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II.
Mit Verlaub 2

 

D' Flegeljahr
D' Wirtin
Firmlehr'
Rosenfarb
D' Lustroas'
's kranke Haus
Der Nachtvogel
A Wort
D' Prinzessin
's Fratzl
's tote Geld
's Zezerl
In der Freud'
Pater Langsam
Fürcht' di nöt

Der Landler
's teilte Paradies

 
D' Erbsünd'
Dö neuche Krankheit
D' Augenstern'
Der boshafte Göd
's letzte Wort

 

D' Flegeljahr

Es hat an iader seine Jahr
So zwischen Bua und Mann,
Da fangt er, ohne daß er's woaß,
Zun Z'widerwerden an.

Er woaß in Leb'n nöt aus, nöt ein,
Bitt't do neamt "Gib mi d' Hand."
Er burrt halt furt und geht's wia's geht,
Gang's a mit'n Kopf durch d' Wand.

Er brauchet da und dort an' Rat,
Na, er is z'stolz zun Frag'n,
Und mahnt 'n wer, — und red't eam zua,
Er laßt si nix dasag'n.

Er leid't's nöt, wann er ausg'macht wird,
Es g'freut 'n a koa Lob,
Er hat auf nix a freundlich's Wort,
Nix is er gern — als — grob.

All' geht eam durchanand in 'n Hirn,
Er kimmt mit nix zun End',
Er rennt nur um und brummt und schilt
Mit alle Sakrament. —

Der Mensch is wia der junge Wein,
Wer'n allzwoa nöt glei klar;
Der Wein, der braucht sei Zeit zun Gähr'n,
Der Mensch hat d' Flegeljahr.

D' Wirtin

Zeitleb'ns is 's in der Kuchl g'standen,
Hat's anders niamals nöt verlangt.
Und hätt' s' ihr Mann amal gern ausg'führt,
Bein 'n Herd is s' blieb'n und hat eam dankt.

Hat allweil g'arbat't draust, is brav g'west,
Hat auf dö arma Leut' a denkt;
Dafür hat ihr der liabe Gott drob'n
Nach ihren Tod — 'n Himmel g'schenkt.

So derf s' halt auffi nach 'n Absterb'n;
A Engerl hat ihr'n Führer g'macht
Und zoagt ihr durch und durch 'n Himmel;
Da schaut s' halt über so a Pracht.

"No," sagt's kloan' Engerl, "g'fallt's dir, Wirtin?"
"G'fall'n tuat's mir scho herob'n, a wen'g,
Nur kränkt mi dös: was i a g'schaut hab' —
I siach koa Kuchl da bei eng."

Firmlehr'

Wia s' zun' Firma eini gengan
's kloane Büabl und der Göd,
G'freut s' dös Stadsein a nöt all'weil.
Wern s' von allerhand so z' Red.

Fragt der Bua: "Göd, und is 's richti,
Daß oan'n, wann wer d' Firmung kriagt,
A der heilige Geist auf oanmal
In sein'n Kopf g'schwind einifliagt?"

Moant der Göd: "No, und g'wiß a nu,
Wia 'st dein Firmseg'n hast, mei Kind,
Fliagt der heil'ge Geist ganz hoamli
In dei Köpferl eini g'schwind.

Aber wann 'st nöt brav und guat bist,
Voller Ang'rat da und dort,
Nacher g'fallt's eam halt bei dir nöt
Und — da fliagt er wieder fort."

Rosenfarb

Z'erst war'n Rosen weiß wie d' Unschuld,
Keman d' Leut und toan ean schön,
D' Schmeichlerei macht s' so viel g'schami,
Und so wer'n s' halt rot weg'n den.

Später hab'n s' mit and're Bleameln
Wieder mehras G'fall'n dö Leut',
Da wer'n d' Rosen eifersüchti,
Und 's gibt gelbe seit der Zeit.

D' Lustroas'

Recht red'n s' den Alten zua, all'n Zwoa'n
Sö soll'n si d' Welt betrachten,
"Denn," sag'n s', "dös habt's iatzt Zeit dazua
Und braucht's auf's Geld nöt z'achten

So hab'n sö s' richti außa bracht
Aus eane g'wohnten Gloasen,
Sö nehmen si amal an'n Rand,
Ziag'n hin all' zwoa auf Roasen.

Da wer'n s' was seg'n, was inna wer'n!
Recht Lust wer'n s' hab'n und Freuden,
So red'n s' halt unt'ranand dahoam.
Toan rana 's frei neiden.

Vergeht a Zeit, da keman s' hoam,
A Frag'n gibt's, a Verlanga —
An iads möcht's wissen, z'allererst,
Wia war's, wia is 's eng ganga?

"Wia's ganga is? Müad san ma wor'n
Und g'schmeckt hat uns koa Essen,
All's, was ma g'seg'n hab'n eppa heunt,
Dös hab'n ma morg'n vagessen.

Er hat auf d' Letzt scho nix mehr tan,
Als fleißi 's Mail aufg'grissen,
Mi hab'n dafür vo lauter Woan'n
Dö Aug'n all'zwoa recht bissen.

Mir hab'n koa Freud mit gar nix g'habt,
Mit'n Schau'n, mit'n Hör'n, mit'n Lesen,
All's is uns häuft z'wider wor'n —
Dös is dö Lustroas' g'wesen."

's kranke Haus

's Altwieser Haus is krank wor'n,
So guat als früa'r war g'stellt,
Auf oamal packt's a Leid'n an,
A schwar's; es fehlt eam — 's Geld.

Z'erst denkt si der Altwieser,
Er wart't, 's kann nöt so bleib;n,
's nutzt aber nix, all's Wart'n,
So kimmt er — auf's Verschreib'n.

A Weil' hat dös wohl g'holfen
Mit allen Müah'n und Plag'n
— Nur hat halt 's Haus, dös kranke,
's Verschreib'n nöt lang vertrag'n.

Hat all'weil besser g'wackelt
Vom Frühjahr bis zum Schnitt,
Da san' gar Doctern kema,
Und iatzt war's aus damit.

Der Nachtvogel

Nach der Eul'n und nach'n Buhu
Tuat si ganz der Wastl schick'n,
Huckt bei'n Tag wo in an'n Wink'l,
Laßt si nia zu der Zeit blick'n.

Und wia dö zwoa wilden Vögeln
Erst auf d' Nacht beweg'n dö Flügeln,
Mag si a nur in der Finster
Erst der Wastl rühr'n und riegeln.

Er is a wia Eul'n und Buhu,
Grad so z'wider und so zausi —
Und folgt a auf d' Letzt ean' Vorbild, —
Er fliagt alle Nacht wo außi.

A Wort

D' Leut' san si fremd g'west auf der Welt,
An iad's is um alloan,
Der liebe Gott hat aber wöll'n,
Sö sollten freundli toan.

D'rum hat er ean'n a Wörterl g'lernt,
A kloan's, ma sagt's in'n Nu;
Viel besser aber als a Red'
Macht Freund 's kloan' Wörterl — Du.

D' Prinzessin

Sie kriagt amal a Buach in d' Hand,
Dö Kuahdirn von Kloang'stetten,
Da les't s' von dö Prinzessinen,
Wia guat als s' dö halt hätten.

Legt's Büachl weg, und tramt halt iatzt,
Wann's ihr a mal tat g'raten,
Wann i, moant s', a Prinzessin wurd',
Es tan mir a nöt schaden.

Und was i tat?! No, in der Fruah
Tat i a Weil' z'erst knotzen
Und nacher d' Haar recht schmier'n mit Salb'n
Vo ledi Almer-Botzen.

An seidern' Kittel nahm i um,
A Fürta voller Spitzen.
Recht woache Schlapfa, g'ringe Strümpf,
Daß d' Füaß nöt so viel schwitzen.

In's Miader gab' i Bleameln hin,
Schöne frische — koane welken,
An Weichbrunn' spritzat i in's G'sicht
Und nacher — gang i melken.

's Fratzl

Regna tuat's recht, wia wann's zahlt wurd'.
"No!" sagt d' Muater, "a nöt schlecht,
Toan ma d' Garteng'schierln außi,
Wann s' recht naß wer'n, wachsen s' recht."

Is bald g'scheg'n und reg'nt a weiter. —
So a Stund d'rauf sitzen s' da,
Und wia d' Muater amal umschaut,
Geht ihr d' Salerl, d' kloane, a.

Ja, sie suacht s' auf alle Örter;
"Mistmensch, host di wo versteckt?"
Meld't si nöt, bis daß sie s' draußen
Neb'n dö Garten'gschirr entdeckt.

"Gottes Wöll'n, was is dir eing'fall'n!
Bist ja waschelnaß, hörst, Kind!" —
"Ja, dös hab' i wöll'n," lacht d' Salerl,
I möcht' a gern wachsen g'schwind."

's tote Geld

In'n Kasten liegen Fünfer, Zehner,
Es liegen a scho Fufz'ger d'rin,
Den Huaber is dös sei Esparnis,
Er denkt auf d' alten Tag' scho hin.

Er hat's a g'sagt 'n Blanker Franzl;
Der lacht'n aus: "Du bist a Held,
So kaf Papier'! — in Kasten d'rinat
D' Banknoten, dö san s' tote Geld."

Der Huaber folgt, kaft si Papier' z'samm',
Dö recht Procent' soll'n tragen keck;
Das tote Geld hat iatzt a Leb'n kriagt,
Denn 's braucht nöt lang — war alles weg.

's Zezerl

Hat fünf starke Kinder d' Muater,
Hat si iatzt der Storch halt denkt,
Wart' amal, heunt kriagst was anders,
Hat ihr 's kloane Zezerl g'schenkt.

Dös wor frei aus lauter Nix g'macht,
So viel kleber, so viel fein —
Mit an Woazkern schier hatt's gnua g'habt
Und an Fingerhuat voll Wein.

Hat koa Hitz' vertrag'n, koa Kält'n
Und wann's g'rengt hat, dann und wann,
Oder wann der Wind is ganga,
Alles hat ihr glei was tan.

Nur mit aller Plag und Müahsal,
Dö s' hab'n ang'wendt mitanand,
Hab'n s' es aufbracht, 's kloane Zezerl,
Aber, Leut', es war a Rand!

Und so is s' a Deand'l wor'n halt,
Schwach wohl wia kloan's Fliagerl frei —
Aber lusti wia a Vogerl,
Wia a Bleam'l schön dabei.

Und ich'n Dörfel g'rad der Stärkste
Bild't si 's kloane Zezerl ein,
War'n so starke, z'legte da g'west,
Na, just dö hat's müaßen sein.

Ja! so hab'n s' halt Hozat g'halten —
Wispeln hat ma's küna hör'n:
"Dö wird ord'ntli ducka müaßen!
Jessas na! Dös wird was wer'n!"

Aber so a halbs Jahr später
Schau'n si d' Leut' verwundert an —
Zoagt ean 's Zezerl, daß s' ihr'n Riesen —
Um 'n Finger wickeln kann.

In der Freud'

Moring, Leut', kimmt mei Bua,
G'hört hübsch a Geld dazua,
Aber er kann's recht, 's Spar'n,
Secht's und da tragt's eamt's Fahr'n,
     Hat mi halt gern!

So rennt s' zu alle Leut',
Muaß's der ganz' Ort hör'n d' Freud',
Daß iatzt auf Ostern b'stimmt
Wieder der Suhn hoam kimmt,
     Weit aus der Fremd!

Bal' sie's hat all'n iatzt g'sagt,
Wia ihr halt 's Herz froh schlagt,
Sagt' sie's ihr'n Katzeln und
Draußen den Kettenhund,
     Daß si sö g'freu'n.

Und daß s' auf neamt vergißt,
Der's epps a gern wüßt,
Geht s' gar zun Saustall hin,
Is a Bagoner d'rin,
     Eh' scho hübsch foast.

"Rühr' di, sagst s' Nutsch a wen'g,
Mach' dir a Post zun G'schenk,
Morg'n kimmt der Bua hoam, schau,
G'freu di, Sau, g'freu di, Sau —
     A'gstocha wirst."

Pater Langsam

Heunt amal und moring wieder,
Nacher g'schwind a Randerl g'war't
Und recht alles überlegt g'nau,
Dös is so 'n Matz sei Art.

Was er tuat, dös hat an'n Anfang,
Wann er amal mag dazua,
Aber bis er kloanweis d'reinkimmt,
Da daweil' geht s' weit sei Uhr.

Tuat er d' Hand von 'n Säcken außi,
Moant ma g'rad', sö picken an,
Geh'n tuat 's kloanste Büabl g'schwinder,
Wann's es nöt amal nu kann.

Wia bei all'n, so is's bein Essen,
Eh' der Matz hinsitzt amal,
D' Suppen blas't und Löffel a'wischt,
Hungert d' Andern 's zweitemal.

Und sei Red'n! Bei jeden Wörtel
Setzt er all'mal aus a Stuck.
Eh' er oan'n a guate Roas' wünscht,
Is der eh' scho wieder z'ruck.

Wann dem Matz der liabe Herrgott
D' Welt zun Mach'n auftrag'n hätt',
Richti wa' all's wor'n und ordentli —
Aber — ferti wa s' au nöt.

Fürcht' di nöt

Schaut's nu so schwarz aus dort und da,
Gib di mit koaner Angst nöt a',
Es muaß nöt sein, daß niedergeht,
So lang's nöt da is — fürcht' di nöt.

Möcht' di a Sorg'n recht martern gern,
So sei nöt g'schreckt, weis' ihr an'n Herrn,
Den kann s' nöt an, der aufrecht steht,
Lass' di nöt beug'n nia — fürcht' di nöt.

Hebt' d' Händ' wer gegen deiner auf,
Renn' nöt davon glei in oan'n Lauf,
Wann er von seine Fäust viel red't,
Hast a zwoa, zoag eam s' — fürcht' di nöt

Wann's di wo sticht recht, druckt und brennt,
Mach nöt für's Sterb'n dei Testament,
Ruaf' d' Hoffnung zuwi zu dein'n Bett,
Fecht' um dei Leb'n fest — fürcht' di nöt

Der Landler

D' Arbat is tan am Feld,
Jatzt hab'n s' a Rua,
Sitz 'n s' beinander halt,
's Dirndl, der Bua.

Sagt er: "Mei liaber Schatz,
Woast, was i denk'?
Möcht' di von üb'rall seg'n,
Drah' di a wen'g."

's Dirndl is all'weil schön,
Wia si si wend't,
Und weil s' 'n Buab'n recht g'fallt,
Pascht er in d' Händ'.

Siah, und iatzt möcht' s' davon,
Da wird nix d'raus,
Nimmt er s' um d' Mitten fest,
Laßt s' nimmer aus.

Juchazt er, juchazt sie,
Geht eana guat,
Hupfen frisch um a Weil,
Riegelt si 's Bluat.

So hab'n s' an neuchen Tanz
Mitanand g'macht,
G'nennt wird er Landler und —
D' Liab hat ean'n bracht.

's teilte Paradies

Wia d' ersten Menschen nach der Sünd'
Von 'n Paradies san weg,
Hat's Gott nöt ganzer lassen mehr,
Hat's z'trennt und z'teilt am Fleck.

Auf d' ganze Welt hat er's verstrat,
Auf d' Berg hin und auf d' Eb'n
Hat alle Schönheit, dö d'rin war,
So stückerlweis' vergeb'n.

I woaß eng a an'n Fleck, an kloan'n,
Von Gott sein'n schönsten Werk
I woaß a Stückerl Paradies,
Und dös hoaßt — Hohenberg.

D' Erbsünd'

Dem Adam war g'wiß d' erste Zeit
Am Apfel nöt viel g'leg'n,
Hat d' Eva aber bitt't: "Geh', iß!" —
Da hat er nacher mög'n.

Und dös is d' Erbsünd' wor'n seit dem,
Es hat s' an iader Mann,
Wann oane zuared't schön und bitt't —
Da beißen s' alle an.

Dö neuche Krankheit

Kopfweh hat er und in 'n Mag'n druckt's,
Hinten reißt's, vorsn, da sticht's,
Wann s' eam' zua wöll'n, schreit er doni:
"Rührt's nix an bei mir, sunst bricht's."

Gestern war er nu bei'n Ochsen,
Bis um fünfe war er auf,
Hat z'erst Bier recht abi lass'n,
Nacher hübsch an'n Wein g'schütt't d'rauf.

Und heunt liegt er da halbtot schier,
Alles weis't d'rauf hin ganz g'wiß:
Er hat sicher d' neuche Krankheit —
Wann's — nöt was anders is.

D' Augenstern'

Auf d' Nacht steht s' Dirndl draust beim Tor
Und schaut in 'n Himmel eini,
Do san zwoa Sternd'ln abag'fall'n,
Zwoa wunderschöne, feini.

G'segn hab'n s' nöt recht, wohin alls s' fall'n,
So trifft si's Glück im Dunkeln,
Sö fall'n 'n Dirndl in dö Aug'n,
Da is 's koa Kunst, daß s' funkeln.

Der boshafte Göd

I hab' an'n Göden, sagt der Hans,
Eh' schon an'n alten Mann,
Der is, seitdem er d' Welt hat g'seg'n,
So boshaft, als er kann.

Er hat was, und i hätt's gern g'erbt,
Freund' hat er sunst nöt viel,
Hab' eam halt g'schmeichelt, und hab' g'moant,
I kam a so an's Ziel.

Da hätt's nur seg'n soll'n, wia der Göd
Mi hinzog'n hat mit z' Fleiß,
Nia hat er's Testament nöt g'macht,
Daß's dastund schwarz auf weiß.

So hab' i paßt dö längste Zeit,
Hab 's Goderl kratzt recht fein,
Bis daß er's do wohl aufg'schrieb'n hat,
Sei Sacherl g'hörat mein.

A dritthalb Jahr kann's sein seit den
Und iatzt zoagt's erst der Göd,
Wia boshaft als er geg'n mi is —
Jatzt — stirbt er all'weil nöt.

's letzte Wort

Ös habt's mir zuag'hört voll Geduld
Beim Ernst, beim G'spoaß und Schwank,
Jatzt hab' eng nur oan'n Wort mehr z'sag'n,
Mei letzt's; und dös hoaßt: — Dank. —