1.
Wenn du willst haben einen guten Freund
Der's wahr und redlich mit dir meint,
Damit er lang' dein Freund verbleib'
Nicht seine Güte übertreib'.
Wenn er streckt einen Finger für,
Zieh' nicht die ganze Hand nach dir.
2.
Ein Freund mit dir in einem Haus
Bringt mehr Verdruß, als zehn daraus.
3.
Schwäger sind die besten Freund' —
Wenn sie weit von einander seind.
4.
Freunde hinter'm Rücken
Sind die stärksten Brücken.
5.
Trau' nicht viel, halt' deine Red' in Hut,
Denn schnelles Wort tut selten gut,
Freund der Welt in großer Not,
Geh'n vier und zwanzig auf ein Lot,
Und so die besten wollen sein,
Geh'n ihrer zeh'n auf ein Quintelein.
6.
Wo man haltet gute Hut,
Auch guter Freund sich finden tut.
7.
Ein starker Wein, ein guter Freund,
Die gleichen viel sich, wie mir scheint.
Der Wein verraucht, und bleibt nicht gut,
Wo man nicht wohl ihn wahren tut.
Sag' nicht's geheim's von deinem Freund,
Sonst verraucht auch er, und wird dein Feind.
8.
Es ist wohl eines jeden Will',
Daß er möchte haben viel,
Aber wo regiert die Not,
Da sind alle Freunde tot.
9.
Zu viel Freud',
Wird oft Leid.
10.
Freigebig mit Worten, karg im Halten,
Ist schlecht an Jungen wie an Alten.
11.
Das Klein're verschon', dem Größer'n weich',
Vertrage den, der dir ist gleich.
12.
Was du nicht willst, daß man dir tu',
Das füg' auch keinem andern zu.
13.
Ein frommes Herz, gesundes Blut
Ist mehr, denn vieles Geld und Gut.
14.
Schön und fromm, ein seltner Fall,
Wenn sie beisammen in einem Stall.
15.
Ein frommes Weib ist des Lebens Heil
Man findet es aber selten feil.
16.
Den Frommen legt man ein Kissen bei,
Dem Schelmen aber gibt man zwei.
17.
Lustig in Ehren
Soll Niemand wehren.
18.
Guter Mut, ist halber Leib,
Hüte dich, und nimm kein Weib.
19.
ES wird nicht bald eine Hochzeit vollbracht,
So nicht dabei einer zweiten gedacht.
20.
Es ist kein Dörflein gar so klein,
Daß nicht drin' sollt des Jahrs eine Kirmes sein.
21.
Zu einem Tanz gehört mehr dazu,
Als allein zween rote Schuh.
22.
Die Furcht macht immer größer die Gefahr,
Als an sich selber die Sache war.
23.
Über fremden Tisch nimm vor gut,
Wenn guter Will' das seine tut.
24.
Was du nicht kannst vermeiden,
Sollst du willig leiden.
25.
Geduld ist zwar ein edles Kraut,
Es wird aber nicht aller Orten gebaut.
26.
Was du nicht kannst wenden,
Leid' getrost, es wird schon enden.
27.
Gönn' jedem, was der Herr ihm gibt,
Denn er teilt aus, wie's ihm beliebt.
28.
Das rechte Maß oft überfährt
Wer geizig Ehr' und Lob begehrt.
29.
Geiz und Ehr'
Treibt über's Meer.
30.
Ein Geizhals ist der Ärmste auf Erden,
Weil er durch gar nichts satt kann werden.
31.
Geld, das stumm ist
Macht oft Recht, das krumm ist.
32.
Wer viel Geld hat auszuleihen,
Muß der Freundschaft sich verzeihen,
Denn der Tag zum wiedergeben,
Pflegt alle Freundschaft aufzuheben.
33.
Geld richtet jehund alles aus,
Macht züchtig ein unzüchtig Haus.
34.
Freundschaft geht vor jedem Ding,
Das Wort, spricht der Pfennig, halt ich gering,
Denn wo ich mich kehr' und wend'
Da hat alle Freundschaft ein End'.
35.
Geld, Gewalt und Gunst,
Bricht Recht, Siegel und Kunst.
36.
Mit vielem hält man Haus,
Mit Geringem kommt man d'raus.
37.
Groß' Gut läßt sich langsam gewinnen,
Tut doch zu Zeiten schnell zerrinnen.
38.
Wo sich der Zaun am Niedrigsten zeigt,
Dort gerne man hinüber steigt.
39.
Wenn ich wünschte was ich sollt',
So bekäm' ich, was ich wollt'.
40.
Hört doch vom großen Wunder sagen,
Man hat der Elster ein Ei enttragen.
41.
Ein fauler Apfel macht gar schnell,
Daß ihm auch gleichet sein Gesell.
42.
An eines andern Gesellen kann man spüren,
Was er selbst tut im Schilde führen.
43.
Es ist nichts so gering und klein,
Es will bei seines Gleichen sein.
44.
Das Sprüchlein selten tut betrügen,
Der viel schwatzt, der sagt viel Lügen.
45.
Nicht stell' in Warten deine Pracht,
An der Tat liegt die meiste Macht.
46.
Gib deiner Red' ein gewisses Ziel,
Red' nicht zu wenig, und nicht zu viel.
47.
Das Wort nur Ehr' und Anseh'n hat,
Wenn auch darauf erfolgt die Tat.
48.
Schöne Wort' und Wohlbestehen,
Macht den Kauf schon halb geschehen.
49.
Wenn man böses vom Nachbar sagt,
Dasselbe zumeist sehr wohl behagt.
50.
Das sind feine Sitten,
Wo zwei sind, zausen sie den dritten.
51.
Wen der Mund spricht: Gott grüß' dich
Denket das Herz oft: behüt' dich.
52.
Gut Leben und gesunde Tag'
Steh'n nicht immer in einem Hag.
53.
Gesund und vergnügt sein zu aller Frist,
Das schönste Kleinod auf Erden ist.
54.
Schnelle Hand,
Behält den Preis in jedem Land.
55.
Gewalt und Zwang,
Hat geringen Vorteil, und währt nicht lang.
56.
Dem Wolf das Lamm, dem Fuchs die List,
Dem Weib: Lob und Gewalt gefällig ist.
57.
Kannst du erheben nicht den Stein,
Laß lieber gar das Heben sein.
58.
Nimmt Gewalt die Oberhand
Ist tot das Recht, und nur ein Tand.
59.
Der Frosch springt wieder in seinen Pfuhl,
Säß' er auch auf goldenem Stuhl.
60.
Es ist eine Gewohnheit kommen herein:
Was fremd ist, muß allerweg besser sein.
61.
Was von Natur ist angeboren,
Das hält der Mensch für auserkoren;
Wie streng' man ihn auch straft und wahr't,
Schlägt immer in seine alte Art.
62.
Nimmt eine Gewohnheit überhand,
So geht sie durch das ganze Land.
63.
Gewohnheit die zu Haus' im Land,
Wird da gehalten für keine Schand'.
64.
Ein gut Gewissen, ein armer Herd,
Sind Gott und aller Ehren wert.
65.
Wen du in der Welt hast Gut und Geld,
Und deinem Haus' auch sonst nichts fehlt
Wenn dein Gewissen ist nicht gut,
Das Allerbest' dir fehlen tut.
66.
Das Gewissen sagt uns wohl,
Was man tun und lassen soll.
67.
Wer keinen Glauben halten will,
Wird Untreu' auch erfahren viel.
68.
Leid und vertrag',
Dein Leid' nicht klag',
An Gott nicht verzag',
Das Glück kann kommen alle Tag'.
69.
Dem einen läuft das Glück in's Haus,
Und bei dem andern rennt's hinaus.
70.
Der eine säet,
Der and're mähet.
71.
Glück ohne Mangel,
Ist nimmer ohne Angel.
72.
Je ärger der Strick,
Je größer das Glück.
73.
Glücklich der, den seine Hand ernährt;
Glücklicher, der das Seine wohl verzehrt.
74.
Ob Manchem gleich das Glück erhoben,
So bleibt er doch nicht immer oben.
75.
Je höher der Berg,
Je tiefer das Tal,
Je größer der Mann,
Je tiefer der Fall.
76.
Eis und Glück, beider Treu,
Bricht, eh' man's gedenkt, entzwei.
77.
Gott muß es schicken,
Soll es uns glücken.
78.
Eh' man ein Wörtlein spricht,
Weiß es Gott, wo's uns gebricht.
79.
Den: Muß, macht die Not,
Den: Willen, Gott.
80.
Gott schlug noch niemals einen Mann,
Er strich ihm wieder ein Sälblein an.
81.
Schenken und wieder schenken,
Behält dir die Freund' auf den Bänken.
82.
Große Herrn schämen sich wenig zu geben,
Das Viele aber — schlagen sie ab darneben.
83.
Wer einem etwas geben will,
Muß nicht erst fragen, ob man's will.
84.
Herrengunst und Lerchengesang
Klinget gut, und währt nicht lang.
85.
Wenn man von großen Herr'n fordert eine Schuld,
Verliert man damit zumeist ihre Huld.
86.
Auf Herren nicht bau',
Dem Wetter nicht trau',
Das Wetter nicht besteht,
Der Herren Gunst verweht.
87.
Der Mensch noch nicht geboren ist,
Der Jedermann gefällig ist.
88.
Zu dem tragt jeder einen Haß,
Der haben will, ohne Unterlaß.
89.
Der Fuchs ändert das Haar,
Und bleibt doch der Fuchs, der er war.
90.
Hat Gott die Hilfe auch verschoben,
Hat er sie d'rum nicht aufgehoben,
Hilft er gleich nicht zu jeder Frist,
So tut er's doch, wenn's nötig ist.
91.
Viel Glück und leicht gewonnen Gut,
Macht dummen Volk viel stolzen Mut.
92.
Wahre Zucht und Höflichkeit,
Ziert mehr, als ein gold'nes Kleid.
93.
Mancher fragt wie es mir geh',
Ging's mir gut: es tä't ihm weh'.
94.
Mit dem Hute in der Hand,
Kommt man durch das ganze Land.
95.
Die Bauern lehnen sich an allen Ecken an,
Du führe so dich auf, daß man dich loben kann.
96.
Zucht und Tugend,
Ziert die Jugend.
97.
Das schickt sich zu der Krümme wohl,
Was ein guter Hacken werden soll.
98.
Keiner ist so klug und geschwind,
Der nicht wieder seinen Meister find't.
99.
Der ist fürwahr ein kluger Mann,
Der Geld und Gut recht brauchen kann.
100.
Auf der Frauen Weinen, der Krämer schwören,
Soll ein kluger Mann nicht hören.
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