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Diogenes der Grieche,
Ward endlich alt und sieche
Und starb;
Doch nicht verdarb,
Ja blüht von Zeit zu Zeit
Der Same, den er ausgestreut.
 

Episch - Lyrisches
 

1. Im Lenz
2. Im Herbste
Trinitätssonntag
Peters Liebeslauf

Zynische Bilder
Bettelmännlein's Lieder

I. Im Lenz

              1.
Ade, du finst'res Haus,
Gedeckt mit faulem Moose,
Ich zieh' auf's Feld hinaus,
Schon blüht die Heiderose.

Ade, mein Bett so hart,
Wo ich erstarrt gelegen,
Jetzt lieg' auf Gräsern zart
Ich sänftlich allerwegen.

Die zehnmal zehen Fleck',
Die an der Jacke kleben,
Die reiß' ich wieder weg,
Kann sie entbehren eben.

Bin froh, daß ich es kann,
Und lös' ich noch so wenig,
Vom Schwager Lumpenmann,
Ist doch ein Zehrepfennig.


                 2.
Der Pfennig ist verzehret,
Ein Schläfchen auch getan,
Wer mich hinfüro nähret,
Ich euch nicht sagen kann.

Doch bin ich ohne Sorgen,
Mir wird schon, was ich brauch',
Der Herr kocht alle Morgen
Für Vogel, Blum' und Strauch.

Und wenn er kocht und brauet
Für all sein Hausgesind,
Da denkt er mein und schauet
Mein flattrig Haar im Wind.

Und meint, ich sei ein Bäumchen,
Doch wenn ich — Vater! ruf',
Gemahn' ich ihm ein Heimchen,
Ein armes, das er schuf.

Und läßt ein Krümlein fallen
Für mich in's Lenzgefild,
Gewärmt von Sonnenstrahlen,
Vom Mondtau mürb und mild.

Bald sind es Beeren süße,
Bald Rübchen weiß und rot,
Bald Buch- und Haselnüsse,
Konfekt und Schimmelbrot.


Ja, wenn ihm viel zu schaffen
Sein Lieblingsvölklein macht,
Da heißt's wohl hungrig schlafen
Zuweilen eine Nacht.

Doch, wie er ruht und denket,
Ob Alles sei getan?
Da sieht er mich und schenket
Im Traum mir Marzipan.

                3.
Ist denn schon Maienzeit?
So frägt der Graf im Hofe,
Nun denn, so seid bereit
Lakai und Kammerzofe!

Spannt mir die Rappen vor,
Will auf mein Schloß hinziehen!
Und jach durch Stadt und Tor
Sieht man den Grafen fliehen.

Zur Seit' in bunter Tracht,
Das Angesicht voll Blässe,
Sitzt sein Gemahl und macht
Mit Fleiß die Frau Contesse.

Die jungen Gräflein auch dabei,
Die lächeln doch vor Freude,
Und vorn und hinten der Lakai,
So geht's durch Flur und Haide.


                4.
Hab' wie der Graf getan,
Bin auf mein Schloß gezogen,
Mein Schloß heißt — Feldesplan,
Gedeckt vom Himmelsbogen!

Im Park der Länderei
Hab' ich für Lust und Trauer
Den Wald als Siedelei,
Den Hain als Vogelbauer!

Mein Gärtner ist der Wind,
Die Wolken seine Kannen,
Und Strom und Seeen sind
Für mich die Badewannen!
***
Ein großer König hat dies Schloß
Im grauen Altertum erbauet,
Er war zu gut und hat dem Troß
Gar Schloß und Riegel anvertrauet.

Da gab's Spektakel auch zur Stund',
In Küch' und Keller war gestritten,
Sie stießen sich die Köpfe wund,
Da half kein Drohen und kein Bitten.


Das ist ja mein! nein, mein ist's, mein! —
War das ein Streit und Widersetzen! —
Dann rissen sie, was schmuck und fein,
In ekle Trümmer, ach, und Fetzen!

Mein Großahn war ein sanfter Mann,
Verstand sich schlecht auf Streit und Reißen,
Da ist es auch kein Wunder dann —
Sein Enkelchen hat nichts zu beißen.


                5.
Die Bremen an den Straßen,
Das ist gar arge Brut,
Will Eins nicht ruhen lassen
In warmer Sonnenglut.

Das letzte rote Tröpfchen,
So Eins noch wallen hat,
Im alten Herzenstöpfchen,
Verlangt es früh und spat.

Doch als die Bremen ärger
Und ärgerlicher noch
Sind die gestrengen Schergen
Und Mosje Bettelvogt!

                6.
Sonst wäre an den Straßen
Für mich der beste Ort,
Es reitet da und wandelt
Und fährt in einem fort.

Und Mancher in der Kutsche
Langt doch wohl in den Sack:
"Da kauf' dir Brot, du Schlucker,
Nicht Schnaps und Rauchtobak!"

Ach, Eins, das selber schmauchet
Und auch sein Gläschen liebt,
Läßt sich nicht so verlauten,
Wozu? gleichviel — es gibt.

Und gönnt, daß mit dem Rauche
Mir fort die Sorgen zieh'n,
Und gönnt, daß ich im Rausche
Auch einmal selig bin.

                7.
Dann gibt es an der Straße
Auch Kurzweil mannigfalt:
Es kommen rot' und blasse
Und Wand'rer jung und alt.

Und wenn sie auch nichts geben,
So hör' ich allerhand,
Wie's geht im Menschenleben,
In Ländern und im Land.

Da mag der Henker hausen,
So flucht ein Bäuerlein,
Wenn uns die Herren zausen
Und nagen bis auf's Bein.

Dann purzelt er bei Seite,
Er ist des Trunkes voll —
Ei, ei, ihr schlimmen Leute,
Klagt stets und lebt so toll!

Da mag der Teufel wandern,
Wenn man nicht fechten darf!
So flucht ein Bursch' zum andern —
Ist's denn hier auch so scharf?

Dann kommen Spekulanten,
Besprechend ihr Geschäft;
Dann klagen Musikanten
Die Welt an, daß sie schläft.

"Das Volk wird immer feiner,
Um uns steht's nimmer gut!"
Aha, das sind Zigeuner —
Die arge Lügenbrut!

Dann naht ein Güterfrachter,
Da schimpft der staub'ge Knecht:
Daß Mäute alle Lachter,
Und doch der Weg so schlecht!

"Der Russ' mit langen Spießen,
Der Russe kommt, das glaub',
Der Deutsch' wird weichen müssen,
Der Franzmann wird zu Staub!"

Das ist der kluge Schuster,
Der stets studiert und liest,
Vor zwanzig Jahren wußt' er,
Was nicht geschehen ist.

Dann kommen Bauernmädchen,
Die machen sich was groß
Der Herrengunst im Städtchen,
Wie auch im Grafenschloß.

So folget unablässig
Bald dieses und bald das,
Fürwahr so niedlich säß' ich
Wohl nirgendwo im Gras!


II. Im Herbste

                      1.
Schon reifet der Apfel am Baum,
Schon winket die bläuliche Pflaum
Durch spielendes Laub vom Zweige,
Und braun wird die saftige Feige.
Ich steige so selig einher,
Als wenn es mein Eigentum wär',
Und Äpfel, Pflaumen und Feigen,
Kein Bützchen ist rings mein eigen!

Doch, wenn ich bergauf, talab
So wander' und Hunger hab',
Da lang' ich ohne Bedenken
Nach euren Gottesgeschenken.
Ich hatte, ach, zum Säen nicht Zeit
Vor lauter Geschäftigkeit:
Hab' immer studiert und gelernet
Wie man die Nöten entfernet.


Und jetzt hab' ich's ausstudiert
Und weiß, wie ein Schmerbauch wird:
Brav trinken mußt du und essen
Und dann auf den Schlaf nicht vergessen!
Drum wollt, ob der Weisheit mein,
Ihr Dümmern nicht böse sein,
Wenn ich ein Träubchen breche
Nach Pflaumen und Äpfeln steche.

              2.
Ha, satt bin ich, satt
Und so selig zumal
Wie nach glorreicher Tat
Der Herr Feldmarschall. —

Die ganze Welt ist mein
Von oben bis tief hinein,
Wo im blitzenden Demantdom
Still regiert der mächtige Gnom.

Die ganze Welt ist mein
Vom Morgen bis tief hinein
In die lodernde Abendglut,
Wo die Himmelskönigin ruht.


Die ganze Welt ist mein
Vom Staub an bis tief hinein
In die heilige Himmelsnacht,
Wo der Hirt die Lämmer bewacht.

 
              Die ganze — —
       — Da keucht hinter dem neugierigen Bubentroß ein
fetttriefender Mann gegen den seligen Sänger und ruft mit
mühsam rasselnder Stimme:
He, Herr Prahlhans, ich will nicht fragen, wo sein
Haus und Hof steht, sondern ob ihm kein Fleckchen zwischen
Sonn' und Mond feil sei und — wo er seinen Heimatschein hat!
Ich bin in hiesiger Gemeinde der Bürgermeister!

              O Poesie, o Wirklichkeit!

 
                       3.
Mit den Menschen hatt' ich bereits
Viel Hader und hartes Kreuz,
Mit den Tieren in Feld und Wald
Fand ich die Formel bald.
Wenn ich zum Mittagmahl
Der Spinne ein Beerlein stahl
Und dem Käfer ein Hälmchen brach,
Sie fragten nicht viel darnach.
Fromm und geschwisterlich
Verzehrten oft sie und ich,
Was bescheret der liebe Gott,
Zum Morgen- und Vesperbrot;
Ja lagen auf weichem Moos
Oft Eins dem Andern im Schoß,
Und machten wie Liebchen und Schatz
Einander, wenn's eng war, Platz.
Die Menschen aber, die neidischen Hunde,
Richten einander um Heller zu Grunde,
Um Heller und Pfennig, um minder und mehr,
Und Haben ist Tugend, Verstand und Ehr'.

                  4.
Das ist ein rechter Tor,
Wirft mir, daß ich arm bin, vor.
"Gib her dein Gut, sei es du!"
Da dreht er mir flink die Feige zu.
Du bist ein fauler Fant —
Schilt er — tu' dich um im Land!
"Tu' ich mich um, so mußt du
Verarmen in quälender Ruh."
""Ihr Lumpe seid doch so gescheit,
Und immer zum Schlag bereit,
Ihr schwätzt euch, ich fürcht' es genug,
Ist anders St. Peter nicht superklug,
Zuletzt noch gar in den Himmel hinein,
Wo soll der besteuerte Bürger dann sein?""
***
Ach, kümmere dich, du guter Mann,
Nicht viel um mich und Meinesgleich,
Wer hier sich schon kein Reich gewann,
Frägt auch nicht viel um's Himmelreich.

Trinitätssonntag

                1.
"Heut' ist Sankt Trinität!"
""Was dann, Frau Margareth?""
"Wo alles haußen geht —"
""Liegt Manches krank zu Bett.""

"Wird auch von uns spaziert?"
""Wenn sie will, Frau Margareth.""
"Ob's nur nicht donneriert?"
""Schau, wie's Bar'meter steht!""

"Nimmst du den Binsenhut?"
""Jawohl, Frau Margareth.""
"Doch wenn's dann regnen tut —"
""Schau, wie's Bar'meter steht!""

"'s Bar'meter stünde gut!"
""Wenn gut 's Bar'meter steht,
Nehm' ich den Binsenhut,
Jawohl, Frau Margareth!""

""Geh'st du im Hochzeitskleid?""
"Sag du, Sebastian!"
""Ach ja, in heil'ger Zeit
Wird ihm nicht bös getan.""

"Trägst du den Quastenstab?"
""Nein, Margareth! heut nicht,
Schneid' mir ein Rütlein ab
Zum Wehrspiel um's Gesicht.""

                 2.
       Der Spaziergang

Dann geh'n die beiden Alten
Gemach durch Wies und Feld,
Zwei frohe Gramgestalten,
Wie tausend in der Welt.

Im Freien ist's doch lieblich;
Ja freilich, Margareth!
So eng nicht und betrüblich,
Wie heim im Kabinett.

Was wird der Fritz wohl machen?
So schöner, heil'ger Tag! —
Wird stehen wohl und wachen —
Ach die Soldatenplag'!

Ja wohl wird Schildwach stehen
Im Eisenwams und Helm,
Könnt' schönstens mit uns gehen,
Der gute, arme Schelm!

Könnt' Meister sein im Städtchen,
Ein Mann im besten Glück;
So altert ihm sein Mädchen,
Und — weiß Gott wie! kommt er zurück.

Ja, kommt, weiß Gott! zurücke,
Wie Mancher — arbeitsscheu,
Als Krüppel mit der Krücke —
Wie auch, wenn nur getreu!

Doch zähl' ich recht, so dauert —
Nicht wahr, Sebastian! —
So ist, daß fern' er trauert,
Nun doch bald abgetan?

Es wär' schon ganz und völlig;
Doch wird Ein's nicht leicht frei,
Das Volk ist noch rebellig,
Da hält man Brave bei.

Und brav — nu, das sollt' fehlen!
Brav, hört man, ist der Bursch',
Tut saufen nicht, nicht stehlen,
Ist willig stets, nie mursch. —

Sieh dort, wenn mich's nicht täuschet,
So ist das gar Kathrin,
So einsam und entfleischet
Geht sie für sich dahin!

Ich muß ihr doch gleich schreien —
Kathrin, Kathrin! bist's — nu,
Weil wir so schön im Freien
Uns treffen, komm' herzu! —

So mögen wir gesellig
Ein Stückchen uns ergeh'n,
Bist ohnehin einhellig
Mit uns in Lust und Weh'n!

Just sprachen wir von Fritzen,
Du dachtest wohl daran!
Wo er wohl steh'n und sitzen,
Wo er wohl seufzen kann?

Sei still! Sie weint schon wieder,
Mir geht's dann eben so,
Das sind gar traur'ge Lieder
Und — ist der Tag so froh.

Sei still um unsertwegen
Und lenk' zur Straße dort,
Dem guten Fritz entgegen,
D'rauf zog er ja auch fort!

So sprach, bloß Trostes willen,
Wohl auch aus Ahnungsdrang!
Um ihren Schmerz zu stillen,
Margreth und lenkt den Gang.

                 3.
        Die Erscheinung

Dann gingen sie mit Schweigen,
Kathrin mit nassem Blick,
Wohl auf den lichten Steigen
Ein stundelanges Stück.

Gesell'ge Bursche lärmten
An ihnen froh vorbei;
Verliebte Paare schwärmten
In süßer Koserei.

Auf scheelen Stiefeln schleppten
Verarmte Wanderer;
Mit raschen Rossen kleppten
Kaleschen nebenher.

Und im Gebüsche trillten
Viel munt're Vögelein,
Viel frohe Grillen schrillten
Im dünnen Gras am Rain.

Was kommt denn dort? brach plötzlich
Die Schweigsamkeit Kathrin,
Es funkelt so ergötzlich,
Als wenn ein Stern erschien!

Wahrhaftig, wie du sagest,
Als wenn ein Stern erschien;
Doch, Kind! was bebst du so und zagest,
Was macht dein Aug' so glüh'n? —

Ach Gott! ich weiß nichts weiter,
Als daß mich's gäh durchschoß —
Es sei wohl gar ein Reiter
Im Küraß hoch zu Roß!

Und wie du sagst, so ist es —
Alt' Auge blicket fern —
Ein blanker Reiter ist es!
Der Alte ruft, kein Stern!

Und ist's ein blanker Reiter,
So ist's vom Fritze was —
Ach! ich kann nimmer weiter,
Muß setzen mich in's Gras!

So spricht die alte Grete,
Und setzt sich sachte dann
Auf's kühle Rasenbette,
Da schmollt Sebastian:

Wie doch dir schwachem Weibe
Gleich Alles, noch so klein,
Zu Herzen geht und Leibe —
Weiß Gott, wer mag das sein!

Und weil die Alten sprechen,
Fliegt Käthchen wie ein Pfeil
Dem Reitersmann entgegen
Auf Tod und Lebensheil.

               4.
      Wacker und treu

Und nun, wer war's, wer war's? —
Seid ihr bei gutem Witz? —
Ei mein, er selber war's,
Der heißersehnte Fritz!

Er war des Dienstes quitt,
Sie ließen ihn nun heim
Mit samt dem Roß zum Ritt,
Daß ihn der Marsch nicht säum'.

Und nicht den Hengsten nur,
Man ließ dem Braven mehr —
Die ganze Armatur
Zu Sicherheit und Wehr.

D'rum kam er vogelschnell,
Der gute, brave Fritz,
Und auch so blank und hell
Dem Sterne gleich und Blitz.

Er war's, frisch und gesund,
Gesund und frisch und treu!
Wohl hatt' er manche Wund',
Doch keine blutig neu.

Die bisher blutig war,
Und ihn so sehr geschmerzt —
Wie er sein Elternpaar
Und seine Liebste herzt —

Die ging jetzt eilig zu,
Und noch kein Mensch beschrieb
Die süße Schmerzensruh',
Die ihm dafür verblieb! —

So bist du wieder hie,
Bist hie und liebst uns noch? —
Traf dich die Büchse nie,
Stieß dir das Schwert kein Loch?

Wohl traf die Kugel mich,
Herzmütterchen! und 's Schwert;
Nur tödlich war kein Stich,
Kein Schuß mein Leben wert!

Und diente Alles nur
Zu meiner Glor' und Ehr',
Trag' auch, blickt her! die Spur
Vom günst'gen Ungefähr.

Von meinem Glück und Fleiß
Ein Zeichen ist, ein klein's,
Dies Bändchen blau und weiß,
Für viele Kreuze — Ein's!

So Fritz. — Der Vater langt,
Es langt nach ihm Kathrin,
Und Jedes langt und hangt
Und drückt und herzet ihn.

Und Jedes herzet er,
Und langt nach Jedem hin,
Nach Vater und Mutter eh'r,
Darauf nach Katharin.

Zuletzt nach Katharin,
Und ließ sie lang nicht los,
So war sein Kindessinn
Und seine Liebe groß! —

           5.
   Schlußliedchen

O sankta Trinität —
Ich und Sebastian
Sind Eins, ruft Margareth,
Ihr seid die Andern dann!

O sankt Dreieinigkeit —
Kathrin wird Eins mit mir,
Gottlob, daß ihr zur Zeit
Noch seid am Leben hier!

Gelobt sei ewig Drei!
Und ewig Eins und treu
Geh' uns die Zeit vorbei,
Die alte und die neu'.

Peters Liebeslauf

                        1.
                   Umsonst

Es war mein Herz von Lieb entbrannt,
Ich hab's dem Mädel treu bekannt —
Umsonst!

Ich hab' geseufzet Tag und Nacht,
Ich hab' geweinet, hab' gelacht —
Umsonst!

Ich brach das Kräutlein Herzenstrost,
Ich badete im Traubenmost —
Umsonst!

Ich wanderte in's fremde Land,
Und trieb und tat gar allerhand —
Umsonst!

Ich sprach auch manch Mädel an,
Und sieh, gleich war's mir zugetan —
Umsonst!

Was half mir Mädels Zugetan;
Hang' immer nur der Einen an —
Umsonst!

Schon sind vergangen Jahr und Tag,
Daß Lieb und Leid ich mit mir trag'
Umsonst!

Drum weil ich bin so liebeweich,
So kehr' ich wieder heim, wenn gleich
Umsonst!

Ich trag' mein Leid ja noch so gern
In ihrer Näh', als in der Fern'
Umsonst!

                 2.
           Erkenntnis

Es winkte der junge Tag
Mit Grußesblicken,
Mir hockte der Reisepack
Schon auf dem Rücken.

Ich fühlte mein junges Blut
So emsig wallen
Und dachte: ist doch nicht gut
Schon hintrübsalen!

Da hüpfte ein Vögelein
Buschauf, buschunter,
Das Weibchen — husch! hinterdrein
Ei, ei, das Wunder!

Dann nahte ein Schnittersmann
Mit brauner Stirne,
Und hinten im Wiesenplan
Rief: "wart!" die Dirne.

Doch eilte das Schnitterlein
Bergauf, bergunter,
Die Dirne — flugs hinterdrein
Ei, ei, das Wunder!

Die Sonne geht fort gemach
Hinauf, hinunter,
Ihr folgt Helianthos nach,
Ha sieh, das Wunder!

Die Sonne, der Schnittersmann,
Zumal das Vöglein,
Die zunden ein Licht mir an —
Ich sah mein Hehl ein!

                     3.
               Anwendung

Willkommen, Peter! bist wieder da?
So riefen die Leut'; ich sagte — Ja!

Wie sieht's denn in der Fremde aus?
Hm, anders wohl, wie bei euch zu Haus!

Wie ist dir's denn ergangen die Zeit?
Recht gut, ihr guten Nachbarsleut'!

Hast deine Liese auch schon geseh'n?
Mag immer noch früh genug gescheh'n!

Nu, nu, Herr Peter, die Frag' ist ja frei —
Sie ist jetzt schön, wie ein Osterei! —

Du wirst sie doch nicht vergessen han?
Hab ihrer gedacht wohl dann und wann! —

Dann trat ich leise zum Haus hinein
Zu meinem herzlieben Mütterlein.

Und küßte ihr die Hände beid',
Sie aber mußte weinen vor Freud'.

So bist du wieder da, mein Sohn!
Gott schenke dir Segen und Ruh' zum Lohn!

Bin krank gewesen, mein Peter! sehr,
Hätt' dich gesehen bald nimmermehr.

Das Gütchen — Peter! das ist nun dein;
Mag länger nicht mehr die Hausfrau sein!

Ach Mutter, Mutter! ich nehm's nicht an,
Ich bin kein Herr und bin kein Mann:

Ich bin ein siecher Liebesknecht,
Die Wirtschaft ginge wohl nimmer recht!

So mach' es, wie dein Vater getan:
Und such' dir ein schmuckes Ehgespann;

Doch willst du nicht suchen,- such' ich für dich —
Die Liese mag dich ganz sicherlich!

Die mir beschieden der Himmel hat,
Die wird mir werden früh oder spat. —

Dann schafft' ich im Hause so gut es ging,
Weil Mutter wieder zu siechen anfing.

Die Nachbarsleute all' lobten mich d'rum,
Nur Eine allein, die Liese blieb stumm.

Die Töchter vom Örtlein kamen in's Haus,
Nur Eine, ach Eine — die Liese blieb aus!

Sie brachten der Mutter im Schürzentuch
Feinbrötlein und Säfte voll Wohlgeruch.

Sie brachten es selber ganz unverzagt,
Nur Liese, die schickte die Küchemnagd —

Mit kräftigem Süpplein und holdem Gruß.
Die Mutter aß's Süpplein; ich sog den Gruß.

Das kräftige Süpplein, der holde Gruß
Gewährte uns Beiden starken Genuß.

Alt Mütterlein wurde wieder gesund,
Mir labt' es mein Herze so sehnsuchtswund.

Sie trippelte wieder zum Kirchlein hinab,
Dem Himmel zu danken, der Heilung gab;

Ich sollte sie holen auf Heimgeleit,
Doch, wie es oft fällt! versah die Zeit.

Lieb Mütterlein schaute so bänglich umher,
Ob Peter, ihr Sohn, nicht zu sehen wär'.

Da trat ihr Liese lieblich zur Seit'
Und bot ihr freundlich das Heimgeleit. —

Ach, Mutter verzeih und zürne mir nicht,
Weil ich im Geschäfte versäumet die Pflicht,

Die süßeste Pflicht! — Sprach Mutter dazu:
Gib nur dein gutes Herze zur Ruh —

Ich bin schon da! und — die Liese wird dein,
Ist gar ein sittsamlich Jüngferlein!

Ach, liebe Mutter, das tue mir nicht,
Ich bitte dich sehr beim ewigen Licht!

Ich hab' es getan, 's war meine Pflicht;
Doch meint sie, Peter, du liebest sie nicht.

Ist's wahr, mein Peter, ist's wirklich so?
Sag', hast du ein Bräutlein schon anderswo?

So führe es heim um's Morgenrot,
Denn wahrlich uns tut ein Bräutlein not!

Doch hast du keines bei Seel' und Leib,
Die Liese wird gerne Tochter und Weib! —

Und wie sie gesagt, auch bald geschah,
Der Peter vor Freude verging beinah.

Für die, so schmachtende Liebe zerquält,
Hab' ich das herzige Märlein erzählt.