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Wenn dir Manches nicht gefällt.
Nenn' es darum nicht gleich schlecht,
Ach, der Herrgott selber stellt
Alles niemals Allen recht.
 

Sprüche
 


Und Alle müssen wandern
Dieselbe eine Bahn,
Weil Keiner glaubt dem Andern
Vor Stolz und eitlem Wahn.
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Der Kluge ätzt mit Haber
Den müden Gaul;
Der Dumme steckt sein "aber"
Ihm in das Maul.
Der Eine kann sein Ziel erstrecken
Und erntet Ehr' und Lohn;
Der And're bleibt am Berge stecken
Und hat Verlust und Hohn.
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Wenn dir dein Schatz am schönsten tut,
Dann sei auf deiner besten Hut.
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Für wenigstens zwei Drittel
Der lieben Menschen sind Knittel
Das einzige Besserungsmittel.
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Wer ohne Geld
Läuft in die Welt,
Das ist ein schlimmes Ding;
Viel schlimmer doch
Und ärger noch,
Wer ohne Kopf ausging.
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Schadhafte Schuhe,
Lockere Knöpfe: —
Herzen ohn' Ruhe,
Unstäte Köpfe.
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Weil es im Tale blühet,
Ist Frühling wohl und Mai;
So lang das Herz noch glühet,
Ist Jugend nicht vorbei.
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Ein einzig Märlein rund ganz,
Ein einzig streng vollendet Lied,
Gefiel mir, als dein Trümmerkranz,
Viel besser, Herr Fragmentenschmied!
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Das höllische Feuer dämpft
Man nicht mit irdischem Naß,
Wird sinnliche Glut bekämpft,
Heißt's — beten ohn Unterlaß.
Wer mit dem Teufel des Fleisches ringet,
Tut nicht genug, wenn er Wasser schlinget.
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Wer nur studiert,
Daß er klüger wird,
Als Andere und wir,
Dem geb' ich keinen Deut dafür:
Doch der studiert,
Auf daß er besser wird,
Als Andere und ihr,
Hat wahrer Weisheit Lohn dafür.
=====
Quintessenz der modernen Poesie.

Ha, wenn ihr wüßtet, was ich weiß,
Ach, was ich weiß, das sollt' ihr wissen;
Doch, ich verhehl' es euch mit Fleiß,
Ja, und verschweig' es wohlbeflissen.

Moderne Liebe

Sie hatten sich getröstet,
Er sich und sie sich detto;
Denn als sie sich zertrennten,
Hatt' Jedes Eins in petto:
Er hatt' ein schmuckes Kätzchen,
Ein nettes Kerlchen sie —
Ist's Dieser oder Jener,
Gilt's Jene oder Die!
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So lang du den Hunden dein frisches Gesicht
Zeigst, grollen, doch beißen sie nicht,
Kaum aber weisest du ihnen den Rücken,
So sind sie schon da mit ihren Tücken;
Sieh, und was bei den Hunden Brauch,
Das ist bei den lieben Menschen auch.
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Erst, wenn er mehrmals selbst vorangegangen,
Wird dem Leithammel die Glocke umgehangen.
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Was du geglaubt, gehofft, geliebt,
Ist oft in Nichts zerronnen:
Erst, wenn man sie verloren gibt,
Hat man die Welt gewonnen.
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Stürzt im Wald ein großer Baum,
Braucht er einen weiten Raum,
Und den Sturz des Großen müssen
Immer viele Kleine büßen.
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Luft und Freude, Gezänk und gutes Wort,
Das wechselt hier auf Erden in einem fort;
Und wenn es anders wird, ist's besser wohl als jetzt
Ist nicht dem Streit Versöhnung als Ziel gesetzt!
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Verlassen —
Das ist ein sinnvolles Wort!
Wer sich verläßt, ist verlassen
Ganz sicher hier und dort.
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Gar Mancher zur Höhe berufen,
Bleibt aus Bescheidenheit,
Wohl auch aus Unbehilflichkeit
Steh'n auf zu niederen Stufen,
Und blickt drum mit Ekel und Gähnen
Einmal nieder,
Dann aufwärts wieder
Mit Wehmut und Tränen!
Und verfällt wie Viele
Aus verfehltem Ziele
Abwechselnd dem Groll und der Schwermut zum Spiele.
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Das späte Fruh, das frühe Spat
Dem Faulen stets beliebet hat.
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Wem ist nicht im Lauf der Vergangenheit
Oft so liebreich und gut gescheh'n,
Daß er darüber der Zukunft Leid
Vergessen kann und der Gegenwart Weh'n?
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Dem Dichter geht es bei dem Lieben,
Wie es im Lenz dem Auenvogel geht,
Der stets, wird er daraus vertrieben —
Sein teures Nest mit lautem Ruf verrät.
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Ihr wollt es immer zärtlich haben und fein,
Indes ich von Qual erzähl' und Morden singe.
Ich möchte recht gern zu Willen euch sein,
Wenn's nur dann auch in der Welt so ginge!
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Kannst du das Kleinere schaffen,
Wie große Geister es schufen —
Ganz ohne Müh',
Mit Geschmack und schön;
Wird dich auch der Gott nicht strafen,
Wenn du dich dünkest berufen,
Zu erklimmen früh
Des Parnassus Höh'n.
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Selten will es uns Menschen gelingen,
Einem nur aus allen Dingen
Auf den wahren, tiefen Grund zu dringen;
Aber — ist dir das Eine gelungen:
Hast du die Geister alle bezwungen,
Alle! zu Gunst und Huldigungen.
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Gut sein — ist schon recht,
Zu gut sein — war immer schlecht.
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Spiel und Küsse,
O wie süße!
Nach erfüllter Pflicht.
Sonst nicht.
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Feierlich schwören —
Sicher betören!
Ein Ja mit Ernst gesagt,
Nicht leicht ein Mann zu brechen wagt.