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III.
Verschiedene Stimmen

 

Calavresella
Des Hammerknechts Liebe
Des Hammerknechts Lob
Des Hammerknechts Leid
Des Türmers Nachtlied
Russisches Liedchen
Jägers Lust und Qual
Des Judenmädchens Klage
Weberlied
Küfferlied
Des Zechers Rat
Lieder eines Bettlers
Die Seiltänzerin
Lied des Greises
Zigeunermusik
Liederlust
Mit einer Rose
Die Karthause
Stiller Tag
Letzter Wunsch
Tempus praeterium
Enttäuschung
Indignation
Alpenunschuld
Flocken
Winterlieder
Liebesend'
Momentanes
Verfinsterung
An das Glück
War's nicht ein Traum?
Letzte Treue
Mein Wahlspruch

Calavresella


Schwarzumlocktes schlankes Kind,
Mit den wilden Feuerblicken,
Sprich, was eilst du so geschwind
Mir vorbei mit fiücht'gem Nicken?
Komm und setze dich zu mir,
Stell' den Krug vom Haupte nieder,
Bist erschöpft vom Laufen schier,
Sieh, wie hebt sich nur dein Mieder,
Calavresella
Acconcia e bella,
Calavresella,
Calavresè.


Sprich, ist noch dein Herzchen frei,
Hat es Amors Pfeil getroffen?
Nicht so blöde, Mädchen, sei
Gegen mich dem Fremdling offen,
Vor den Spähern bergen hier
Uns ja Feigenbaum und Flieder,
Nur ein Küßchen!
Geb dafür,
Kind, dir hundert Küße wieder!
Calavresella
Acconcia e bella,
Calavresella,
Calavresè.


Kleine, fliehst du so geschwind?
Ach, die Mutter hieß dich eilen,
Fahr' denn hin, du munt'res Kind,
Schon zu lang' war dein Verweilen.
Nochmals nickst du lächelnd mir,
Ach, und nie seh' ich dich wieder,
Aber träumend sing ich mir
Oft noch deiner Heimat Lieder:
Calavresella
Acconcia e bella,
Calavresella,
Calavresè.


Des Hammerknechts Liebe

Die Nacht ist schwarz; ich bin es auch,
Hoch aus der Esse steigt der Rauch
Empor vom düster'n Hause,
Der Rauch fliegt in die Lüfte fort,
Als wüßt' er sich was Liebes dort
In Luft und Windgebrause.

Und wie der Rauch so zieht mein Sinn
Zu dir o süßes Mägdlein hin,
Im Wachen und im Träumen,
Dein Bild nur schwebt vor mir allein,
Wie dort der Stern, so blank und rein,
Ob diesen ruß'gen Räumen.

So schaff' ich hier nach Schmiedebrauch,
Bei Ofenglut und Balgehauch,
Bei wilden Hammerstreichen,
Doch was ich immer schaffen mag
Es will dein Bild zu Nacht als Tag
Nicht mehr von mir entweichen.

Du aber achtest wenig d'rauf,
Und läß'st der Sehnsucht ihren Lauf,
Mag auch das Herz mir brechen,
O Mägdlein, sieh nicht auf's Gesicht,
Was Außen schwarz ist's Innen nicht,
O laß das Inn're sprechen!

O höre wie der Hammer fällt,
Horch, wie er donnert, wie er gellt,
Kannst du den Sinn wohl ahnen?
So heftig pocht, so heftig schlägt
Mein Herz für dich, von Lieb' bewegt,
Auf das will er dich mahnen.

Des Hammerknechts Lob

Was ist das nützlichste Metall,
Das herrlichste allüberall? —
Das Eisen,
Kein zweites in der Erde Reich
Kommt je an Wert und Nutzen gleich
Dem Eisen.

Das Gold taugt nur für Pracht und Zier,
D'rum mehr als Gold noch lob' ich mir
Das Eisen,
Das Silber hat wohl guten Klang,
Doch besser klingt in Not und Drang
Das Eisen.

Es furcht als Pflug die Erde auf,
Als Anker hemmt des Schiffes Lauf
Das Eisen,
Und wird in eines Mannes Faust
Ein Wetterstrahl, der tötend saust,
Das Eisen.

Es schirmt das Haus, es kocht das Mahl,
Es nützt und schützt nach Zweck und Wahl
Das Eisen,
Wohl lernt entbehren sich geschwind,
Nur nicht des Berges stärkstes Kind
Das Eisen.

Drum mehr als Silber und als Geld
Bin ich fürwahr vor Allem hold
Dem Eisen,
Das singe ich nicht bloß zum Scherz,
Nur bleib nicht meines Mädchens Herz
Von Eisen.

Des Hammerknechts Leid

Den Hammer konnt' ich schwingen
Wie schwer auch sein Gewicht,
Das Eisen konnt' ich zwingen
Wie's leicht ein Zweiter nicht.

Doch will den Hammer legen
Ich hin für immerdar,
Und will auf andern Wegen
Vergessen was ich war.

Das Schwert nur will ich preisen,
Das Schwert, so blank und scharf,
Ist's ja doch auch ein Eisen
Das einer Hand bedarf.

Mein Lieb hat mir zum Jammer
Das Tauschen so gelehrt,
D'rum tausch' ich für den Hammer
Mir ein nun auch das Schwert.

Ade, ihr ruß'gen Räume,
Du Haus voll Glut und Rauch,
Ihr schwarzversengten Bäume,
Und du o Mägdlein auch.

Schon ruft's zum Hochzeitsreigen,
Da geht's wohl lustig zu,
O sieh, die jetzt mein eigen
Ist blanker fast als du.

So leb' denn wohl für immer
Du liebes böses Kind,
Es schwind' dein Glück dir nimmer
Wie mein's, ein Blatt im Wind.

Und nah'st in später'n Tagen
Du dich dem Hammer hier,
Erzählt sein dumpfes Schlagen
Vielleicht dir noch von mir.

Des Türmers Nachtlied

Es hüllet mit Dunkel und Schweigen die Nacht
Was Gott aus dem Staube erschuf,
Der Wächter allein auf dem Turme noch wacht,
Und kündet's mit schallendem Ruf:
Ho — ha — ho!

So ferne von Liebe, von Leben und Licht,
Es ist wohl ein harter Beruf,
Doch übet der Türmer getreu seine Pflicht,
Und kündet's mit schallendem Ruf:
Ho — ha — ho!

Ein Reiter noch einsam die Straßen durchbraust,
Gott weiß es zu welchem Behuf!
Der hört es wohl gerne, daß Einer hier haust
Der's kündet mit schallendem Ruf:
Ho — ha — ho!

Da jagt er von hinnen! — O schönes Geschick!
Noch donnert von Ferne sein Huf; —
Der Türmer doch blieb und sein Sehnen zurück,
Es kündet's sein schallender Ruf:
Ho — ha — ho!

Russisches Liedchen

Warst ein Mädchen,
Lagst im Grase
Froh und aller Sorgen bar.

Warst ein Bräutchen,
Und ein Kränzchen
Schmücke dir die Stirne klar.

Warst dann Weibchen,
Trugst ein Häubchen
Und ein Kind mit goldnem Haar.

Und nun decket
Dich der Rasen,
Der dein erster Spielplatz war.

Jägers Lust und Qual

Juchhe, wie lustig schallt es
Auf munt'rer Waidmanns Bahn,
Bin ich doch Herr des Waldes,
Dem Alles untertan.

Durch Schlucht und Talesengen
Zieh' freudig ich dahin,
Und jauchz' in Hornesklängen,
Daß ich ein Jäger bin!

Hervor ihr Waldgetiere,
Du Reh so flink und frei,
Es schützt euch im Reviere
Kein Ort vor meinem Blei.

Doch wenn die Sonne wendet
Von uns den goldnen Strahl,
Dann ist die Lust geendet
Für mich mit einemmal.

Dann blick' ich wohl mit Sehnen
Zur Alpenhöh' hinaus,
Und hauch in Hornestönen
Den inn'ren Kummer aus.

O horch, wie klingt die Weise
Durch Luft und Duft empor,
Jetzt dringt sie wohl ganz leise
Der Sennerin an's Ohr.

O Sennerin, wie gerne
Zog' ich zu dir vom Tal,
Du Röslein in der Ferne,
Dich grüß' ich tausendmal!

O sieh, gejagt am Tage
Hab' ich manch' Reh mit Lust,
Allein nur Sehnsucht trage
Des Nachts ich in der Brust.

O laß die luft'ge Klause
Und komm' zu Quell und Baum,
Es ist im Jägerhause
Ja auch für dich noch Raum!

Des Judenmädchens Klage

Neben in der Stube sitzet
Väterchen bei'm Ampellicht,
Auf die Brust geneigt das bleiche
Schwarzumlockte Angesicht.

Aufgeschlagen vor dem Frommen
Liegt der Talmud, d'rin er las,
D'rüber er nun Ort und Stunde,
Drüber er sein Kind vergaß.

Lauschend kann ich d'rum ein Weilchen
Wohl nun hinter'm Vorhang steh'n,
Und hinüber nach dem Fenster
In dem Nachbarhause späh'n.

Ach, in jenem engen Stübchen,
D'raus das Licht herüberfällt,
Wohnt der schöne Christenjüngling,
Wohnt mein Leben, meine Welt.

Freundlich grüßt er, wenn des Morgens
Ich hinab in's Gäßchen seh',
Doch es spricht aus seinen Zügen
Heimlich auch zugleich sein Weh!

Denn er fühlt es, daß für immer
Uns der Väter Glaube trennt,
Ob auch ihm und mir im Herzen
Eine gleiche Flamme brennt.

Jüngling, dessen Bild mein Inn'res
Wie ein Kleinod in sich schließt,
Ach, du siehst nicht meine Träne
Die um dich verborgen fließt.

Mög' Jehova dich beglücken
Durch des schönsten Mädchens Hand,
Durch ein Mädchen, das empfindet
Wie mein Herz für dich empfand.

Muß ich drüber gleich verwelken,
Arm an Lieb', an Tränen reich,
Einstens werden wir uns finden,
Wo sich Christ und Jude gleich.

Weberlied

In dem Kämmerchen, dem alten,
Web' ich emsig, Tag für Tag,
Immerdar mit dem zufrieden
Was ich mir erweben mag.

Wohl der besser'n Stände gibt es
Als der Stand des Webers ist,
Ob auch gleich wie mir im Weben
Eines Jeden Zeit verfließt.

Jeder webt ja seine Fäden,
Dieser grob und jener fein,
Doch das Tuch, das ich gewoben,
Hüllt am Ende Alle ein.

Küfferlied

Wer baut doch nur, landein, landaus,
Ei sagt, wer baut das schönste Haus?
Klippklapp!
Das kann doch nur der Küffer sein,
Denn er nur baut ein Haus dem Wein,
Klippklapp, klippklapp, klippklapp!

O Faß, du bist so blank und fein,
Sei Innen auch wie Außen rein,
Klippklapp!
Es gibt im Land kein schön'res Faß,
D'rum berg' auch kein's ein bess'res Naß,
Klippklapp, klippklapp, klippklapp!

Und nun halt fest, daß ja vom Wein
Kein Tropfen mag verloren sein,
Klippklapp!
Doch gießt der Wirt was Schlechtes bei,
Dann springt ihr Reife all' entzwei,
Klippklapp, klippklapp, klippklapp!

Des Zechers Rat

Freunde, haltet's mit dem Wein,
Wein nur ist der Sorgenbrecher,
Wenn er hell erglänzt im Becher
Flieht Euch Sorg' und Not allein.

Freunde, haltet's mit dem Wein,
Hab es selbst erprobt im Leben,
Eitel ist der Menschen Streben,
Und ein schöner Wahn ihr Sein.

Freunde, haltet's mit dem Wein,
Liebe ist ein flücht'ger Falter,
Stirbt in seinem schönsten Alter,
Letzt sich nur am grünen Hain.

Freunde, haltet's mit dem Wein,
Freundschaftsbund, ihr müßt es wissen,
Ist vom Schicksal bald zerrissen,
Nichts oft als — ein Leichenstein.

Freunde, haltet's mit dem Wein,
Erdengüter bringen Sorgen,
Erben harren, Arme borgen,
Und der Mißmut stellt sich ein.

Darum haltet's mit dem Wein,
Füllt die Krüge, leert die Becher,
Wein nur ist der Sorgenbrecher
Auf der Welt voll Trug und Schein!

Lieder eines Bettlers

1.
Sie geh'n an nur vorüber
Als wär' ich gar nicht da,
Und denken nicht daß ihnen
Ein fühlend Herz so nah'.

Ein Herz, das warm für Alles
Was Schön und Edel schlägt,
Weil einen schlechten Kittel
Des Herzens Eigner trägt.

Sie seh'n nur die Gewänder,
Der Mienen Lügenspiel,
Sie haschen nur nach Schatten,
Und dünken sich so viel.

Allein im Inner'n tragen
Sie Mißgunst, Haß und Neid,
Und machen Eins dem Andern
Nur Gram und tiefes Leid.

So rauschen sie vorüber
An mir auf ihrer Bahn,
Ich aber seh' dies Treiben,
Mit stiller Wehmut an.

Und denk', wie würde Mancher
Doch gar so elend sein,
Trüg' er statt seinem Flitter
Den Kittel, der jetzt mein.

2.
Die Armut ist ein schlimmer Gast
Doch läutert sie das Herz,
Denn wenn du nichts auf Erden hast,
Dann blickst du himmelwärts.

Dann wird's dir erst im Inner'n klar
Wie Alles Traum und Schaum,
Und wie so nichtig ganz und gar
Dein Haften hier am Raum.

Dann schwingt ermutigt und erwarmt
Dein Glaube sich empor,
Und wisse, noch ist nicht verarmt
Wer diesen nicht verlor.

3.
Wenn sich rauh und hart mir Armen
Jedes Menschenherz verschließt,
Wenn sich keines mag erbarmen,
Wie auch meine Träne fließt.

Flücht' ich mich in einen Garten,
Wo viel üpp'ge Blumen steh'n,
Die nicht Gärtners Hände warten,
Die nicht bloß zu Staub vergeh'n.

Flüchte zu den stillen Gründen,
Wo die Saat für Jenseits reift,
Und mit Tugenden und Sünden
Frucht an Frucht ist aufgehäuft.

Und was nirgends ich gefunden
Findet hier mein Herz gewiß,
Balsam für die heißen Wunden,
Die so lang' man bluten ließ.

Sieh, von allen Hügeln nicken
Mir die Blumen traulich zu,
Und wohin das Aug' mag blicken,
Winkt entgegen mir die Ruh'.

Mild vom Abendwind umfächelt
Halt' ich hier die liebste Rast,
Denn der Herr des Gartens lächelt
Freundlich stets dem fremden Gast.

Und es kommt der alte Frieden
Jedesmal in meine Brust,
Und was mich geschmerzt hienieden
Ist mir bald nicht mehr bewußt.

D'rum auch will ich nicht verzagen,
Nicht erliegen feig dem Schmerz,
Offnet sich gleich meinen Klagen
Künftig weder Tor noch Herz.

Weiß ich mir doch eine Stelle,
Die durchweh't von Gotteshauch,
Wo noch eine kleine Zelle
Offen für den Bettler auch.

Die Seiltänzerin

Hört, o hört mein Tambourin!
Lustig schallt es in die Weite,
Kommt und schaut, ihr reichen Leute,
Auf dem Seil die Tänzerin!

Hört, o hört mein Tambourin!
Schlag' es unter Lächeln, Scherzen,
Während mir an meinem Herzen
Nagt der Schmerz und will nicht flieh'n.

Hört, o hört mein Tambourin!
Teure Heimat, unbekannte,
Nimmer schaut dich die Verbannte
Als in ihren Fantasie'n.

Hört, o hört mein Tambourin!
Eltern, euch so früh entrissen,
Wohl für immer muß vermissen
Euch die arme Tänzerin.

Hört, o hört mein Tambourin!
Könnt' ich mit dem Schmerz, dem herben,
Doch auf eu'ren Gräbern sterben,
Wie ein Vogel flög' ich hin.

Hört, o hört mein Tambourin!
Ach, schon schmält der Meister wieder,
Rührt euch, ihr gelenken Glieder;
Schaut doch, wie ich lustig bin!

Lied des Greises

Mein Haar ist weiß, verbleicht die Wang',
Die Brust so öd', so weit,
Doch schallt's in's Ohr mir wie Gesang
Aus ferner, ferner Zeit.

Es dringt durch Frost und Winterschnee
Wie Frühlingssonnenschein,
Es dringt durch all mein tiefes Weh
Wie Jugendlust herein.

Und um so weiter allgemach
Entschwebt mein Paradies,
Je zauberischer klingts mir nach
Aus ihm, das ich verließ.

Glaubt nicht, es mach' das Herz so schwer
Mir jetzt erst ein Verlust,
Mein Schmerz gilt einer Zeit von der
Ich scheiden längst gemußt.

Zigeunermusik

Lustig ist's zur Kirmeszeit,
Welch Getümmel weit und breit!

Nach der Schenke strömt's zu Hauf,
Die Zigeuner spielen auf.

Wie das wild und lustig klingt,
Wie das wild und lustig springt.

Geigenstrich mit grellem Schrei,
Zimbelklang so toll und frei.

Doch die braunen Spielleut' dort
Zieht's im Geist zur Ferne fort.

Zieht's aus Tanz und Lustgebraus
Über Berg und Tal hinaus.

Über Berg und Täler weit,
Nach der öden Ungarhaid'.

Nach den Wäldern, wo ihr Blick
Weib und Kinder ließ zurück.

Weib und Kind, o bitt're Not,
Unbeschützt und ohne Brot!

Und der Schmerz der sie erfaßt
Lenkt den Arm zu größ'rer Hast.

Und so wird ein jeder Schall
Ihres Inner'n Wiederhall.

Aber lärmend schlingt im Kranz
Sich um sie der Kirmestanz,

Und je größer wird ihr Harm
Um so lustger macht's den Schwarm.

Liederlust

Wie ist's doch lustig heut' im Wald,
Voll Duft und Sonnenschein,
Wie flattert's da, wie schwirrt es dort
So fröhlich aus und ein.

Wie dringt doch nur aus jedem Strauch
So süßer Klang hervor,
Wie leih' ich dir, du süßer Klang,
So gerne stets mein Ohr.

Und doch, wer glaubt's, von dir umrauscht
O Waldes-Melodei,
Und doch gibt's Menschen, die an dir
Mit Gleichmut geh'n vorbei.

O weh, o weh, du Menschenherz
Das nicht ein Lied erfreut,
Gewiß, schon hat's den Herrn der Welt,
Daß er dich schuf, gereu't.

Mit einer Rose

Eine Rose send' ich dir,
Eine junge frische Rose,
Die erblüht aus grünem Moose,
Nimm die Rose noch von mir.

Rose deutet Liebe dir,
Liebe wird den Pfad dir schmücken,
Wird dein junges Herz entzücken,
Nimm die Rose d'rum von mir.

Nimm die Rose noch von mir,
Ohne Lieb' ist nun mein Leben
Drum als Abschiedszeichen geben
Kann ich nur die Rose dir.

Diese Rose send' ich dir,
Daß du mög'st noch mein gedenken
Wenn sich ihre Blätter senken,
Wie der Rose ging es mir.

Die Karthause

Einsam raget
Die Karthause,
Finster blickend
Nach dem Tal,
Horch, die Mönche
Singen eben
D'rinnen wieder
Den Choral.

Denn ein Bruder
Ist geschieden,
Legte nieder
Seinen Stab,
Und die Ander'n
Tragen singend
Seine Reste
Jetzt in's Grab.

Schlaf in Frieden
Bleicher Bruder,
Hast errungen
Nun die Ruh',
Ach, mich dünket
Jene Finster'n
Sangen trauernd:
"Wärst es Du!"

Stiller Tag

Was ist's doch für ein stiller Tag,
Nicht trüb und auch nicht hell,
Wo man so recht sich freuen mag
Für sich an Baum und Well!

Die Luft so mild, der Himmel grau,
Nur Lust mit Ruh' vereint,
Auf Gras und Blume hangt der Tau,
Als wär' das Leid verweint,

Als bräch' nach gramdurchwachter Nacht
Der erste Sonnenschein
Nun bald mit seiner vollen Macht
Und aller Lust herein.

Da fühl' ich's wieder denn erneut
Gar tief in meiner Brust:
Was recht des Menschen Herz erfreut
Ist nicht die laute Lust.

Letzter Wunsch

Nicht soll es mich betrüben,
Wenn heim der Tod mich ruft,
Nur möcht' mit meinen Lieben
Ich ruh'n in einer Gruft.

Möcht' schlafen nur und liegen
Bei ihnen, Haupt an Haupt,
An sie mich liebend schmiegen,
Von Rosmarin umlaubt.

Allein getrennt für immer
Vielleicht so Staub als Geist,
Das ist's was jeden Schimmer
Des Trost's mir oft entreißt.

Ach, daß kein Strahl von d'rüben
Erhellet diese Kluft,
O könnt' mit meinen Lieben
Ich ruh'n in einer Gruft!

Tempus praeterituim

Saß mit Vielen einst zusammen,
In der frohen Jugendzeit,
Frisch die Wang', das Herz voll Flammen,
Unbekannt mit Harm und Leid.

Jeder Abend ward zum Feste,
Wenn auch nur bei schlechtem Bier,
Waren ja doch alle Gäste
Traute Herzensbrüber mir.

Aber bald zerriß für immer
Unser'n Bund des Schicksals Spruch,
Und es kam der Frohsinn nimmer
So wie früher auf Besuch.

Kleiner wurd' es stets im Kreise,
Bis ich endlich gar allein,
Fanden sich in meine Gleise
Gleich auch wieder And're ein.

Ach, es waren nicht die Alten,
Mir nicht so wie jene wert,
Nicht die traulichen Gestalten
Die mit mir so lang' verkehrt.

Und wie auch vergnügt und munter
Ich noch jetzt bei Freunden bin,
Denk' ich immer doch mitunter
An die Früher'n, die dahin.

Und ein Tropfen Wermut mischet
Sich in jeden Freudentrank,
Und was vormals mich erfrischet
Macht mir nun die Seele krank.

Denn, ist's gleich nicht zu bestreiten,
Daß jetzt günst'ger mein Geschick,
Ach, die alten frohen Zeiten
Bringt kein Gott mir mehr zurück.

Enttäuschung

Oft fühl' ich mich so jung, so glühend,
So frühlingsfrisch als je ich's war,
Das Herz so heiß, das Auge sprühend,
Wenn auch schon grau durchmischt das Haar.

Da fällt ein Blick auf meine Lieder,
Die manch ein bitt'res Naß betaut,
Auf all das Langvergess'ne wieder
Was ich durch sie der Welt vertraut.

Und in mir flüstert's: Ach, zu hindern
Nicht war der Strom, der ewig fließt;
So sieht man oft an seinen Kindern
Es erst wie man gealtert ist.

Indignation

Betracht' ich oft die bunte Menge,
Mit ihrer Rohheit, ihrer Gier,
Mit all dem Dünkel, dem Gepränge,
Das ihrer Nacktheit dient zur Zier.

So dünkt es mich, ich sei ein Wesen
Nicht so wie sie, von dieser Welt,
Und nur ein Zufall sei's gewesen
Der mich zu ihnen hab' gesellt.

Und weiter drängt es mich zu eilen,
Nach einem mir noch fremden Ort,
Wo keine solchen Wesen weilen
Die diesen gleich an Sinn und Wort.

Dann möcht' in ein Grab mich legen
Mit meiner Liebe, meinem Gram,
Mit all dem reichen Liedersegen,
Der über mich von oben kam,

Um dort zu ruh'n, in mich verschlossen,
Von keinem ird'schen Laut berührt,
Bis mich zu ähnlichern Genossen
Ein milder Engel endlich führt.

Alpenunschuld

Von der Alpe ragt ein Haus
Schlicht und arm in's Tal hinaus,
D'rinnen haust mit munter'm Sinn
Eine junge Sennerin.

Sennerin ist frisch und rot,
Weiß von Kummer nichts und Not,
Hat ein Herz von Liebe heiß,
Wie ich mir kein Zweites weiß.

Sennerin singt manch ein Lied,
Wenn um's Tal der Nebel zieht,
Horch, dann schallt's durch Duft und Wind:
"Auf da Oalm da gibt's kan Sünd!"

Als ich einst auf schroffem Pfad
Jenem Paradies genaht,
Trat sie flink zu mir heraus,
Bot zur Herberg mir ihr Haus.

Frug nicht lang' was ich hantier',
Setzte traulich sich zu mir,
Sang so lieblich dann und lind:
"Auf da Oalm da gibt's kan Sünd!"

Als ich drauf am Morgen schied,
Hört' ich ferne noch dies Lied,
Und zugleich mit Schmerz und Lust
Trug mit mir ich's unbewußt.

Und wo ich seitdem auch bin
Schwebt vor mir die Sennerin,
Und es ruft: Kehr' um geschwind,
"Auf da Oalm da gibt's kan Sünd!"

Flocken

1.
Wirbeln so vom Himmel wieder
Flocken ohne Rast und Ruh,
Flattern hundert kleine Lieder
Stets mir auch mit ihnen zu.

Lieder zwar, die gleich den Flocken
Schnell entstanden, schnell dahin
Doch die Erde nimmt die Flocken
Nehmt auch ihr die Lieder hin.

2.
Wie so freudig schmiegt die Flocke
Sich an dich, du Rose an,
Die verspätet ihre Knospe
Erst im Herbst hat aufgetan.

Um des Frühlings Reiz der Winter
Lustdurchbebet buhlt und wirbt,
Doch die Flocke wird zu Wasser
Und die junge Rose stirbt.

3.
Sah noch nie zwei schön're Farben
In so reizendem Verein,
Als das Rot der jungen Rose
Und der Flocke weißen Schein.

Und doch hat mich's trüb gestimmet
Als ich so vereint sie sah,
Denn ich dacht', wie manche Rose
Stirbt weil ihr der Winter nah'.

4.
Flöckchen zog in hohen Lüften,
Wollte lang' noch weiter zieh'n,
Doch da sah's die rote Rose
Und es konnte nicht entflieh'n.

Riß sich los von den Gefährten,
Stürzte sich auf sie herab,
Kann ich auch mit dir nicht leben,
Deckt uns Beide doch ein Grab.

5.
Als die Flocken liebestrunken
Niedertaumelten zur Erde,
Und die Einen an der Rose
Kosend hingen wie Verklärte,

Bargen sich die ander'n schnelle
In die Erde unter Tränen,
Die am Mutterbusen stillet
Aller ihrer Kinder Sehnen.

6.
Wußte nicht warum die Flocke,
Erst des Windes luft'ges Spiel,
Gar so sehr mir auf der roten
Jungen Rose nur gefiel.

Doch da fühlt' ich, daß auf Erden
Nichts Erhabneres besteht,
Als wenn Keuschheit mit dem Schönen
Hand in Hand durch's Leben geht.

Winterlieder

1.
Weht's so recht toll und wild
Her von der Höh',
Stöbert's durch's Talgefild
Winter dein Schnee,

Hängt's an die Wimpern sich
Klebt mir's am Bart,
Fühl' ich so wonnig mich
Eigener Art.

Möcht' eine Flocke sein,
Scherzend verweh'n,
Möchte im luft'gen Reih'n
Wirbeln und dreh'n.

Möcht' eine Flocke sein,
Frei und behend',
Ob wohl der Erde Pein
Dann noch mich fänd?

2.
Wenn in's Leichentuch geschlagen
Kalt und starr die Erde liegt,
Und den Tag mit seinen Klagen
Mutter Nacht in Schlaf gewiegt.

Dann aus reiner Himmelsferne
Scheinen auf das weite Grab,
Freundlicher als sonst die Sterne,
Glänzender als je herab.

Denn es dauert selbst den Himmel,
Daß die Erde rings so leer,
Darum schaut das Sterngewimmel
Doppelt tröstend auf sie her.

Und den Sternentrost, den hellen,
Sauget Baum und Scholle ein,
Bis die Kräfte wieder schwellen
Um die Erde zu befrei'n.

Und aus all den heiter'n Fernen
Sendet sie, nach harter Ruh',
Bald in tausend Blumensternen
Ihren Dank den Sternen zu.

3.
Wie wehet der Flocken
Hellschimmernder Flaum,
Wie hänget voll Locken
So Staude als Baum!

Wie wirbelt und fliegt es,
So scherzend und licht,
Wie flackert's und schmiegt es
Sich mir an's Gesicht!

O schaut doch das Regen
Ohn' Ende und Ziel,
Das tolle Bewegen
Im neckenden Spiel.

Die Meisten wohl grollen
Dem Stöbern und Schnei'n,
Dem Frühling nur zollen
Sie Beifall allein.

Doch fröhlich zum Himmel
Entschwingt sich mein Lied,
Wenn wild das Gewimmel
Um's Auge mir zieht.

D'rum heissa, ihr Flocken,
Und jagt euch im Kreis,
Behanget mit Locken
Das schwankende Reis.

Umschwärmet, umflimmert
Die Giebel im Tanz,
Und glänzet und schimmert
Von Türmen als Kranz.

Doch wer da entmarket,
Der fliehe die Lust,
Im Winter erstarket
Nur männliche Brust.

4.
Schnee bedecket Berg und Hügel,
Weiß noch schimmert Flur und Tal,
Und doch brechen schon die Blümchen
Sich die Bahn zum Sonnenstrahl.

Freudig heben sie die Köpfchen,
Schauen hin und schauen her,
Sieh, da schwingt der West als Ritter
Für den Lenz den luft'gen Speer.

Und der frost'ge Alte flüchtet
Hin zum Nord in vollster Hast,
Denn an seinen weißen Locken
Hat der Held ihn schon erfaßt.

Aber auch die frühen Blumen
Reißt er mit auf toller Flucht,
Wie ein Greis oft karge Freuden
Noch am Grab zu haschen sucht.

5.
Wie starrt ihr doch, ihr nackten Äste,
So kahl hinaus zur eis'gen Luft,
Wer dächte daß im Frühlingsweste
Ihr nochmals prangt mit Blatt und Duft.

Wer dächte daß ihr uns mit Schatten
Mit saft'gen Früchten noch erquickt,
Der euch jetzt sieht, die Lebensmatten,
Von Schnee und Sturm beinah' zerknickt.

Und dennoch prangt in wen'gen Tagen
Im Schmuck' ihr, den der Winter nahm,
Und ach, — du wolltest fast verzagen
Du töricht Herz, ob kurzem Gram!

6.
Kommt der frost'ge Winter wieder
Im Geleite Schnee und Wind,
Fällt die Flocke wirbelnd nieder,
Als sein jüngstes liebstes Kind.

Hüllen sich in Weiß die Räume,
Trauernd zu der Menschen Leid,
Prangen doch noch manche Bäume
Hier und dort im grünen Kleid.

Und man meint, der Winter wolle
Eben jetzt von hinnen zieh'n,'
Und es müss' aus Schnee und Scholle
Morgen schon ein Blümchen blüh'n.

So auch wähnt im süßen Traume
Oft mein Herz den Frühling nah',
Weil's an seinem Hoffnungsbaume
Manch ein grünes Blättchen sah.

Doch mit freudigem Erkühnen
Jauchzt es kaum: Der Lenz beginnt!
Sieht es auch, daß jene grünen
Blätter seine letzten sind.

7.
Kalt und frostig war's noch gestern,
Sturm und Wolke rang mit Macht,
Doch mit tausend heiter'n Schwestern
Sprang die Knospe an den Bäumen,
Kam der Lenz mit gold'nen Träumen,
Über Nacht, ja über Nacht.

Und so hatte Leid und Kummer
Oft auch mir der Tag gebracht,
Doch da träufte milder Schlummer
Balsam in die herben Wunden,
Und die Wolke war entschwunden,
Über Nacht, ja über Nacht.

D'rum auch mög'st du nicht verzagen,
Herz von heißer Glut gefacht,
Mög'st dein Los geduldig tragen,
Denn wie Schnee im Strahl der Sonne
Wandelt Schmerz sich oft in Wonne,
Über Nacht, ja über Nacht!

Liebesend'

Was klagest du, daß nimmer so
Wie einst mein Herz erglüht?
Und weißt doch, wenn der Lenz entfloh,
Daß auch die Blum' verblüht.

Wohl liebt' ich dich so treu und warm,
Ach, daß man's nur vergißt,
Doch bin ich jetzt an Lieb' so arm,
Als arm ein Bettler ist.

Denn ach, die Zeit, die Alles raubt
Was nur erfaßt dein Sinn,
Die selbst den grünsten Baum entlaubt,
Nahm auch mein Lieben hin.

O sieh mich nicht so traurig an,
Macht's doch das Herz nur schwer,
Und was ich selbst nicht ändern kam,
Das ändert wohl nichts mehr.

Reich' mir noch einmal deine Hand,
Wie einst, da sie mein Gluck,
Find' ich in's alte Wunderland
An ihr auch nicht zurück.

Und glaub' es mir, gern träumte ich
Auf's Neu' den schönen Traum,
In dem noch einem Eden glich
Der kleinsten Hütte Raum.

Doch ach, es ward mein Herz ein Grab,
Ein Fels, von Nacht bedeckt,
In welchem selbst des Moses Stab
Kein neues Leben weckt.

Momentanes

Ach möchte los mich reißen
Von Allem was mich umgibt,
Von Allem was mir befreundet,
Und was mich haßt und liebt.

Ich möchte vom Anfang wieder
Beginnen die Lebensfahrt,
Mit all dem was ich erfahren,
Empfunden, gelernt und bewahrt.

Ich würde umschiffen die Klippen,
An denen mein Kahn zerschellt,
Ich würde beglücken und lieben,
Wie Keiner auf dieser Welt.

Ich würde durch's Leben mich schlagen,
Als Sieger, mit blitzendem Schwert,
Doch, wenn ich's genau betrachte,
Wär's erst nicht der Mühe wert.

Verfinsterung

Wohl denk' ich's noch, da war mein Herz ein Spiegel,
Ein ungetrübter, rein von jedem Mal,
D'rin zeigte sich der Sonne Flammensiegel,
Und bunt gemischt so Baum als Fluß und Tal.

D'rin spiegelte sich ab die Lust des Falters,
Des Wurmes Freude und des Menschen Glück,
Der Kindheit Traum, die Heiterkeit des Alters,
Kurz, der Geschaff'nen neidenswert Geschick.

Doch lang' nicht sollten diese Wunderszenen
Erquicken mich, der gierig sie verschlang,
Zu bald nur ward getrübt das Aug' von Tränen
Durch das der Strahl zu jenem Spiegel drang.

Und heißer stets entströmten ihm und wilder
Die salz'gen Fluten, die des Schmerzes Fracht,
Bis sie das Herz, den Spiegel jener Bilder,
Zur Camera obscura mir gemacht.

Nun zeigte anders sich's dem innren Spiegel,
Nun ward es grau und finster rings herum,
Die sonn'gen Berge wurden schwarze Hügel,
Die Freudenplätze — Gräber öd' und stumm.

Mag auch die Außenwelt der Früh'ren gleichen,
Von alter Lust und gleicher Lieb' bewegt,
Nicht wird die Nacht mehr von dem Spiegel weichen,
Bis gnädig ihn die Hand des Herrn zerschlägt.

An das Glück

Ich will nichts mehr von deinen Gütern allen,
Du falsches Glück, du trügend bunte Welt,
An denen nur ein töricht Herz Gefallen
Noch hegen kann, das Schein für Wahrheit hält.

Was du vermagst, du eitles Glück, zu spenden,
Erfahren hab' auch ich's, zu Lust und Schmerz,
Wohl ließ auch ich von deinem Glanz mich blenden,
Doch hat er nimmer mir erfüllt das Herz.

Nun steh' ich frei, und hab' es abgeschüttelt
Das Kleinliche von Sehnsucht, Lust und Qual,
Und wenn auch manch' ein Sturm noch an mir rüttelt,
Ich biet' ihm eine Brust beschirmt von Stahl.

Nicht kann Sirenensang mich mehr verlocken,
Nicht kann's der Schönheit allzuflücht'ger Glanz,
Nicht der Genuß, der auf beschwingten Socken
Vorübertaumelt im Bachantentanz.

Nicht jene Schätze, die entrafft den Schachten,
Und nur im Wahn des Menschen Eigentum,
Nicht kann's, wornach so viel vergeblich trachten,
Das schnellzerfioß'ne Luftgebild, der Ruhm.

Zieh' hin mit ihnen allen Glück und wähle
Dir Sklaven, aus der leichtgetäuschten Schar,
Ich aber sag', mit ungetrübter Seele,
Von dir mich los, für jetzt und immerdar.

Denn nichts ja will ich — als von Ufers Säumen
Zum Strome blicken, der so schnell verfließt,
Und still für mich, bei seinem Rauschen träumen
Von einem Jenseits, das verhüllt uns ist.

War's nicht ein Traum?

War's nicht ein Traum, daß ich gelebt,
Daß Lust und Leid mein Herz umschlossen,
Daß Jahre mir dahin geflossen,
Von Sonnenglanz und Nacht durchwebt?

War's nicht ein Traum, daß ich geliebt,
Daß manch ein Herz für mich empfunden,
Und als sich Arm dem Arm entwunden,
Manch Auge sich um mich getrübt?

War nicht die ganze lange Bahn
Ein Traum, voll wechselnder Gestalten,
Ein Traum, dies Welken und Entfalten,
Samt dem was ich gedacht, getan?

War alles dieses nicht ein Traum,
Aus dem ich just in diesen Räumen
Erwacht, um wieder fortzuträumen,
Bis Alles mir zerfließt wie Schaum?

Letzte Treue

Wenn ein Teu'res uns gestorben
Schmückt man gern sein enges Haus
Noch mit Rosmarin und Rosen
Und mit ander'n Blumen aus.

D'rum wenn euch von mir, ihr Lieben,
Einstens nur die Hülle blieb,
Schmückt auch mir mein Haus mit Blumen,
Hab' die Blumen ja so lieb.

Doch wenn just der Winter hatte
Allen Schmuck geraubt dem Hain,
Legt statt ihrer meine Lieder
Mir noch in den Sarg hinein.

Sind auch minder reich als Blumen
Sie an Duft und Farbenglut,
Denkt, bei seinen Kindern schlummert
Wohl ein Vater doppelt gut.

Mein Wahlspruch

Dem Schlechten trutz, dem Schönen aber hold,
Der Wahrheit treu und nie ein Sklav' dem Gold.