suchen jenes Eckchen
Mit dem Kämmerlein.

Läg' es nun dem Süden,
Oder Norden zu:
Barg' es doch den Frieden,
Barg' es doch die Ruh'.

Sehnsucht

Wenn dich mein Ohr nicht hören kann,
Mein Aug' dich nimmer sehen,
Dann fängt die süße Sehnsucht an,
Im Herzen aufzugehen.

Es ist ein eigener Genuß
Um dieses stille Bangen!
Wie flüchtig ist ein Liebesgruß,
Wie bald ein Blick vergangen.

Man glaubt sich drum nur gut zu sein,
Weil man sich sieht und höret,
Und bildet dies und das sich ein,
Was leicht die Wonne störet.

Man schickt auch die Gedanken fort.
Zu schweifen auf und nieder,
Und denkt: bei Liebchens Blick und Wort
Versammeln sie sich wieder.

Da hält die Sehnsucht treuer an,
Sie läßt sich nicht zerstreuen,
Sie will ihr Liebstes, wo sie kann,
Auffrischen und erneuen.

Sonst denkt sie nichts, sonst fühlt sie nichts,
Will sonst um nichts sich kümmern,
Und sieht in jedem Strahl des Lichts
Nur ihre Liebe schimmern.

Drum wenn von dir mich dann und wann
Die Sterne neidisch trennen,
Da fang' ich erst recht eigens an,
Mein eigen dich zu nennen!

Bundesbruch

Wir saßen und scherzten und sangen,
Champagner kreist' im Chor;
Die Korke brausten und sprangen,
Der Schaum stieg perlend empor.

Da zogst du mich glühend beiseite,
Das Kelchglas in der Hand,
Und sprachst: "Ein Jahr ist's heute,
Daß Herz zum Herzen sich fand!"

Drauf stießest du an mit dem Glase:
"Und so bleib' es immerdar,
Und jede perlende Blase
Bedeut' ein seliges Jahr!"

Ein einzig Jahr ist entschwunden,
Selbst das ein seliges nicht,
Noch weniger sind es die Stunden,
Die jedes künft'ge verspricht.

Der schöne Traum ist zerflossen,
Sein letzter Schimmer erbleicht; —
Der Bund ward mit Gläsern geschlossen,
Darum zerbrach er so leicht!

Ganze Hilfe

Als ich dir mein Leid geklagt,
Hast du tröstend mir gesagt:
"O ich weiß das, solche Schmerzen
Kommen von zu vollem Herzen.

Mitgeteilt den Überschwang,
Abgeschüttelt diesen Zwang,
Dieses Pochen ausgesprochen,
Dieses Schwelgen unterbrochen!

Anvertraut so Leid, als Lust
Einer andern treuen Brust!
Was das Herz auch duldend hege,
Es genest aus diesem Wege!" —

Habe Dank für deinen Rat,
Ja — so ist es in der Tat!
Wer auf solchem Wege ginge,
Würd' in Kurzem guter Dinge.

Aber sieh', da bin ich dran,
Wie ein kranker Wandersmann,
Der bei fernem Glockenschalle
Zweifelnd steht, wohin er walle.

Endlich schreitet wer vorbei,
Merkt ihm's ab, wie krank er sei,
Naht und fragt ihn: "Hört ihr's läuten? —
Dahin rat' ich euch zu schreiten!

Diesen Klängen pilgert zu,
Dort ist Lager, Labung, Ruh',
Dort mag von der Reise Wunden
Euer Leib und Geist gesunden!" —

Lächelnd spricht der Wandersmann:
"Ach, ihr sagt den Weg mir an;
Soll ich euch als Retter preisen,
Müßt ihr wohl den Weg mir weisen!

Wie der kranke Wandersmann
Bin auch ich, mein Kind, daran;
Sag' mir nicht den Weg zur Pflege,
Führe selbst mich auf dem Wege!

Abschied

Es ist nun einmal so gekommen,
Ich bleib' allein, — du gehst von hier;
Halb wird das Leben mir genommen,
Doch leben werd' ich, glaube mir!

Ein dünner Faden ist das Leben,
Doch aber zäh', unendlich zäh',
Er überdauert Lust und Beben,
Er überdauert Wohl und Weh'.

Darum entschlage dich des Bangens,
Zieh' ruhig, — frage nicht um mich;
Trotz alles Hangens und Verlangens
Werd' ich auch leben ohne — dich!

Sieh' jenen Vogel dort im Bauer,
Man grub ihm beide Augen aus,
Und dennoch lebt er, lebt in Trauer,
Und horch! er singt in seinem Haus.

Tritt hin, vermehre seinen Jammer,
Schlag' ihm die Flügel auch entzwei;
Er lebt noch, hüpft in finstrer Kammer,
Und singt ein Schmerzenslied dabei.

Und so gedenk' auch ich zu leben,
Beraubt zwar meines Augenlicht's,
Zu schwach, die Schwingen mehr zu heben,
Doch leben werd' ich, — fürchte nichts.

Und so gedenk' auch ich zu singen
Ein Schmerzenslied, ein Lied von dir,
Das mir ersetze Licht und Schwingen —
Ich werde leben, — glaube mir! —

Veränderung

Es war ein Augenblick in meinem Leben,
Da standst du herrlich, engelrein vor mir;
Mein ganzes Herz hätt' ich dafür gegeben,
Daß wahre Schönheit sich erhielt in dir.

Mit heil'ger Scheu, ich kann sie Andacht nennen,
War ich in deiner Nähe tief erfüllt;
Ich glaubte mich erst selber zu erkennen,
Seit sich dein Inn'res glänzend mir enthüllt.

Wenn du so die unnennbar guten Augen
Aufschlugst zu mir voll Seel' und Wunderkraft,
Da schien ich Mut und Trost mir draus zu saugen,
Da schwieg der Kampf, da schwieg die Leidenschaft.

Da glüht' ein Himmel süßer Poesien
In sel'ger Klarheit unentweiht mich an;
Des Lebens Mißton ward zu Melodien,
Der Jüngling ward durch deinen Blick zum Mann.

Was Huld und Gunst! Ich wollte sie nicht finden,
Begriffe sind's, wie sie die Mode prägt;
Was fest mich an ein Wesen sollte binden,
War reinern Stoffes, als die Erd' ihn trägt.

Nicht Liebe war's, nicht Freundschaft selbst, nicht Achtung,
Ich hab' geliebt, war Freund und achte viel:
Es war die heitre, innige Betrachtung,
Verklärter Geister selig Wonnespiel.

Nun ist's vorbei, — der Lichtglanz ist verblichen;
Ich übertrug, was in mir lag, auf Dich!
Der Zauber ist dem Nebel gleich verblichen,
Das schöne Bild verwischt mit einem Strich.

Du bist, wie Andre, — bist, wie tausend Gute,
Du, wert, die Beste, Einzige zu sein!
Und ob voll Wehmut auch das Herz mir blute,
Du kannst nicht anders, willst nicht einzig sein!

Willst ihn nicht wandeln, jenen öden, stillen,
Verlaßnen Pfad, den Niemand mit Dir geht,
Als auch so Einer, der mit seinem Willen
Und seinem Tun, wie ich, vereinzelt steht!

Es ist so schön, so lohnend, mitzugaukeln,
Wo Groß und Klein in buntem Reih'n sich rührt;
Im reichbegränzten Kahne sich zu schaukeln,
Der schnell und leicht zum gleichen Ziele führt!

Nun denn leb' wohl, leb' wohl! Zieh' hin in Frieden,
Wenn Frieden ist auf solchem Pfad verliehn!
Der einz'ge Trost, der mir im Schmerz beschieden,
Es ist die Kraft, nicht mit Dir fortzuzieh'n!

Du warst ein Stern an meinem Horizonte,
Ein Stern, wie ich noch keinen schönern sah;
Mein Glück war, daß so schön ich glauben konnte:
Wer Schönes glaubt, für den ist es auch da!

Das welke Blümchen

Wie kommt's, du welkes Blümchen,
Daß du noch teuer mir bist,
Wiewohl die Zeit, da du blühtest,
Schon längst vorüber ist?

Du wardst, ich weiß es, von schönen,
Von warmen Händen gepflückt;
Du hast die lieblichste Hülle
Des feurigsten Herzchens geschmückt!

Du siedeltest duftend über
Aufs treueste Herz, auf mein's;
Du schienst mir das blühende Siegel
Des untrennbarsten Verein's!

Doch Blumen müssen verwelken,
Und Siegel brechen entzwei,
Und Mädchen besinnen sich anders,
Und Jünglinge weinen dabei. —

Wem pflückt nun die Hand wohl Blumen,
Die, Blümchen, dich mir gepflückt?
Und wem schlägt jetzt wohl der Busen,
Den du einst, Blümchen, geschmückt?

Und dennoch bist du mir teuer,
Und bleibst mir ein heiliges Pfand,
Nicht deren, für die ich empfunden,
Nein dessen, was ich empfand.

Mir scheinen die welken Farben
Mit Einem wieder so blau, —
Und da ich dich sinnend betrachte,
Fällt etwas auf dich, wie Tau.

Ich kann mich nicht von dir trennen,
Du bleibst mir ein heiliges Pfand:
Denn Liebe hat dich gegeben,
Nur nicht durch die rechte Hand!