V.
Epilog
Abschied von Wien?
Mein Wien, ich soll dich meiden
Mit Deiner rauhen Luft,
Doch ach! . . . mir wird beim Scheiden,
Als ging's mit mir zur Gruft!
Ich schau' nach Dir zurücke,
Du liegst in Nebelgrau,
Mir winkt zum Reiseglücke
Kein Stückchen Himmelblau.
Der Stephansturm verhangen
Von finstern Wolken dicht —
O weh! . . . das macht mir Bangen:
Der Alte grüßt mich nicht!
Wie oft an Abschiedstagen
Sah ich ihn leuchtend stehn,
Sein Blick schien mir zu sagen:
"Leb' wohl . . . auf Wiedersehn!"
So fahr' ich denn von hinnen
In Herbstmelancholei
Und muß mich erst besinnen:
Es blüht die Welt im Mai!
Es quillt wie stiller Segen
Um einen Frühlingstraum —
Vom Himmel rieselt Regen
Und Blütenschnee vom Baum.
Fort geht's auf blanken Schienen,
Bald schüttern Rad und Achs —
Da stehn in Hermelinen
Der Schneeberg und die Rax.
Durch zackiges Gewände
Fällt noch zum letztenmal
Vom Semmeringgelände
Ein Blick ins Wiener Tal.
Und sieghaft brach die Sonne
Jetzt durch die Wolkennacht
Und zeigt die Maienwonne
In ihrer ganzen Pracht.
In ihrem gold'nen Schimmer
Fühl' ich die Sorgen fliehn:
Kein Abschied ist's für immer —
Ich komm' zurück, mein Wien!
Und brächte mich der Grube
Dein rauher Wind zu nah,
Ich sperr' mich in die Stube
Und weiß doch: Ich bin da!
Dann bleib' ich, bis der Flieder
Dich spinnt in Blüten ein —
Und komm' ich einst nicht wieder,
Werd ich gestorben sein.