zurück

Quelle:

Gedichte
in obderenns'schen Volksmundart

Franz Stelzhamer
1855

Gedichte
in obderenns'schen Volksmundart

 

's Natürli Wundá
Frag und Antwort
Frag nöt lang
Zwischen dá Liechtn
Dá schen Bue
Dö liebkranke Seel
Dá grüen Kefá
Tánzl
Kimmt zahláde Zeit
Da christli Bue
Ollweil lieber!

 
Bauernstolz
Duettá
Lo ná gehn
Vanitas vanitatum
Grüeß Gott und bfüet Gott, Herr Kaisá

 

's Natürli Wundá


So wild wie dö Muedá
Singt nöt glei aine
Und mi wundert ná 's Kind
In dá Wign, dös Klaine —

Dös schláft so süeß ein,
Wann s' á nu so grob singt,
Daß s' all Hund in dá Nachbarschaft
In Allárm bringt.

Hau, so wild singt kain Muedá,
Dáß 's Kind nöt gern hert,
Und á Kind, nu so wild,
Sáná Muedá gföllt 's dert.


Frag und Antwort

Á Buer; alswie du,
Sait nöt gi und nöt gu,*
Rührt nix um und nix an —
O du Kleehifelman!

Hán, bini dá z'guet
Odá bini dá z'schlecht,
Hani ebbá nöt Olls,
Was dá Brau is und recht?


"Du bist má nöt z'guet,
Ná bolei, und nöt z'schlecht,
Awá sein tuet má döstwögn
Nie, zwann i di mecht!"

*
Wortkarg

Frag nöt lang

Wannst ás kannst, wanns di freut,
Bue, aft mirk nöt áf d' Leut,
     Wie di zimmt, geh dein'n Gang,
     Wies di stimmt, sing dá Gsang.

Denn dös old Sprüchwort sait:
"Weit geht irr, wer lang frait,"
     Und áf Nam und áf Ruhm
     Geht dá Wög umádum.


Zwischen dá Liechtn*
(Tánzl.)

Und zwischen dá Liechtn
Wern d' Leut erst gscháfti:
Rennen d' Buemá zun Mänschern
Á láfti láfti.
= = = = = = = = =
Und zwischen dá Liechtn
Is 's Liebn zun schenst'n:
Áh, dán Schatz brauchst nöt z'sehá,
Wött do, du kennst 'n.
= = = = = = = = =
In dá Zwischenliechtn
Kann dá Buer ab und zue;
Drum is Aine áf d' Spát
Und dö Ain in dá Frue.
= = = = = = = = =
Ainmal liecht, ainmal finster
Und gráw frue und spat,
Eyá, was dö lieb Welt
Á schene Einrichtung hat!

*
Zeit der Dämmerung

Dá schen Bue

Und weil i schan worn bi
Á Kerl soviel schen,
Na, so wieri ains tain
Und wir heiráten gehn;
Und suech már dö Schenste
Fünf Stund in án Krais:
I brauch nix als viel Glück
Und schen's Wöder áf d' Rais.


Dö liebkranke Seel

Mein Lieb is viel z'groaß
Und dö deine viel z'klain,
Denn du spöttelst und lachst,
Wann i himpfátz und wain.

Mein Lieb brinnt so haiß,
Und dein Herz is so kalt,
Awer i laß s' halt brinná,
Vobrennt s' mi dert bald.

Und iez nimm ich mein Lieb
Und hüll s' übá dein Treu,
Und aft kannst ás nöt bröchá
Wannst ausraist ins Gäu.

Mein Hitz und dein Költen,
Dö misch i iezt z'samm,
Und mein Lieb, dö groß kimmt
Um dein klaine als Rahm.

Áso hai márs ausstudirt
Heunt bo dá Nacht,
Weil á Seel, á liebkranke
Dö mehrá Weil wacht.


Dá grüen Kefá

Dá grüen Kefá liegt spat und früe
In dá raoten Öpfelblüe,
's Keferl liegt á dánöbn —
Das is á Löbn!

Mi und mein Dorathe
Schaidt das groaß Atásee,
Kemmán á schwerli zamm,
Weil má nix ham.


Tánzl

Grawaugat, spitznasát,
Neidkragnö und klain,
Und er maint, weil iehm 's Fleisch schmöckt,
So schmöckán dir d'Bain.
= = = = = = = = =
Wie sö in Früeling
Dá Kerschbám vorát,
So vorát sö á Liebschaft
Má treibts nu so stad.
= = = = = = = = =
Wohi und wohe?
Sieh, án Is und án Ee,
Und wohe und wohi?
Is suecht iehm und Ee sie.
= = = = = = = = =
Bärstark und nix z'tain,
Haben als frößen, saufen,
Und aft granßn wie d'Nigeln
In Laubáthaufen.

Kimmt zahláde Zeit

Wie geht’s denn 'n Apperl?
'n Apperl — schlecht gnue:
Sie láft alln Buemán nach
Und iehm geht kainá zue!

Erst hat s' mit dö Groaßen
Sá Dámt ghabt und Tain,
Awá bald hat sies kliener göbn
Und iezt — klain klain.

Á Groipen wanns wár
Wie vonichti dáwöllt,
Dö wur flugs in Kapellerl
Als Heilign angstöllt.

Und so schen wie sies gsuecht hat
Á Weil und á g'kriegt,
So mecht s' iezt schan án jeden
Melláckl, dens' siegt.

Zerst so haigli und groaß,
Jetzt hungri und klain,
So án uglückligs Weibsbild
Dábarámt án Stain —

Án stainhirten Márwelstain,
Mir awá nöt:
Denn i häds ámal gheiracht rain,
Sie — mi halt nöt.


Da christli Bue

Bo mir hängt dö Beten*
Ollweil áf der Wendt,
Daß an Jeder, der eintritt
Mein Christlikeit kennt.

Awá Beten und Büechl,
Das bleibt bo mir guet,
Dafür z'ranz i und z'reiß i
Má Hosen und Huet.

Oll spannlang á Kreuzsäuln,
Oll dámbrait á Herr,
Und i gib án jeden Herrn
Und 'n Herrgod sán Ehr.

Drum mueßt mi nöt hudeln
Wögn Hosen und Huet.
Dafür hani mein gweichts Zeug
Daheim pfennignguet.

*
Rosenkranz

Ollweil lieber!

Nu jung, vollá Hunger
Und Kummer und Naot
Häd i 's Löbn gern votauscht
Um án glücksailign Taod.

D'Zeit eilt — i wir ölder
Dáher schan und old,
Han nu ollweil bluetwen
Bracht intá má Gwolt.

Is á áfs Bössáwern
Nöt viel z'hoff'n,
Hat mi fert erst dá Hagelkern
Wiedá troff'n.

Und schier ghert hani schan
Eyá, und schier dáblickt,
Wie dá Taod seine Voposten
Her gögn mi schickt —

Und iezt — schau dir 'n an
Da, dán Krautstainklieber,
Wird iehm 's Löbn áf dá Welt
Ollweil lieber, lieber!

Bauernstolz

Schau, wie dá Herr Baur
Und sá Bäuring fürsaust
Mit zwai Ráppeln — juck, juck!
Daß 'n Teuxel schier graust.

Wie sö d' Knecht á meh báman
Und d' Dirná mehr bláhn,
Zwanns halt numal dá Widhopf
Und d' Widhöpfin wá'n.

Wie schebert nöt 's Uhrghäng,
Wie klingán nöt d' Knöpf,
Und daß d' Düechl recht rauschen,
Wie dráhn s' dá nöt d' Köpf —

Hau, wipft nöt á 's Stüettl
Und steigt nöt dá Hengst,
Wannst d' Schábrácken áf sö tuest,
Und d' Schellnkránz umhängst!

Duettá

So dnettá geht's zsamm
Und so dnettá troiffts zue:
I bogögn dár áf d' Nacht
Und du mir in dá Frue.

Und so dnettá zsamm
Und so dnettá troiffts zue:
Du volangstá kain'n Fried,
Und i laß dá kai Rue.

Und so dnettá zsamm
Und so dnettá troiffts zue:
Daß du á Dirndl bist
Und i á Bue.

Und wögn den — so dnettá
Da sán má bonand,
Und á wögn den — so dnettá
Bringt üs nix vonand.

Lo ná gehn

Lo ná gehn! lo ná gehn!
Is dein ewige Röd,
Eyá, i lueß's schan gehn,
Awá gehn tuets hald nöt.

Lo ná gehn, lo ná gehn —
Saist — i zahl dár án Möth,
Ja, án Möth und á Brádl —
Halt gschehá tuets nöt!

Lo ná gehn, lo ná gehn,
I káf Haus und Hof,
I káf Ácker und Gründt,
I wir Richter in Doof!

I káf — bitt di go schen
Heng áf mit den Prahln,
Allweil kaffen und kaffen,
Kai Geld habn zun zahln!

Lo ná gehn, mit dá Heirat
Gách wird’s gen dazue —
Dáweil wur i á Lemp'n
Du dá liederli Bue.

Den widzárren Kundten —
Wurds haißen und — sie,
Dö zähndluckáde Gredl,
Bfüet mi Gott dávan, mi!


Mit dir is nix z' machá
Mein liebá Logehn,
Denn dáweilst ás du gehn laßt,
Bleibt ollweil Alls stehn.

In án ainzingá Stuck
Kunntst má dienstbárli wern:
Han, i schick di um án Taod,
Denn i löb go so gern!

Vanitas vanitatum
áf deutsch: Was vergeht und was bleibt

Ih han ámal á Schatzerl gkennt,
Und kenn's nu heuntigs Tags,
Um das ham sö Viel d' Füeß hig'rennt,
Und iet — kain Teuxel mag's.

So schen vo Gstalt is 's Schatzerl gwön,
Von Angsicht raot und fein,
Má hat wohl, daß 's is stolz, ghert rön —
Wer schen is, kanns ja sein!

Á Paar Augn hats ghabt — oh Himmel, oh!
Wie zwai Karfunkelstain,
Und Zähnerl frische, Zeilná zwo,
Als wárn s' von Helfenbain.

Und sölli Augn, vosteht sö, reißt
Má áf hübsch weit bon schau'n;
Á söllás Biß, natürli, beißt,
Mueßt iehm halt nöt z'wohl trau'n!


Und Haar hats ghabt wie 's zeidi Draid,
Zwen Zöpfen lang und dick,
Do sie häd's hergöbn ohne Laid
Für zwen Zwaikreuzerstrick —

Damit s' mi häd anbinden gkinnt
An iehm bo Tag und Nacht,
Na mein, hai denkt, was d' Lieb, dö blind
Für Gspaiß und Faxen macht! —

Áso is's gwön, kain Wort dálogn,
Just so, wieri da sag —
Da is á Vögerl vorübergflogn,
Á klain's, má haißts — 'n Tag.

Má siegt nöt, daß dös Vögerl frißt,
Má hert á nöt, daß 's peckt,
Ás müet ná sein, was i nöt wüßt,
Daß 's huimli trinkt und leckt?

Denn schau ná, kám dást d' Händt umwendst,
Da schau, mein Schatzerl an,
Mit Hundsschandt, daß ás nu dákennst
Vo hinten wie voran:

Dö Gstalt bricht zsamm, dö Zähndt falln um,
's Angsicht föllt ein, d' Haar aus,
Du magst ás bsichtign umádum,
Siegst halt á zlempáts Haus.

Do schau s' nár an án Eichtl nu,
Vogleich s' mit 'n olden Bild —
"Wos schaust denn" — schnappt s' — "du Mäulaff du!"
Und trutzt di an fuchswild —

"Mir stehts leicht áfn Hirn, mainst, gschribn?" —
Na gelt, iezt kennst ás schan!
Dá Stolz, 's böse Augn und Mäul is blibn,
Nur d' Güetát is dávon.

Áso is 's gwön, vostehst mi, Schwab,
Und so, vostehst, is 's worn:
Hau, d' Raosen, dö dorrt allmal ab,
Und hirtá wird dá Dorn.
 
Grüeß Gott und bfüet Gott, Herr Kaisá *

Heunt endli hats má gratn, heunt endli hai E n k gsegn,
Und hintnach nu zwen vollö, großö Gallawägn.

'n Kaiser und 'n Kini, oll Zwai nöbnánand,
Na ja, Ös Herrn, fahrts nur und geht’s á Hand in Hand!

Tains ja dö Andern á, Ös wißts schan, wen i main',
Jez is's nöt mehr voträuli, nöt ratsam mehr allain!

Seids woltá gwachsen, F r a n z, und ernst und mannhaft worn,
Á ja, habts Laid ghabt gnue und Angsten dánöbn und Zorn.

Háds woltá gwachsen und 's Gsicht - má muß ná vo Wundá schaun —
Vo Sunn und Rögn und Wind so schen soldatenbraun!

Habts fleißi z'tain ghabt, ja, und z' richten Tag und Nacht,
Und habts, dáweil mir gschlafen haben, leicht g'rait't und g'wacht!

Na, naot hats gueting tan und 's hat á tüchti g'nutzt,
Is do dö greßte Strá wieder áfg'ramt aft und putzt.

Do iezt — und das is recht von E n k, ganz recht gscheit!
Sötzts Sorg und Plag ámol, und Alls á wenig áf d' Seit.

Und schauts ámol — mein, trutzigö habts E n k gsehá gnue —
Ámal in á liebligs Gsicht und — lachts leicht selm dázue!

Ja lachts und liebts und labts und störkts E n k Seel und Herz,
Kommts haim, we waißs wos nöt glei wiedá z'lidert werdts.

Ja lachts und liebts und labts ámal E n k selm,
Vogößts für ötli Tag áf Zepter und Kran, áf Schwert und Helm!

Schan recht, daß dá Kaisá sorgt und denkt für Land und Leut,
Do d' Menschenseel braucht zeitweis á sein aigne Freud.

Awá seids nöt bös, daß i Enk's sag und á Prödi halt,
Und denkts Enk: I bi jung und dá "Piesenhamer" alt!

Hat schan d' Frau Muetá gsegn, wie s'Wien zue is als Braut.
Und iezt Ihrn Suh als Kaisábräuggá — das Ding is laut!

Und iezt, bfüet Gott, bis daß már uns z'Wien unt wiedá segn,
Und laßts, i bitt, laßts Enk und uns nöt z' böslá gschegn!

*
Den 18. Oktober 1853, als der Kaiser Franz Joseph von Österreich auf kurzen
Brautbesuch in München war.