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Inhalt drittes Hundert

 
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Pracht
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Reichtum
Schande
Schamhaftigkeit
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Schlauheit
Schmähsucht
Schönheit
Schweigen
Sorge
Sparsamkeit
Spiel
Spott



 
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91. 92. 93.
94. 95. 96. 97.
98. 99. 100.



 

1.
Dem Meister bleibt stets seine Kunst
Versagt ihm das Glück auch seine Gunst.

2.
Kommt der rechte Meister her,
Gilt das Meisterlein nichts mehr.

3.
Werkleute trifft man in großer Zahl,
Aber Werkmeister nicht überall.

4.
Wer sich einen Namen machen will,
Muß auch Lobenswertes tuen viel.

5.
Die besten Schwimmer unter dem Haufen,
Pflegen am ersten zu ersaufen.

6.
Ein geringer Mann oft viel vermag,
Und bleibt doch unbeacht't, all sein' Tag.

7.
Wann du recht glaubst, mußt du auch recht leben,
Sonst ist all dein Glauben vergeben,
Sein Recht, sich auf den Himmel raubt
Der nicht tut leben wie er glaubt.

8.
Es ist kein Wurm, kein Tierlein so klein
Ihm dünket sein Leib, sein Leben fein.

9.
Ohne Straucheln Niemand leben mag
D'rum hat man Reue alle Tag.

10.
So ein Monat deines Lebens Ziel,
Für gewiß, du würdest weinen viel;
Jetzt lachest du, da deine Frist,
Vielleicht nicht gar ein Tag mehr ist.

11.
Willst du and're strafen und lehren,
Tu' dich am ersten selbst bekehren.

12.
Wir lernen oft, was wir vergessen sollten,
Und vergessen, was wir lernen sollten.

13.
Zeitlicher Zwang, Arbeit und Lehr',
Bringt die Jugend zu Brot und Ehr'.

14.
Jedermann gern lernen wollt',
Wenn es nur nichts kosten sollt'.

15.
Wenn gute Lehr' auch noch so gut,
Was nützt's, wenn man ihr nicht folgen tut.

16.
Alte soll man ehren,
Junge soll man lehren,
Weise soll man fragen,
Narren übertragen.

17.
Fragen und lehren
Bringt manchen zu Ehren.

18.
Hüte dich,
So groß du bist,
Denn die Macht
Weicht oft der List.

19.
Des Mannes List ist wohl behend'
Doch Weiberlist ist ohne End'.

20.
Stroh im Schuh,
Spindel im Sack,
Eine verbuhlte Dirn im Haus
Gucken allerweg' heraus.

21.
Worauf man seine Liebe setzt,
Für's Allerbeste es das schätzt.

22.
Zu einem Ort, wo gern' ich bin,
Da zieht mich wohl ein Härchen hin.

23.
Ist Lieb' und Rausch bei dir im Haus,
Sie schauen gewiß zum Fenster hinaus.

24.
Nichts so Schlimm's ist um und an,
So man nichts d'ran loben kann.

25.
Das Lob
Ist des Narren Prob'.

26.
Ein falscher Mund vermeint's nicht gut
Wenn er den Wackern loben tut,
Er hat ein Schelmstück in dem Sinn,
Sonst würd' er wohl nicht loben ihn.

27.
Denkst du dein Alter hoch zu bringen
Hab' rechte Maß in allen Dingen.

28.
Rechte Maß
Halt mit dem Glas,
Sonst macht es naß.

29.
Wer vom Feuer bleibt zu weit
Frieret in der kalten Zeit,
Wer zu nah' tritt wird verbrannt,
Das Mittel ist der rechte Stand.

30.
Klopf an den Hefen nicht zu hart,
Sonst bekommt er eine Schart'.

31.
Alles Ding macht verdrossen Mut
So man zu viel hat, und tut.

32.
Den plagen leicht die Grillen,
Dem es nicht geht nach seinen Willen.

33.
Die Weisheit sucht was Not ist und Nutz,
Der Mut hält es in Schirm und in Schutz.

34.
Ein tapf'res Herz, ein guter Rat,
Viele Ding' richten aus, und große Tat.

35.
Wer die Gefahr nicht meiden kann,
Geh' ihr entgegen als ein Mann.

36.
So dem Mü'ßiggeh'n ergeben
Kann nicht wohl ohne Laster leben.

37.
Fischefangen und Vogelstellen
Verdarb schon manchen wacker'n Gesellen.

38.
Je mehr ein Narr zu verzehren hat,
Je mehr vertut er ohne Rat.

39.
Ein großer Tor muß der wohl sein,
Der von einem Schuh' und einem Weib erleidet Pein.

40.
Wer alle Welt zum Freund will han,
Der ist ein Narr bei jedermann.

41.
Ein Narr sich wenig daran kehrt,
So man ihm schon was Gutes lehrt.

42.
Den Vogel kennt man an seinem Gesang,
Den Hefen kennt man an seinem Klang,
Den Esel kennt man an seinen Ohren,
An seinen Worten kennt man den Toren.

43.
Ein Tor viel Toren machen kann,
D'rum nimm dich keines Toren an.

44.
Es singt kein Harfner vor dem Haus
Die Weiber stecken all' die Köpf' hinaus.

45.
Auf's Neue freut man sich immerdar,
Obgleich das Alte oft besser war.

46.
Der Hunger ist der beste Koch
Mag er's auch nicht, so ißt er's doch.

47.
Wer immer früh und spät ist satt,
Weiß nicht was Not der Hunger hat.

48.
Not, Person und Zeit,
Machen Gebote oft eng' und weit.

49.
So Böses ist noch nicht gefunden
Man kann es brauchen zu manchen Stunden.

50.
Hast du einen Rock, so trag ihn fein,
Sonst kommen dir die Motten d'rein.

51.
Vom gemeinen Nutzen hört man oft viel,
Doch sieht man davon weder Stumpf noch Stiel.

52.
Oft fängt man Fische groß und klein,
In einem geringen Wä'sserlein.

53.
Kehrte jedes vor seiner Tür' hübsch fein,
Würden bald die Gassen rein.

54.
Guten Frieden, recht Gericht,
Eine Elle, Maß und Gewicht,
Eine Münze und gut' Geld,
So stünd' es wohl in aller Welt.

55.
Wen jedes tut, was es soll,
So gehen Roß und Wagen wohl.

56.
Wozu dich Gott berufen hat,
Des sollst du warten früh und spat.

57.
Ich kann es wohl,
Ich kann's zuvor,
Dies Wort regiert an jedem Ort;
Doch wenn es soll nun gehen fort,
So hinkt es hier,
So mangelt's dort.

58.
Wer sich mit Kleidern modisch ziert,
Und nach weibischer Art einher stolziert,
Wird hoch gehalten zu dieser Frist,
Ob er auch gleich ein Esel ist.

59.
Hat dir dein Knecht nicht wohl bebaut
Den Acker, den du ihm vertraut,
So sei ihm freundlich, such' nicht Rach'
Denn selten kommt ein bess'rer nach.

60.
Nach der Tat
Versteht jedweder Narr den Rat.

61.
Schneller Rat
Bringt gar selten gute Tat.

62.
Hitze im Rat,
Eil' in der Tat,
Bringt oft Schad'.

63.
Der Zungen Tat,
Der Alten Rat,
Der Männer Mut,
Ist immer gut.

64.
Nach geschehnem Schaden, und nach der Tat,
Weiß jedermann dir guten Rat.

65.
Tue nichts ohne Rat,
So reu't es dich nicht nach der Tat.

66.
Was gewiß ist in dem Rat,
Fehler oftmals in der Tat.

67.
Der ist reich, der Vergnügen hat,
Der der ist arm, so nie wird satt.

68.
Gott selbst, den Reichtum: Dornen, nennt,
Obgleich kein Reicher es erkennt,
Bis er im Totbett, krümmend sich,
Dann fühlt des Reichtums Dornenstich.

69.
Die Armen helfen zusammen all',
Daß nicht sobald ein Reicher fall'.

70.
Überfluß
Macht Überdruß.

71.
In Schand' und Unehr muß verzagen
Der frisch und stark in jungen Tagen,
Nicht hat gedacht, auf einen alten Mann
Der Ruh' Gemach und Fried' will han.

72.
Leidlicher ist in fremden Land,
Ein Elend, als wo man ist bekannt.

73.
Ist die Scham einmal zur Tür hinaus,
Kommt sie dir nimmer in das Haus.

74.
Wohin du wanderst, halt' dich eben,
So wie sie dort zu Lande leben.

75.
Wer um die Tochter Lust zu bitten,
Der seh' erst auf der Mutter Sitten.

76.
Die Füch's die einmal gefangen war'n,
Die geh'n nicht mehr so leicht in's Garn.

77.
Hab' acht, eine Schalkheit tut man dir,
Laß dir nicht geben Schaum für Bier.

78.
Das Schmähen für ein Loben gilt,
So der Gottlos' den Frommen schilt,
Weil sein Schelten ist ein Zeichen,
Daß man nicht sei seines gleichen.

79.
Was dich reizt, schön von Gesicht,
Führt gar oftmals hinter's Licht.

80.
Frauengestalt
Ist nur gemalt.

81.
Ein schönes Kleid ziert seinen Mann,
Wer es hat, der zieh' es an.

82.
Schweigen, stehet einer Maid,
Schöner, als das schönste Kleid.

83.
Viel hören, sehen und wenig sagen,
Ist gut und nutz zu allen Tagen.

84.
Wer verschweigt was man ihm vertraut,
Tut besser, als wer einen Acker baut.

85.
Du mußt viel wissen und wenig sagen,
Antworte nicht auf alle Fragen.

86.
Schweigen und Denken,
Wird Niemand kränken.

87.
Was du willst, das soll verschwiegen sein,
Sag' Niemand, behalt es bei dir allein,
Den kommt's nur in den dritten Mund,
So wird's dem ganzen Lande kund.

88.
Viel sehen, viel hören und wenig sagen
Gehört zu Fried' und guten Tagen.

89.
Verschwiegen, züchtig und häuslich sein,
Vor Allen steht den Frauen fein.

90.
Viel Sorgen und Wachen,
Vertreibt Freund' und Lachen.

91.
Was du nicht nötig hast im Haus,
Dafür gib keinen Heller aus,
Und wenn es noch so wohlfeil wär',
So ist's zu teuer, merk' die Lehr'.

92.
Gewonnen Gut erhalt mit Fleiß,
Bedarfst es wohl, bist du ein Greis.

93.
Die Schlüssel hängen nicht allzumal
An eines Weibes Riemen mit der Schall'.

94.
In Schimpf und Spiel,
Sagt man oft der Wahrheit viel.

95.
Zu wenig und zu viel,
Verdirbt ein jedes Spiel.

96.
Der zuerst im Spiel gewann,
Ward zuletzt ein Bettelmann.

97.
Ein schnelles Spiel,
Versieht oft viel.

98.
Spotte Niemand und kenn' dich wohl,
Hast selbst den Rücken von Lastern voll.

99.
Sage Niemand, wer er ist,
So hörst auch du nicht wer du bist.

100.
Wer höher fliegt als er Kräfte hat,
Der kommt dadurch in Spott und Schad'.



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