Das Schloß
Gold macht, daß kein Schloß der List jezund mehr verschlossen
ist.
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Die Sorg des Altertums hat dick-umtürmte Schlösser
Sehr kostbar aufgebaut, und mancherlei genützt.
Sie schreckten ihre Feind, verwahrten sich da besser.
Auch wurd in solcher Burg manch-friedlichs Herz beschützt.
Mars hat ein solchs Gebäu zum Schutz des Lands erkiest:
Drum heißt das Schloß ein Schloß:weil man sich drein
verschliest.
Wahr ist es: Sie sind hoch, dem Himmel nahgesetzet;
Doch wagt das blasse Gold sich gar nachdrücklich dran.
Doch fällt die feste Burg, die Freiheit wird verletzet,
Wenn nur ein Maultier da den Eingang finden kann.
Weil nun das Gold so oft die Schlösser aufgerennt,
So wird kein solches Schloß vom schließen mehr genennt.
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Die Stadt
Wo man Leut ohn Liebe hat, da gibts keine sichre Stadt.
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Soviel berühmte Städt' als nah und fern zu finden,
Soviel sind teils von Furcht, teils Hochmut aufgebaut.
Von alten sag ich nichts. Man lässt jetzt Häuser gründen,
Die man im Umzug fast als Mittel-Stadt anschaut.
Auch hängt man Städt an Städt, verbauet Wald und Feld,
Und jedes Fürsten-Haus ist eine kleine Welt.
Wir ziehen hohe Wäll', und tiefgesenkte Gräben,
Um unsre Güter her: daß niemand rieche dran.
Vor diesem kunnten Sie im Stroh-Haus sicher leben,
Da Pflug und Hirten-Stab das ihre wohl getan.
Nun aber sperret uns kein Wall mehr sicher ein:
Weil jeder Mensch gedenkt des andern Wolf zu sein.
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Der Komet
Ihr Kinder schaut, und fürchtet euch: der Vater droht den
Ruten-Streich.
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Es blinket in der Nacht der dräuende Komete,
Er strecket seinen Schweif, das Ruten-forme Haar.
Drum lauft das Volk zusamm, der zitternde Prophete,
Und macht am Finger her die böse Deutung klar.
Ein andrer wahrsagt uns der Potentaten Tod,
Der Länder Untergang, Krieg, Pest und Hungersnot.
Nun glauben ihrer viel, Er hab nie fehl geschienen,
Und allzeit auf die Welt viel Unglücks ausgeleert.
Darf ich ein Gleichnuß-Spiel zu geben mich erkühnen?
So glüht in diesem Licht des Höchsten feurigs Schwert.
Ihr Sünder, gießet zu der Reue Tränen-Flut:
Kein anders Wasser taugt zu löschen diese Glut.
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Der Krieg
Wir sind, durch so harte Streich, dannoch nicht zum Guten weich.
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Der Trummeln Brummeln Ton; das Schallen der Trompeten,
Der Pauken Bidipump verscheuet Fried und Ruh.
Die Fürsten mögen sich jetzt selbst mit Helmen fretten;
Der träget Pfeil und Tartsch, und jener Schwerter zu.
Die Menschen selbsten sind sich hässig, dort und hie,
Die Wahlstadt ist die Welt, das Volk ein Opfer-Vieh.
Wer wollte nicht dabei die Eisen-Zeiten kennen?
Der Kopf steckt unter Stahl und Eisen, daß uns graust.
Die Schauben-Knaben sieht man schon mit Degen rennen,
Und Mann und Jüngling führt das Eisen in der Faust.
Wie kommts, daß Gott die Welt mit Eisen peitscht und presst?
Weil sich ihr Eisen-Sinn nicht anderst ziehen lässt.
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Der Hunger
Nach der Faßnacht Fleisch und Wein, bricht die Fasten-Marter
ein.
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Mein Gott, welch ein Gesicht! wie scheußlich sind die Larven!
Man sieht nichts menschlichs mehr an menschlicher Gestalt.
Die Augen sind versteckt, die sich sonst frech umwarfen.
Die Haut ist eingeschnurzt, der Mund verdorrt, und kalt.
Der Bauch, jetzt nicht mehr Bauch, verfolget Katz und Maus,
Der Leib sieht wie der Tod, und wie ein Bein-Haus aus.
Da rauft man sich aufs Blut, um faule Menschen-Äser,
Der sieget, welcher eh den morschen Toten frisst.
Die Teller sind voll Würm, das Eiter füllt die Gläser.
Kein Wolf ging da zu Gast, wo solche Mahlzeit ist.
Wo kommt das Übel her? Man hielt für Gott den Bauch:
Dem opfert nun sein Volk mit solchen Kuchen auch.
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Die Pest
Fliehet, weil sichs fliehen lässt. Aber mehr die Seelen-Pest.
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Hier wütet, Ach! die Pest. Die Luft, davon wir leben,
Schickt, mit erstocktem Gift, der Lungen ihren Tod.
Die Adern müssen sich der Fieber-Hitz ergeben,
Die aufgetriebne Haut ist, wie Karfunkel rot,
Der Freund flieht vor dem Freund, der Vater vor dem Sohn,
Die frömmste Mutter lauft dem liebsten Kind davon.
Warum? Die Menschen sind einander zum Verderben.
Der Finger, der dich rührt, bläst dir das Lichtlein aus.
Der Hauch, das kleinste Wort des Freundes, heißt dich sterben.
Der Todr dringt außen ein, und wohnt doch schon im Haus.
Du fliehest; fliehe mehr den, der verführen kann:
Der steckt dein ehrlichs Lob, und deine Sitten, an.
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Das Ungeziefer
Der verderbet Baum und Frucht, wer nichts guts zu schaffen
sucht.
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Die Raupe raubt im Kraut, der Holz-Wurm kieft an Bäumen,
Dort dringet eine Wolk von Broche-Käfern ein.
Die Blüh erstirbt. Man sieht nichts knospen oder keumen,
Der Herbst wird ohne Birn, und sonder Äpfel sein.
Der Hauswirt seufzet erst, drauf kommt er mit dem Kneif,
Und macht so Zweig als Wurm bald zum Verderben reif.
Er schneidet an dem Ast, der mit dem Ei umsponnen,
Er wirft ihn in den Weg, daß er zertreten werd;
Wo ihm die Flamme nicht das Gift schon abgewonnen,
Das vor die Früchte fraß und jetzt die Luft beschwert.
Tragt, Menschen, gute Frücht, sonst nimmt euch der die Frucht,
Der euch, als Würmer selbst, im Wurm zu strafen sucht.
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Die Überschwemmung
So wird, durch die Wut der Flut, ausgelöscht der Venus Glut.
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Wie? hat der Ganymed den weiten Krug zerbrochen,
Und riß der Ozean ein Vorgebürg entzwei?
Die Auen haben sich tief unters Meer verkrochen,
Und ihnen treten nun schon Berg' und Bäume bei.
Hier trinkt der arme Hirt nächst seiner Herd den Tod,
Dort forscht man nach dem Haus mit einem langen Lot.
Hier schwimmt ein Dach von Stroh, dort hohe Tempel-Zinnen.
Hier reißt der Wellen-Wall so Wall als Mauren ein.
Die Städte sind zur See, und niemand lebt darinnen.
Die Flut will einig Herr der Elemente sein.
So gehts! Wenn Venus setzt die freche Glut ins Blut,
So denke nur: Es lösch die Sünd-Flut solche Glut.
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Die Feuersbrunst
Daß die Welt sei Asch' und Dunst, leuchtet aus der Feuersbrunst.
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Die vor-versteckte Flamm herrscht jetzt in freien Lüften.
Die Fluten legen ihr wohl keinen Zaum mehr an.
Die Hitze treibt das Heer der Wind' aus engen Klüften,
Das bläht sich, da es sich nicht ferner dehnen kann.
Auch nimmt der Jammer zu, weil Aeol unvergnügt,
Durch die erstaunte Stadt, mit schnellen Fackeln fliegt.
Nun fliehet jedermann. Vulcan bewohnt die Häuser,
Und frisst ein etwan nicht gar wohl erworbnes Gut.
Wer vor, im Pracht-Palast gekleidet war, als Kaiser,
Deckt bettelhaft, im Feld, mit Lumpen Haut und Blut.
So steckt Gott Lichter auf, und jeder sieht dabei,
Daß Kleid, Palast, und Pracht nichts, als nur Asche, sei.
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Das Erdbeben
Die Erd, so schwer sie an Gewicht, erträgt doch keinen
Bösewicht.
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Die Quellen quellen trüb, die Maus flieht ihre Höhlen,
Der Wolkenstaub bedeckt der Sonnen heitern Mund.
Der Schwindel wirbelt uns im obern Schloß der Seelen,
Die Glocke brummt im Turm, es zittert Dach und Grund.
Wer so viel Kraft behält, entlauft, ins Feld, der Not,
Indessen fällt die Stadt und schlägt sich selbsten tot.
Jedoch geschieht es oft, daß, der schnell fliehen wollte,
In einen Erden-Spalt, wie dorten Dathan sinkt,
Daß einer lebendig tief in das Untere rollte,
Der drauf im Schwefel-See den trüben Lethe trinkt.
Drum lerne, wie so schwer die Sünd' auf Erden liegt,
Als die, durch jene nur, so große Risse kriegt.
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Der Welt-Hantierung
Elend ist, wer sich bemüht, wenn sein Lohn nicht oben blüht.
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Laß dir verjüngert hier, nach kleinem Maßstab weisen,
Wie alle Welt erpicht nur aufs Gewinnen sei.
Der baut ein Haus, die Gäst, um Geld, darin zu speisen,
Der legt sich Güter zu, durch schlaue Krämerei,
Der bauet Korn und Wein, ein andrer schmelzet Schmeer,
Und jener leiht der Last, um Geld, den Buckel her.
Zwar mancher möchte den allein für glücklich halten,
Der mit dem Sechs-Gespann nach großen Höfen fährt;
Allein des Höflings Kleid hat tausend Sorgen-Falten,
Und eh man sichs versieht so ist die Ehr verkehrt.
Kein Mensch müht sich umsonst. Doch der ist elend dran,
Wer nicht so Dienst als Lohn zum Himmel richten kann.
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