Ergebnisse
Die Wahrheit
Ist die Wahrheit nicht eins, nicht ewig, innig und einzig,
Wer nicht so denket, der fand nimmer ihr ewiges Eins!
Freund! ist nicht eins auch das Licht, ist der Strahl ein
einziges Leuchten,
Und das Prisma bricht siebenfach farbig den Strahl!
Die Hoffnung
Mächtig steigt, ein einziger Strahl, die stolze Fontaine,
Aber ein nebelnder Staub fällt sie in Kurzem zurück;
So auch die Hoffnung, sie strebt gar prunkend empor mit dem
Jüngling,
Mit dem ermatteten Greis' sinkt sie ermattet zurück. —
Meine Liebe
Lieben sollt' ich ein Weib, ach ja! die Weiblichkeit lieb' ich,
Aber die Weiber, bei Gott! sind mir ein wenig fatal.
Höchste Männerwürde
Fest sei der Mann in sich selbst, er handle nach ewigen Regeln,
Inkonsequenz ist fürwahr größer als jegliche Schuld.
An **
Wohl! von dem Täglichen sprech' ich mit dir, vom Rechten und
Klugen,
Doch in die innere Welt tappe dein Faustgriff mir nie!
Sühne
Liebe nur tilget die Schuld, der viel liebt, dem wird viel
vergeben,
Denn, nur der nimmer geliebt, decket die ewige Schuld!
Blumendeutung
Stumm sind die Blumen zwar, doch gar seltsam ist ihr Geflister,
Jedem deuten sie das, was er im Leben erfährt.
Als ihr Bruder schied
Das Spiel war aus, zwei Stunden stehlen wollen
In blödem Schmerz' dem Weh' des Scheidenden!
Zum Flügel gingst du, sangst ein Lied im vollen
Aufschwung des Herzens, ach! vom Wiederseh'n.
Ein Lied, wie sie in stillen Alpen schollen,
Und süß, wie Heimweh fernherüber weh'n,
Wir horchten still, und als du nun geendet,
War jedes Aug' in Tränen abgewendet.
Abseits saß er, bei seiner Auserwählten,
Die Rücksicht fiel im Scheideaugenblick,
Die Lippe schwieg, und Blicke nur erzählten
In stummen Tränen vom entschwund'nen Glück',
Wir andern standen ferner, und gesellten
Zur Mutter uns und dachten viel zurück; —
Geschwister, Eltern, Alle sieht er wieder,
Nur zwischen ihr sinkt ew'ge Dämm'rung nieder! —
Mitfühlend war im Aug' dir aufgestiegen
Der Träne Glanz, ich starrte scheu hinein, —
O Blicke! die in linden Traum mich wiegen,
Du Mund! wie Blütenknospe weich und rein!
Liegt Schmerz auch einmal leis in deinen Zügen,
Wenn ich so scheide, ferner Tränenschein?
Ich geh' ja auch so, wenn die Zeit verflossen,
Die Träne selbst in's tiefe Herz verschlossen!
Die Hausmutter
Die Mutter ist tot, in Saus und Braus
Lebt wüste der Vater, und läßt das Haus,
Und was sie gehegt und gepflegt bisher,
Kein Mensch der achtet und hegt es mehr.
Die Spindel ruht müßig, die Harfe, der
Sie ihr Lied oft geklagt, sie tönt nie mehr,
Kein Mensch singt die Kinder zum Schlafen ein,
Sie mögen sich selbst in Ruhe schrei'n.
Und die Blumen pflegt keine sorgende Hand,
Die Spinne mag nisten an staubiger Wand,
Es regt sich der Arm nur um Geld und Gewinn,
Wo die Hausfrau gewaltet mit liebendem Sinn'.
Das läßt sie nicht ruhen im einsamen Grab',
Das Weinen der Kinder tönt zu ihr hinab,
Um Mitternacht wacht sie vom Schlummer auf,
Sie steigt aus dem Grabe, sie kommt herauf.
Und rastlos, wie sie's im Leben getan,
So schwebt sie auch nun durch die Zimmer heran,
Gießt still auf die Blumen den labenden Quell,
Und scheuert geschäftig und ordnet schnell.
Und setzt sich dann leis an der Wiege Rand,
Nimmt emsig die Spindel, die Harfe zur Hand,
Und wiegt und segnet die Kinder ein,
Die Sterne schauen dazu herein.
Erwacht in der Wiege der Säugling dann,
Er kennt wohl die Mutter und lächelt sie an,
Streckt freundlich die Händchen hinauf zu ihr,
Als wollt' er ihr sagen: bist einmal hier?
Des Morgens aber duften und blüh'n
Die Blumen frisch an den Fenstern ohn' Müh'n,
Das Auge der Kleinen gar freundlich lacht,
Lieb' Mutter hat segnend bei ihnen gewacht.
Der Mittag
Heiter ist der Himmel und klar,
Wohin das Auge schaut,
Und der ewige Zeus
Liegt auf der blauen Fläche
Ausgestreckt und bequem,
Müßig die Erde beschauend,
Und der prächtige Adler
Schwebt ihm zur Seite
Mit langsamem Flügelschlage
Im Sonnenschein',
Und der hohe Kronion
Lächelt gemächlich,
Und bläs't leichte Tabakwolken
Zum Spiel' durch den Himmel
Mit lindem, ambrosischen Hauch'.
Allerseelentag
Trüb' ist's, leiser Regenschauer
Rieselt nieder feucht und kalt,
Und durch welke Stoppeln wallt
Zu dem Freithof still in Trauer
Jung und Alt.
Wunden, die sich längst geschlossen,
Bluten heut', und Lieb' und Treu'
Kommt zum teuren Mahl' herbei,
Tränen, längst nicht mehr geflossen,
Fließen neu.
Was des Herzens Drang geboten,
Jeder tut's und zögert nicht,
Übt im Stillen fromme Pflicht,
Und bald strahlt durch's Reich der Toten
Licht an Licht.
Kindlich Treiben, o, kein Schimmer
Weckt die stillen Toten auf,
Liegt der dunkle Rasen drauf,
Kommt das Herz erwachend nimmer
Mehr herauf.
Arme Braut! ob weinend, lauter
Du ihn rufst mit nassem Blick',
Tief im Moder liegt dein Glück,
Unerwecklich kehrt dein Trauter
Nie zurück.
Arme Kinder, die am Hügel
Einer lieben Mutter fleh'n,
Dürft die Gute nimmer seh'n,
Unerbittlich muß der Riegel —
Eisern steh'n.
Und du! der beim armen Herzen
Kniet, das er einst frevelnd brach,
All' dein Weinen ist zu schwach,
Nimmer leuchten's deine Kerzen
Wieder wach!
O drum, dem mit warmen Pochen
Schlägt ein Herz in Lieb' und Treu',
Halt' daran in frommer Scheu,
Nimmer weckt es, ist's gebrochen,
Lieb' und Reu'!
Der Seeräuber
Was bist denn heute so ruhig,
Du alte, stürmische Flut!
Mein' gar, du willst mir im Herzen
Erwecken das sieche Blut.
Einmal, ja! da hatt' ich als Bube
Gar einen windigen Hang;
Da mocht' ich in's Mondlicht schauen,
Still sinnend stundenlang.
Mocht' einsam im Nachen mich treiben,
Hieß nur der trübe Gesell,
Und heimlich an Jenny denken,
Das könnt' ich an jeder Stell'.
Doch bald kamen bess're Gedanken,
Damals fuhr der Peter just her,
Und mit ihm manch lustiger Bursche,
Die nahmen mich mit in's Meer.
Das Netzwerk ließ ich am Ufer,
Bekam Pistolen und Schwert,
Hab' seitdem was Tücht'ges erfahren,
Bin weit und breit nun geehrt.
Und Jenny, die weinte wohl lange,
Doch endlich da war's auch verschmerzt,
Es gab noch viel tüchtige Bursche —
Hat Manchen seitdem geherzt.
Leb' hoch, meine schöne Lady!
Den Becher bringt Robin dir,
Und komm' ich nur einmal wieder,
Dann herzest wohl auch mit mir! —
Und diesen Becher, den trink' ich
Hochschäumend dir, altes Meer!
Braus' wild aus tiefster Tiefe
Mit all' deinen Wogen daher.
Der Seekönig will nicht Ruhe,
Die trifft er noch frühe genug,
Wenn schaukelnd einmal ihn die Brandung
In's hohe Ufergras trug.
Erlisch', schwindsüchtiger Vollmond,
Ihr gleißenden Sterne all',
Und orgle dein Liedchen, Sturmwind,
Bist meine Nachtigall!
Und wenn die Wellen dann brausen
Mit schäumendem Wipfel, so hohl,
Da sinkt's mir herunter vom Herzen,
Da wird's mir im Busen erst wohl!
Da möcht' ich stundenlang stehen
Hinaus schau'n in's finstere Grab,
Möcht' jede Welle umarmen,
Und sinken mit ihr hinab!
An ein junges Herz
Wandle still den Pfad hienieden,
Junges, kindlich frommes Herz,
Wenn auch Alles, nur den Frieden
Raub' dir nicht des Lebens Schmerz.
Ja! jetzt steh'n wir uns noch ferne,
Wo du Regenbogenglanz
Sieh'st, und tausend lichte Sterne,
Schau' ich dunklen Wolkenkranz.
Statt der Hundertblätterrose,
Die dein Blick so lang' gesucht,
Seh' ich schon die blütenlose,
Schmuckberaubte Dornenfrucht.
Jener blumenreiche Hügel,
Deines Abendganges Ruh',
Deckt mit dunklem Schattenflügel
Ach! ein junges Herz, wie du!
Du bist reich, in deinem Traume
Liegt die ganze, weite Welt,
Mir zerfloß, gleich buntem Schaume,
Alles, was ich mir gesellt.
Sieh', ich denke — schwärmend Tollen
Hat das Leben mich verlehrt,
Klar bin ich im Sinn und Wollen,
Und so bin ich deiner wert.
Nimmer lieb' ich, — ach! dies Feuer
Hat das Herz mir ausgebrannt;
Und doch bist du mir so teuer,
Wie ich nie ein Herz gekannt.
Pilg're deine Wanderjahre,
Was zerflittert, war nur Schein,
Vieles bleibt — und am Altare
Der Erkenntnis werd' einst mein!
Ritter Arthur
Reih' an Reihe steh'n die Ritter,
König Karl jetzt am Altan',
Und der Herold hebt das Gitter,
Und die Rosse sprengen an.
Sporen klirren, Lanzen splittern
In der stoßgeübten Hand,
Schilde hallen, Helme zittern,
Mancher taumelt in den Sand.
Vom Altan' winkt süßes Zeichen,
Blicke nicken, Schleife weht,
Aber Alle müssen weichen,
Und nur Ritter Arthur steht.
Eifrig springt er nun vom Rosse,
Schwingt die Klinge prüfend aus,
Jeden aus dem Rittertrosse
Fordert er zum Kampf' heraus.
Schärpe lockt, die Edelgunde
Wob, des Königs Töchterlein,
Und die Ritter in der Runde
Stellen schnell zum Strauß' sich ein.
Doch da hilft nicht Mut im Herzen,
Holder Damen Liebeblick,
Ihnen ward nur Schmach und Schmerzen,
Ihm allein des Sieges Glück.
Und zum drittenmale schreitet
Ritter Arthur kräftig hin,
Wirft den Helm ab, üppig gleitet
Goldnes Haar um Stirn und Kinn.
Mancher Busen hebt sich schneller,
Triebe wachsen ungestüm,
Blicke werden feucht und heller,
Jedes Herz neigt sich zu ihm.
Aber weithin über Alle
Wirft den Speer er kraftgewandt,
Laut bei frohem Paukenschalle
Wird als Sieger er genannt.
Karol winkt, mit glüh'nden Wangen
Schaut die Tochter scheu vor sich,
Spielt mit ihres Mieders Spangen,
Hat nicht Atem — wunderlich.
Aber Arthur's Knie biegen
Sich des Königs heil'ger Macht; —
Kämpfen mag er, dulden — siegen,
Aber ohne Dankes Pracht.
Einmal liebt' er, einmal eben
War ein Weib sein ganzes Glück,
Alles bot er ihr — sein Leben,
Doch sie ließ ihn kalt zurück.
Die Gehenke, die ihn zieren,
Webte, ach! noch ihre Hand,
Keine soll ihn mehr berühren,
Keiner fremden Dame Band.
O, wohl wissen sie's und schauen
Auf den Ritter schön und jung,
Wünschen leis ihm mehr Vertrauen,
Sich solch eine Huldigung.
Still zu Rosse zieht er weiter,
Holde Augen starren nach;
Manches Herz wird nimmer heiter,
Manch Gefühl bleibt ewig wach.
Auf der Wanderschaft
Nun, herziges Mädchen,
So komm doch zu mir,
Im Gärtchen ist's lieblich,
Und wohl mir bei dir.
Ich will dir erzählen
Die Länge und Breit',
Ach, schmieg' dich nur näher,
Und rück' nicht so weit!
Kredenz' mir den Becher
Mit duftigem Wein';
Es lebe dein Liebster,
Mög'st glücklich sein!
Weißt nicht die Geschichte
Vom Wand'rer, der viel
Umzog durch die Welt
Ohne Stätte und Ziel!
Und wo in der Laube
Ihm wohl ward zu Mut',
Da weilt' er und saß er
Mit feurigem Blut'.
Ließ eben so gehen,
Wie's mochte, das Herz,
Und küßte die Dirne,
Halb Ernst und halb Scherz.
Und ging er nun weiter,
So gleich auch für ihn;
Versag' mir den Mund nicht,
Muß nun wieder zieh'n!
Kirchweihe
Grün und duftig sind die Wiesen,
Ganz mit Blumen übersä't,
Und in bunten Gassen steht
Zelt an Zelt, und Wimpel grüßen,
Sanftgebläh't.
Schüssel dampft, die Bursche freuen
An dem kräft'gen Trunke sich:
"Holla, Schenkin, tummle dich!"
Irr verschlingen sich die Reihen —
Wunderlich.
Und der Alte mit der Zither
Treibt manch einen frohen Schwank,
Ahndevoll horcht's um die Bank
Auf das Lieb vom treuen Ritter
Minnedank.
Lustig kegeln dort die Alten,
Pfeif' und Fiedel lockt und schnarrt,
Und nach längst gewohnter Art
Wirbelt's ohne Rast und Halten,
Süßgepaart.
Aber einsam lehn' ich, sinnend
An der Gottesackertür',
Und das Leben rauscht vor mir,
Stolz sich hebend, still verrinnend,
Sonder Zier.
Alles kennt sich; wo sie saßen
Sitzen noch sie, und so arm
Steht der Fremdling in dem Schwarm',
Träne rieselt in den Rasen
Still und warm.
Stille Fahrt
Schwellender Frühlinghauch spielt
Über den See, am Gestade
Säuselt es,
Und von den Bergen
Kommen die Wasser heimlich herab.
Alles so still! und der Kahn schaukelt,
Und die Wellen gleiten, —
O! und der Mensch ist
So unendlich gerührt!
Aus dem tiefblauen Himmel,
Über die spiegelnde Fläche
Kommen die süßen Gedanken der Liebe,
Und sie umschwebt mich, und es erfüllt das Herz
Ihr unendlich liebliches Dasein
In der fremden Stadt
Lange Häuser, schwarzverborgen,
Menschen, ganz in dunkler Tracht,
Geh'n und tragen ihre Sorgen,
Ihre Freuden durch die Nacht.
Kein Gesicht ist zu erkennen,
Ob in Lust, ob schmerzentstellt;
Und dies Treiben und dies Rennen
Eine bange Märchenwelt!
Lichter scheinen, und es runden
Menschen sich herum im Kreis,
Scherz und Spiel vertreibt die Stunden,
Ernste Rede, laut und leis.
Dort die Fenster glanzgerötet —
Ob ein Sarg, ob Hochzeitlust?!
Alles fremd, das Herz nur betet:
Fried' und Segen jeder Brust!
Vor einer Gesellschaft
Die Lichter steh'n vor dem Spiegel,
Der Wagen vor dem Haus',
Zeit ist's, sich zu schmücken, nur sieht es
Im Herzen seltsam aus;
Und schürz' ich mir jetzt das Halstuch
Recht zierlich über's Jabot,
Oder nehm' ich dort die Pistole
Und schieß' mich lieber tot!?
Am Abende
Der Abend scheint durch Weiden,
Es blüht viel Heidekraut,
So weit ich spähe und lausche,
Kein Leben und kein Laut.
Ein Holzkreuz steht dort drüben,
Einsam auf den Weg gestellt, —
Ach! läg' ich dort drunter erschlagen,
Und ging' mich nichts an auf der Welt.
Der Liebe Ewigkeit
1.
Vom Erkerfenster in Leid und Schmerz
Starrt einsam ein Fräulein himmelwärts,
Die Arme, so weiß wie Lilienschnee,
Ringt stumm sie hinaus in tiefstem Weh'.
Es flattern die Locken wirr und zerwühlt,
Vom scherzenden Hauche des Morgens umspielt,
Und das Aug', nur zu Liebe und Freude erwählt,
Strömt über von Tränen ungezählt.
Dort über die Straße geht ein Geleis,
Durch den Staub gezogen gar glatt und weiß,
Ach! den es entführte, den trägt sie im Sinn',
Und der ging nun auf immer und ewig dahin.
Das Schicksal kam und zerriß den Bund,
Noch glüht ihr vom letzten Kusse der Mund,
Doch ist's auch auf Erden für immer vorbei,
Sie schwuren ja ewige Liebe und Treu'. —
Es ziehet und rauschet ein Strom im Tal',
Es winken die Wellen im Morgenstrahl',
Ach! lag' ihr Herz, so liebend und gut,
Tief unten in feuchter, in kühlender Flut!
2.
Zwanzig Jahre entfloh'n, — eine lange Zeit,
Wo manch eine Saat verdirbt und gedeiht,
Und was damals gegrünt und gewuchert, geblüht,
Ist nun längst schon zu Staub' und gereift und verglüht.
Und im Saale, von flimmernden Kerzen erhellt,'
Steh'n viele Tische, zierlich gestellt,
Und an einem sitzen zwei Menschen da,
Die lagen am Herzen einander einst nah'.
Das schillernde Stosskleid rauschte gar zart,
Und auch er war von feiner und adliger Art,
Gelassen schlug unter'm Sterne das Herz,
Das beim Scheiden gestürmt und gerast vor Schmerz.
Manche Länder durchzog er, und vielfach zerstreut
Überflog ihn wie Traum nur die Blütenzeit;
Und auch sie kam längst schon zu Trost und Verstand',
War die reichste Gräfin geworden im Land'.
Und als er nun Coeur aufschlug zum à tout,
Da gab er ein witziges Sprüchlein dazu,
Und sie lächelte zierlich, und dachte dabei
Voll Anstand an den fernen, zerflitterten Mai. —
Was blickt ihr so schnöde und strafend mich an,
Ich hab' euch zu viel nicht, ihr Damen! getan;
Und liebt von euch eine recht innig und wahr,
Die stell' ich zu Red' heut' im zwanzigsten Jahr'.
Ein Hochzeitstück
Am lustigen Hochzeithause
Ging einer still vorbei,
Es war nun schon dunkel oben,
Und tief in der Nacht, just zwei.
Es fiel ein kalter Regen,
Er hatte bis innen naß,
Sein Auge war angelaufen,
Und seine Züge gar blaß.
Nur als er hinaufsah fuhr es
Wie Lachen ihm über's Gesicht,
Den süßesten Kuß, den ersten,
Bekam der oben doch nicht!
Beim Abendläuten
Die Sonne sinkt und goldne Nebel breiten
Sich zaubergleich an blauen Bergen hin,
Im Tal' ist's still, nur ferne Glocken läuten,
Erinnerung durchschauert Herz und Sinn.
Dort steh'st du nun an frohen Rebgeländen,
Und schau'st in's Tal, vom Abend überwebt,
Bückst himmelwärts mit fromm erhob'nen Händen,
Und fleh'st zu ihm, der still am Abend schwebt.
Die Traube glüht, die Alpen steh'n voll Schimmer,
Und in den Lauben atmet Freude leis;
Ich wandle ferne, — o, und stiehlt sich nimmer
Ein dämmernd Bild in deinen frohen Kreis?
Noch brennt der Riß wie neu im armen Herzen,
Die Zeit heilt Alles, nur nicht Liebeweh',
Ein süß Geschäft sind still gehegte Schmerzen,
Mein einz'ger Trost dein Bild voll Glorie.
Des Zigeunerweibs
Prophezeihung
Ein armer Verliebter irrte
Herum durch Feld und Wald,
Da kam eine braune Zigeun'rin,
Verschrumpft und häßlich und alt.
Auf Güter hielt er wenig,
Und nichts auf Prunk und Geld,
Um Liebe nur tät er werben,
Um dies einzige Glück auf der Welt.
Die dürre Alte winkte:
"Gib mir ein blankes Stück,
So les ich dir aus den Händen
Dein ganzes künftiges Glück."
Er besann sich nicht lange und warf ihr
Den letzten Taler zu,
Sie nahm ihn gierig und faßte
Drauf beim Gelenk' im Nu.
Sie schaute und grins'te heiser:
"Ei, ei! wie glatt und weiß,
Seltsame Lineamente,
Ein wildverworrener Kreis.
Ihr kommt noch einmal zu Ehren,
Erlangt auch viel Geld dabei,
Doch die, so ihr nun liebet,
Die bricht euch vorher die Treu'!"
Ihr Gast
Oft spielten wir, ich und die Freude,
Und trieben manchen Scherz,
Heut' aber sitz' ich stille,
Mein Gast ist heute der Schmerz.
Sie hat mir ihn hergesendet,
Sonst kam nur die Freude von ihr,
Ich will ihn gar wohl bewirten,
Sie schickte ihn ja zu mir.
Es perlen helle Tränen
Als Wein gar brausend und neu,
Bereitet liegt zum Imbiß
Mein eig'nes Herz dabei.
Was schau'st aus hohlen Augen
So scheu und trüb' mich an,
Gieß' lieber voll den Becher,
Du blasser, stummer Mann!
Lang' zu, wie's dich gelüstet,
Sei laut und munter doch,
Stoß' an den vollen Becher:
Sie lebe, ach! lebe hoch!
Ständchen
Sie hat ihm geschworen ewige Treu',
Und brach ihm lose ihr Wort,
Mit ihrer Liebe ist's längst vorbei,
Auch er zog lang' schon fort.
Und seit dem letzten Neumondschein'
Da reitet in jeder Nacht
Ein Reiter die einsame Straße herein,
Gar laut, daß das Fräulein erwacht.
Sie horcht mit Schaudern, dumpf und leer
Dröhnt's langsam das Pflaster dahin,
Als wäre der Mann dem Rosse zu schwer,
Und trüge viel Leid im Sinn'.
An der Straßenecke wohnt ein Schmied,
Der hämmert spät und früh,
Oft ist er um zwölfe noch nicht müd',
Doch den Reiter den sah er nie.
Weltlauf
In jenem Hause drüben
Wohnt eine schöne Mamsell
Es kommt zu ihr alle Tage
Ein junger, feiner Gesell.
Unter'm Feigenbaum, vor'm Hause
Sitzt eine alte Person,
Die dreht gar emsig die Spindel,
Und lebt von kargem Lohn'.
Sie wünscht stets guten Abend,
Er gibt ihr ein Stük Geld,
Sie dankt gar freundlich und lächelt,
Sie weiß, so geht's auf der Welt.
Frühlingweissagung
Was schaut ihr, ihr Blumen, so traurig mich an,
Als tät' es euch leid um den fröhlichen Mann,
Was weht ihr, als riefet ihr ahnend mir her:
Ach, freu' dich, so wohl wird's dir doch nimmermehr!
Was tönt durch den jubelnden Lerchenklang
Wehmütig, wie heimlicher Schwanengesang,
Als lockte die Lerche mit fröhlicher Brust
Mich mahnend zur letzten, zur süßesten Lust.
Was regst denn auch du dich oft seltsam, mein Herz!
Trägst selbst in den Frühling vergällenden Schmerz,
Sei still, freu' dich harmlos am blühenden Mai,
Wär' Liebe und Lust dann auch ewig vorbei.
Ende vom Liede
Und als man nun trank beim Hochzeitschmaus,
Das junge Paar! es erscholl,
Leerte Jeder seinen Becher aus,
Nur Einer ließ ihn voll.
Und als man ging, war's Mitternacht schon,
Und Jeder gab einen Spruch,
Nur Einer rannte stumm davon,
Und biß in sein weißes Tuch.
Leichenstück
Sechs derbe Gesellen sitzen
Am runden Tische herum,
Der Pfarrer ist voller Mucken,
Der Küster auch nicht stumm.
Die Kuchen duften ergötzlich,
Der Wein glänzt hell und klar,
Dort drinnen in der Stube
Liegt eine auf der Bahr'.
Die Mutter weint erbärmlich,
Und deck den Tisch dazu,
Der Vater im breiten Lehnstuhl'
Entbehrt die Nachmittagruh'.
Gevatter und Muhmen verschlucken
In Tränen jedes sein Stück,
Und legen dabei für die Kinder
Auch einen Bissen zurück.
Sie führen sehr kluge Reden,
Und loben, was jeder nur kann;
Da dringt durch die offene Türe
Ein ungeladener Mann.
Am Säbel und weißen Rocke
Verkündet sich der Soldat,
Im verfallenen Auge sieht man
Der Tränen nicht seltne Saat.
Sein Blick steht voller Wasser,
Er starrt ihr blöd' in's Gesicht,
Barmherziger Gott! wie lange
Sah er die Blasse nicht!
Spruch
Glaube auf Gott bis über'n Tod,
Hoffnung in Not,
Eine Dame im Herzen,
Trotzigen Mut in Schmerzen,
Heiße Hand den Freunden,
Kaltes Schwert den Feinden,
Über Alles die Treue,
Über nichts eine Reue!
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