Der Schwarzschuß
Hab' ich dein Herz, das schwarze, getroffen mit meinem
Geschosse?
Ein Scharfschütze bin ich, und nie entgeht mir das Schwarz.
Der Warner
Liebet ihr euch? O so gebt euch der Liebe, dieweil sie euch
bindet;
Einmal endet auch sie, ach und es trennt euch der Haß!
Die Liebenden
Ich dich hassen, du mich? Nein, nein, beim ew'gen Bewußtsein!
Diese Liebe, sie straft Lügen dich, falscher Prophet!
Faust
Faust, der Unselige, fuhr auf feurigem Wagen zum Orkus;
Seinen Elias hat, siehe, nunmehr auch der Styx.
Fortunas Günstling
Schmeichelnd naht sich Fortuna dir, aufwartet Fortuna
Dir. Du aber traktierst wie deinen Hund sie. Sie ist's.
Der Karfunkel
Eine einzige glühende Kohl', aufwiegt sie unendliche Schätze,
Und der Kamele Last trägst du am Finger im Ring.
Kaiser Josephs Herz
Daß wär' also die Urne, die Josephs göttliches Herz faßt?
Nicht doch, sein Herz war jeglicher Urne zu groß!
Des Daseins Höhen
Rastlos dreht sich im Wirbel der erhabene Himmel,
Alles Hohe, es teilt Wandels und Wechsels Geschick.
Hectors Grab
Gebt sie der schirmenden Erde, des toten Löwen Gebeine,
Daß nicht der Hasen Brut kühle ihr Mütchen daran.
Hector und Napoleon
Freue dich, Hector! du fielst vom Heldenarm des Achilles;
Auch Napoleon sank: wo ist des Hectors Achill?
Napoleon
Auch Napoleon sank, und wo ist des Hectors Achilles?
Außer ihm nicht, in ihm: er ist sein eigner Achill!
Die Heuschrecken
Eine Zahl sind wir, auf der Welt, zu verzehren die Früchte,
Ruft der Lokusten Schar, flieget sie über's Gefild.
Christophorus Kolumbus
Über des Atlas Strom trugst du hinüber die Wandrer,
Auch das Christuskind setzest du über den Strom.
Ilias
Ilion ist unselig, selig ist die Iliade,
Und der Größe Fall wird zum Entzücken im Lied.
Natur und Kunst
Schön ist die Kunst, groß ist die Natur. Es werde die Kunst uns
Groß wie die Natur, schön die Natur wie die Kunst.
Biene und Rose
Tödlich ist der Rose Geruch dem häßlichen Käfer,
Aber die Biene berauscht sich in dem köstlichen Duft.
Das Osterei
Nimm das Geschenk. Auskreucht eine Schlange, hegt es die
Schlange;
Hegt es ein treues Herz, flattert ein Amor hervor.
Roms Triumphe
Siebenmal fünfzig Triumphatoren tönte die Mahnung,
Stolzer als der Triumph: Wähne nicht, daß du ein Gott!
Der Juwelenprahler
Sardonyxe, Smaragde, Demante führst du im Munde;
Reden die Steine nicht, redest du Steine umsonst.
Der Tod und der Jurist
Auch Justinian ist gestorben, der Meister des Rechtes;
Kein Recht kennet der Tod, den nicht die Klausel bezwingt.
Geist und Genuß
Rosenrot ist die Wange, lilienbleich ist die Stirne;
Weiß ist der Geister Tracht, purpurn der Freude Gewand.
Der Geograph und Europa
Mit unzähligen Liebesblicken befragt' ich der Jungfrau
Bild, bis mir die Gestalt lebt' und Gewand und Geschmeid.
Macchiavelli
In der Räson gewichtige Fessel schlugst du das Böse;
Aber die Fessel nicht sah, nur das Böse, die Welt.
Sokrates
Am Positiven freveln unsre Subjektivitäten,
Und Recht hatte Athen, hätten die Griechen je Recht.
Judas Ischkariot
Der dir den Kuß gibt — o es weinen Himmel und Erde —
Der dir den Kuß gibt, spricht, ob er dein Jünger ist: Stirb!
Epaminondas
Bürgerblut zu vergießen, verschmähten Epaminondas
Reine Hände. Den Sieg teilte der Rühr'-mich-nicht-an.
Pelopidas
"Sieg ist Theben verlieh'n! Dank euch, ihr unsterblichen Götter!
Nehmt, Eumeniden, mein Haupt, wollt ihr's, zur Sühne dahin!"
Der Gefangene
Dein Gefangner bin ich, mich kettet die Kette der Wohltat;
Der die Mild' erfand, ist's, der die Fessel erfand.
Die Nachtigall und der Roman
Nur die jungfräuliche singt, die mütterliche verstummet;
Feiernd der Liebe Wunsch, schließt mit der Eh' der Roman.
Die kapitolinischen Gänse
An Fannchen
Vom Kapitol ertönte der heiligen Gänse Geschnatter,
Vom Kapitölchen dir schnattert ein Gänschen für zwei.
Der hübsche Schwachkopf
Was sie der Seel' entzog, die Natur, verlieh sie dem Körper,
Ist ein Stümper dein Geist, ist doch dein Leib ein Genie.
Der Sybarit
Den Smindyrides, klagt er, verletzt' ein Blättchen der Rose;
War es Smindyrides nicht, der es Smindyrides tat?
Die Orakel der Philosophen
Keiner der sieben Weisen behielt den goldenen Dreifuß,
Für den Ersten bestimmt. Jeglicher war schon verseh'n.
Syene
Strahlen nur wirft, doch keinen Schatten die Sonn' in Syene,
Geistes Sonne, du auch dort im Syene des Geists!
Polen
Feld bedeutet das Wort; das Feld hat Mars sich erkoren:
Polen, du Braut des Mars! Polen, ihr Söhne des Mars!
Cäsars Tod
Zwanzig Wunden und drei'n entfloh'n deine Geister, o Cäsar!
Eine Pforte genügt nicht der Legionen Gedräng.
Amors Artillerie
Roms Frau'n opferten, Wurfgeschütze zu rüsten, das Haupthaar;
Amors Ballisten sind heut noch von dem Material.
Das Blei
Schwer ist das Blei nicht, fragt ihr die Kugeln des Treffens;
Leicht, wie die Vögel der Luft, fliegen sie singend daher.
Bienen und Lilien
Lilien sind die Bienen, sie prangten am Mantel des Kaisers
Karl des Großen einst, Kaisers Napoleon auch.
Der Mammon und das Glück
Weißt du zu lesen nicht, du bist wohl ein Idiote;
Weißt du lesen, so bist lang kein Gelehrter du noch.
Hebe und Ganymed
Nur sechs Wochen dau'rte das Schenkenamt Ganymedis,
Bis von dem mißlichen Fall Hebe sich wieder erholt.
Frankreichs Lilien
Bienen sind die Lilien, nicht ermangelnd des Stachels;
Daß es an Dornen nicht je ihnen fehlt, ist gesorgt.
Alexander M.
Wohlgeruch aushauchte der Leib Alexanders im Leben,
Und im Geruche des Ruhms starb er und lebt für und für.
Die Epigramme
Von der Erde zum Himmel, und von dem Himmel zur Hölle
Schwebet das Epigramm, pflückend die Fülle des Stoffs.
Die Leser
Dunkel den Dunkeln sind die Epigramme, die kurzen;
Der Erleuchtete sieht Licht, oder macht es, darin.
Der Bär und die Bienen
Fladen von Honig verschlingt, zusammt den Bienen, der Bär euch;
Ob ihm der Honig schmeckt, juckt ihn der Stachel doch nicht.
Bienen und Blumen
Blumen lieben die Bienen, Bienen lieben die Blumen,
Honig kredenzend und nippend im Kelch und im Kuß.
Hegesias Epigramm
Bei Alexanders Geburt verbrannte der Tempel Diana's;
Der Hebamme Geschäft ließ sie nicht retten ihr Haus.
Aufnahme
Beifall klatscht der Hellenen geistreich Volk dem Poeten,
In Roms Zizero hallte der laute noch nach.
Kritik
Aber dem guten Plutarchus dünkt so frostig das Witzwort,
Daß es zur Zeit, meint er, hätte gelöschet den Brand.
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