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Quelle:

A Sträußla vom Barg
Deutsch Karl
Gedichte
in der Oberinntaler (Imster) Mundart

Imst 1890
Verlag von C.Lampe

Insra Büschl

Bind Alparoasa und Enzio(n)
Mit Edlweiß und Speik —
Braunella drum und Tax no'
Döm Büschl kimmt kuar gleich!

 

Anmerkung:
Laut dem Verfasser liegt allen erzählenden Gedichten eine wahre Begebenheit zu Grunde!


Ein Wörterbuch
 

Gedichte 1
 

Am Hoh(n)pfalz
D' Fey hat's to
Af der Alb geat's um
Der batschete Bua
Z'spat
Nu' nicht gschenkt!
Amea
An alter Barometer
A so a Falschheit
Der Petrus is zeitig
Af der Heach
's Musigtalent
Der Uasiegl
Der Jörg im Zoara
D' Marie
Der Tuifl kimmt
In Döht sei Fröd

 

Am Hoh(n)pfalz

Wie 's Fuirla brinnt — dös is a Fröd!
Bald roat, bald geal — da schau!
Wenn uar an Könntl zuacha löht,
Da flaggert's earst recht au'.

Uar nimmt an Spo(n) — es tats o d'Gluat —
Und zündet 's Pfeifla o'.
Wie guat daß da a Schnapsla tuat —
Da redt ma' it dervo'.

Alls hockt sig gleim zun Fuirla hi',
Döt ist's so hualig — warm,
Da geits kua "Ös", da geits kua "Sie",
Der Reichst ist wie der Arm.

A Jager recht verschmitzt und schlauch,
Dear hat da 's greaßta Woart,
Er ratscht und lüagt — es is so Brauch
Zu döm ist da der Oart.

Er macht in Hoh(n) und d'Henna nach.
"Kam daß es graut und tagt"
Söt er, "ist 's Wild ringsum schua wach —
Döt Buaba — au' zur Jagd!"

Da rauscht's durch d'Bäm "hearst iatz in Hoh(n),
Und d'Henna drau' — da los!
Wie d'Flügl schlaga — iatz geat's o',
Da wie er pfalzt — druck los!"

Da schleicht uar o' — ganz hualig — stad,
Daß er it aumar weard,
Da wie der Hoh(n) im Pfalza grad,
Da hat ma's schnölla g'heart.

Am Schuß drau' graschlt's in den Äst' —
Dös macht in Hoh(n) sei' Fall.
"Dear Stoaß — dear Hoh(n) — so fett und feist!"
A Jutzer schallt in's Tal!

D' Fey hat's to

Da harpft uar anwärts über d'Wänd —
Ma siecht, daß dear kuan Schwindl kennt.
Er krahlt sig ei' mit Händ und Füaß —
Kirchturahoach fallt 's Gschröf und Gries,
Dös er bein Steiga locker g'macht.
Derweil steat döt — es ist a Pracht —
A stolzer Gamsbock af der Schneid,
Wie's schian'ra gwieß in Land kuan geit.

Da ziacha Wolka — finster schwar
Am Firmament — er nimmt's it wahr,
Denn af dön Bock geit er nu' acht!
Jatz schlöht er o! — Es schnellt und kracht —
Der Schuß! — a Blitz — a Dunder drau',
A Schroa: "O inser liebe Frau!"
Da wirft's in Jager überaus!
Wie's dön derschlöht, fall ist a Graus;
Toat leit er dunta in der Klamm.
Und af der Heach stia d'Gamsla z'samm,
All in an Rudl rings um d'Fey
Un danka, daß sie grettet sei'.

Af der Alb geat's um

"Hast g'heart dervo' —
Af insrer Alb, da geistert's fest.
Wie's nacht ha to',
Grad wenn's der Tuifl salt war gwest.

Dös ist decht z'dumm —
Warum's da geistert wer dös wißt!"
""Ja woaßt warum?
Weil da hald no' a Sennrin ist!

Bei dear, woaßt woll, da geistert's hald —
Weil ihr der Beihiart gar so gfallt!""

Der batschete Bua

Er draht an sein Schnauzl,
Luant zuacha an d'Tür,
Er hatt's so guat ausdenkt
Und bringt iatz nicht für.

Er beißt in sein Bißl,
Wie an Oachkazl drei'(n);
Mei dös is a Kreuz —
Es fallt'hn nicht ei'(n).

Er hustet und quiert —
Jatz kimmt's aber decht:
"Galt heunt ist es schia?" —
""Ja 's Wetter war recht!""

O du batscherter Bua! —
So denkt sig d'Maria —
Woaß woll — daß D' mi liebst,
Warum söst es denn nia?!

Z'spat

Es brennt kua Licht mia — in kuam Haus im Dorf,
Da kimmt a Führer woll stockmüader huam.
Schua seit acht Tag ist er in Fels und Eis,
Da fröbt er sig iatz huam zu Weib und Kind.
Er stellt sig d'Fröd für, dia sei Weibla hat,
Wenn er für d'Noat a Geld in Hausstand bringt.

Da ist er iatz; durch d'Schupfa steigt er ei'(n),
Wirft Pickl, Soal und Schnerfer a'(b) — da los!
Vor Stuba heart er onzga hes; — daß Gott!
Da geits kuan Zweifl mia — in Weibla fahlt's!
Kam hat er's gheart — steat er schua döt bein Bett.
Grad wirft der Mo'(nd) sei Schei' durch's Fenster hea —
Af's toatabloacha Gsicht. — "O Gott — Maria!
Was ist — wo fahlt's? — Was söll i tia — o red!"

Da macht sie d'Oga (n)'an und schaugt 'hn o'(n).
Nu kurz hat's daurt, daß sie so voller Lieb —
's löst'mal anond in's Harz no' g'schaugt — bald drau' —
Leit sie wie gstarbner da — und geit kuan acht.
Da leidet's iatz kua B'sinna mia — frisch au'!
Es ist a weiter Weg zun Doktor hi' —
Er globt woll salt — daß da kua Hilf mia sei —
Drum looft er z'earst no' glei' zun Krat' und bitt',
Daß er derweil mecht hi' zun Weibla gia.

A Stund drau' steigt na'r über's Joch — so gflingg
Wie gwieß no' kuar ist über d'Heach — und decht —
Bis er af Imst kimmt, hebt's schua z'taga(n) o(n).
A wüaster Tag — es regnet, sturmt und tuat —
Bald war's so daußt — wie in dem Mo'(nn) sein Gmüat,
Drum merkt er's kam, wie wild und schiach's ist.

A kluaner Trost, sall ist's bald decht für ihn,
Wie er in Doktor bei sig hat. — Kannt sei' —
So denkt er sig — kannt sei' — wenn Gott no' will.

Döt af der Heach, bein "kühla Brunna" hoaßt's,
Da wo ma' 's earstmal hi' af "Boda" siecht,
Da heart ma's döt von Tura hea. — "O Gott!"
Schreit iatzt dear Heiter au' — "Herr Dokter — z'spat!
's Starbglöggla ist's — dös läutet gwieß für sie!"

In Huat reißt er vom Kopf — sinkt hi' af d'Knie —
Er faltet d'Händ und schaugt zun Himml au' —
Und über d'furchig sunnverbrannta Wang'
Da rinna d'Zacher hea — grad für und für.

Earst wie er bötet hat — kimmt's ihm in Sinn,
Er hat ja 's Kind no' — dös er liebt derhuam.
Jatz springt er au' — looft 's Joch durcha(b), nu' gschwind,
Sei' ganza Lieb — g'heart iatz in Kind allua.

Wie er in d'Stuba kimmt — da schaug wie lieb,
D' toat Muatter um an Hals — hebt's arme Kind —
Und rüaft: "O Muatter gea bleib da — bleib da!"
Glei zu dia zwoa — wirft sig der Vater hi' —
's ist z'spat — 's z'spat! — Mei' wenn dös d'Muatter sach,
Wie hart's (ih)ne fallt — weil sie iatzt nimma ist.

Nu' nicht gschenkt!

"Na" — söt der Sepp — "dia Medizi
Dia nimm ig it — und wur' ig hi'!"
""Hi'! — ja woll — da loos nu grad!
War woll um dia vier Sexer schad.""
"Jatz laß mig aus — i nimm sie nit —
Dia nutzt an Dreck — aweck dermit!"

Dös is für's Weibla iatz a Kreuz —
Denn dia — woaßt — jö — dia hat an Geiz.
Es war woll gleich — hatt' sie nicht zahlt —
Aber so woaßt woll, da ruit's na'm hald.

Drum reißt sie d'Medizi' vom Tisch —
Und sauft sie salt — nu' acha frisch!
An tolle Rottler geit's 'hra no' —
Enx — öbbas hat sie decht dervo'!

Amea

In Meßmer, woaßt, den alte Schwanz
Fragt 's Nachbars Bua, der fuxet Hanns —
Wie's denn mit Leib und Lebs steat.
"O mei", sögt dear, "woaßt woll wie's geat, —
Muaßt z'frieda sei' — es muaß sig macha,
Es ist a Kreuz — dös sei' so Sacha,
Es ist ja überall nicht mia.
Schaug hi' wo d'willst — es ist nicht mia.
Amea — da woll, voar alter Zeit,
Wenn uar so von de' bess're Leut
Ist eigrabt woara — jö dös Fest!
Dös sei' hald d' alta Zeita gwest.
Mei' Freund — dös war a Lustbarkeit
A reicher Toatfall in dear Zeit!"

An alter Barometer

"Ha Lois — was haltst denn Du vom Wetter heund?"
Ja mei' — kannt sei' — vielleicht, daß d'Sunna scheint;
Es kann o regna — wer dös wißt,
Es kannt o bleiba grad wie's ist.
Nach insern Barometer hald —
Da wur' 's it schlecht — nu' ist er z'alt.
Vo' döm kannst nicht verlanga mia,
Er bleibt hald fleißig doba stia.
Woaßt, wenn er wieder acha gang,
Da war 'hn voar'n Steiga bang;
Denk nu', wie dös bei ins'ruam war —
Wenn d' alt bist — da geats au(f)warts schwar.

A so a Falschheit

"Galt wie's heunt regn't — aber ha!
It meschlig tuats — wie's schüttet, na!
Und, daß es auheart öbba gschwind —
Zun falla geat der falscha Wind."
Söt ua'r beim Fuir und schaugt in d'Gluat,
""Daß Gott, daß Gott! wie dös heunt tuat.""
So jammert 's Madla döt bei'r Tür.
Decht muant s': ""Dear Rega ist bald für,
Mei' schaug am Wind, da kannst it gia,
Oft muanst — a heunt weard's aber schia!
Dreck — regna tuats und öbba wie.""

Da schreit uar au', grad af amal:
"Sie liebes Kind — nu' hör'n Sie mal —
Daß 's Wetter gut wird — glauben Sie?"
Sie blinzt glei' falsch zun Seppl hi:
""Ja gwieß weard's guat — da wett i drau'.""
Af dös dear Hear — Du dear ist au'!
Es dunkt ihm salt — es laßt schua nach.
Er b'sinnt sig it, packt z'samm sei' Sach,
"Nun besten Dnk mein liebes Kind!"
Söt er und gflingg als wie der Wind —
""Bei'r Toaja ist er draußt — ha — ha!
Lach mit, hearst Sepp!"" — "A gea — na — na,
Kua viertel Stund weard's heunt it hall,
Woaßt sall ist gwieß — af alla Fall.
Dön Heiter woachts heunt fürchtlig ei'."
""Sall ist mir gleich — warum globt er's glei'.
Jatz hommer 'hn los und sei' allua',
Gea hea!"" söt sie und bußt in Bua.

Derweil steigt uar bargab waschnaß,
Dear hat zwoa Stund leicht bis af d'Straß.
Dös hat dear Hascher halt it gwißt —
Daß d'Sennrin falsch wie d'Stadtfrau ist!

Der Petrus is zeitig

Jatz weard uam decht schier langsam bang,
Jatz regnet's schua sechs Wocha lang —
Fast zweifl' i salt, daß 's besser weard.
Woaßt döt, wo's nimma au' hab g'heart —
Döt söt ma', döt hab's grad so to',
Und wenn der Petrus war a Mo'
So wie er sei' sött in sei'r Stell —
Müaßt er verstia, daß dös nicht söll.
Dear war hald o schua zeitig bald —
Für d'Pensio', — er ist iatz z'alt.

Af der Heach

Döt hoach in de' Schröfa, döt zwischa de' Wänd,
Da geit's grüana Platzla — an Halt für die Händ,
Ma' findet o Zacka, als Stand für'n Fuaß.
Da steigt ma' und harpft ma' und schickt no' an Gruaß,
Zum Madla ins Tal z'rugg — ma' jodelt und singt,
Weil's so wie da doba — ja siest niana klingt.
Ha — da geht uam 's Herz au' — mei' da ist's so schia!
Schaug hi', wo Du magst nu' — was willst denn no' mia!
Da zoagt Dir der Herrgott — alls was er nu hab:
"Hoach über uam doba — der Himmel so blaw;
Es ist alls so rüabig — so still und so stad —
Nu döt springa d'Gamsla — freiweck über'n Grat;
Und hoach in der Luft schaug — da flattert a Gei'r,
Tief unter uam dunta — siechst um anan Weih'r —
's lieb Viech vo' der Alp hea; — ma' heart ja gar 's Gschall,
Dös vom seine Glöggla — weitum klingt so hall!
Und no' weiter dunta — leit's Dörfla so nett,
Drum Walder und Falder — voll Saft, grüan und fett;
Da doba af der Heach — da siecht ma' halt d'Walt,
Ha — sag, wo's Dir besser — als da doba gfallt!
Es geit ja kuan Fleck, der schianer im Reich —
Als dear da hoach doba — bein "Edlweiß und Speik."

's Musigtalent

In jeder Gmua in ganza G'richt
Ist gwieß a Musig schua beinand.
Der Pfarrer fragt "woran's da bricht,
Daß grad bei uns das vorderhand
Unmöglich z'stammenz'stellen sei."
Der Voarsteaer krazt sig hinter'm Oahr,
Draht's Hüatla und hebt o: ""Mei — mei —
Was i — o sag — 's hint wie voar'.
Es hat halt kuanar a Talent,
Und o kua G'hear — da ist bald aus,
Wenn uar nu' knapp grad d'Nota kennt' ""
"Ja — ja, da bleibts nur gscheider z'Haus."

Bein nächste Umgang — jö da los!
Da spielt a Musig — 's ist a Fröd!
"Was ist denn iatz af uamal los?"
Frag i dön, dear d'groaß Trumma schlöht.
Woaßt was dear söt?!
""Es geit hald all'mal a Marrend,
Drum haba(n) iatz so viel Talent.""

Der Uasiegl

Am Berg lebt a fleißiger,
Kreuzbraver Mo',
Dear fastet und bötet nu' —
Redt niemand o'.

Nu' 's Madl von Brunnabaur
Geat fleißig hi'.
Sie trag ihm nu' 's Essa zua —
— So söt halt sie.

Was Wahr's dro' ist woaß ma' nit,
's ist o grad gleich.
Nu' wehrt sig der Pfarrer fest —
Voar sölla Bräuch.

Und nach a paar Monat — los —
Was ma' da heart —
Das iatz aus dem Uasiegl a —
Zwoasiegl weard!

Der Jörg im Zoara

Fuchsteufelswilder kimmt der Jörg —
Bein "Adler" über d'Stiega grennt.
Wenn dear in Wiart derwischt — half Gott —
Da geit's heunt Schnall — daß Gott erkennt!

Mit no' zwoa hockt der Wiart bein Tisch —
Grad zun an "Bieter" geit er aus,
Da wie der Jörg durch d'Tür ei'kimmt.
"Ö Jörg! tuast mit? — Ruck eicha Klaus!"

Kua Weartla weard siest weiter gredt.
Alls weard der Wiart — d'ganz Zech fei' stad.
""Denn mecht i kenna"" — söt der Jörg —
""Dear mir am Wiart no' schimpfa tat.""

D' Marie

(Junger)

All Sunntig ist Tanz
Jahr aus und Jahr ei',
Da ist all'mal gwieß —
D' Marie o derbei.

(20 Jahre später)

Bein Wiart dunt geats zua —
Los wie sie da singa!
Dös is decht a Schand,
So tanza und springa,
Und gar im Advent,
Wo D' nu' söllst verlanga
Nach'n heiliga Leib!
Dös war früahr it ganga,
Bua sall sag Dir i —
Sag i sag's — d'Marie!

Der Tuifl kimmt

"All's ist derloga von dear G'schicht,"
So läugnet fest — der Hans am G'richt.
Da sagt der Richter: ""Woaßt was D'tuast?
Daß 's gwieß so ist — grad schwör'n muaßt.""

I schwöra! mei', so oft ma' will.
""Dönn Jörg hebst's Maul und bist fei' still,
Und nimmst sie wieder z'rugg Dei' Kuah
Und gibst mit dön Prozeß a Ruah!

Der Tuifl holt Dig Hans wenn D' schwörst!
Fei' lustig weard's, wenn D' mit'hn fährst!""
Der Richter zündet d'Liechter o(n)
Und söt zun Schreiber neben o(n):
"Mach's Fenster auf und dös nur gschwind!"
""Was bei der Kälta und dön Wind!""

"Ja" — söt der Richter — " 's ist nur woaßt,
Daß, wenn der Tuifl einer roast —
Do' 's Fenster ganz tat bleiben —
War schad um d' neuen Scheiben.

Af dös sinkt glei' in Hans der Muat,
""I zahl"" — söt er und nimmt sein Huat.

In Döht sei Fröd

Ear ist it recht gscheid,
Bei Ihr da fahlt's weit,
Und 's Madl o mei' —
's söll o it viel sei';
Der Bua dear hoaßt Hans,
Höllsaggra dear kanns!
Döm ist kuaner Hear.
So raffa, wie dear,
So gschickli' bein Tanz,
So grob — wie der Hans
Sall geits schua gar kuan,
Da ist er alluan.
Bein Schnaps und bein Wei,
Da weard wohl kuar sei',
Dear's'n Hans acha tat
Da seid mir nu' stad.
Dear Bua ist mei Fröd
Und i bin sei' Döht!