Der Frühling
Wer die Erde öffnet auch, Jedem seines Grabes Bauch.
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Frühling ist die Braut des Jahres, die Zierd der Erden,
Der die erfrorne Welt mit milder Wonn' erquickt.
Von ihm muß in Smaragd das Feld gekleidet werden,
Er ist es, der so bunt der Floræ Kleider stickt.
Er fülle uns die Canal der Adern geistig an,
Daraus so Glied als Herz sein Leben trinken kann.
Kein Mensch, kein Vogel ist, kein Wild und keine Pflanze,
Die auf den Frühling nicht bei sich begierig werd:
Weil Leben, Pracht, und Stärk von ihm fließt in das Ganze;
Doch sag; warum der Lenz eröffne Furch und Erd,
Den ich die Zierd der Welt, der Zeiten Erstling nenn?
Daß jedes an sein Grab fein früh gedenken könn.
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Der Sommer
Unsers Todes Schatten-Sitz, schützet wider Liebes-Hitz.
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Die Erde, samt der Luft, ist von der Sonn' erhitzet.
Es seget Sirius im glatt-geschornen Feld.
Der Fluß stutzt: weil sein Bauch so gar tief niedersitzet,
Daß auch der kleinste Knab hier trucknes Passah hält.
Die Luft wird dünn' und hoch, es fippert Dunst und Dampf.
Und ach! wie plagt uns nicht des Schnacken-Heeres Kampf!
Die Hitz entkräftet gar die vor schon matten Glieder.
Man such ein Oberdach und einen finstern Sitz.
Setzt sich in kühle Schoß des Bäume-Schattens nieder:
Daß man sich vor der Lieb der Sonnen-Strahlen schütz.
Willst du dem Liebes-Brand, dem Tugend-Feind, entgehn?
Geh hin, und lern, beim Tod, im Schatten unterstehn.
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Der Herbst
Menschen, Tiere, Frucht und Laub, Alles dient der Zeit zum Raub.
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Soviel ich sehe, sind die Äpfel, Birn' und Pflaumen,
Im Keller, wie man soll, recht Mauken-weiß versteckt.
Es ist kein Beerlein mehr vom Rebenstock zu raumen.
Der Most macht Winzer stolz: weil keine Kufe kleckt.
Der Regen stürzt herab, bei schwachem Sonnen-Strahl.
Der Nord-Wind saust und braust. Die Bäume werden kahl.
Da spricht ein guter Freund der alles leer erblicket;
(Kein Obst war auf dem Baum, der Stock stund ohne Beer)
Wie hat uns doch die Zeit so manche Lust berücket!
Ja freilich ist dem so, drum merke diese Lehr:
Die Welt und alles fällt, durch Tod und Zeit, ins Grab:
Er mäht es mit dem Pfeil; Sie mit der Sichel ab.
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Der Winter
In dem Winter gibt ein Buch Früchte, nebst dem Blum-Geruch.
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Der Winter bricht herein. Der Schnee bedeckt die Wiesen.
Wie mancher langer Zapf hängt an den Dächern schwer!
Man wird um Feuer und Herd jetzt öfters kämpfen müssen.
Die Einfalt selbsten schleicht in einem Fuchsbalg her.
Sucht, ihr Studenten, nun für Euer Red-Gebind,
Die Blumen, in dem Buch, weil sie im Feld nicht sind.
So rauh der Winter sonst, so mild ist er den Künsten.
Er ist, so tot er scheint, so geistig für den Kopf.
Die Musen flüchten sich zu deines Ofens Diensten:
Sie lesen gerne was, beim Lampen-Öles Topf.
Gib Acht: weil Öl und Müh leicht liederlich verraucht,
Da man, bei langer Nacht, nicht wenig Lampen braucht.
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Das Eis
Eis und Glücke, beider Treu bricht, eh mans gedenkt, entzwei.
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Der Winter hemmt den Lauf der pfeilgeschwinden Flüsse,
Und legt der feuchten Flur gefrorne Fesseln an.
Der Spiegel von Cristall reizt unsrer Jugend Füße
Die so gar schwer die Lust des Hälschelns (Zischelns) lassen
kann.
Sie macht die Füße gern mit eisern Schuhen schwer,
Und rennt, auf falschem Eis, als flöge sie daher.
Am Ufer steht das Volk und klatschet mit den Händen
Schnell bricht das harte Glas der schlüpfrig-glatten Bahn,
Wer sich im kalten Bad weiß hurtig umzuwenden,
Trägt, als die Tropfe-Maus, zu neuem Lachen an.
Zeigt dir das Glück den Weg und du fährst schnell dabei?
Denk nur, daß dessen Eisglas, und nicht Eisen, sei.
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Schönes Wetter
Eine Laster freie Brust ist, auf Erd, die reinste Lust.
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Wie ist die Zeit so mild! Die Sonn lacht aus Saphiren.
Man denkt an keinen Sturm, auch an den Regen nicht.
Der Blumen höchste Farb kann Aug' und Herzen rühren.
Schau! wie der Baum-Smaragd im Silber-Fluß absticht.
Ists Wunder, wenn ich jetzt durch mein Spazieren such
Den Lispelbach, den Wald, der Blumen Würz-Geruch?
Wer sonsten nichts versäumt, heißt Mauren seinen Kerker.
Die Stadt geht aus der Stadt. Das Dorf kriegt höhern Wert.
Die Bauer-Hütte gilt mehr als die hohen Erker,
Womit man die Paläst von vornen-aus beschwert.
Willst du das größre Gut und aller Lust dabei?
Schaff, daß dein reines Herz, ohn Sünden, heiter sei.
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Der Wirbel-Wind
Setze dich nicht widres Glück; Lieber weich dem Zorn zurück.
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Es stürmt der Wirbel-Wind, die Luft lernt Circul drehen.
Es braust der rauhe Nord mit beiden Backen drein.
Es liebt der Wetterhahn das Wenden für das Krähen;
Doch keine Glocke will im Turm verschwiegen sein.
Es zittert Wand und Bach. Dort stürzt sich ein Kamin.
Die Schindeln schnurren hie wie Majen-Käfer hin.
Der Reißaus wird gemein. Der Mantel Segeln fliegen.
Das Fürtuch und der Schurz fällt ob dem Kopf zusamm.
Wer klug ist, sucht ein Haus: Mit Winden nicht zu kriegen,
Aus Furcht, daß ihn der Sturm nicht jäh zum Sturz verdamm.
Ein Kluger weicht auch so des Glücks erzürnter Sprach.
Wer nicht gern fallen will, der geb den Zeiten nach.
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Der Nebel
Durch Betrug wird Ehr und Pracht, die doch nichts sind, groß
gemacht.
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Hier wird die feuchte Luft mit braunen Flor durchzogen,
Die weiß im Mittag auch so viel als Nichts vom Tag,
Der Wandrer wird dadurch zu viel Gefahr betrogen,
Da der sein eignes Feld zu finden, nicht vermag.
Dem gehen Berg' und Türm' und neuer Flüsse Lauf,
Durch optischen Betrug, in schärfsten Augen, auf.
Und einem andern fährt ein neuer Baum entgegen,
Der immer mehr und mehr erhöhet Stamm und Blatt.
Wenn sich dann auch dabei sohin die Winde regen,
So wallt die falsche Luft, als eine reife Saat.
Ein gleicher Nebel fällt auf jedes Menschen Mut,
Wenn er sucht was doch Nichts, Pracht, Ehre, Macht und Gut.
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Der Schatten
Jedem geht des Schattens Schmach Schwarz, und auf der Fersen,
nach.
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Der Schatten ist vom Licht ein Nichts, und doch viel nütze.
Wie? dient uns denn das Nichts auch etwas zu der Lehr?
Ja freilich! wenn wir matt von scharfer Sonnen-Hitze,
So gibt des Schattens Schild uns Schutz und Gegenwehr.
Kein Wandrer, Baur und Hirt, kein Fürst ist auch so groß,
Er sucht in dürrer Hitz des Schattens kühlen Schoß.
Der Schatten teilt die Zeit in gleich gemessne Stunden,
Zeigt uns im Sonnen-Weg den eingebrennten Grad.
Wer weiß, ob etwan nicht durch Schatten werd' erfunden,
Die Länge, die man sehr zur Schiffahrt nötig hat.
Und endlich lerne jetzt: Ohn Schatten ist kein Leib:
Kein Mensch, so fromm er ist, der ohne Fehler bleib.
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