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Quelle:
Huldigung der Frauen
Taschenbuch für 1840
Wellenstimmen
Johann N. Vogl
Gedichte
Wien
Bei Tendler und Schaefer
Adria
Mit ewiger Jugend bin ich geschmückt.
Mit steter Schönheit, die Jeden entzückt,
Als Königin thronend in heit'rem Land,
Von Kindern und Greisen mit Lust genannt.
Korallen und Perlen, wie Tropfen klar.
Durchflechten und schmücken mein reiches Haar,
So seht ihr mich strahlen in Herrlichkeit,
Von blauer Farbe mein faltig Kleid.
So weil' ich an Stätten verscholl'ner Macht,
Vergangener Größe, verblichener Pracht,
Mich freuend am Himmel so blau und rein,
Der in mir sich spiegelt mit hellem Schein,
An dem fröhlichen Volke, das mich umgibt
Und immer noch gleich einer Mutter liebt;
Mich freuend bei strahlendem Lichterglanz
An lust'gen Festen und Mummenschanz,
So wie ich erfreut mich in alter Zeit
An der Herrscher Gewalt und der Helden Streit,
An kühnen Taten, die ich geseh'n,
Wie Bilder der Lüfte vorübergeh'n.
So weil' ich als Witwe vergangener Macht,
Als Braut des Friedens, der neu erwacht,
Und wo eine Stimme zu singen weiß,
Die klinget und singet zu meinem Preis,
Die singet und kündet so fern' als nah',
Die Trauer und Freude der Adria.
Donau
Es staunt vor meiner Majestät,
Des Fuß an meinem Throne steht;
Der Rebe frisches Grün umlaubt
Mein ewig junges Herrscherhaupt,
Und wie geschmückt kein irdisch Weib,
Hüllt prangend Silber meinen Leib,
Und Perlen schmücken meine Brust,
Aus meinen Blicken strahlt nur Lust,
Denn rege ist's um mich herum,
Wo's früher wüst und grabesstumm.
Der Fischer fischt an meinem Strand,
Der Ackersmann bebaut das Land,
Und rasch vorbei an Fels und Riff
Treibt Dampfeskraft das flücht'ge Schiff,
Bis zu des Moslims fernem Meer
Erstreckt sich lustig der Verkehr.
Es blüht der Wein, es reift das Korn,
Und Segen strömt aus ew'gem Born,
Ja selbst verborgen in der Flut
Des Goldes edle Spende ruht.
Das ist das Land, wo seit Beginn
Ich hingestellt als Herrscherin.
D'rum ist mein Aug' so lichterhellt,
D'rum ist mein Herz so lustgeschwellt,
D'rum freu' ich mich zu jeder Zeit
Ob meines Reiches Herrlichkeit.
Traun
Bin der Berge scheues Kind,
Kräftig, rasch, doch froh gesinnt,
Und so streif' ich frei und wild
Fort durch Wald und Talgefild.
Durch der Auen Dämmernacht
Durch der Anger Blütenpracht,
Durch der Triften Üppigkeit
Eile ich, im grünen Kleid,
Über Bäume und Gestripp',
Über Wurzel und Geklipp',
Über Kluft und Felsgestein,
Wild in alle Welt hinein.
Denn, was aus der Berge Schacht
Je nur ward an's Licht gebracht,
Bring' ich, als willkomm'ne Fracht,
Hin zur Ferne, die entbehrt,
Was so reichlich uns beschert.
Ha! was schallt den Strand entlang
Mir für freudiger Empfang
Becherklang und Lustgesang!
Aber ich, des Berges Kind,
Eile wieder fort geschwind
Über Kluft und Felsgestein,
Rüstig, frei, jahraus, jahrein.
Es schallt ein lust'ges Singen
Zu heller Sicheln Klingen
Auf Anger, Feld und Hain,
Die Mühlenräder brausen,
Mit Klappern und mit Sausen
So laut und fröhlich drein.
O süße Lebensklänge!
O munteres Gemenge,
Wie füllst du mir das Herz!
Wie drängt es mich zu weilen,
Und eure Lust zu teilen,
Wie macht das Scheiden Schmerz!
Doch, ach, ich darf nicht säumen
Bei euch in süßen Träumen,
Muß fort in schnellster Frist,
Um fern es zu verkünden,
Wie reich auf euren Gründen
Die gold'ne Saat entsprießt.
Enns
Wer hat ein schön'res Tal erschaut,
So voll von Frohsinn und so traut,
Als wie das Tal das allbekannt
Nach meinem Namen wird genannt?
Wo regt das Leben sich, wie dort,
In Klang und Tanz, und Sang und Wort?
Die Werke donnern Nacht und Tag,
Die Esse sprüht zum Hammerschlag,
Der Schiffer jauchzt, von Lust verklärt,
Da wieder er zur Heimat kehrt.
Schon springt die flinke Kellnerin
Mit ihren Krügen her und hin,
Die Zither klingt, die Geige schreit,
O wunderschöne Kirmeszeit!
Wie schwingt sich dort die Dirn' im Kreis —
Schaut, wie sie sich zu drehen weiß —
Das Röckchen weht, hoch wallt die Brust,
Juhei, das nenn' ich eine Lust!
Und in dem Land bin ich zu Haus',
Wo solche Lust jahrein, jahraus,
D'rum schau ich auch so frisch und froh,
Wie nie ich's könnte anderswo;
D'rum fiel der Wunsch mir nimmer ein,
Was Größ'res, als ich bin, zu sein;
O daß doch nie die Zeit erschien,
Die wieder mahnt, von dir zu ziehn.
Inn
Durch's lebensfrische Land Tirol
Zieh' ich dahin so freudenvoll,
Ergetze mich an all' der Pracht,
Die ringsum mir entgegen lacht.
Ihr schönen Gletscher, dicht beschneit,
In wild gigant'scher Herrlichkeit,
Ihr Schlösser auf der Berge Haupt,
Ihr schwarzen Wälder, dicht belaubt,
Ihr Bächlein, die, den Kindern gleich,
Mir freundlich nah'n aus Pluto's Reich,
Ihr Wolken, die so wüst und graus
Sich breiten über Fels und Haus,
Seid mir gegrüßt allüberall,
Mit Farbenglanz, mit munter'm Schall!
Denn hier noch wohnt die alte Kraft,
Die draußen immer mehr erschlafft,
Die Einfalt und die Biederkeit,
So Vielen fremd in dieser Zeit,
Ja, hier noch blüht, bei Fels und Moos
Die Unschuld in der Berge Schoß.
D'rum zieh ich mit frohem Sinn,
So frisch und hell durch's Land dahin,
Und ruf' mit lautem Jubelschall
Hinauf zu Fels und Widerhall:
Gegrüßt, gegrüßt, mein Jugendland,
Wo noch das Alte hat Bestand!