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Ein Wörterbuch
 

Gedichte 3
 

A schwarer Stand
's Brautexama
's Zugpflaster
Der Goaser
Nu' kua Grobheit it
Dö macht a Glück
D'Heara wissa o it alls
Der Ärgst'
Ob's Hexa geit?!
Hoachgstellt
A schlechter Schutzengl
Von der Schreiberei
A so an Einfall
Am Spinnradla
Der Winkl-Advokat

A schwarer Stand

In uana Fleck sött d'Sunna scheina,
In andera sött's regna.
Es wünscht a Madla gwieß in Seine
Am Abat zu begegna —
Und d'Muater mei' die bötet fest,
Daß 's Madla von kuan Bua nicht wößt.

Im ganza Jahr sött's Vollmo(nd) geba,
So mecht es d'Magistratler;
Nu' geits hald Ogablick im Leba —
Döt gunnt ma' 's Liecht de' Stadtler.
Schaug B'soffna und verliebta Leut
Sei' froah, wenn's nu' kua Liecht it geit.

Und wenn bei d'Ehleut Kinder kömma,
Woaßt it, was dös söll weara,
Geit's gar an Bua, hebt "Sie" o flenna,
Und "Ear" will siest nicht heara.
A Madla?! Na — er will an Knecht,
Und 's Weib — nu' grad a Diarna mecht.

An iader schafft und redt no' drei(n),
Na so ist it guat Herrgott sei'.

's Brautexama

A Wegmacher woaßt,
Dear heirada mecht,
Dear hat all's beinand
Nu' ua's geat it recht.

Wear heirada will,
Zun Pfarrer muaß hi',
Döt klärts es sig au' —
Was "Ear" kann und "Sie".

Dös ist dö schwar Sach —
Da fahlt's himmelweit!
Mei' wear dös all's wüßt' —
Vo' d'heiliga Leut!

D'earst Frag, dia der Krat
In Wegmacher geit:
"Wiev'l Gott sei', sagst mir,
Dann laß' Dig in Keit!"

Dös war decht so leicht —
Es woaß es jed's Kind!
""Mei' "" söt iatz der Jörg
""Wiev'l sei' nu' grad gschwind?!""

"Wenn D' dös schua it woaßt —
So jag' Di' dervo',
In Ehstand ist's Earst
A Religio'!"

""O mei' Gottt — Herr Krat!
Ja wisset's Ös glei' —
Wiev'l Alass' von "Feara"
Bis "Nassereith" sei?!""

Dös woaß der Krat it,
Er denkt o it nach.
""So woaß"" — muant der Jörg
""An iader sei' Sach.
— Ös wißt wiev'l Gott sei' —
Und i woaß das Mei'.""

's Zugpflaster

Na so an Streit, wie dös gwöst ist —
Dön woaß ma' nie Gott Lob;
Mit'n Apotheker kimmst it z'Grist —
Er ist grad söv'l grob.

Da hat von ihm der Muchra Alt
A ziachats Pflaster gwöllt,
z'löst hat er gmuant, daß dear nicht zahlt,
D'rum hat er sig halt gstöllt.

Kam daß er heart von Pflaster nu'
"Ja willst ua's hinter d'Oahra?!"
So brüllt 'hn dear glei' o' — "ha Du!"
Dös bringt in Alt' in Zoara.

""Nu — söt der Baur — wenns grafft muaß sei',
So se — da hader ua's""
Vo' dön a Flumsa — war it fei' —
Dö spürt ma — jö — i mua(n)s!

Der Apotheker haut glei' z'rugg —
So raffa sie d'längst' Zeit,
Denn vo' dia zwoa laßt kuaner lugg,
Sie schlaga wie it gscheidt.

Earst dunt am Gricht, da klärt sig's au'
Wie si' dö Sach verhallt.
Nu' hinter's Oahr a Pflaster — schau —
Hat dear ihm grata halt.

Jatz schaug nu' grad, wie's oft kann gia,
Wenn d'Leut anander falsch verstia! —

Der Goaser


Wenn d'Sunna o'schlöt af der Heach
Bist Du schua daußt in Wald,
Springst au(f) und a(b) als wie a Reach
Singst — jod'lst — wie's Dir gfallt —
Und blast derzua Dei' "tu — tutu!"
Schrecktst 's Wild au' um und um.
So schia hat's kuaner als wie Du;
I bin Dir neidig drum —
Weil's söv'l schia im Barg daußt ist.
Sei froah daß Du no' Goaser bist!

Da wo durch's Moos hi(n) 's Bachla rinnt,
Hast Du Dei' liebsta Rast —
Und hi(n) durch d'Bäm rauscht leichter Wind,
Derweil Du Wasser faß'st.
Es singa d'Vögl in den Äst' —
Daß 's Herz im Leib uam lacht;
Es geit kua Stadt, es geit kua Fest,
Wo D' söv'l siechst vo' Pracht —
Wie da im Wald versteckter ist.
Sei froah, daß Du no' Goaser bist!


Der Nöhna söts und reart derzua —
Wie schia ist's gwöst — als Goaser-Bua!


Nu' kua Grobheit it

Siechst mit dön Mensch kannst nimma gia,
Hearst nicht als "Ochs" und söllas mia —
's ist nimma nett, wie grob dear ist;
Kimmst mit dön Kalb schier nimma z'Grist —
Z'löst muant dear no' — wie uam dös gfallt.
Dear Stier — ist 's greaßta Rindviech salt.
It um's Verröcka kann i's heara,
Wie uar so tuiflisch grob kann weara.

Dö macht a Glück

"Hast gheart, was d'Nanna für uar nimmt?!
Uar dear dahea zun Kroasgricht kimmt.
Dear woaßt, der z'Silz amea ist gwest."
""Aber decht it gar der Richter z'löst?!""
"Der Richter — na was fallt Dir ei'?!
Dös muaß schua viel a heach'rer sei'!
Weil dös kua gwöhnliger Nama ist,
I glob er hoaßt gar — Diurnist."

D'Heara wissa o it alls

Am Rofa dunta af dön Mäurla,
Hockt 's Hansele vom Malcher Bäurla
Uns spielt mit no' an sölla Bua —
Da geat a Fremder af sie zua.
"Du Kleiner", söt dear Hear, "so sag,
Wie weit's denn noch zur Bahn sein mag!"
Der ua' Bua reißt glei' d'Oda au,
Er bsinnt sig z'earst — söt nacha drau':
""Woaßt, über'n "Vilsack" ist es weit,
Aber über d'Strass' brauchst o Dei' Zeit,,
Nu' übern "Schmidtaboda" halt
Am nachsta muan i war's döt bald.""

"Ja", muant der Hear, "wenn ich nur wüßt',
Wo dieser Schmidtenboden ist!"
Jatz lacha d'Buaba wie it gscheid.
""Dön wissa süst decht alla Leut,
Mei' lieber Herr Du woaßt it viel!
Jatz gea nu' Lois — iatz sei' mer still —
Woaß dear in Schmidtaboda nit!
Er schamt sig it — earst o no' it!""

Der Ärgst'

"Was muanst denn Lois — wem wähl' mer heunt?!"
""Was i verstea — so was mir scheint —
Zum earsta Ausschuß paßte der Klaus.
In dem was Kopfsach ist füraus,
Da geit's gar kuan — dear besser war;
Und mit'n Maul — jö döt schua gar!
Er redt so wie er's dinna hat.
Und kimmt was will, er nimmt kua Blatt
Sig it für's Maul — hat's o it Noat,
Daß er nu weicht an Finger broat.""

"Aber döt hat er sig o it grührt,
Woaß nicht, daß er hat protestiert,
Bein nuia Gsatz vo'r Brantwei'stuir."
""Da hast ganz recht, der Schnaps ist z'tuir.
Hatt' nu' der Klaus it gschlafa köt —
Grad in dear Sitzung hatt' er gredt,
Dear hatt' ihne 's schua eicha gsöt.""
"Bei'r Handling gega' d'Eisaboh(n)
Döt hat er o it 's Maul au ton!"
""Döt hab er fest gschlafa köt —
Süst in dear Sitzung hatt' er gredt
Und hatt's ihna toll eicha gsöt!""

Ob's Hexa geit?!

Bein Stearawiart da kartet heunt
Der Binzger Lois mit no' zwoa Freund,
Und spater weard politisiert
Und süst so gscheid Reda gführt.
Da kimmt am nuia Lehrer d'Sprach,
Der sei ganz luthrisch — söt ma' 'hm nach.
"Jö", muant der Lois, "wie i schua sag,
A sölla Lehrer ist a Plag!
Nacht kimmt mei' Bua huam, mit era Fröd —
Derzählt — es hab der Lehrer gsöt:
Kuana Geister — kuana Hexa geits!
Dear laugnet z'löst in Tuifl b'reits —
Wenn dear schua d'Hexa laugna will.
Ist dös a Lehrer?! Seid mir still!"
""A Lehrer sött it ledig sei'.
Hatt dear mei' Weib — er globets glei',
Wenn er statt mir iatz huam gia müßt,
Und mit'n Besa wur' begrüßt —
Da gab's kuan Zweifl mia derbei,
Daß af der Welt no' Hexa sei'.""
So söt der Hans, dear woaß es gwieß,
Denn d'ärgst Hex ist decht gwieß sei' Lies.

Hoachgstellt

"Schaug", söt der Bräu, "wie dear sig draht —
Wie dear sig spreizt — wie dear sig blaht!
Wart wer dear ist, muaß i glei' fraga;
Gwieß kannt mir's döt dös Mannla saga.
Gea Alter, sag mir wer dös ist —
Weil i dös gar so geara wüßt',
Auf was dear stolz ist und so waach!"
Vom Mannla d'Antwort kimmt wohl zach.
Es knappet zearst: "Mei lieber Bua,
Daß dear sig spreizt — sall glob ig schua,
Sein Bruaders Bua — sein Gschwisterkind —
Hat von an Graf a ledig's Kind!""

A schlechter Schutzengl

Der Tonl ist a armer Heiter,
Der kam beim "Glauba" weiter kimmt,
Und weil er alls für Ernst nimmt,
Muant jeder der a bißla gscheider:
"In Tonl mei' dön muaß ma tratza."
's tia's d'jüngste Buaba grad so Fratza.

Der Hansl woaßt — der ganz der schlaucha,
Söt nacht zun Tonl, daß er wiss',
Sei' Schutzengl sei viel z'alt und gwieß
Sei der nicht nutz und it zun braucha.
Er söll ja gar schua d'Fedra lassa,
Ma' findet s' üb'rall af de' Strassa.

Der arme Hascher hebt o' reara,
Loft glei' zun K'rat hi' — bittet schia,
Er söll für ihn an Eingab tia,
An jüng'ra Engl hatt' er geara;
Am seine sei halt kua Verlassa —
Denn dear tuat iatz schua d'Fedra lassa.

Der K'rat, der muaß zearst decht no' lacha,
Aber drau' söt er: "Dös ist it wahr —
Und Fedra lassa — dös schua gar
Ist dummes Gschwätz, verlogna Sacha."
""Dö sei' vom Engl söt der Hans!""
Er zoagt'hn a Fedra von 'ra Gans.

Die Häus'rin lacht: ""Mach Dir nicht draus,
Vielleicht ist dear grad in der Maus!""

Von der Schreiberei

Der Jörg söll dunt am Gricht
A Stückla unterschreiba.
Du, dear macht iatz a Gsicht! —
Woaß it, was er söll treiba.

Kuan Spiegl hab er it,
Dön leicht ihm glei' der Richter.
Und d'Fedra paßt ihm it —
Er brauchtet's o viel lichter.

Ma' richtet ihm all's hea —
Und decht will er it schreiba!
"In Spiegl putz amea,
Ma siecht it durch — durch d'Scheiba!"

All's gschiecht. — Er hebt hald decht it a(n) —
Nu' weil er halt it schreiba kann.

A so an Einfall

Zwoa Buaba spiela döt im Dreck,
Da biegt der K'rat iatz hea um's Eck
Und geat pfeilgrad af dia zwoa los.
"Nu ihr schaut schön aus — ganz famos!"

Vo' beada Buaba schaugt kuar au'.
""Dersall Dreck kimmt am Thura drau'!""
So söt der ua', dear kommandiert,
Zum and'ra, dear in Malta rührt.
Süst weard nicht gredt, nu' baut fei' stad.
In Moaster fragt iatz decht der K'rat —
Was er da baut — was er da treibt?
""A Kirchla! und wenn Dreck gnuag bleibt —
Döt mach mer no' an K'rat derzua!""
So söt voll Ernst drau' der Bua.

Am Spinnradla

Schaug wie döt 's Fuirla brinnt —
Hall im Kami'!
's Madl davoar spinnt und sinnt —
Wo denkt si hi'?!
Hald nu' af d'kömmat Zeit,
Dia dunkt sie gar so weit,
Wo sie an lieba Mo'
Beim Fuirla harzt a so.
Spinnradl drah di' um — drah di' um —
Spinnradl drah di' um und um!
War d'ledig Zeit bald um —
Spinnradl drah di' um!

Schaug wie döt 's Fuirla brinnt —
Hall im Kami'!
's Nahle davoar spinnt und sinnt —
Wo denkt si hi'?!
Mei' af d' vergangna Zeit,
Dia dunkt sie gar so weit;
Wo s' no' beim Fuirla dönt
Hat ihr Liebst's harza könnt.
Spinnradl drah di' um — drah di' um —
Spinnradl drah di' um und um!
D' schia Zeit ist lang schua um —
Spinnradl drah di' um!

Der Winkl-Advokat

Zun Wastl kimmt der Michl g'rennt,
Weil dear halt d'Paragraph all' kennt.
"I müaß es schreiba, daß i laß
Grad durch mei' Fald durch baua d'Straß.
Und woaßt woll Wast — dös tua ig it;
Jatz gea nu' hilf mir — gea glei' mit!"

""Wie i Dir sag, so ist es o,
Am Gricht dunt kimmst it leicht dervo' —
Wo D' a Schriftstuck unterschreibst,
Oder gar no' dunta hänga bleibst.
Drum hatt' i mit dö Tuifl all'
Am liebsta halt nicht z'tia amal.
Nu' Dir z'Liab gea ig heunt no' mit,
Es weard schua gia — da zweifl' ig it!"

Wie die zwoa kömma dunt am Gricht,
Da lacht in Richter glei' 's ganz Gsicht.
"Herr Richter!" — ruckt der Wastl aus,
Mit'n Strassabau da weard nicht draus!"
""Der Hundertdreiesechz'ger Du!
Der Paragraph der trifft da zu —
Da Wast weißt schon, wie's steht da 's Spiel.""
So söt der Richter — süst it viel.

"Was für an Paragraph hast gsöt?!
Vo' Hundertdreiesechz'g war d'Red?!
Wenn D' dön — Herr Richter — hast zitiert,
Da woaß i schua wer da verliert.
Da pack mer z'samm' — da geit's nicht mia;
Der Paragraph söt's söv'l schia —
Dös Gsatz vom Weg-und Strassabau!"
Aber acht Tag spater kimmt er drau',
Was in dön Paragraph drei' g'hear —
"Vo' d'lediga Kinder handlt dear!"