Das
Geständnis
Mir schlich im Jugendherzen
Der Sehnsucht bittres Weh,
Ich wand mich aus den Schmerzen
Wie schußdurchbohrt das Reh.
Und eilt' in Waldesgründe,
Auf steile Alpenhöhn,
In tiefe Felsenschlünde
Bei Nacht und Sturmeswehn.
Kein Ohr hat mir gelauschet,
Kein Aug den Schmerz entdeckt,
Wo Wind und Welle rauschet,
Hab' ich ihn bang versteckt.
Die Sterne wollt' ich reißen
Vom blauen Himmelszelt,
Zu mildern mir den heißen
Aufruhr der innern Welt.
Doch all die Sterne brannten
Noch glüh'nder ins Gebein,
Dem ird'schen Unbekannten
Verkümmernd Licht und Sein.
Ich trat aus waldumrauschten
Verstecken ins Gewühl,
Wo Schützen Küsse tauschten,
Und laut der Mahnschuß fiel.
Ich zog mit meinen Liedern
Den Mut'gen kühn voran,
Den Sturmschritt zu befiedern
Auf blut'ger Schlachtenbahn.
Der Sieg war schnell errungen,
Die Heimat kettenfrei,
Doch sang mit tausend Zungen
Mein Gram im Herzen neu.
Die Glocken hört' ich klingen
Von Sieg und Heldenlust,
Mir fiel's wie Geistersingen
Ins Schmerzenglühn der Brust.
Ich rang die matten Hände
Hinüber mit Gebet,
Wo uns das Kampfesende
Aus ew'gen Palmen weht.
Ich fiel ins müde Sterben
Der Heißgeliebten ein,
Den Tod wollt' ich verderben,
Die Liebenden befrein.
Doch blieb mir Kampfesraschen
Nur wehnder Leichenduft,
Und Tränen, mich zu waschen
Vom Hauch der Moderluft.
Ich sog in Liebeswüten
Der Gräber nächt'gen Duft,
Und wühlt' aus ihren Blüten
Die Geister in die Luft.
Doch ach, sie brausten ferne
Vom ird'schen Leben ab,
Wie ausgebrannte Sterne
Ins weltvergeßne Grab.
Und meine Seufzer flogen
Den fliehnden Geistern nach,
Wie von dem Pfeil der Bogen
Wie in den Strom der Bach.
Ich lauscht' an allen Bäumen,
Die Blätter sangen hell:
"Erwach' aus Grabesträumen
Zum ew'gen Liebesquell!"
Ich hört' die Gräser sprossen,
Sie lispelten mir zu:
"Nur drüben wird's genossen,
Dort wohnt die ew'ge Ruh!"
Ich sog des Honigs Süße
Ins Herz, das mir so schwer,
Der Honig sang: "O fließe
Ins ew'ge Liebesmeer!"
Ich rief der Lerch' und Schwalbe:
"O nehmt im Flug mich fort!
Mich kränkt das Irdischhalbe,
Erschein', o Friedensport!"
Ich baute Steg und Brücken,
Durch Tal und Schlucht gespannt,
Hinüber ins Entzücken,
Ins ew'ge Vaterland!
O eitler Traum! ermüdet
Lieg' ich im Grabgefild,
Wo ärmlich eingefriedet
Die Menschenblume schwillt.
Die leisen Atemzüge
Von meiner Wandernot,
Die Lichtgedankenflüge
Aus Gram und Blütentod,
Ich hänge sie als Kränze
Am Grabeshügel auf,
Zu blühn im bessern Lenze
Um meinen Siegeslauf,
Wann spät am letzten Tage
Das Schwanenlied erklingt,
Und aus dem Sarkophage
Der Geisterfrühling springt!
Und nahst du mir als Richter,
O urteilssichre Welt!
Der Auferstehungsdichter
Ist dir vors Aug gestellt!
Du siehst die trunknen Züge,
Und kannst sie kaum verstehn,
Doch deines Daseins Lüge,
Sie wird, sie muß vergehn.
Und fällt dir von den Blicken
Des Lebens dunkler Flor,
So trägt dich voll Entzücken
Mein Lied zu Gott empor!
Der Harfner in der Fremde
Meine Harf' hat wenig Lieder,
Ihr verlorner Klageton
Hallt nur selten lispelnd wieder,
Wie er klingt, erstirbt er schon.
Heute, als die Frühe tagte,
Trat ich traurig hin zu ihr,
War voll Herzweh, fleht' und sagte:
"Harfe, schenk' ein Liedchen mir!"
Und sie tönte leise Klage,
Wie die tränennasse Braut
An des Lieben Sterbetage,
Wenn sie seine Kämpfe schaut.
Leiser tönte sie und bange,
Meine Pulse schlugen schwach,
Ihrem stillen Trauerklange
Weint' ich matt und kläglich nach:
"Ach! so bin ich ganz verlassen,
Mit der Wehmut ganz allein,
Meines Himmels Stern' erblassen,
Mir erlischt der Hoffnung Schein.
Meine müden Kniee wanken,
Mir zerbricht mein letzter Stab;
Wo die Sterne untersanken,
Öffnet sich das feuchte Grab.
Neigt euch tief, Zypressenzweige,
Schwankt mir blaß aufs Haupt herab,
Und du, liebe Harfe! schweige,
Steig mit mir ins frühe Grab!"
Der Abschied
Jugendliche Träume schweben
Aus dem goldnen Hirtenleben,
Wo kein Sturm die Blüte bricht,
Führen mich auf Wonneauen,
Wo die Pilger Hütten bauen;
Doch das Höchste ist es nicht!
Rötlich prangt die Pfirsichblüte,
Schwebt auf muntrer Mädchen Hüte,
Spielt ums schöne Angesicht,
Minnelaut und Freude schallet,
Der gehobne Busen wallet;
Doch das Höchste ist es nicht!
Jeder Nerv im Leibe bebet,
Heitres Morgenrothumschwebet
Meine Bahn mit goldnem Licht,
Holde Scham und Liebe weben
Rosen um mein Frühlingsleben;
Doch das Höchste ist es nicht!
Festgegürtet um die Lenden,
Will ich Freud und Jugend spenden,
Herz! getrost und zittre nicht!
Nach dem Höchsten mußt du streben,
Nur Entsagung reift das Leben,
Das des Sieges Palme bricht!
Soll mit saft'gen Lebensmarken
Hoch der Eiche Kraft erstarken,
Trotzt sie kühn dem Waldorkan;
Drum auf rauhen Dornenwegen
Suche kämpfend Gottessegen
Streb im Sturme bergesan!
Engel! schaut vom Sternenlande
Auf die losgesprengten Bande,
Auf den nackten Jüngling hin,
In der Blüte zarter Jugend
Mit der strengen deutschen Tugend
Tret' ich auf den Kampfplatz hin!
Lebet wohl im Tal hienieden,
Lebensfreud' und Himmelsfrieden
Schweb um eure Blütenzeit!
Meine Abschiedszähre fließet,
Mit dem Hahnenschrei begrüßet
Mich der Kampf der Ewigkeit!
Allerseelenlied
Alle, die ihr einst hienieden
Euer Tränlein habt geweint,
Ruhet sanft in Gottes Frieden,
Eng und brüderlich beweint!
Wenn die Lüfte des Lebens wehn,
Werdet ihr wieder auferstehn!
Die ihr liebtet auf der Erde,
Zarte Seelen! seid gegrüßt!
Auch die Liebe bringt Beschwerde,
Und der Liebe Zähre fließt.
Wenn die Lüfte des Lebens wehn,
Werdet ihr liebend auferstehn!
Die ihr einst mit Schwert und Schilde,
Für des Volkes Heil entbrannt,
Fochtet auf dem Schlachtgefilde
Bis zum Tod fürs Vaterland.
Wenn die Lüfte des Lebens wehn,
Werdet ihr siegreich auferstehn!
Starke Kämpfer für die Tugend,
Hochbeseelt für Recht und Pflicht,
Auch dem Opfer eurer Jugend
Fehlt des Ruhmes Lorbeer nicht!
Wenn die Lüfte des Lebens wehn,
Werdet ihr glorreich auferstehn!
Weinend ruf' ich aus der Halle
Der begränzten Endlichkeit:
"Seid gesegnet, Seelen alle!
Dieses Lied sei euch geweiht!
Wenn die Lüfte des Lebens wehn,
Werden wir alle auferstehn."
Die Sterbeglocke
an den Jüngling
Gürt, o Jüngling! deine Lende,
Nimm das Schwert in deine Hände,
Bittern Kampf mußt du bestehn,
Mit des kühnsten Mutes Blitzen
Mußt du deine Rosen schützen,
Willst du in die Heimat gehn!
Wenn die Wetterflamme zücket
Und die Eich' im Fluge knicket,
Freund! da ist es leicht zu stehn;
Ungezähmte Stürme dämpfen,
Lerna's Hyder niederkämpfen,
Jüngling! das ist bald geschehn!
Aber wenn der Frühling lächelt,
Lauer Westhauch drüber fächelt
Und die Mandelblüte flockt,
Wenn aus jungen Taubenaugen
Deine Adern Flammen saugen,
Und so süß die Ernte winkt;
Wenn dein Wille kläglich wanket,
Nur noch schwach am Glauben ranket,
Und der Weg zur Flucht versinkt:
Jüngling, wenn du so umsponnen,
Unbesiegt dem Kampf entronnen,
Dann gebührt dir Heldenlohn!
In des bessern Lebens Lenze
Reiften deine Siegeskränze,
Liegen dir vor Gottesthron!
Bringt dir einst die letzte Stunde
Von dem nahen Tode Kunde,
Wallen deine Pulse schwach,
Legst du dich zur Ruhe nieder,
Jüngling! dann ertön' ich wieder,
Läute deinem Siege nach!
An Julius
Schwing dein glänzendes Gefieder,
Fleug zum Freunde, Geist der Lieder!
Raun ihm sanft und leis ins Ohr:
"Sieh, es fliehet vom Gefilde
Blütenschmuck und Äthermilde,
Lautlos wird der Vögelchor.
Junger Bäume Blätter fallen
Auf die Flur der Nachtigallen,
Alles ist ein weites Grab!
Viele Tränen glühn vergebens
Auf das Denkmal dieses Lebens
Heißgeweint und kalt herab!
Willst du auf den öden Auen
Kurzes Daseins Hütten bauen?
Steht der Lauf des Stromes still?
Bruder! laß uns weiter fliegen!
Dort im Aufgang muß es liegen,
Was die bange Seele will!"
Die Sterbende
Aus den ew'gen Rosenhainen
Tönt die Stimme sanft und süß:
"Selig sind die Herzensreinen
In der Unschuld Paradies!
An des Heilands liebem Herzen
Schlummern alle Sorgen ein,
Leuchten alle Lebensschmerzen
Wie das Gold so licht und rein.
Lebet wohl im heil'gen Frieden,
Von des Lebens Lust umblüht!
Größre Freud' ist mir beschieden,
Fest in Gott ruht mein Gemüt!"
Das Grab der Mutter
Weine, Louise! nimmer länger,
Horche, was der greise Sänger
Mit bekränzter Locke singt:
"Wo die Gräber sich bemoosen,
Kränze dich mit jungen Rosen,
Die der holde Lenz dir bringt!
Wie im Glühn der Abendröte
Auf der Flur die Hirtenflöte
Freudeatmend wiedertönt,
Säuselt um des Grabes Linde
Geisterlaut im Frühlingswinde,
Der uns mit dem Tod versöhnt:
Morgenröte wird einst leuchten,
Tau des Himmels Gräber feuchten,
Und die Saat dem Staub entblühn,
Rauschen wird das Grabgefilde
Von der Ernte, Frühlingsmilde
Wogenschlagend drüber ziehn.
Heil den aufgereiften Halmen!
Engel nahn mit Siegespalmen,
Lächeln froh der Erntezeit,
Und der Odem Gottes wehet,
Wo der Menschheit Ernte stehet,
Haucht den Garben Ewigkeit!"
Das Traumgesicht
Ich ging auf einer schönen Au,
Sie glänzte noch im Morgentau,
Und sah, verklärt mit goldnem Saum,
Voll Blüte prangend einen Baum,
Und unter seinen Zweigen stand,
Im weißen glänzenden Gewand,
Ein Jüngling, zart und tränenweich,
Dem schönsten Osterpilgrim gleich.
Das Haupthaar, das sich blond ergoß,
Umschlang ein frischer Palmensproß,
Des Myrtenkranzes holdes Grün
Flog liebesäuselnd drüber hin.
Wie hell die Wolk' im Osten strahlt,
In trunkne Morgenglut gemalt,
So glühte sanft sein Angesicht
Im frühergoßnen Rosenlicht.
Auf seiner hohen Stirne lag
Voll Heitre wie ein Frühlingstag,
Der unsre Erdennacht erhellt,
Die Ahnung einer bessern Welt.
Durch unsichtbare Geisterhand
Auf seinem Gurt geschrieben stand:
"Das Heiligste ist noch verhüllt,
Nur drüben wird der Durst gestillt!"
Er hielt den Stab in seiner Hand,
Als zög' er fort ins Vaterland,
Und schaute starr und todeskühn
Ins Grab zu seinen Füßen hin,
Und sah mit trunknem Blick hinein,
Als säh' er einen Rosenhain,
Und drin die Engel Gottes gehn,
Und Himmelslüfte sie umwehn;
Als säh' er Gott auf seinem Thron
Und neben ihm den hehren Sohn,
Und rings umher die große Schar,
Die fleckenlos erfunden war;
Als ging er schon auf jenen Aun,
So schön und herrlich anzuschaun,
Und tränk' aus jenem Liebesquell,
Der, rieselnd klar und silberhell,
Die Trinker alle süß erfüllt
Und ihren Durst auf ewig stillt;
Als säng' er schon entzückt und bang
Vor Lust den neuen Siegsgesang,
Der rauschend durch die Welten klingt
Und aller Wesen Mark durchdringt,
Und: Dreimal heilig donnernd schallt,
Daß Höh' und Tiefe wiederhallt!
So schaut' er kühn ins Grab hinein,
Ein rosenfarbner Lebensschein
Fiel selbst ins tiefgesenkte Grab
Voll Auferstehungslust hinab.
Da rief er liebesfreudig aus:
"Sei mir gesegnet enges Haus!
Durch dich geht's ein ins Vaterland,
Das ich im Glauben siegend fand!"
Louise unter dem
Apfelbaum
Säusle, labendes Lüftchen, durch die Bäume,
Schüttle Apfelblüte der holden Jungfrau
Auf die Locken, welche heiliger Liebe
Priesterlich pfleget,
Jener edleren Liebe, die Gespielin
Ist der reinen himmlischen Unschuld, Leben
Atmet ums hehre, weibliche Antlitz,
Göttlichen Adel
Präget, Lüstlingen furchtbar, auf die Stirn' ihr,
Und sie weiht mit Segen und Himmelswonne
Zur geliebten tugendlehrenden Mutter
Lieblicher Kindlein!
Flüstre sanft um die Wang' ihr, küsse leise
Ihr die Träne weg von dem blauen Auge,
Diese heißgeweinte heilige Träne
Schmachtender Sehnsucht!
Ach! die Heimat da droben ist so ferne
Und im Busen schlummert ja nimmer deine
Rege Flamme, lodert heimatbegehrend,
Heilige Jungfrau!
Wird ja dämmern die große Morgenröte,
Wenn die letzte Träne dir träuft vom Auge,
Sieh! der Morgenstern glänzet schon hell am
Östlichen Himmel!
Mondnachtklage
Dunkel war's. Entstellt und trübe
Wandelte gekränkte Liebe
Durch den blätterlosen Hain,
Warf die mühbeladnen Glieder
Auf das Laub des Waldes nieder,
Seufzte in die Nacht hinein:
"In geheimnisvoller Hülle
Schwebet dumpfe Geisterstille
Um die schlummernde Natur,
Nur der Winde leises Weben
Flüstert noch ums Erdeleben,
Klaget auf der öden Flur.
Dort in weiter Himmelsferne
Glänzen meiner Heimat Sterne,
Flammt das Ziel der Pilgerzeit,
Und der Geist in seinen Banden
Dürstet nach den Sonnenlanden
Seliger Unsterblichkeit.
Ach! ich wandle tief im Staube,
Leidenvollem Frohn zum Raube,
Und den Spottenden ein Spiel,
Ferne flieht der süße Schlummer,
Immerwacher Sorge Kummer
Fernet mich vom Reiseziel.
Was ich auf der Frühlingsaue
Mit der Mühe Tränen baue,
Rafft der Wintersturm dahin,
Von den Trümmern meiner Freude
Muß ich fort im Bettelkleide
In die kalte Fremde ziehn.
Wo ich reifen Samen streue,
Mich auf goldne Ähren freue,
Und auf süßen Sichelklang,
Sengt die Kraft der heißen Winde
All das Blühn der Hoffnungsgründe,
Ach! kein Laut von Schnittersang!
Aber aus des Tales Grauen
Will ich still zum Himmel schauen
Mit beträntem Angesicht,
Denn mir fällt vom Land der Sterne
Durch die granzenlose Ferne
Rosenfarbnes Morgenlicht!
Keine Träne taut vergebens
Auf die Dornen meines Lebens,
Denn es gilt die beßre Welt!
Goldne Ernte wird einst wanken,
Wo der Duldung Tränen sanken,
Wenn der Zukunft Hülle fällt!
Hier im dunkeln Erdentale,
Wo versunkne Totenmale
Rings um morsche Hütten stehn,
Und im Hauch der Frühlingslüfte
Schauernde Verwesungsdüfte
Um den Kranz der Bräute wehn:
Ist ja doch kein ewig Bleiben,
Unser Leben muß zerstäuben,
Seine Beute will der Tod!
Drüben unter Lebensbäumen
Wird es herrlich wieder keimen
In des Himmels Morgenrot.
Dort am Ziele meiner Sendung
Auf den Auen der Vollendung
Schweift das Auge sonnenwärts,
Und die große Geistersonne
Strahlt den Vollgenuß der Wonne
Mir herab ins wunde Herz!
Also singt mit ernster Mahnung
Meines Herzens tiefste Ahnung
In den Schmerz der ird'schen Haft,
Mag sich Nacht und Tod erheben
Nimmer darf die Lieb' erbeben,
Denn sie siegt mit Gotteskraft!"
Frühlingsfeier
Wenn der holde Frühlingsknabe
Auf des Winters nacktem Grabe
Freudelächelnd Blumen sät,
Und im jungen Lenzgefilde
Wonnevolle Lebensmilde
Wie im Hain der Gottheit weht:
Sinkt das Leben aus den Lüften
Auf die halberwachten Triften
Und enteist den Schattenquell,
Lehrt des Winters Stürme schweigen,
Kränzt den Tod mit Blütenzweigen
Macht des Kirchhofs Grüfte hell.
Wo die Gräber sich bemoosen,
Sproßt das Leben auf in Rosen
Und verklärt den Leichenstein,
Wo das Kindlein ward begraben,
Sammeln blondgelockte Knaben
Blumen sich zu Kränzen ein.
Wo der Völker Heere sanken
Und das Blut der Brüder tranken,
Als ein Gott die Welten schlug,
Kreiset zum Versöhnungszeichen
Über frischbekränzten Leichen
Heimgekehrter Schwalben Flug.
Durch gesenkte Totengrüfte
Schauern junge Frühlingslüfte,
Tod und Leben gatten sich,
Wie zum Auferstehungsfeste
Schmücken sich die morschen Reste,
Feiernd, zweite Schöpfung! dich.
Sanft gewiegt vom Maienwinde
Säuselt frischbelaubt die Linde,
Winkt uns Freud' und Frieden zu,
Zeigt dem Pilger in der Ferne
Drüben auf dem Liebessterne
Himmelslust und Engelruh!
Freundlich flüstert sie und leise
Spricht herab nach Geisterweise:
"Walle freudig deine Bahn,
Bald zerreißt der Dämmrung Hülle
Und mit Gottes Gnad' und Fülle
Fängt der ew'ge Frühling an!"
Die Liebe
Mag das Leben untergehen,
Liebe muß noch fortbestehen,
Wenn der Zeitenflor zerreißt,
Denn der stärkste meiner Triebe
Kann nicht lügen, nur die Liebe
Hauchet Odem meinem Geist.
Nur die Liebe sprüht den Funken,
Der mich anflammt, wonnetrunken
Schaut der kühne Seherblick,
Meine Lippe freudig bebet,
Und das Wort der Weihe schwebet
Voll Triumph ins Tal zurück:
Laßt die Wandlung mich umkreisen,
Und den Tod Verwesung heißen,
Und erlöschen jedes Licht;
Doch dem Seherauge taget
Selbst das Dunkel, Liebe saget:
Sei getrost, ich sterbe nicht!
Dieser Tropfen muß zerrinnen,
Unsre Heimfahrt muß beginnen,
Reif und golden ist die Saat!
An des dunkeln Stroms Gestade
Zittre nicht vor Nacht und Made,
Nur des Staubes Sichtung naht.
„Fest die Augen zugedrücket,
Nur dem blinden Seher glücket
Süßes Schaun ins Wunderland!
Magst im Todeskampfe liegen,
Liebe wird den Tod besiegen,
Wird bestehn, wenn alles schwand!
Und die Insel mußt du schauen,
Darfst es kühn der Liebe trauen,
Nur die Hülle löst der Tod;
Hat die Grabesnacht gebrütet,
Und Verwesung ausgewütet,
Färbt die trübe Flut sich rot;
Rosenlicht zur Heimfahrt leuchtet,
Und der Wonne Zähre feuchtet
Dein verklärtes Angesicht,
Starke Liebe sitzt im Schiffe
Fährt durch Sund und Felsenriffe
Steuerlos und scheitert nicht!
Das Heimweh
Land! das ich als zarter Knabe
Schon im Geist geahnet habe,
Süße Heimat!sei gegrüßt!
Ach! mit heißem Glutverlangen
Seh' ich deine Rosen prangen,
Und des Heimwehs Zähre fließt!
Rings umkränzt mit Ruhm und Siegen
Seh' ich schon die Kämpfer liegen
Dort im kühlen Palmenhain,
Und das höchste Liebesleben
Flammend um die Sieger schweben
Im verklärten neuen Sein.
Wie der Frühling strahlt am Throne,
Dulderträne! deine Krone
Für den Kampf im Erdental,
Jede Zähre ist gewogen,
Bricht sich wie ein Regenbogen
In des Urlichts Sonnenstrahl!
Heil euch, Sel'ge, dort im Schatten
Auf den ewig grünen Matten
Lächelt euch der schönste Mai,
Sicher vor des Todes Hiebe
Seid ihr, Marterer der Liebe!
Ewig jung und ewig frei.
Aber ich im Tal hienieden
Weine, Land! nach deinem Frieden,
Wo kein Erdenjammer stöhnt,
Wo die Geistersonne leuchtet,
Und der Strom des Lebens feuchtet,
Und Triumph der Sieger tönt!
Land! wo keine Sensen mähen,
Ernter ohne Sichel stehen
Und das Ernten ewig währt;
Wo die Garbe selbst sich bindet
Und der Hunger Speise findet,
Die sich durch Genuß vermehrt!
Land! wo Liebe nicht mehr bleichet,
Und Genuß den Becher reichet,
Der von Himmelswonne schäumt,
Wo die adlerkühne Tugend
Aus der Wurzel ew'ger Jugend
Wie die Zeder Gottes keimt;
Wo die Freunde sich umarmen,
Um vom Froste zu erwarmen,
Der im Tal die Herzen eist,
Und auf obstgekrönten Auen
Sich der Freundschaft Hütten bauen,
Die kein Windstrom niederreißt!
Ach', wie lange muß ich weinen
Nach der Luft in deinen Hainen,
Heißersehntes Friedensland!
Ach! wie lange einsam wallen,
Wo im Herbst die Blätter fallen,
Tief in Grabesluft verbannt!
Sieh! wir sä'n mit krankem Herzen,
Hoffen Freude, ernten Schmerzen,
Unsre Myrte sengt der Frost,
Grabeszahn durchnagt Gebeine
Und der Tropfen höhlt die Steine
Und den Stahl umleckt der Rost.
Du nur Land der ew'gen Klarheit,
Land des Lebens und der Wahrheit
Heilst des Pilgrims kranke Brust!
O so nimm mich aus dem Dunkeln
In das heitre Lenzesfunkeln
Deiner süßen Liebeslust!
Heil! ich seufze nicht vergebens,
Das Gefühl des bessern Lebens
Schauert sanft durch mein Gebein,
Und vom Auge fällt die Hülle,
Mich umatmet Geisterstille
Und umglänzet Morgenschein!
Meiner Heimat goldne Auen
Kann ich in der Nähe schauen,
Und der Lüfte Frühlingswehn
Darf ich atmen, voll Entzücken
In den Plan der Welten blicken,
Und am Thron der Gottheit stehn!
Doch ich träume! Noch im Staube
Ringt und zagt und weint der Glaube,
Späht durch eine dunkle Kluft,
Bangt und harrt der letzten Stunde,
Die ihn fort zum Geisterbunde
Aus des Tales Nächten ruft!
Komm, o Tod, und reiche milde
Mir zum Gang ins Lichtgefilde
Den bekränzten Pilgerstab!
Singend will ich ziehn und wallen
Aus der Erde morschen Hallen,
Voll Triumph durch Tod und Grab!
Das Wiedersehen
Heil dir, süßes Wiedersehn,
Wo auf lichten Sternenauen
Gottes Wonnen niedertauen
Und um grüne Palmenhöhn
Zarte Minnelieder wehn!
Milde wie die Maienluft,
Wenn die Blütenflocken regnen
Und den Hauch des Lenzes segnen,
Schwimmt dein Auferstehungsduft
Um den Kranz der Totengruft!
Duftet süß wie Freundeskuß,
Der durch Leib und Seele dringet,
Schwanenhell im Tode singet,
Und als leiser Engelgruß
Uns vom Staube sichten muß!
Kühnbeschwingt wie Lerchensang
Der aus dunkeln Talen steiget,
Sich vor Sonn' und Sternen neiget
Lockt dein heil'ger Zauberklang
Um des Dulders heißen Drang!
Säuselt kühl ums kranke Herz,
Daß in allen Nervgeweben
Junge Himmelsschauer beben,
Und die Seele sonnenwärts
Sich erschwingt aus ird'schem Schmerz!
Jubelnd bricht die Freiheit an,
Neue Morgensterne blinken,
Alle Staubgebilde sinken,
Schwindelnd wie der Mondeskahn
Flieget Psyche ihre Bahn,
Fällt bekränzt und siegeswarm,
Vom Gedüfte weich umflossen,
Wo die Hoffnungskränze sprossen,
Frei von Sorg', erlöst von Harm
In der treuen Liebe Arm!
Heil dir, süßes Wiedersehn,
Wo auf lichten Sternenauen
Gottes Wonnen niedertauen
Und um grüne Palmenhöhn
Zarte Minnelieder wehn!
Auferstehungsgruppe
Heil! das Kindlein ist erstanden
Aus des Blütentodes Banden,
Eine Lilie, zart und weich,
Rings umströmt von süßen Düften,
Sanft geküßt von Himmelslüften,
Osterblum' in Gottesreich!
Junge Mutterküsse hangen
Tränen feucht an seinen Wangen,
Saugend fest am Rosenmund,
Und der Taufe Wasser glänzen
Perlenlicht aus Siegeskränzen
Um den krausen Lockenrund!
Sieh, die Braut erwacht voll Sehnen
Auf den Rosen, die den Tränen
Ihrer Liebe sind entkeimt;
Ihre Erdenseufzer singen
Wie das Sonntagsglockenklingen,
Wie die Unschuld lallt und träumt!
Alles Herzweh ist entflogen,
Aus den letzten Tränenwogen
Stieg der große, weiße Schwan,
Trug sie hoch im Sonnenfluge
Mit der Lieb' allmächt'gem Zuge
Ans geliebte Herz hinan!
Sieh, der Jüngling aufgeschossen
Wie die Linde, lenzumflossen,
Ragend stolz ins heil'ge Blau!
Seines Todes bittre Schmerzen
Leuchten ihm aus warmem Herzen
Wie das Blühn der Veilchenau!
Mit dem Speer im Blutgefechte
Sank er für die heil'gen Rechte
Seiner Liebe, seiner Lust;
Heil! die Braut ist jetzt errungen,
Ew'ge Liebe hat's geklungen
In die Wunden seiner Brust!
Und die Drei, dem Grab entrungen,
Klar im Liebeskranz verschlungen,
Flammend all in einer Glut,
Schönstes aller Zartgebilde,
Wunderblüt' im Lichtgefilde,
Allgereint in Christi Blut!
Waldeslust
An
Theotima
In dir, o heil'ge Stille
Der dunkeln Fichtennacht!
Ist tönender mein Wille
Zur Liedeslust erwacht.
Das laute Weltgewühle
Ist meinem Ohr verhallt,
Des Lebens heiße Schwüle
Verglüht im kühlen Wald.
Des Kummers letzte Träne,
Die hier auf Blüten fällt,
Verschwimmt wie lichte Schwäne
Ins Klar der bessern Welt.
Es klingt in meiner Seele
Die Auferstehung an,
Zur Sühnung meiner Fehle
Lockt krähend mir der Hahn.
Was mir im tiefen Herzen
Als Unbild heiß gebrannt,
Es strahlt wie Himmelskerzen
Am blauen Sternenrand.
Der Kranz der ew'gen Liebe,
Einst kläglich abgeblüht,
Er sproßt voll neuer Triebe
Begeisternd durchs Gemüt.
In meinem Herzen klingen
Die Lieder Gottes an,
Und Silberschwäne singen
Vom Ende meiner Bahn.
Es lebe Schmerz und Wunde
Und heißer Seelenbrand,
Sie kränzen mir die Stunde
Zum Gang in's Vaterland!
Die Engelküsse glühen
Um bittre Todespein,
Und Geisterlüfte ziehen
Als Atem aus und ein.
Von Sünd' und Tod entbunden,
Von Trug und Neid hinweg,
Hab' ich die Kluft gefunden,
Und mir gebahnt den Weg.
Ich fühle mich erhoben,
Des rohen Stoffes bar,
Aus Ätherduft gewoben,
Geflügelt wie ein Aar.
Es ist ein süßes Schweben,
Der Flug zu meinem Gott,
Ein neues kühnes Leben
Erblüht aus Angst und Tod.
Es ist ein süßes Spielen
In Gott und Gotteslust,
Ein Strom von Hochgefühlen
Aus Christi offner Brust.
Der Weltsinn nennt es Sterben
Und schmerzliches Vergehn,
Für uns, die Himmelserben,
Ist's heil'ges Auferstehn!
Die Umkehr
O Jesus, einz'ge Freude!
Du liebster Seelenfreund!
Mit bitterm Herzenleide
Hab' ich dir nachgeweint,
Als du mit heißen Schmerzen
Gewichen bist aus mir,
Weil ich mit frost'gem Herzen
Gewichen war von dir.
Ich zwang dich zu entweichen,
Du warst gekränkt so sehr
Durch meiner Seele Schleichen
Im Sündentraum umher.
O kehre freundlich wieder,
Du heil'ger Seelentrost!
Und speise meine Glieder
Mit süßer Himmelskost.
Mir hat die arge Lockung
Verwirrt den klaren Sinn,
Doch aus des Lichtes Stockung
Erwuchs mir Kraftgewinn.
Dich, Herrlichster! zu missen,
War ungemeß'ne Pein,
Sie hat die Nacht zerrissen,
Ich bin nun ewig dein!
O, hab' mich um so lieber,
Je größer meine Schuld,
Und nimm mich bald hinüber
In deine Gottes-Huld.
Der Weltlist bin ich müde,
Mich kränkt der bloße Schein,
Ich will im Siegesliede
Mich deines Lichtes freu'n.
Morgengruß
Send', o Gott! aus deinen Lüften
Himmelsduft der reinsten Art,
Daß er mich vom Herzvergiften
Dieser bösen Welt bewahrt!
Laß mich hell im Kranz der Reinen
Gottesfreudig auferblühn,
Daß die Dünste des Gemeinen
Schwindend von der Seele fliehn.
Droht des Trübsinns dunkle Wolke,
Teile sie mit Sturmeskraft,
Sondre mich vom eiteln Volke,
Das in feiger Lust erschlafft.
Trag mich fest in deinen Händen,
Wie dein liebstes Ebenbild,
Breite mir um Herz und Lenden
Deiner Gnade Schirm und Schild.
Was ich atme, was ich rede,
Gottes Odem sei's und Wort!
Jedes Zweifels bittre Fehde
Hauche, Vater! liebend fort.
Was ich denke, tief empfinde,
Was das Leben mir bewegt,
Ferne sei's von Schuld und Sünde,
Nur von Gottes Geist erregt.
O, es klingt so honigsüße
In der tiefsten Seele an:
"Ja! ich bin im Paradiese,
Keine Erdlust darf mir nahn!
Gottes Geist ist ausgegossen,
Wie des Frühlings Duft und Glühn,
Hat mich liebend ganz umflossen,
Aufgesogen ganz in Ihn!"
Gott allein
Die Stimm' in meinem Munde
Ertönt aus Herzensgrunde:
"O diene Gott allein!
Nur Gott kann dich erquicken
Mit Engellust entzücken,
Und ewiglich erfreun!"
Der Hauch aus meiner Kehle,
Er flüstert süß: "O wähle
Zum Bräut'gam Gott allein!
In Gott wohnt alle Süße,
Daß sie voll Trost sich gieße
Ins Menschenherz hinein!"
Das Blut in meinem Herzen,
Es ruft mit Liebesschmerzen:
"O liebe Gott allein!
Für eitle Erdenfreuden
Erkiese Christi Leiden,
Sie bleiben ewig dein!"
Die See!' in meinem Leibe,
Sie singt hell auf: "O bleibe
Für Gott besorgt allein!
In Christi Todeswunden
Hat jeder Heil gefunden
Für alle ird'sche Pein!
Der Geist in meiner Seele,
Er lockt so süß: "O quäle
Dich ab für Gott allein!
Erlischt die Erdensonne,
Ist Gottes reichste Wonne
Zum Lohn auf ewig dein!"
Louise an den Erlöser
Dir geweiht mit ganzem Herzen,
Preisend dich in Freud' und Schmerzen,
Bet' ich deine Gottheit an!
Was du gibst, es ist mir heilig,
Jeden Wink erfüll' ich eilig,
Auf der rauhsten Dornenbahn.
Gibst du Freud' auf meinen Wegen,
Nehm' ich sie als Gottessegen
Dankend an aus deiner Hand,
Reißt der Schmerz durch meine Glieder,
Sinkt die letzte Hoffnung nieder,
Duld' ich's still fürs Heimatland.
Laß in deinem Gotterbarmen
Meine Seelenkraft erwarmen
Wie im Lenz die Weizensaat,
Daß die Keim' in mir erstarken
Und aus tiefsten Lebensmarken
Freudig sproßt die heil'ge Tat!
Sieh! ich atme dir verpflichtet,
Alles Ird'sche sei vernichtet,
Ausgebrannt das eigne Licht!
Du nur kreis' in meinen Säften,
Du nur wirk' in meinen Kräften
Du allein entschwinde nicht!
Denk' des Freundes in der Ferne,
Laß ihm seines Lebens Sterne
Liebend um die Seele glühn!
Nimm uns beide, qualentronnen,
Auf ins Land der Gotteswonnen,
Auf ins ew'ge Frühlingsblühn!
Die Braut
Ich fühl' im tiefsten Grunde
Der Seele Lispel wehn
Vom liebeswarmen Munde
Und muß sie wohl verstehn.
Es sind die Atemzüge
Von meinem liebsten Freund,
Der müd vom Kreuzessiege,
Sich liebend mir vereint.
Er schläft so still im Herzen,
Von Lieb' und Leiden rot,
Und träumt hinweg die Schmerzen
Und Nacht und Grab und Tod.
Und mit des Lieblings Träumen
Verfliegt mein eignes Weh,
Und Hoffnungsblüten keimen
Aus ird'schem Winterschnee.
O kommt von Alpenhügeln,
Ihr Kränze! hell und kraus,
Und schmückt mit wehnden Flügeln
Die Schlummerstätte aus.
Und ihr, o Zartgedanken!
O Glutgefühl der Brust!
Umsproßt mit Liebesranken
Des Schläfers stille Lust.
O diesen Hauch zu nippen
In reicher Segensflut,
Von rosenglühnden Lippen,
Es flammt durch Mark und Blut!
Und meine Geister schwingen
Sich aus der trägen Ruh,
Und lodern auf und singen
Dem schönen Schläfer zu.
Dein Atem scheint zu stocken,
Und Seufzer wehn aus dir,
O Freund! das heißt mich locken,
Gewiß du träumst von mir!
Ich kann's nicht länger tragen,
Mir rast der Säfte Lauf,
Ich will, ich muß es wagen,
Ich weck' dich wahrlich auf.
Und meines Liedes Töne
Umsäuseln ihm das Ohr,
Er fährt in frischrer Schöne
Aus Schlaf und Traum empor.
Die Augenstrahlen leuchten
Wie Stern' der Liebesnacht,
Und süße Zähren feuchten
Der Wangenrosen Pracht.
Und süß're Wort' entschweben
Den roten Lippen sein:
"Ich bin dein einz'ges Leben,
Und du bist gänzlich mein!
Ich hab' dich kühn gewonnen
In banger Leidensnot,
Mit heißen Blutesbronnen,
Mit grimmer Qual im Tod.
So geh' aus dunkelm Streben
In Himmelswonnen ein,
Ich bin dein einz'ges Leben,
Und du bist gänzlich mein!
Wie könnt' ich Antwort finden!
Im Mund erstirbt der Laut,
In seinen Liebesgründen
Versink' ich still als Braut!
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