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Distichen
aus dem Burggrafenamte
 

Obermais
St. Valentin
Schloß Neuberg
Kotterer Hof bei Meran
Die Passer
Löwenberg
Tisens

 
Völlau
St. Hippolitus
Mölten

 
 
Obermais

Villen rebenumkränzt, ihr wechselt mit Burgen und Schlössern
Und es strömet so hoch, Leben, dein heiliger Strom.
Drunter ruhet die Stadt, der hehren Maja geheiligt,
Und das Forum betritt nimmer ein lebender Fuß.
Ebbe und Flut, — so wechselt der Tod und das blühende Leben,
Blumen pflanzet die Zeit auf das vergessene Grab.

St. Valentin

Heimlich in üppiger Bucht sinnt andachtsvoll die Kapelle,
Und es entrufet kein Laut sie dem andächtigen Traum.
Leiser durchlispelt der West der Akazien schwankende Zweige,
Daß er nicht störe die Ruh keck im geheiligten Grund.

Schloß Neuberg

Fettes Granaten-Gebüsch und das Silbergezweig der Olive!
Prangend mit süßestem Most, reichliches Rebengerank!
Gold-Orangen erglühen aus dunkelblättriger Krone,
Während das Myrthengebüsch freudig mit Blüten sich schmückt.
Rosengehäge umziehen mit duftenden Kränzen die Gärten,
Und des Jasmins Gedüft schwängert die lauere Luft.
Schmelzend erklingt im Gebüsch der Nachtigallen Geflöte,
Und es rieselt der Quell lieblich sein silbernes Lied.
Mitten im glühenden Duft, von des Südens Gewächsen umgürtet
Hebt sich der stattlichen Burg wiedererstandene Pracht.
Wolltest du träumen entzückt von Südens niewelkenden Reizen,
Und mit pochender Brust dichten ein glühendes Lied,
Wall' dann mit leiserem Tritt zu diesen duftenden Gärten,
Atme berauschenden Duft, schaue die schimmernde Pracht!
Und du glaubest zu ruh'n an des Ebros lachenden Ufern,
Oder wo Arnos Flut rauschet durch's glänzende Tal.
Wonne, von Reben bedacht zu sinnen auf feurige Lieder
Jubelnd zu schwelgen in Lust, flüchtig zu haschen das Glück,
Oder zu blättern mit Ruh in Tibullus lieblichen Versen,
Oder zu lauschen Properz's vollerem Liebesgesang.
Spende mir, prangende Burg! bald wieder duftigen Schatten,
Rhythmisch wogendes Lied, südlichen Wonnegenuß.

Kotterer Hof bei Meran

Lieblicher Winkel der Ruh, wo hoch die Pinie raget,
Üppig der Feigenbaum breitet ein dunkelndes Dach;
Wo der Kastanienbaum still flüstert, laut rauscht die Kaskade,
Uns in's herrliche Tal freudig sich senket der Blick!
Schüchtern versteckest du dich in der Bäume heiligen Schatten,
Schmiegest dich ängstlich zum Berg, wie an den Vater ein Kind.
Lieblich und schüchtern zugleich gemahnst du der Veilchen des Lenzes,
Welche den Erstlingsduft hauchen in deinem Gehäg.

Die Passer

Grünliche Passer! du stürzest mit Macht aus der klaffendenBergschlucht,
Himmelan brandet und braust schäumendes Silbergewog.
Reizvoll ebnest du dann im gesegneten Tale die Fluten,
Daß auf geglättetem Grund spiegle sich südliche Pracht.
Magst du rauschen im Sturm, magst wallen durch lächelnden Talgrund,
Immer besingst du des Tals nimmer verwelkenden Ruhm.
Von der Kuppe des Berg's bis hin zu der Athesis Strömung
Preisest im rollenden Lied Hofers begeisterte Tat.

Löwenberg

Duft'ges Zitronengebüsch und der Myrthen blühende Sträuche
Säuseln vom Winde gekost, hauchen berauschenden Duft.
Feurig dazwischen erglüht hoch flammende Glut der Granate,
Und die Zypresse wiegt träumend das sinnende Haupt.
Seliges Wonnegefühl, umduftet von südlichen Bäumen
Durchzuschwärmen in Lust sterneverklärete Nacht.
Machtvoll klinget das Lied; hell sprudelt der Nektar im Kelchglas,
Welches im fröhlichen Kreis wandelt von Rosen bekränzt.
Ist es wieder geleert, knallt himmelan fliegend der Pfropfen,
Zischend entsprudelt der Gischt, schäumet wie tobende Flut.
Ringsum lautes Gejauchz' und weithin schallt das Gelächter,
Wenn der flüchtige Schaum Zecher und Blumen bespritzt;
Droben doch wandelt der Mond in ewig göttlicher Ruhe,
Lächelnd bestreut er des Tals Treiben mit magischem Licht.

Tisens

Eden Tirols, so nennt man mit Fug die üppigen Gärten,
Die an der Passer und Etsch prangen mit goldener Frucht,
Doch was wäret ihr all', wär' nicht die Zierde des Parkes?
Was du herrliches Tal ohne des Berges Juwel?

Völlau

Wanderer steig' empor zu des Hochlands herrlichen Halden,
Daß hier schwelge der Blick, juble die Seele voll Lust;
Südens heiteres Blau, der Reben stolzes Gelände,
Burgen epheuumrankt stellen dem Auge sich dar.
Lieblich im schönen Verein, wie Licht und Schatten sich hebet,
Mischt sich dunklerer Wald sanft in südliche Glut.
Grünende Hügel und Höh'n, wie ruht es sich wonnig und selig,
Wenn die spielende Luft flüstert durchs Rebengerank,
Träumen laßt mich und ruh'n und träumen wieder von Neuem,
Und dir singen ein Lied, herrlich gekleideter Berg!

St. Hippolytus

Kahl und grau erhebt sich des Kirchleins mächtiger Hügel,
Keine Stimme ertönt außer des Geiers Geschrei.
Wie Vom Zauber gebannt steht öd' die traurige Stätte,
Mitten im Garten der Lust blickend ins herrliche Tal.
Nimmer wundert es dich, hast du die Warte betreten,
Daß der Sehnsucht Korn tief in die Herzen sich senkt,
Daß die Mutter das Kind im sündigen Wahne hier tötet,
Weil zu lockend die Welt ihrer Entsagung erscheint.

Mölten

Ährenwogendes Feld und föhrendunkelnde Waldung,
Tälchen, quellendurchrauscht, tannenumfriedete Höh'n!
Häuschen im schwellenden Grün, auf Halden fromme Kapellen,
Die aus blühendem Hag heben den grauenden Turm!
Sei mir freudig gegrüßt, du honigträufelndes Hochtal,
Das mit Recht man genannt Rhätiens schönstes Idyll.
Hat ein Wanderer müd die schönen Höhen erklommen,
Träufle Frieden, wie mir, ihm in das pochende Herz!