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Das LVIII. lied.
Preso son io verteütseht.
Das Original
1.
Verstrickht ich lig in schönsten armen gfangen
so jemals sein gewesen,
o glickh, bist auserlesen.
was soll mich blangen?
das best, durch lieb stillschweigend in todt gangen.
2.
Doch hab ich freud in schönstem gsicht und wangen,
so können gsehen werden,
o schönste gstalt auf erden.
was soll mich . . .
3.
Mein hertz im leib dem todt selbst thuet nachhangen,
erkalt und thuet sich kränckhen,
das macht ans scheiden denckhen.
was soll mich . . .
4.
Bald die sun kombt, nimbt sie mir mein verlangen.
thuet mich vom lieb verstossen,
o sun, wie neidisch hoffen!
was soll mich . . .
1.
Preso son io nelle piu belle braccia
che fresse mai natura o dolce mia ventura
che far mi deggio?
Il megl'o ch'io mi mort amand et taccia.
2.
Pur hoc mi specio nella pia bella faccia
che mai creass il mondo: deh niso mio iocondo.
che far . . .
3.
Ai me ch'il cuor nel mio petto s'agaccia
e mi sento morire pensand al mio partire
che far . . .
4.
Ecco febo che vien e mi dissencia
dal dolc' amato seno, o sol d'invidia pieno,
che far . . .
Das LIX. lied.
P r e s o s o n i o auf ein ander weis verteütscht.
1.
In schönen armen thue ich gfangen ligen
als in natur sein können;
o glickh, thuest mir guets gönnen;
was soll mein bsinnen?
das best in lieb gestorben und stillgeschwiegen.
2.
Des schönsten gsichts bin ich jetzt unverzigen,
so die erde hat getragen,
o gstalt, nit aufzusagen:
was thet ich wagen?
das best in lieb gestorben und stillgeschwigen.
3.
Mein hertz im leib ligt in den kalten zigen,
thuet gantz und gar verschmachten,
mecht scheidens pein betrachten;
was sol ich achten?
das best in lieb gestorben und stillgeschwiegen.
4.
Wan die sun kombt mit ihrem glantz aufgstigen,
treibt sie mich von mein freiden,
o sunn, was thuet dein neiden!
was soll ich meiden?
das best in lieb gestorben und stillgescbwigen.
Das LX. lied.
Nella aria Spagnuola.
1.
Aus lauter trauren heb ich an zu singen
als ein waldvöglein, dem sein gsellen
der habich hat erdapt und halt in krallen.
2.
Sein Aug er niedernamb, that sich bald schwingen
weit über sich auf hohe berg und wilden
mit seinem raub, der schöner nit zu bilden.
3.
Daselbst er sitzt und lost und thuet sich duckhen,
der raub wird ihm doch nit nach seinen willen,
dis ist kein speis, die ihm sein kropf thuet fillen.
4.
Ich siech mein leid, mein hertz mecht gehn in stuckhen,
entgegen lebt der guggu gantz in freuden,
doch wird sein gsang vergehn vor herbstes zeiten.
5.
Die löfflgans thueth sich zuvil vermessen,
der gimpl thuet umbsunst darauf sich spitzen,
ein jeder wird ihm noch aufs salzfess sitzen.
6.
Mein rotbrüstlein, ich bleib dein unvergessen,
verjagen will ich bald mit eim gerimpel
die löfflgans, den guggu und den gimpel.
Das LXI. lied.
Vom aichthan und aichpos.
1.
Kein schnid, kein lesen
ist niemals gewesen
mir so lieblich
als da neulich
ich aichel posen schauet,
darauf es süess hatt tauet;
kumb, füll mir mein schoss,
o süesser aichposs.
2.
Mein lieb ich fihret,
mit ihr spacieret,
im mund sie hat
ein grüns aichblatt.
ich kost den tau ein wenig.
der süesser wer als henig;
kumb . . . .
3.
Zugger, cibeben,
den saft der reben
bei dieser süess
ich bitter hiess,
kein süessigkeit kan nit erreichen
das wasser diser eichen.
kumb . . . .
4.
Hab manich streich
than in die eich,
hab wol gepost,
doch niemais kost.
lass hengen jetzt die bletter,
bis glickh bringt bessers wetter;
kumb . . . .
5.
Der bletter süessen
die macht mich schliessen,
in mitten baumb
werd sein ein raumb,
drin sey der thau verschlossen,
des keiner noch tat gnossen;
kumb . . . .
6.
Könt ich die aichen
nach wunsch erraichen,
des honigthau
ab nem ich gnau,
wolt doch den stoss gnug lassen,
allein das übrig fassen;
kumb . . . .
Das LXII. lied.
Siendo mi alia rivera destos rios.
1.
Hie an dem gstett der fluss der für thuet fliessen,
sitz ich in ellend, klag und wein dermassen,
das von mein thrennen dieser bach thuet giessen.
2.
Wan ich durch singen mein ein trost zu fassen,
bringt mir dasselb so gross und schmertzlichs leiden,
das besser ist von weinen nit zu lassen.
3.
Und wie kan ich, abgsondert von den leithen,
allein in dieser ödten fröhlich singen,
weil ich nit hab zu hoffen trost noch freiden.
4.
Freylein, wie soll ich anderst thuen mein dingen
alhier, da deiner gstalt ich mues entperen
als stündlich sterben und dem tod nachringen?
5.
Doch wird mein unglickh mich nit so bethören,
obwols mich druckht, das ich schier möcht vergehen,
wil dein zu denckhen mich doch nie verkehren.
6.
Würds aber, das ich dein vergass, geschehen,
so soll mein rechte hand mein auch vergessen,
mein aug soll nimmermehr dein schön ansehen.
Das LXIII. lied.
Ninfe e pastori verteutscht
Dieses Lied hält sich ziemlich genau an das Original.
Dieses ist bei O. Vecchi, Canzonette a quattro voci, libro secondo,
Venetia, A. Gardano, 1582. Nr. 1.
1.
Ihr freulein und ihr gsellen
thuet euch jetzt anderst stellen,
last von der alten dantorei,
wolt mit mir singen aus der neuen cantorei.
2.
Diss gsang wird alls erregen.
die wäld und berg bewegen,
der vöglein süesse stimmelen
erschallen werden als die hellen cymbelen.
3.
Aufhüpfent dantzen werden
die herd und thier auf erden,
wern ablan von müessigkeit
und sich verlieben in des singens süessigkeit.
4.
Lieblich thuet sich jetzt machen
die zeit, jetzt alls thuet lachen,
der grünen haid holdseligkeit
macht thier und menschen hüpfen auf vor frölichkeit.
1.
Vaghe Ninfe et Pastori
Lasciat' i prim' ardori
Et quell' usanza vetera
Meco cantat' al nuovo suon di Cetera.
2.
Vedrete à questi accenti
Le selue e i boschi intenti
Gli angelli desterannosi
Et Canzonette mille indi udirannosi.
3.
Poi vezzo setti balli
Guideran per le valli
Greggi et armenti imparidi
Del cantar nostro innamorati et auidi.
4.
Ma che? vedete intorno
Farsi più bello il giorno
E i campi che si smaltano
Al cantar nuouo, et Greggi e Armenti saltano.
Das LXIV. lied.
1.
Schmertz, ohnmacht, pein
hab ich allein
ohn alle mass;
bald ich dich fass
hertzlieb im sinn,
ich hab zu gwinn
allzeit im hertzen
plag und schmertzen.
2.
Solch offen plag
hab ich all tag,
ob allen mir
brich dein manier,
hab drumb kein rhue;
ich trag darzue
allzeit im hertzen
plag und schmertzen.
3.
Schiessen ohn pfeil
hab ich allweil,
o weib, nit glaubt,
bis du mich taubt
hast gantz und gar,
jetzt ich erfar
allzeit im hertzen
plag und schmertzen.
Das LXV. lied.
Auf den willigkhomb* zu Reuth, so ein silberne jungfrau
vergleichet gegen einer andern jungfrau.
Vor zeitten hab ich jungfrauen gewunkhen,
jetzt hab ich aus der jungfrau drunckhen;
vor zeiten hab ich jungfraun griffen,
mit der hab ich jetzt buldt mit siffen;
vor zeiten that ich jungfraun ehren,
jetzt that ich ihr das gwand auskeren,
und wer die jungfrau recht thuet bschauen,
hat sie die art der anderen jungfrauen:
dieselben viel zu thoren machen;
die ziert manchen, das sein zum lachen,
jener viel durch ihrn korb fallen
die mecht manchem die stiegen einprallen;
jene mecht wol und übel schaffen,
also ists auch mit diser bschaffen;
jene hertz und leib sterckht und schwächet,
also auch die, darnach man zechet;
ich lob zwar keine vor der andern,
mir gfelt das hin und wider wandern,
doch thuen sie beid zuletzt betriegen,
wems nit geschiecht, der heiss mich liegen;
wer aber die kan beide meiden,
ist ein gott unter allen leithen.
ich will meine meinung also sprechen:
mit mass liebhan und mit mass zechen.
Anmerkung des Hrsg.:
*Der willkomm, ein großer Pokal aus Glas oder vergoldetem Silber,
meist mit einem Deckel versehen, wurde seit der Mitte des XVI. Jahrhunderts
bei festlichen Gelegenheiten zur Begrüßung zum Umtrunk benutzt.
Auf der Seitenwand befand sich das Bild einer Jungfrau.
Reuth (Reith) war ein oberösterreichischer Edelsitz.
Das LXVI. lied.
Hern Wolff Sigmunden, herrn von Losenstein zu einem aufzug
eines ringelrennens anno 1592, 20.Juni, cartelweis gemacht.
Wir Hircan und Maimorto
herrn der insel Malfatto
sind zogen aus, doch unbekant
hieher ins römiscken kaysers land
im willn zu nemen weiber hie
weil je gehört ist worden nie,
das in der schöne sich vergleich
ein lannd mit Oesterreich,
so holdselig zart und reich von sinn
sein die weibsbilder all darin;
weil wir den lang dahin getracht,
wie unser fürsatz wird volbracht,
mit lieb und allem guettem will
und uns doch dis alles helff nit vil,
so sein wir jetzt entschlossen gantz
zu kriegen weiber mit der lantz;
wan wir zu Lintz solch kundschaft han,
das wird ankommen auf dem plan
den neunten hornung dieses jahr
des lanndes auserlesne schar,
all frauenbilder adelich,
all rittersleith untadelich,
weil sie dan dort den andern tag,
als allenthalben geht die sag,
fürüber müessen für ein waldt,
so wollen wir daselbst mit gwalt
verhüeten wol den waldt und strass,
das niemand offen sey der pass.
die bräute, fraun und freylein all
woln wir entführen nach der wahl,
es sey dan, das die rittersleith
mit gwalt uns treiben von der beith
und ihre dame retten welln
auf die weis, als ich will erzehln:
as ein cavaglier soll schuldig sein,
der anderst ehr will legen ein,
zu der quintana oder ring
drey ritt zu thun mit dem geding,
das er die wahl soll haben frey
zu einem oder baiderley
zu rennen, wie ihm selbst gelust.
und dis soll allen sein bewust:
wer oben an der jungfrau gsicht
die drey spiess hoch und besser bricht
als irgend der mantenitor,
demselben soll auch stehn bevor
frey, ledig durchzupassieren,
sein gwin und dame mitzuführen;
gschiechts, das ihm die schantz misslingt
und der mantenitor gewingt,
mag des aventurier person
zwar fortpassiren durch den plan,
sein dame aber mues verbleiben,
weil er die kunst nit recht kan treiben;
der bstehet für ein rittersman,
wer brechen und wol stechen kan.
nun kombt frisch her zu disem ritterspil,
wer das nit kan, der kan nit vil.
Das LXVII. lied.
Son questi i crispi crini.
Das italienische Original bei O.Vecchi, 1. c. Nr. 4
1.
Sind das die krausten haar, die mich entzindten
und hart in lieb verbinden,
sagt mir, schöns lieb, ohn schertzen,
ich bitt euch recht von hertzen.
2.
Ist das das lieblich gsicht, die schönen augen,
die mir mein bluet aussaugen,
sagt mir, schöns lieb, ohn schertzen,
ich bitt euch recht von hertzen.
3.
Sind das die lefftzen rot, der süesse mund,
darin ich sturb all stund,
sagt mir, schöns lieb, ohn schertzen,
ich bitt euch recht von hertzen.
4.
Sein das die brüstlein klein, die mich wol kinnen
berauben meiner sinnen,
sagt mir, schöns lieb, ohn schertzen,
ich bitt euch recht von hertzen.
5.
Sein das die schönen händ so weiss wie kreiden,
die mir mein hertz zerschneiden,
sagt mir, schöns lieb, ohn schertzen,
ich bitt euch recht von hertzen.
6.
Ist das der grade leib, die schmalen lenden,
die mir mein trauren wenden,
sagt mir, schöns lieb, ohn schertzen,
ich bitt euch recht von hertzen.
7.
Wolt ihr der lieb jetzund mich lassen gniessen,
meins hertzens lust zu biessen,
sagt mir, schöns lieb, ohn schertzen,
ich bitt euch recht von hertzen.
8.
Das freulein sprach: zu hand von hertzen gerne,
so ihr seid mein morgensterne,
ich sag euch recht von hertzen:
kumbt heut mit mir zu schertzen.
Das LXVIII. lied.
1.
Hört zu, ich weiss und niemand kans vermainen;
wer nit hat ein hertz von plei und stainen,
der mues mein jämmerliches creutz bewainen.
2.
Viel sein in liebes orden pein und plagen,
neid, eifer, kummer, sorg und klagen,
doch wär diss als vor meim leid zu vertragen.
3.
Ich brinn, ich lieb, ich ehr, dien und bin gfliessen
aim maidlein, dem ich trau mein hertz und gwissen,
weh mir, sie solchs nit will verstehn noch wissen.
Das LXIX. lied.
Ein anders von seiner nachbaurin.
1.
Die pein nit han so gross begirt zum fliegen,
die katz nit solch begirt die maus zu fangen,
als wie mich um mein nachparin thuet plangen.
2.
Der han hat nit so lust wit seiner hennen,
noch auch der visch dem köter nachzujagen,
als wie ich mein nachparin thue lieben.
3.
Den pern freit nit so vil das honig leckhen,
den hirten nit so manches vieh am stein,
als wie fest mich mein nachparin thuet frein.
4.
Der fischer hat nit sovil lust am wasser,
der waidman nit mit jagen oder paitzen,
als wie mich thuet mein nachparin anreitzen.
5.
Die vögel nit so fest die eilen stellen,
kein gaukhler kan so manche kunst nit ieben,
is als wie ich gern mein nachparin wolt lieben.
6.
O, wan ich nur einmal ihr thier fendt offen,
ich gieng hinein, wolts halsen oder küssen,
gieng wider weckh und spräch, ich schaidt mit wissen.
Das LXX. lied.
1.
Adelich und freundlich
meins hertzen werthe zier
hast mir mein hertz umbfangen,
nach dir steht mein verlangen,
das solst du glauben mir.
2.
Dein euglein clar,
dazu dein wolgefärbtes har,
dein schneeweissen hende
bringen mich in gross ellende,
wie ichs täglich erfar.
3.
Ich acht nicht dein gross guet,
sondern dein erbern mueth,
darumb thuest du mir gfallen,
vor andern jungfern allen
du mich erfreien thuest.
4.
Nacht oder tag,
wie offt ich solches klag,
bringt mir noth, khumer, schmertzen,
weil ich dich lieb im hertzen
und es nit pergen mag.
5.
Ach, all mein sin
stehn allein dahin,
auf das ich khünte wissen,
worauf ich soll beschliessen,
sunst ich vernichtet bin.
6.
Drauf du, feins lieb,
khein untreu ieb,
lass mich nicht aus den banden,
die mir jetzt stehn zu handen,
weiter mich nit betrieb.
7.
Und sag nur mir allein:
von gantzem hertzen dein.
brichts mich auch dermassen,
ob ich von dir soll lassen,
du muest mein aigen sein.
8.
Bös oder guet,
wies dir gefallen thuet,
wen nur ein wort von dir geschicht,
so wie du wilst, nur zirne nicht,
ich wünch dir alles guet.
Das LXXI. lied.
1.
Mein hertz ist mir betrüebet sehr,
das ich dich schatz soll meiden,
o pitters meiden, aus dir wird scheiden,
o mein, o mein hertz, meine wonne,
gesegn dich gott, mein trost und helle sonne.
Ach gott, wie hart ohn massen,
mues ich sie jetzund lassen,
o pitters lassen von solchen massen,
o mein, o mein hertzigs wurtzgertlein,
gesegn dich gott, du auserweltes mündelein.
3.
Dich hab ich mir auserkorn
bei dir alzeit zu bleiben,
o sehnlichs bleiben, aus dir wird scheiden,
gesegn dich gott, mein veigl und rosenblümelein.
Das LXXII. lied.
1.
Ach junkfrau zart,
lieblich von art,
hart, warth, was ich euch sag
ohn clag zu dieser frist;
wisst mein gedanckhen,
wanckhen thue ich nit:
tugent das edelst kleinot ist,
ohn list in dieser welt
für gelt und guet,
macht, mueth, in freiden
leiden; zucht will sie nit,
bewahr sie fein,
kein pein nit acht,
wacht tag und nacht,
frage, sage, thue zucht,
frucht bringe mir
schier, den ich liebe dich;
brich nit von mir, ich bit,
trit nit aus meinem weg,
leg steg und spring,
ring nit mehr im schertz,
hertz, das ist offen,
droffen ichs empfindt,
geschwint ich sag, all mein tag
trag ich dich recht
schlecht in der welt;
khein guet noch gelt
soll mich gewisslich wenden,
senden von dir, o zucht,
so bist meines Lebens edle frucht.
2.
Ein grader leib
und schön gestalt,
bald alt ein mensch wird
und ihrt, fest jederman
kan stan nit bleiben,
treiben thuet
man spot dem reichthumb auch in dieser welt,
gelt helt der mensch für gott,
der tod nimmt alles hin;
in erden
werden neues sein und gott, zucht, tugent bleibt,
treibt, schreibt man ein
in hertzensschrein;
klein pein und gfar
zwar gar nicht bringt,
dringt immer fort
falsch wort; sie auch nit dicht,
nit richt sie übels an,
man mues sie lan bstan,
dan sie edel macht reichthumb; nach ehren
kehren thuet sie ein
gar fein bei dem sie lieb hat,
gnad bringt sie zugleich
bei arm und reich;
wer die erschleicht,
der mag ohn clag wol leben,
heben sein hertz in freud,
tugent ist das edelste geschmeit.
3.
Wer tugent liebt,
der liebt auch gott,
khein spott ihm nit entspringt,
es glingt ihm alles recht,
schlecht geehrt er lebt.
strebt der ehren nach;
wo tugent ist, da wird man reich,
gleich weicht sie leichtlich nit,
khain tritt von solchem ortt,
wort dort man lehret,
wehret ungemach, darumb ich bitt,
tritt nit von mir,
zier mich mit dir,
schier fier mein crafft,
hafften in meim mueth
thuet; was unzucht treibt,
bleibt nit in meinem sinn;
in wind ichs schlag dahin.
gewin ist mir das bas,
was mir gewisslich ie;
die edle tugent
jugent mein regiert,
ziert und führt,
was mir gebührt,
rihrt was mich ihrt;
im leben mein
dein will ich sein,
kein pein würdt mich nit kehren;
lehren thue mich, mein gott, zucht,
tugent bis in meinen todt.
Das LXXIII. lied.
1.
O gott, wem sol ich clagen
mein leid auf dieser erdt,
wem soll ich doch nur sagen,
was mir mein hertz beschwert?
niemand solls von mir hören,
das ihr mein einzig freud
noch dieses innen werden,
glaubt mir, zu aller zeit.
2.
Mein hertz ist mir betrübt
bis in den tod hinein,
khein glid sich in mir übt
recht so, wie es sol sein;
vernunft ist mir entgangen
und alle freid auf erdt,
Venus helt mich gefangen,
die mir mein trauren mehrt.
3.
Meins traurens ist khein enden
bei tag und auch bei nacht,
allein ihr khint mirs wenden,
hertzlieb, solchs recht betracht
und lasst euchs gehn zu hertzen
das bit ich euch so sehr,
wendt mir mein grossen schmertzen,
mir hilfft sonst niemand mehr.
4.
Khein doctor ist so glert,
der mir jetzt helffen khan,
kein khunst ist so bewert,
die mich erret davon,
khein khraut hat sovil tugent,
das mich mecht machen gsunt,
hertzlieb betracht mein jugent,
gross laid trag ich jetzund.
5.
Ach gott, wie müst mir gschehen,
wen ich nit gunst erwürb,
hertzlieb, ihr würdt gwiss sehen,
das ich gar kürzlich stürb;
seht an gar bald mich armen,
das ich hart gfangen bin
und thuet euch mein erbarmen,
zu euch steht all mein sinn.
6.
Venus, du viel schöne,
der liebe einprunst zwar,
meins hertzens höchste crone,
sei mit dein hilffe dar
und thue mich als begaben
mit meinem jungfräulein,
sonst mues ich gwiss verzagen,
verliern das leben mein.
7.
Ich hab euch lieb in ehren,
das weiss der liebe gott,
wollt ihr mir das gewehren,
so helfft mir jetzt aus noth;
mein jung und frisches leben
steht itzt in eurer hant,
mein treu ich euch thue geben
zu ewig underpfand.
8.
Solt ihr auch mein dergleichen,
meim treuen mueth hindan
all kumernus mues weichen,
gross freud soll heben an;
als das solt ihr innwerden,
mein zeit mit euch auch hier
in freuden zu verzehren,
das glaubet sicher mir.
9.
Ein antwortt thue ich wartten.
gott geb, das es werd gueth,
von euch, mein rosengarten,
drauf freut sich mein gemueth;
mein hertz bei euch zu bleiben,
ist willig und beraitt,
khein gfar soll mich abtreiben,
von euch ich nimmer schaidt.
10.
Mein hertz, thuet mich bedenckhen,
lasst euch nit wenden ab,
von euch sol mich nichts lenkhen
gwisslich bis in mein grab;
alda zu guetter nachten,
mein hertzigs hertzelein,
bitt, lasst euch nit verschmahen
diss kleine liedelein.
Das LXXIV. lied.
1.
Herrgott, ich will dich preisen
ewig ohn underlass,
thue lernen mich und weisen,
wie ich mit rechter mass
mein allerliebsten dienen mag,
den ich in meinem hertzen
mit grosser liebe trag.
2.
Ach gott, der schweren clagen,
die ich im hertzen führ,
kheim menschen darf ichs sagen,
khein creatur das spier,
was ich in meinem hertzen trage,
herrgott in deinem reich,
mein leid ich dir stets clage.
3.
Du kanst mirs auch wol wenden,
herrgott, mein ellend gross,
wolst mir ein engel senden,
der mich meins leid erlös,
das ich in meinem hertzen führ;
herrgott, ich thue anglopffen
an deiner gnaden thür.
4.
Herr, thue mich nit verlassen,
des will ich flehn zu dir,
zeig mir die rechte strassen,
die ich mag wandern schier
meins grossen laidt erlöst
und gib meim allerliebsten
in seinem hertzen trost.
5.
Mit traurn bin ich umbfangen
sogar ein lange zeit,
nach ihm stet mein verlangen,
der mir im hertzen laid;
er liebet mich gantz inniklich,
herrgott, lass dichs erbarmen
in deinem himmelreich.
6.
Das ich ihm soll wenden
den grossen schmertzen sein,
den er gab zu erkhennen
dem jungen hertzen mein,
das er durch mich nit sterbe tot,
des laid ich alzeit schwere,
so traurt mein mündlein roth.
7.
Solt er was hier erlaiden,
so khost es meinen leib,
mein hertz mocht mir verschaiden,
brechen mues es vor leid;
darumb so mues ich sterben,
herrgott in deinem reich,
behüet ihn vor verderben.
8.
Ist er in dem lande,
ist er auf meeres fluet,
halt ihn in deiner hande
und tröst ihn in seim mueth;
hilff gott, das er schier zu mir kher,
er sei nahe oder weite,
sein ich allein beger.
9.
Mit lieb bin ich verstrickhet
wol in dem hertzen mein,
hilff gott, das es sich schickhet,
sein diener will ich sein,
sonst kheiner nie auf erden was;
in ehren und in treuen
liebt er mich ohne underlass.
10.
Ach gott, könt ich ihm wenden
sein schmertzen alle stund,
er steht in gottes henden
dess willn ich bitten thue
das er ihm hilff verleihen thuet,
das er durch meinet willen
mag tragen frischen mueth.
11.
Wie gern wolt ich doch sterben
wol durch den willen sein,
solt ich ihm nur beweisen
die grosse liebe mein,
die ich im hertzen alltzeit trage,
herrgott durch deine grosse güett und gnad
wend mir mein leid und clage.
12.
Er ist mir das liebst auf erden
für alles, das gott schuff,
kheiner soll mir lieber werden,
das ist mein stetter ruff,
wan ich ihm freiden mehren solt,
herrgott, wer es dein wille,
wie gern ich das thuen wolt.
13.
Von ihm will ich nit weichen,
weil er mich bitten thuet,
kein mensch mag mich erschleichen,
den nur in meinem mueth
für ihn tot ich gelieben mag,
dan den ich mit rechter liebe
in meinem hertzen hab.
14.
Ich will von ihm nit weichen
bis an mein lebensent,
herrgott im himmelreich,
dein heilig geist uns sendt,
der mich in deinem willen leit
und uns in rechter lieb
und aller selligkeit.
15.
Er liebet mich im hertzen,
der allerliebste mein,
bringt mir gar manchen schmertzen,
herrgott, mocht das gesein,
das ihn freid ergötzen solt,
wie mit grosser lieb
ichs ihm bereiten wolt.
16.
Sonst kheiner freud auf erden
herrgott . . . . . . .
sie thuet mich schwerlich krenkhen
. . . . . . . . . . .
mein allerliebsten trösten solt
altzeit . . . . . . .
ich gerne sterben wolt.
17.
Deiner lieb thue ich gedenkhen
altzeit im hertzen mein,
sie thuet mich schwerlich krenkhen,
auch das ich nit sol sein
bei ihm alzeit in lieb und leid,
damit ich möcht vergessen
mein trauren und mein freudt.
18.
Ich khan nit frölich werden
in meines hertzens grunt,
gar nit auf diser erden
bis das mir gott vergunt,
das ihm sein leid sich wenden mag.
ich traur in meinem hertzen
bis an denselben tag.
19.
Wen er thuet widerkheren
aus frembden landen her,
kan er mir freuden mehren,
das ich ihm auch gewehr.
das sei meim allerliebsten
auf erdt in rechter treu
gesungen. . . . . .
20.
Mit leid hab ich gesungen
die kurtze tageweiss,
sein lieb hat mich gezwungen,
die er mit gantzem vleiss
täglich an mir beweisen thuet
auch haimblich und verborgen
in seinem hertzen, sin und mueth.