Der Krüppel
1915
Erst zögerte er lang', eh er auf seinen Krücken
Allein und frei durch den Karsernhof ging.
Er war's noch ungewohnt. Doch als von allen Blicken
In rings nur sanfter Wink und Zuversicht empfing,
Da schleppte er tapfer auf seinen verstümmelten Stümpfen sich
weiter
Und klapperte laut und keuchte bis hin zu der Bank.
Nun kamen die andern. Die braven Burschen stellten sich heiter
Und sprachen ihm Mut zu, obwohl selbst ruhrfahl und krank.
Ein roter Husar half rasch, den Rücken ihm weicher zu betten,
Seine Hände umschmiegten ihn zart wie zerbrechliches Glas,
Ein Kind schlich hinzu und steckte die Mütze voll Zigaretten,
Und zwischen den Fingern klirrte auch von Silber etwas.
Zwei liefen querüber und holten die Wirtin aus der Kantine,
Warm dampfte die Schale, es glänzte der weinvolle Krug;
Sie stritten sich fast, ihm besonders zärtlich und sorglich zu
dienen,
Und was einer tat, nie schien es den andern genug.
Ein Offizier selbst, ein hoher, mit Sternen auf goldenem Kragen,
Trat näher — schon wollte er stramm empor zum Salut, —
Doch er winkte ihm nieder. Nur etwas Freundliches eilig zu
sagen,
War er gekommen. O wie war alles sanft jetzt und gut,
Wie so brüderlich neu die Welt, die ihn, den Krüppel, umringte,
Wie so fremd jener andern, aus der er rückschauend kam!
Er beugte sich tiefer und tiefer. Denn ein Jähes, ein Heißes
umblinkte
Ihm plötzlich die Lider. Er weinte und hatte doch Scham,
Daß er für all diese Menschen, die sich so zart um ihn mühten,
Kein Wort fand, keine arme kleine Geste zum Dank,
Indes doch innen das Herz von brennender Liebe aufblühte
Und die Brust ihm süßschmerzlich mit Duft und Dornen durchdrang.
Er schwieg nur und schwieg und ließ sich schweigend von allen
beglücken,
Nur einmal hob er zum Himmel sein blaß verwildert Gesicht;
Dann streichelte er sanft und fromm seine harten knarrenden
Krücken
Und sah zwischen Tränen die Welt voll Liebe und Licht.
Die ferne Landschaft
Sie ist nur Traum, von mir als Kind einmal
Vielleicht geträumt, vielleicht sogar erlebt
Auf einer Reise, die ich längst vergaß,
Doch blinkt ihr Bild, als hätte scharfer Strahl
Es losgeschnitten von dem Hintergrund
Der Nacht, nun so in mir: Ein helles Tal,
Das jäh hinabstürzt von der Berge Rund,
Wie wenn es von dem Flusse trinken wollt,
Der lärmend gegen Felsen schmettert und
Dann in die Ferne glitzernd weiterrollt,
Wo reifer Trauben überschattet Blau
Sanft niederfließt in breites Ackergold. —
Das Bild ist treu. Ich sehe ganz genau
Aus jedem Traum dieselben Dächer, schräg
Und sonnenwarm, aufatmend fühl ich lau
Des Südens Luft, ich höre von dem Steg
Die Wasser schäumen und seh immer dann
Nach beiden Seiten einen weißen Weg.
Und immer neu rührt mich die Frage an
Ob ich schon diesen Weg gegangen bin
In Leben oder Traum und wo und wann,
Den weißen Weg, der scheu und zögernd in
Den Rauch der Felsen führt und sanft ins Tal
— Ich weiß es nicht, woher, und nicht, wohin —
Und der doch funkelnder als ein Opal
Durch meine Nächte glänzt und bis zum Rand
Sie voll mit Sehnsucht füllt, ein einzig Mal
Auf diesem Weg zu pilgern in ein Land,
Das hinter allen Träumen liegt,so weit
Und wolkenfroh, so fremd und so bekannt,
Als sei es meine eigne Kinderzeit.
Singende Fontäne
Blauer Blick des Mondenscheines
Kühlte meines Zimmers Wand;
Da hört ich die Stimme eines,
Der im Dunkel unten stand.
Und wie ich die Scheibe staunend
Zu dem Garten niederbog,
War es Singen, süß und raunend,
Das zu mir ans Fenster flog.
Keinen sah ich. Nur im Dunkeln
Blinkte das erhellte Spiel
Der Fontäne, die mit Funkeln
In die Stille niederfiel.
Unruhvoll und doch beständig
Schien das silberne Getön
Wie ein lautes Herz lebendig
Durch die Brust der Nacht zu gehn.
Und ich fragte: "Warum rauscht du
Heute mir zum erstenmal?" —
Und ich horchte: "Warum lauscht du
Heute mir zum erstenmal?
In das heiße Gold der Tage,
Stumm im Steigen, Lied im Fall,
Durch den Samt der Nächte trage
Stet in den erregten Schwall
Meiner eignen Überfülle,
Und du, der mir nahe ruhst,
Wirst erst durch den Gruß der Stille
Unsrer Brüderschaft bewußt?
Hast du nie denn an der Schwelle
Des Erwachens wirr gefühlt,
Daß dir eine lautre Welle
Nächtens durch dein Herz gespült,
Daß mein Singen dich durchwebte
Und im Schlafe aufwärts schwoll,
Bis es Blut im Blute lebte
Und an deine Lippen quoll,
Bis als Lied der eingeengte
Schauer einer fremden Lust,
Die ein Traum in dich versenkte,
Wild aufbrach aus deiner Brust?
So in dein Geschick verflechte
Ich mir meines Lebens Spur,
Und bin doch im Kreis der Mächte
Eine leise Stimme nur.
Eines von den stummen Dingen,
Die dein Wesen zauberhaft
Und geheimnisvoll durchdringen
Und von deren steter Kraft
Nur verloren-leise Kunde,
Manchmal deine Seele faßt,
Wenn du dich hinab zum Grunde
Eines Traums getastet hast." —
Immer ferner schien der Schimmer,
Immer dunkler Wort und Sinn,
Doch mein Herz lauschte noch immer
Nach der weißen Stimme hin,
Die vom Garten, bald in Trauer,
Bald wie Lächeln, wundersam
Über Bäume, Busch und Mauer
Schwebend an mein Lager kam,
Und an meine Brust sich schmiegend
Ihrer Worte Wiege schwang,
Bis ich schon in Schlummer liegend
Glanz nur fühlte und Gesang.
Herbstsonett
Die Tage stiegen längst die goldne Leiter
Des Sommers nieder. Spätglanz wärmt das Land.
Die Schatten wachsen früh und fallen breiter
Von allen Bäumen in des Abends Hand.
Im Laube glänzte noch, wie vom Wind verschlagen,
Manch reife Frucht. Der Felder Brust liegt bloß,
Und Wolken, die sich seitwärts überjagen,
Machen den Himmel ernst und ruhelos.
Über die Wälder, die sich rasch entblättern,
Zittert schon unrastvoll der Schwalben Flug.
Und all dies mahnt: Nun sei dem Herbst bereit.
Beugst du dich morgen zu der Landschaft Buch,
So blinkt vielleicht schon aus den bunten Lettern
Des Lebens liebstes Wort: Vergänglichkeit.
Wie die Schwalbe . . .
Wie die Schwalbe mit silberner Schwinge
Über die schläfernden Wasser blitzt
Und in ihr Blinken zitternde Ringe
Mit dem dürstenden Schnabel ritzt,
Fließende Spuren, die nicht verwunden,
Leise nur rühren, leise erschüttern —
Ach, so neigen und nahen sich
In meine einsam dunkelnden Stunden
Stille Gedanken, du Ferne, an dich.
Zart umgoldet von heimlicher Glut,
Schwalben der Sehnsucht, mir Tröstung zu bringen,
Streifen sie scheu mit zaghaften Schwingen
An mein Herz, das stilldunkel ruht.
Selig fühl ich sie nieder sich senken
Lust und Wehmut durchschauert mich,
Und ich zittre in süßem Gedenken,
Liebste, an dich.
Ein paar Verse . . .
Ein paar Verse zum Erwachen,
Liebste, nimm in deinen Tag!
Eine Frohe froh zu machen,
Sei, was sie entschulden mag,
Daß sie sich so ernst bemühen
Und so voll gemessen sind,
Statt zu flammen, statt zu glühen,
Statt zu flackern wie ein Wind,
Statt dich brennend zu umfangen,
Bis du, Liebe, Herz und Hand,
Stirn und Lippen, Brust und Wangen
Loderst in beseeltem Brand.
Bäume im Frühling
Wie die Bäume rings doch den blauen
Himmel mit ihren Kronen verbauen,
Diese rauschenden Wolken von Grün!
Und dieses Funkeln, dies weiße, dazwischen,
Sind das noch Sterne oder die frischen
Blüten schon, die aus dem Dunkel sprühn?
Die dem Himmel die Lippen jetzt reichen,
Sind sie denn wirklich die bleichen, die gleichen
Aus dem einsamen Winterjahr,
Da wir oft voll Sehnsucht besahen,
Ob an ihrem Stamm nicht das Nahen
Des Frühlings endlich zu sehen war?
Trostlos und tot, ein leeres Gerüste,
Standen sie immer. Und die jetzt die Brüste
Atmend wiegen im schmeichelnden Wind,
Sind es wirklich die gleichen, dieselben,
Denen im Herbst die bleichen, die gelben
Blätter wie Tränen entsunken sind?
Mädchen vor dem Bildnis
einer Bacchantin
Wie sie sorglos vor die weiße
Büste der Bacchantin kam
Und sie dem in Stein noch heißen
Nackten Körper ohne Scham
Jedem wild entgegenreichen
Sah, da fühlte schaudernd sie
Aus dem Herzen ein Erbleichen.
Leise zitterte ihr Knie
Und ließ kraftlos die Erblaßte
An dem Bilde, dessen Schrei
Unzähmbarer Gier sie haßte
Und doch fühlte, nicht vorbei.
Aber dann, in den Gebärden,
Wie sie sich dem Bilde bot,
War ein jähes Ähnlichwerden:
Beide stumm und keine tot.
Schienen wie aus Spiegelflächen
Über eine Welt sich nah,
Nur ein Gleiches auszusprechen. —
Marmorn stand das Mädchen da,
Bis dann wieder die entfärbte
Wange voll mit Blut sich sog,
Lächeln wirr die schmalgekerbte
Feine Lippe überflog.
Aus den scheu verhängten Lidern
Brach von Trunkenheit ein Glanz,
Und der Gang in ihren Gliedern
Zuckte leise wie zum Tanz.
Abendliche Flucht
Kennst du das,
Wenn plötzlich — du sitzt bei Schreiben und Sinnen —
Die Wände raunend zusammenrinnen?
Irgend etwas
Steht auf und rührt sich in deinem Haus,
Aus den Fenstern starrts, aus den Stühlen sprichts,
Es knarrt auf den Dielen, es blinket im Glas,
Nichts
Fühlst du als seine Gegenwart.
Und immer enger dringts auf dich ein,
Du fühlst dich umstrickt, du spürst dich umschart.
Und du rufst: es ist deine Stimme nicht.
Was du denkst, ist fremd in dich eingetan,
Fremd starrt dich dein Antlitz im Spiegel an,
Und du schauerst, du weißt nicht mehr, wer du bist,
Nichts ist mehr dein, fremd droht dir das Haus, —
Schatten hält dich umschränkt und beengt,
Bist du, ein Dieb, dir selber entfliehst
Die Treppen hinab, in die Straße hinaus,
Die dich, urbrüderlich Wesen, empfängt
Und wollüstig in ihren Wirbel schwenkt.
Und erst dort, im Gischt ein schwankender Stein,
Fühlst du Rast wieder, Stille und Einsamsein.
Schwüler Abend
Ist es schon Abend? Ich will nicht hinaus,
Vergeblich flimmert ihr, ihr buhlerischen Sterne!
Faß mich doch enger, du vertrautes Haus,
Reiß mich an dich, gib mich nicht an die Ferne!
Lieg nicht so träg, so stumm, so atemlos,
Sprich jetzt zu mir! Ich brauche einen,
Der zu mir spricht in dieser Zwielichtstunde,
Hörst du: ich brauche einen, sei es bloß
Das Ticken deiner Uhr, ein Kinderweinen,
Das Knurren von einem nahen Hunde,
Nur nicht dies fröstelnde Verlassenscheinen,
Nur etwas, was das drohende Gewicht
Der ganz verstummten Stube von mir hält,
Und das des Herzens Hammer nicht
So ohne Antwort in die Stille fällt!
Haus, halt mich fest! Zu viel
Von meinen Nächten hab ich hingegeben
An dieses sinnlich aufgepeitschte Spiel.
Wie bin ich müd, die abenteuerlich
Erregte Luft, die lichterlose Schwüle
Der stummen Gassen an mein Kleid, an mich,
Und endlich flackernd in mir selbst zu fühlen.
Schließ du mich, Buch, in deine dunklen Zeilen,
Senkt, Briefe, ihr dies In-die-Ferne-streben
In lieber Menschen Bild, in eine Frau,
Beschwichtigt ihr das nun vom Abend lau
Aufschwülend unerklärliche Verlangen.
Des Blutes Unruh in die Nacht zu jagen!
Dies willenlose Durch-die-Gassen-treiben,
Ob mich nicht etwas aus dem Dunkel will,
Dies lüstern Spähn, dies angespannte Hangen
An jeder mattbeglänzten Fensterscheibe —
Wird dieses knabenhaft verworrne Treiben
Denn noch nicht in mir still?
Nein, halt mich, Haus! Verschließ mit dunklen Scheiben
All meine Unrast: und ich bleibe dein.
Ich selbst will ja den Abend so, nur so,
Wie er den andern ist: ein Müdsein.
Nur so.
Als sinke mit den schwindenden Kulissen
Ein buntes Spiel in bilderlose Räume.
Nicht will ich mehr. Vielleicht noch irgendwo
Freund oder Frau, ein mir Vertrautes wissen, —
Und dann nur Träume, bilderlose Träume.
Wie nahmst du . . .
Wie nahmst du, Einsamkeit, geliebte, an mir Rache,
Daß ich den kindgewohnten Schweigen mich entwandte,
Der Welt vertrauend, allzuvielen mich vertraute,
Bis mehr denn einst an Stille ich am Wort entbrannte
Und, willenlos zerrieben, — weh mir Schwachen! —
Mich hingab jenem Schwarm, des mir einst wissend graute!
Oh, blasse Flut des menschlich allzuwohl Bekannten,
Die du mich fügsam mitreißt in das Ewig-Laute,
Darin die Seele müßig strandet und versandet,
Gib mich frei!
Der scharfe Schaum von Schwatz und Lachen
Laugt schon das Letzte meines tiefgeheimen Lebens
Vorzeit empor; nur kalte Asche bin ich, ausgebrannte,
Zerschmatzte Süße, schale, ausgespieene Sache,
Plappernde Lippen eines, den das Wort entmannte,
Und die noch einmal zum Gebet sich krümmt. — Vergebens!
Zerredet ist mein Herz! Oh wehe, weh mir Schwachen!
Indischer Spruch
Zwischen Weinen, Lust und Lachen
Sind wir willenlos gestellt,
Träumend meinen wir zu wachen,
Doch der Traum ist Wahn, nicht Welt.
Bloß ein Spiel der stummen Dinge,
Mühen wir uns Sinn zu sein,
Aber Schlaf mit schwarzem Ringe
Schließt den Traum des Träumers ein.
Zwischen ihm, dem wir entstammten,
Und dem Schlaf, der uns erharrt,
Zuckt in sinnlos wilden Flammen
Unser Schein von Gegenwart.
Serenade
des ungeliebten Liebhabers
Aus einem Singspiel für Musik
Immer wenn ich dich gewahre,
Einsam oder im Gewühl,
Ferne, Nahe, Unnahbare,
Hüllt dich zärtlich mein Gefühl,
Mantel, den du laß umbreitest,
Wind, den lächelnd du durchschreitest,
Stein, auf dem du fühllos schreitest,
Mondgeleucht und Sternhauch kühl.
Scheuer Schatten deiner Nähe,
Weh' ich hinter deinem Schritt,
Und ich spähe und ich sehe
Jeden deiner Blicke mit,
Fühle, atme, lebe, trinke
Jede Regung und versinke
Erst, wenn mit verhaßter Klinke
Tür um dein Entschwinden tritt.
Und so manche Stunde steh ich
Eingeschattet dann im Tor,
Auf zu deinen Fenstern seh ich
Immer glühender empor,
Ob nicht zwischen den Gardinen
Deine Schultern, mondbeschienen,
Oder nur ein Glanz von ihnen
Sich an mich und Nacht verlor.
Und je mehr die Scheibe dunkelt
— Denn du ahnst und fühlst mich nicht! —
Um so magischer erfunkelt
Innen mir dein Angesicht.
Ach, nur nie Geliebte können
Ihre Liebe so entbrennen,
Daß sie Wunsch schon Wollust nennen
Und Beglückung den Verzicht!
Polyphem
1917
Drei Jahre schon leben wir
In deiner Höhle,
Höhle des Dunkels, des Grauens und böser Erwartung,
Polyphem,
Du ewig hungriger, menschenfressender Riese,
Dessen Auge
Starr, stählern und wimpernlos
Die selige Träne nicht kennt.
Tag für Tag
Greift deine harte haarige Hand
In unsere Reihen,
Fühlt, betastet und wägt unsre schauernden Glieder,
Reißt
Freunde von Freunden,
Brüder von Brüdern,
Schlägt
Schädel und Hirne, gefüllt mit Liebe und warmen Gedanken,
Körper und Stirnen, durchglüht von Samen und Süße des Lebens,
Gegen die Felsen des Schicksals,
Und gierig schlürft
Dein breites, wulstiges tierisches Maul
Das heilige Fleisch
Göttlicher Menschen.
Wie Tiere gedrängt
Schauernd im Dunkel
Der blutigen Höhle
Sitzen wir nachts und fragen uns an mit sklavischen Augen:
Wann du? Wann ich? Wann der letzte
Göttlicher Menschen
In den Wanst,
Den ewig sich weitenden,
Dieses aufgeblähten sinnlosen Tiers?
Unsere Wangen
Sind mürb
Von vergossenen Tränen,
Unsere Augen
Verdunkelt vom täglichen Anblick der Schmach,
Ein eiserner Ring
Erdrückt unsere Kehle,
Die einstens lobsang die Schönheit der Welt.
Wir können nicht reden,
Wir können nur stöhnen.
Wie die Vögel im Sturm
Gesträubten Gefieders
Niedergeduckt
Wärmen wir uns
Einer am andern,
Aber wir ballen die Fäuste,
Daß das Blut uns rot aus den Nägeln springt.
Er aber,
Trunken von Blut,
Frech von der Mast
Heiliger Menschen,
Räkelt sich breit
Auf der ewigen Erde,
Von Morgen bis Mittag
Liegt er hingestreckt,
Zermalmend die Äcker,
Zerberstend die Wälder,
Zerdrückend die Städte,
Der Menschenschlinger
Und lacht
Mit dem kalten Auge, dem tränenlosen
In die Himmel,
Wo die Götter, die schläfrigen, schlafen und schlafen.
Aber hüte dich, Polyphem!
Es brennen heimlich
Die Feuer der Rache
In unseren Seelen.
Der Atem der Toten facht sie zur Glut.
Schon schmieden
Wir nächtlich den Pfahl,
Den Pfahl für dein Auge,
Das harte, das kalte, das tränenlose!
Hüte dich, hüte dich, Polyphem,
Schon schärfen wir
Die Spitze im Feuer!
Friß nur, saufe, mäste dich an,
Polyphem,
Doch wenn du dann träumst vom ewigen Fraße,
Stoßen wir dir die Nacht in die Stirn,
Und aus der Höhle des Bluts und des Grauens
Schreiten
Wir, Brüder der Völker, Brüder der Zeiten,
Über deine stinkende Leiche
In die ewigen Himmel der Welt.
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