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Quelle:

Lyrische Blätter
Johann N. Vogl

Wien 1836
Bei Rohrmann und Schweigerd
k. k. Hofbuchhändler


 


Prolog

An meine Lieder

 


Send' euch nun, ihr kleinen Lieder,
In die weite Welt hinaus,
Sucht in Eintracht d'rum wie Brüder
Selbst euch jetzt ein heimisch Haus.

Wie ihr in verschied'nen Gleisen
Jetzo zieht nach Ost und West,
Dünkt ihr Vöglein mir auf Reisen,
Ohne Heimat, ohne Nest.

Laßt euch aber dies nicht schrecken,
Frisch nur fort aus eu'rer Haft,
Lernet selbst die Flügel strecken,
Prüft nun selbst der Schwingen Kraft.

 


Könnt ihr euch gleich nicht zur Sonne
Schwingen, wie's der Adler tut,
Schwelgend in des Starken Wonne
Und beseelt von Göttermut;

Seid ihr doch den kleinen
Lerchlein gleich, die mit dem Duft
Freudig schwimmen in dem reinen
Azurblauen Meer der Luft.

Darum zieht nur immer weiter,
Aller Sorgen los und quitt,
Zieht und nehmet zum Geleiter
Eures Vaters Wünsche mit.

 

Möge euch, die früh entrissen
Meiner Brust durch Lust und Schmerz,
Bald als zweite Heimat grüßen
Irgendwo ein warmes Herz.