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Gásselreime
 

Anmerkung des Autors:

Gásselreime sind keine eigentlichen Lieder, sondern bloß mit veränderter Stimme vor den Fenstern eines Mädchens herabgemurmelte Reime
aus dem Stegreife, die die Stelle eines Ständchens vertreten. Sie sind meistens in einer mysteriösen, hyperbolischen Sprache verfaßt und so lange, daß kaum eine Viertelstunde zum hersagen hinreicht. Je länger sie sind, für desto schöner werden sie gehalten.
 


Goa weit kimm i her
Übá Berög und Tal,
Übá Grábn, übá Zäun
Zá dein Fenstár á Mal.

Und Stingei so viel,
Ols á Mahdá amáht,
Und Kerndl so viel,
Ols á Bauá ansat;

So viel Stern in dá Heh,
So viel Tropfá in See,
So oft grüeß i di schen
Lo mi nöt goa z'lang stehn.

Geh her do zán Fenstár
Han á Wort á zwoa z'rödn,
Will dö fragen á kloans bisserl
Váwögnán Heiröten wögn.

Wannst ván Heiröten herst,
So dá kimmst oppát dran,
Und dert gángst mit mir
In koan Stock gwiß nöt an.

Bin á Bürschei á gsteifts,
Han á Stierk und á Schneid,
In dá ganzen Revier
Is koan Bue der mi keit.

Han á Haus zwier á Gschloß
Goa hoach obn áf dá Heh,
Mitn Dach hängts in Neböl
Und dá Grund steht in Schnee.

Und Feldár und Ácker
Potzschlágárálend!
Mecht nu so lang ackern
I kám áf koan End.

Ols dick und schenmächtög
Steht dá Sternwoazen dráf,
Brauch'n nöt ámal anz'sán
Vo selbn geht ár áf.

Halt Ochsen und Kalmár
Und Schof nach dá Wahl,
Und Rösser und Küeh
Áf dá Woad und in Stall.

Und Ehhalten han i,
Woaß goa nöt wie viel,
Weil i ollö Mal irr wir,
So oft is zöhln will.

Wurdst dö rándögstö Bäurin
Umádum in dá Gögnd,
Weils söchá koan gibt
Dö márs nachmachá mögnt.

A hárbánö Pfoad
Kinnst in Werögtag tragn,
Und á silbárás Mössá
Megst anhängá haben.

Á silbárnö Kötten
Mit á goldárán Schnalln,
Dreißg Gáng umán Hals
Du, das wur dár gfalln.

Und aften á Haubn,
Mit á spannhaochen Brám,
Und án ganz reichá Böndl
Müetst habn, wa i di náhm.

Wierá Broiinn müetst dastehn
In Seidn und Mánschest,
Denn i káfát dar olls
Was d' válangást und megst.

Á Löbn hättst bá mir
Als wie d'Gráfön in Stoan,
Nár Öffen und Ranzen
Sünst brauchást nix z'toan.

Kerschbierán Branntwein,
Káffeh und aft Möt
Kunntst trinká was d' megst,
Wár ván Hausen koan Röd.

Um was di g'lustát, künnst kochá,
Hättst in nix nöt á Noat,
Brátl oll Tag gnueg
Und 'sböst woazá Braod.

Abár iezt mueß i áfhern,
Ás wur dá sinst z'viel,
Her di ehntá schan pfügötzen
Hintá dá Hühl.

Geh her da zán Fenstá,
Sag ná, — odá ja,
I geh entá nöt weitá,
Bi krad döstwögn da.

Magst abá nöt hergehn
Und laß d' mi nöt ein,
Wir i dennert á lebfrischá
Gásselbue sein;

Wirs sein und wirs bleibn,
Denn du bist nöt álloan,
Und ás wird nöt á Niedö
So haochgsehá toan.