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Das Idiotikon oder Mundartwörterbuch 2. Hier nachschlagen.
 

Schnadáhüpfeln 2
 

1. Besorgnis

Wia biagt sih dá Steg
Und wia schwingt sih dá Huat:
Und dös is ja mein Büab'l,
Ih kenn' -á-n als z'guat!

Da Bach hat sih bláht
Und dá Steg hat sih draht:
Wár' má lád um mein'n Schaz,
Wann -á-r abifall'n thát'!

2. Nachtgang

Wann 's Monat schean scheint,
San dö Náchtlá so hell;
Da wispelt und singt dá Bua
Her übá 's Feld.

3. "Rastlose Liebe."

Untá 'm grean'm Tanábám
Sitzt da Gugu:
Wann ih zán Dearndál geh',
Schrei' ih immá: Juhu!

Wann's regn't und wann's schneibt,
Und wann kalt dá Wind wáht, —
Und ih geh' zu mein'm Dearndál,
Wann's Spieß' regná thát'!

4. Selbstbewußtsein

Schean g'wachs'n bin ih,
Ih bin dráht wia-r-á Seil,
Drum laß' ih d' Leut' plauschn
Und denk' má mein Teil.

5 Mißverständnis

Mein Vadá hat g'sagt,
Ih soll hüat'n bán Haus;
Ih hab' unrecht vástand'n,
Geh' alli Nacht aus.

6. Fortschriitt

Mein Dearnd'l is kloan,
Kann koan Türl auftoaan:
Wann's mahl größá wird wern,
Wird's ás aufmachá gern.

7. Kalte Liebe

Mein Schaz hat má 's Busserl geb'n
Auffi auf 's Wang:
Und dös is nur á kalti Liab',
Dauát nit lang.

Soll's á warmi Liab' sein,
Dö á Dauá váspricht.
So gib 's Busserl auf 's Mál,
Nit dánebmád auf's G'sicht!

8. Uneigennützigkelt

Ih bin nit dein Bruadá
Und ih bin nit dein Mann:
Bist gleih á solch's Trotterl,
Ih suach' dih gern hoam!

9. Versicherung

Du tausendliab's Dearnderl,
Bist tausendmal mein!
Wann ih dih nit bekimm',
Laß' ih 's heirat'n sein.

10. Termin

Á Dearnd'l ha-n ih g'liabt,
Und z' Pfingst'n wird's á Jahr,
Und á Jahr liab' ih 's noh,
Nachá heirat' ih 's gar.

11. Drangabe

's Dearnd'l hat má-r á Busserl geb'n
Und án Ei-Ei;
Und z'we sollt's ás nit toan?
Wird á so ja mein Wei(b).

12. Protest

Gib má koan Busserl nit,
's Busserl tuat mail'n:
Es is ja koan Doctá nit,
Der má 's kinnt' heil'n!

13. Vom Küssen

Á kloan's Büab'l bußeln
Táit' mih vádrieß'n:
Ziech' ih's auffi zán Kopf,
Ha-n- ih nix bán Füaß'n. —

Wann's Monat schean scheint,
Is 's schean liacht im Stüb'l; —
Geh', druck' mih nit goar á so,
Mir wird schon üb'l! —

Wár' má nix grad um's Bussel lád,
Nur um mein' Haub'n: —
Da Teuxelsbua hat s' z'riss'n,
Muaß d' Fetzen z'sammklaub'n!

14. Störung

Zwá Liabi in oan'm Haus
Dös is unvámess'n:
Kinnán 's füaßeln nit g'rat'n
Bán Suppeness'n.

15. Blödigkeit

Da Bua, der beim Tanzen
Sein Dearndál nit hals't,
Is grad, als wann d' Bäu'rin
Dö Nudeln nit schmalzt.

16. Wallfahrt

Hiaz ha-n ih mein Häuserl
Au'm Annáberg drob'n:
Wann d' Buabmá dös wüsst'n,
Sö tát'n sih válob'n!

Kirfart'n bin ih gangá
Gar eini in's Tirol:
Hab' dö Kirch'n nit g'fund'n,
Abá Dearnd'ln gleihwohl.

17. Vergleich

Ha-n ih á schean's Bleamel,
So schmeck' ih dázua;
Und ha-n ih á schean's Dearndál,
Wáß ih áh, was ih tua'.

18. Selbsttäuschung

Wann's d' willst á Buß'l geb'n,
Muaßt nit lang frag'n:
D' Mádeln hab'n 's alli gern,
Woll'n 's nur nit sag'n.

19. Vergänglichkeit

Dearnd'l, dein' Schönheit
Nimmt áh ámal an End',
Wia's Röserl au'm Feld,
Wanns dá Ráff ámal brennt.

20. Seltsamer Ersatz

Ha-n á schean's Dearnd'l g'habt,
Hab'n má 's d' Leut' nit vágunnt,
Und hiaz ha-n ih's vátauscht
Mit-r-án'm Fleischhackáhund.

So á Fleischhackáhund
Is ja áh a schean's Tier
Und es gábát má manchá
Sein Dearnd'l dáfür.

21. Nachwehen

Hab' dih vierzeh'n Tag' gern g'seg'n,
Hab' dih drei Wochá g'liabt,
Hab' d' Huast'n und d' Straukhen
Und 's Podigrá kriagt.

22. Verzweiflung

Koan'n Strumpf bind' ih auffi,
Koan'n Schuach ream' ih z'samm,
Geh' um, wia-r-á Bauá, —
Weil ih 's Dearnd'l nit soll hab'n.

23. Vergebliche Mühe

Wann 's Liacht'l nit brinnt,
Dárf ih's áh nit putz'n,
Und wann 's Dearnd'l nit will,
Kann ih's áh nit trutz'n.

24. Kurz und gut

Und wann's d' mih nit magst,
Non, so laß du's halt bleib'n;
Z'weg'n deiná wir' ih áh noh
An'n Kaisá nit schreib'n.

25. Armeebefehl

Da Kaisá hat selbá
's Patent ausságeb'n:
Wer koan Dearnd'l nit kriag'n kann,
Der kummt um sein Lebn!

26. Bescheid

Z'we hast d' denn d' kloan'n liabá,
Wia goar dö groaß'n? —
Sö sánt weni g'schwindá
Zán einilass'n!

27. Allzugroß

Z'náchst wia mih dö Dirn
Hat wöll'n einilass'n,
Hätt' ih má bald 's Hirn
Án dá Schwell' eing'stoass'n.

28. Vorzug der Kleinheit

Á schwára, á langá
Is leicht zán dáfangá;
Wann's d' kloan bist und schleuni,
Schlupfst übárall eini.

29. Wer war's?

Is má gestert á Vögerl
Zán Fenstá kemmá,
Und ih kunnt' halt dös Vögerl
Am G'sang nit kenná!

30. Himmelsbrief

Schean blah is dá Himmel,
Wia's feinsti Papier:
Ih wöllt', ih kinnt' auffischreib'n,
Was ih oft g'spür'!

31. Ausdauer

Wann's Wegerl áh weit is,
Wann's aft nur á Schneid is:
Liabá Wassá wat'n,
Als mein Dearnd'l g'rat'n!

32. Liebesneid

Zwá Gámserl tan scherzen,
Zwá Hunderln tán jag'n,
Zwá Dearndeln tán streit'n:
Oan Büab'l woll'n s' hab'n.

33. Versöhnung

Was muaß má denn toan,
Wann dö Liab' ámal bricht? —
Mit-r-án'm Druckerl is gleih dös Ding
Wiedá z'sammg'richt't.

34. Häusliche Festlichkeit

Gestert hab'n má Vögerln g'rupft
Und á Gans áh.
Und da hab'n má Musi g'habt
Und án'n Tanz áh.

35. Geringschätzung

Wann du mih nit magst,
Ih frag' nix dánach:
Solchi Büab'ln kriag' ih mehr
Als wia d' Stoanl'n im Bach.

36. Spott

Schau, schau nur, au'm Bod'n
Steht á Tattáman drob'n!
Von Stroh is á g'macht,
Hat dih längst schon ang'lacht.

37. Warum nicht früher?

Du Gigiligack,
Hä'st má 's ehvor doh g'sagt!
Wia-r oft hab' ih dih g'fragt,
Ei, du Gigiligack! —

38. Grundfalsch

Dö Bámá-r im Wald
Wollt' ih alli find'n:
Dem Dearnd'l sein Falschheit
Kann ih nit dágründt'n.

39. Tanz-Kandidatinnen

Viel Menschá gibt's da,
Dö auf's Tanz'n páss'n;
Wann s' doh Stühlerl mitnáhmen,
Daß s' niedasáss'n.

40. Bild ohne Gnaden

Sollst á hübschá Bua sein?!
Zahlst 'n Dearndeln koan'n Wein; —
Hast 'n Namen umsist,
Dáß d' á hübschá Bua bist!

41. Abstufung

Dö langi, dö schmali,
Hátt' d' Buabmá gern alli;
Dö dicki, dö schöni,
Hätt' áh gern á weni.

42. "Ist denn Liebe ein Verbrechen?"

So lang als noch 's Wassá
Von der Alm abárinnt,
So lang halt' ih 's cárásir'n
Áh für koan' Sünd'.

43. Lustigkeit

Hups hi, hups he!
Recht tull geht's heunt he:
Ih bin ja schon g'sprung' recht,
Dö Suhl' tuat má weh'. —
Dei, dei, dilltillte!

44. Tanzlust

Tanz'n, das will ih,
Daß dá Tanzbod'n prällt!
Zahl'n laß' ih d' andern,
Ih hab' nia koan Geld.

45.
Aprčs moi le déluge!

Bin lusti drei Tag',
Und geht's nachá, wie's mag,
Und geht's nachá, wie's will, —
Ih tanz' nearmá so viel!

46. Tanzgefahr

Dá Tanzbod'n is hásen,
Und d' Liachtá glanz'n:
Geh' her, mein liab's Büab'l,
Tán má steirisch tanz'n! —

Da Tanzbod'n is luckát.,
Und 's Dearnd'l is kloan;
Wenn 's má durch abáschlupfát',
Was hätt' ih dávon? —

47. Fehler

Mein Dearnd'l wár' rár,
Wann's nur nit á so wár':
Wann's hámlá sein kann,
Steht ihr jedá Bua-r an.

48. Scharfblick

's Vögerl im Tanábám,
's Fischerl im See: —
Dáß du mih fopp'n willst,
Dös wáß ih eh!

49. Trost

Dort ob'n auf der Alm
Geht dá Wag'n in d' Achs'n: —
Und z'weg'n oan'm Buab'n alloan
Bin ih áh nit g'wachsn!

50. Selbstgeständnis

Bin á liadálich's Bant,
Hab' koan Geld und koan G'wand,
Hab' koan G'wand und koan Geld,
Hab' koan' Freud' auf dá Welt! —

51. Ungenügsamkeit

Oan Büab'l liab'n,
Dös rat' ih wohl koan'm:
Wann ih 's Duzád nit kriag',
Brauch' ih gleisumein koan'n!

52. Vorwurf

Du kummst má gleih für,
Wia dö Schnall'n bei da Tür:
Geht má-r aus oder ein,
So will's angriffá sein.

53. Herausforderung

Geh' nur her, wann's d' dih traust!
Ih zág' dá mein' Faust:
So kloan dáß ih bin,
Trau' mih noh zu dir hin!

54. Ideal

D' obásteirischi Gred'l,
Liegt má-r allweil im Sched'l,
Bei dá Mitt' und bei'm Kopf
Und bei'm Fuaß und bei'm — Kropf!

55. Alte und neue Liebe

Dö alti Liab' rost't,
Sie rost't wohl am best',
Und dö neuchi Liab' wagelt,
Is áh noh nit fest.

56. Ermunterung

Geh' nur fein zuwá,
Blauaugátá Bua!
Laß dá 's halsn nit schaffn:
Es g'hört dá ja zua!

57. Vorspiel

Geh' zuwá, mein Schazerl,
Und 's Hánderl umá 'n Hals,
Und 's Göscherl aufs Wángerl, —
Es gruselt schon all's.

58.
No quid nimis!

Z'we kniast denn vur meiná?
Ih bin ja nit God!
Setz' dih liabá stád zuwer
Und beicht' má dein' Not!

59. Winterständchen

Dearnderl, eil', eil':
Bán Fensterl is's heil,
Is heil, wia-r á Glas,
Strauch', wia längá, mehr aus.

60. Vorsichtig!

Nit so laut, nit so laut,
Dáß dá Bauá nit schaut,
Dáß dö Bäu'rin nit greint, —
Is so 's letzti Mahl heunt! —

61. Geschmack

Milchweiß is kási,
Abá schwarzbraun is liab;
Und hiaz schau' ih má-r-um á Dearnd'l um,
So schwarz als ih's kriag'.

Dearnd'l, du fein's,
Hast á Miaderl, á neu's,
Hast á Leiberl, á weiß's,
Und á Herzerl, á treu's!

62. Aussteuer

Mein Muadá hat Mittel,
Dös glaubát's ös nie:
Hat sechs alti Kittel,
Dö schafft s' nachá mir.

Mein Vadá hat Mittel,
Ih brauch' s' abá nit:
Hat sechs alti Hosná,
Was tát' ih dámit?

63. Selbstvertrauen

Wann ih á Bua wár,
Und hätt' so á kraust's Hoar, —
Á Dearnd'l wollt' ih kriag'n,
Dös war' má koan' G'foahr!

64. Antrag

Bei dá hübsch'n, bei dá fein'n,
Bei dá jung' da bleib' ih;
Bei dá schiach'n, bei da grob'n,
Bei der alt'n laß' ih dih.

65. Beruhigung

Du därfst dih nit grim',
Dáß ih dein Büab'l nim':
Ih ha selbá so oan's,
Á saubás, á kloan's.

66. Schneller Wechsel

Wann ih übá d' Alm geh,
Macht's án'n Ráff, schneibt's án'n Schnee;
Wann ih wieda hoamgeh,
Blüaht schon wiedá da Klee.

67. Natürliche Folge

Wia höchá dö Alm,
Wia kältá dö Sunn',
Und wia schüná das Dearnd'l,
Wia-r eh' kummt má drum.

68. Versprechen

Das Gáms im Gebirg
Hat án'n g'spitzig'n Boart; —
Dearnd'l, wann's d' mih treu liab'n willst,
So halt' ih mein Woart.

69. Selbstlob

Dort ob'n auf der Alm
Da schreit dá Gugu; —
Sán nit oft zwá Liab' so schean,
Wia-r ih und du!

70. Waldszene

Es is lusti im Wald,
Wann dá-r Auáhahn pfalzt,
Wann dö Nachtigall singt,
Dáß 's durch Berg und Tal klingt!

71. Beständigkeit

Mein Herzerl steht fest,
Wia dö buxbámern Äst',
Wia dö kerschbámern Zweig', —
Bleibt sih álláweil gleich.

72. Schwere Kunst

Hab' án'n Weg, án'n weit'n,
Hab' koan Roß zán reit'n;
Und á schean's Dearnd'l lieb'n,
Braucht án'n Kopf, án'n g'scheid'n!

73. Überall Unglück!

Auf der Alm hat's á Schneeberl g'schnieb'n
Bis auf dö Knia'.
In der Ebn' hat da Schauá g'schlag'n:
Guat geht's má nia!

74. Bekehrung

's Dearnd'l is luth'risch,
Was is's denn nachá?
Kátholisch dös wer' ih's
Schon selbá machá.

75. Kindersegen

Hat oaná-r á Kreuz,
Der viel Kindálá hat!
Oan's schreit: "Titi!", oan's: "Táte!"
Oan's: "Muadá, á Broat!" —

76. Resignation

Hübsch is sie, fein is sie,
G'halt' du s' nur, dein is sie:
Ih mag sie nit — ih,
Sie wár' z' saubá für mih!

Und mih freut so nix mehr,
Als mein kuhlschwarzá Huat,
Dáß ih'n aufsetz'n kann,
Wenn dö Sunn' scheina tuat.

77. Zurückweisung

Greif' nit á so her
Auf mein seidás Miadá:
Hat má's mein Bua káfft,
Káfft má's nit án iadá!

78. Berufung

Á schean's Dearnd'l liab'n,
Dös is ja koan Sünd':
Dös hat ja dá Pfarrá
Auf dá Kanzel vákünd't.

79. Bemerkung

's Dearndál im Gart'n
Tuat Küahfuattá máh'n:
Und sie kann sih vur lautá Liab'
Kám mehr vádráh'n.

80. "Der Liebe Müh' umsonst!"

Bin hoch auffi g'stieg'n,
Bin wiedá z'ruck g'fall'n,
Hab' d' Hearnsteig'n z'sammtret'n,
Hab' all's müassá zahl'n.

Bin hoch ámal auffi g'stieg'n,
Hab' mein Leb'n g'wagt: —
Wia-r-ih auffi bin kemmá
Hat s' noh koan Wort g'sagt.

81. Drohung

Da Bauá hat mih g'jaukt,
Auf'm Zaun bin ih g'henkt, —
Und du sakrischá Bauá,
Dös bleibt dá nit g'schenkt!

82. Abschreckung

Dö Bäu'rin mi'm Liacht
Und dá Bauá mi'm Stab, —
Und wann's oft á so g'schách',
So kám's Gásselngeh'n ab.

83. Erlaubter Diebstahl

Wurl' auffi, wurl' auffi,
Wo 's Göscherl liab is:
Und á Busserl stehl'n schad't nit,
Wann má sunst koan Diab is.

84. Warnung

Büaberl, gib acht,
Dáß koan Unglück entsteht,
Dáß bei'm wallenden Wassá
Koan Schiff untágeht.

Wann á Schiff untágeht,
Müass'n má's alli zwá leid'n,
Müass'n unsri zwá Herzerln
Vonánandá scheid'n! —

85. Was not tut

Dá Kerschbám blüaht weiß,
Und 's Liab'n braucht án'n Fleiß,
Das Liab'n wár' wohl toll,
Aber achtgeb'n háßt's wohl.

86. Schlimmer Gewinn

Es zahlt sih nit aus
Weg'n án' oanzigi Nacht,
Dáß du mein Herzerl
So trauri hast g'macht!

87. Halt!

Du braunaugát's Dearnd'l,
Gib decht ámal Fried':
Sunst kriag'n má-r á Kinderl,
Was tát'n má damit?

88. Abschied

Hiaz schau' ih mein Büab'l
Zum letzt'nmal an,
Schlag' d' Äugerln voruntá,
Geh' trauri dávon!

89. Trostgrund

Wann da Eisvog'l schreit
Und der Áligugu: —
Es gibt wohl mehr liabi Leut',
Nit gleih ih oder du!

90. Liebesende

Dö Liab' is schon aus,
Sie is g'fall'n in'n Brunn,
Sie schwimmt unt'n da aus,
Sie schaut nimmámehr um.

91. Gleichgültigkeit

Zweg'n meiná kannst hárb sein,
Zweg'n meiná kannst woaná,
Zweg'n meiná kannst d' ganzi Nacht
Draußt'n loahná!

92. Trauer

Ih schau' hin, ih schau' her,
Ih siach' nindád á Freud':
Hoachi Berg', tiafi Tal',
Übárall Traurigkeit!

93. Meldung

Hiaz kummt schon das Fruahjahr,
Á lustigi Zeit;
Dá Bua geht zán Dearnd'l,
Koan Weg is earm z' weit.

Er klopft an ihr Fensterl,
Tuat s' zuchá begehr'n:
's Dearnd'l is wohl drein,
Sie will abá nix hör'n!

94. Eigennutz

Und, du Bua, dein G'spött
Tuat má-r áh noh nit weh:
Dáß ih für dih z' schlecht bin,
Dös wáß ih eh'.

Ih han da nit nachg'schickt,
Hast mih nia ang'wieg'n;
Dih hat nit das erstmal
Da Hungá hertrieb'n! —

95. Verbesserung

's Dearndál hat g'sagt,
Ih sollt' öftá kemmá,
Und sie laßt ihr á weitárás
Festá stemmá.

96. Liebeszank

Ih und mein Dearnd'l
Sán gangá mitsamm,
Und sán koan' Stund' gangá,
Hab'n má greint áh mitsamm.

Hab' á Wort á zwá g'red't
Und hab' s' g'red't in án'm Scherz,
Und dös hat gleih mein Dearnd'l
Gottsjámmerli g'schmerzt.

's Geblüat fangt an z' steig'n
Und 's Herz wird má háß
Und aft sag' ih halt: "Tapperl,
Vástehst denn koan'n G'spaß?" —

97. Übermut

Lusti und munta sein
Steht má wohl zua,
Und bleib'n tua-r-ih allweil
Á lebfrischá Bua.

Und 's Dearnd'l vexir'n,
Dös tuat mih halt g'freu'n,
Und dö 's nit dáleid't,
Muaß á-n a-dráhti sein!

98. Vergeblicher Gang

Nácht'n dag'wes'n,
Schon z' spat g'wesn,
War wohl Rat g'wes'n
Mein Geh'n;
's Türl zuag'wesn:
's Riegerl fürg'wes'n:
Hab' á so müassn
Hoamgeh'n!

99. Seltsamer Tanz

Dort ob'n auf der Alm
Steht á Haufn Scheitá;
Da tanz'n zwá Küah'
Mit án'm Übáreitá.

100. Charakteristik

Der oani Bua steht auf dá Loatá,
Der andri is zán auffisteig'n z' fál;
Dá dritti steht draußt auf dá Bruck'n,
Und hat á Trum Bratwurst im Mál. —

Aufs Loatáli steig' ih nit auffi,
Koan Stadtmád'l mag ih nit liab'n;
Dö Höflikeit kann i nit brauchá,
Ih möcht' noh án'n A-schnalzá kriag'n!